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Warm Audio WA-14 Test

Praxis

Nah genug am Original?

Warm-Produkte kann man meiner Meinung nach so charakterisieren: „Sie sind optisch, technisch und klanglich einigermaßen in der Nähe ihrer Vorbilder. Ob sehr originalgetreu oder nicht, sei einmal dahingestellt, auf jeden Fall klingen sie sehr gut und sind preiswert.“ – Diese Aussage eignet sich vielleicht nicht ganz für eine Werbebroschüre, trifft es aber nach meiner Ansicht recht gut. Und sie gilt auch für das WA-14. Ernüchtert von diesem Statement? Dafür gibt es keinen Grund, denn das WA-14 zeigt schon bei der ersten Nutzung, dass es ein hervorragend gefertigtes und tatsächlich „teuer klingendes“ Mikrofon ist.  

"Wieviel 414 steckt denn im 14?" – So einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten.
“Wieviel 414 steckt denn im 14?” – So einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten.

„Platz da“

Ein EB stand mir leider nicht zum Direktvergleich zur Verfügung, doch habe ich vor fünfzehn Jahren das erste Mal mit einem gearbeitet und kenne es recht gut – ein Freund besitzt eines, doch leider ist sein Studio alles andere als hier in der Nähe. Auffallend ist, dass das WA-14 in den Tiefen sehr ordentlich zupackt und „Brustbehaarung“ besitzt. Der Übertrager klingt sehr deutlich vor, Signale werden im Bass dick und griffig. Mir gefällt das, allerdings ist das mir bekannte EB deutlich vorsichtiger und feinfühliger unterwegs – und ermöglicht dadurch eine bessere Auflösung der Tiefen. Die Mitten und Präsenzen profitieren von den Klangeigenschaften besonders dann, wenn man ein Signal im Mix nach vorne holen will. Vor allem Stimmen und cleane E-Gitarren drücken sich mit einem lauten „Platz da!“ nach vorne und platzieren sich vor anderen Signalen, was in Kombination mit dem Nahbesprechungseffekt und ein wenig Kompression zu einem wuchtigen Klangbild führt. Dazu gesellt sich aber ein leicht kristalliner Klang der Höhen, die mit einer besseren Auflösung aufwarten, als es meine Beschreibung des Bassbereichs erahnen ließ. Und hier ist er, der 414-Charakter: Oben im Spektrum ist das Signal zwar eher reich, aber dennoch schnell und detailliert. Meine klassische Assoziation beim C414 EB hat auch hier gezündet: Der Klang bekommt eine angenehme Note, die mich immer wieder an Aluminium-Snares von Ludwig erinnert. Und diese Obertonstruktur ist bei Mikrofonen am Ehesten in der Bauart der Kapsel begründet.

Audio Samples
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WA-14, Niere, 10 cm WA-14, Niere, 30 cm WA-14, Niere, 30 cm, 45 Grad WA-14, Niere, 70 cm WA-14, Acht, 30 cm WA-14, Kugel, 30 cm Mojave MA-201FET, 10 cm Mojave MA-201FET, 30 cm Aston Spirit, Niere, 30 cm Aston Spirit, Kugel, 30 cm Aston Spirit, Acht, 30 cm Audio-Technica AT5045, 30 cm

Niere besser als Kugel und Acht

Eher gering ist die Poppempfindlichkeit, es scheint allerdings sehr angebracht, die Spinne zu benutzen (die dann auch ordentlich filtert). Eine zu dröhnige Überbassung findet bei naher Besprechung nicht statt, aber dennoch wäre ein Hochpassfilter nicht verkehrt gewesen. Bezüglich der Patternstabilität zeigt das Mikrofon die klassischen Eigenschaften, glücklicherweise ohne allzu kräftige Einbrüche bei hohen Pegeln. Somit ist der Sweet-Spot der Niere ausreichend breit. Die Niere klingt definitiv besser als Acht und Kugel, und das gilt nicht nur für Signale, die weit außerhalb der Achsen auf die Doppelkapsel treffen: Die Acht ist etwas zu bissig, die Kugel kann ihren eher hohlen Charakter nicht gut verbergen. Damit ist das WA-14 allerdings nicht allein auf weiter Flur – und schon gar nicht in diesem Preissegment. S-Laute beispielsweise klingen in Cardioid-Stellung des Schalters definitiv ausgewogener als im Omni- oder Figure-of-Eight-Betrieb.

Gut, dass die Niere häufiger verwendet wird als die anderen Patterns – sie klingt am besten. Das trifft aber auf fast alle umschaltbaren Mikrofone zu.
Gut, dass die Niere häufiger verwendet wird als die anderen Patterns – sie klingt am besten. Das trifft aber auf fast alle umschaltbaren Mikrofone zu.
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Profilbild von Kassel99

Kassel99 sagt:

#1 - 20.01.2020 um 12:22 Uhr

0

Ein Vergleich zwischen Austrian Audio OC18, Lewitt 640 TS, Warm Audio WA14 und einem AKG C414 XLII wäre mal spannend zu hören. Alles Mikrofone mit dem gleichen Urahnen, oder?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 20.01.2020 um 14:13 Uhr

    0

    Hallo Kassel99,sicher, ein Direktvergleich ähnlicher Mikros ist immer spannend. Wir hatten die genannten halt zu deutlich unterschiedlichen Zeiten (also tatsächlich Jahren!). Das mit dem Urahn: Sicher ist es das C414 (oder genauer: eines der C414), das bei den genannten seinen Einfluss gehabt hat. Aber je nachdem, wieviel Bedeutung man dem zugestehen will, ist beispielsweise die Kapsel des Lewitt mittenkontaktiert, die in C414ern verbaute randkontaktiert. Und prinzipiell haben alle heutigen Kondensatormikrofone fast die gleichen Urahnen – was daran liegt, dass es vor einem guten halben Jahrhundert schlichtweg nur eine gute Handvoll nennenswerter Hersteller gab!Beste Grüße
    Nick

    Antwort auf #1 von Kassel99

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