Vestax VMC-004XLU Test

Details

Der erste Eindruck
Knapp 30 x 26 x 9 cm misst der Rackmount-Mixer und wirkt mit seiner glänzenden Metall-Oberfläche alles andere als bruchgefährdet. Schnittkanten und Grate sucht man vergebens, die Kunststoff-Bodenplatte könnte allerdings etwas massiver ausfallen, denn Fingerklopfen in ihrer Mitte sorgt für Material-Vibration. Zur Spannungsversorgung dient ein externes Netzteil, was bei manchem bestimmt zu Nackenhaarsträuben führt. Wer einen Ersatz-Adapter griffbereit hat, ist im Falle eines Defektes gewappnet. Das ist natürlich bei einer internen Lösung nicht der Fall. Hier wandert der Mixer dann erstmal in den Reparatur-Service und das kann ja bekanntlich im Einzelfall schon mal etwas dauern. Vestax bietet bei den hochpreisigen Artikeln PMC-08 Pro oder PMC-580 inzwischen auch die Möglichkeit an, das Netzteil mit der Rückseite des Mixers zu verschrauben, um ein versehentliches Abstöpseln zu verhindern. Das wäre bestimmt auch für die preiswerteren Geschwister eine interessante Option.

Von zahlreichen MIDI-Controllern umgeben, deren Bedienung sich verglichen mit dem heutigen Probanden erst auf den zweiten, bei besonders komplexen Einheiten auch schon mal auf den dritten Blick erst erschließt, liegt der Fokus beim VMC-004 ganz klar auf dem Wesentlichen Purismus pur!

Hardware
Maxi- oder Ministeck

Satte vier Stereo Cinch-Eingänge wirft der robuste Bursche in die clubtechnische Waagschale. Erdungsanschlüsse liegen für jeweils 2 Kanäle separat vor. Die Feststellschrauben sind nicht nur griffig sondern auch ausreichend groß, um eine schnelle und komplikationslose Verkabelung zu gewährleisten. Ob die beiden 6,3 mm Klinkenbuchsen für die Mikrofone sangeswütige Akteure und redselige Zunftvertreter gleichermaßen zufriedenstellend bedienen können, ist fraglich, denn leider sind sie nicht in der Lage „das Phantom zu speisen“. Als kleines Trostpflaster steht ihnen aber das gesamte frequenzbezogene Regelwerk der ersten beiden EQ-Kanäle zur Verfügung, zumindest, wenn man zuvor den Kippschalter in die entsprechende Stellung gebracht hat. Talkover-Buttons sind nicht vorhanden, das ist für Moderatoren vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Raus aus dem VMC004 geht’s dann über zwei separat regelbare Masterausgänge (Cinch). Master 1 liegt zudem symmetrisch über XLR vor.
 
Die gängigste Verwendungsmöglichkeit des VMC004 ist vermutlich die Schaltzentrale eines klassischen Turntable- oder CD-Setups. In Bezug auf die kleinen Silberlinge ist anzumerken, dass der Testkandidat leider keine Faderstart-Buchsen an Bord hat, obwohl Hausmarke „CDX-05“ diese Technik seit Jahren beherrscht. Warum der USB-Port an der Vorderseite plaziert ist, erschließt sich mir nicht direkt.

Fotostrecke: 4 Bilder

Zug um Zug
Jeder der vier Kanäle verfügt über einen Kippschalter zur Quellenauswahl (Phono-/Line-/Mic-Signal für die ersten beiden Kanäle, Phono-/Line für die Kanäle drei und vier). Zum Eingriff in das Klangbild dient ein klassischer 3-Band-EQ begleitet vom obligatorischen Verstärkungsregler TRIM. Obligatorisch zumindest für analoge und digitale Clubmixer. Zu meinem Leidwesen fällt er bei DJ-MIDI-Controllern wegen softwareseitigem Autogain manchmal auch dem Rotstift zum Opfer.

Fotostrecke: 4 Bilder Kippschalter dienen zur Wahl der Signalquelle

Potis
Betrachtet man, gerade im Zusammenhang mit elektronischer Musik, das Mischpult als Herz des Geschehens, sind die Equalizer wohl die linke Herzkammer. Hier wird der Sound noch mal ordentlich angereichert, respektive aufgebohrt, bevor er in den Kreislauf der Tanzwütigen am Dancefloor eindringt. „Boost plus sechs- Cut total “ lautet die EQ-Devise und signalisiert die Bereitschaft, das jeweilige Frequenzband zu eliminieren. Die Arbeitsfrequenzen gibt Vestax mit folgenden Werten an: Der Tiefenisolator beschneidet Frequenzen unterhalb 250 Hz, der Hi-Cut setzt jenseits von 2,5 kHz an, das Mittenband kümmert sich um den Rest zwischen 250 Hz und 2,5 kHz. Auf einen Regler zur Einstellung der Balance am einzelnen Kanalzug wurde zugunsten eines Master-Balance-Reglers verzichtet. Und so hören sie sich die EQs an:

Audio Samples
0:00
High-EQ Kill Mid-EQ Kill Low-EQ Kill All EQs Kill

Fader
Vestax Mixer sind ja für hochwertige, langlebige und butterweiche Fader (oftmals aus dem Hause P&G oder ALPS) bekannt und auch die hier verbauten Varianten hinterlassen einen guten Eindruck. Zu meinem Leidwesen entschied sich die Planungsabteilung für einen Regelweg von   45 mm. Nun mag vielleicht manches Hip-Hop-Herz höher schlagen, für Vertreter der House- und Technofraktion könnte sich die Wahl der Faderlänge jedoch von Fall zu Fall als mixtechnisches Nadelöhr erweisen. Die Kanal-Fader gleiten recht sanft, weisen aber geringfügig Spiel auf. Allen, die es gewohnt sind, während ihrer Mix-Session unentwegt an den Crossfaderflanken zu fummeln, ist VMC eher nicht zu empfehlen. Statt eines Präzisionspotentiometers, wie er bei den meisten teureren Geräten zum Einsatz kommt, gibt’s hier nur einen Switch. Die Kurvencharakteristik hat also lediglich zwei feste Werte. Ich sag mal „soft“ oder „hard“.  Der Überblendregler selbst ist etwas leichtgängiger, als seine vier Linefader-Kollegen, bei meinem Testmodell allerdings nicht ganz so butterweich wie an meinem Battlemixer PMC-06. Ein dreistufiger Schalter routet die einzelnen Kanäle auf eine der Crossfaderseiten (A oder B) oder unmittelbar auf die Stereosumme.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein CF-Switch entscheidet…

Master und Cue
Die Mastersektion präsentiert sich aufgeräumt. Jeweils ein Regler passt Haupt- und Monitor-Lautstärken an. Dazu gesellt sich der bereits erwähnte Master Balance-Regler. Eine siebenstufige LED-Kette gibt optisch Aufschluss über den Ausgangspegel (-20/+6 dB).

Die Vorhörsektion wartet mit einem Kopfhörerausgang in Form einer 6,3 mm Klinkenbuchse nebst Lautstärkenanpassung, Cue-Select-Poti und Cue-Mix auf. Das Mix-Signal kann so auf dem Kopfhörerweg zunächst abgehört werden, bevor es auf dem Masterbus ausgegeben wird. Die Wahl eines Potis lässt darauf schließen, das der Mixing-Controller eher für einen Einsatz jenseits von Black-Music konzipiert ist, denn die meisten Scratcher würden wohl einen Monitor-Crossfader vorziehen.

Fotostrecke: 3 Bilder
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