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Vestax VCI-100 MKII Test

iPhone4, Cubase 6, Live 8. Es ist ein Gesetz des Marktes, dass ein erfolgreiches Produkt mit jeder Revision an aktuelle technische Möglichkeiten, Anforderungen der Konsumenten und zeitgenössische Trends angepasst wird. Dieses Gesetz macht auch vor der Kultkonsole Vestax VCI-100 nicht halt, welche sich in den letzten drei Jahren nicht zuletzt durch Initiativen enthusiastischer Lötkolben-Aktivisten einen Platz im Controller-Almanach und in den Herzen vieler Fans erobert hat. Ein echter Wegbereiter für DJ-Kommandozentralen professionellen Anspruchs.

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Mit nativer Vier-Deck-Kompatibilität, einem brandneuen Audio-Interface, überarbeiteter Bedienoberfläche und vielen kleineren Detailverbesserungen ausgestattet, möchte der VCI-100 MKII bei einer UVP von 713 € nun an diesen Erfolg anknüpfen und scheut sich nicht, den knochenharten und steinigen bonedo-Testparcours zu absolvieren. Anders als sein Vorgänger hat er allerdings zum Release bereits einer Heerschar an Mitbewerbern die Stirn zu bieten. Zum Beispiel Denon´s MC-6000 (UVP 799 €), Hercules´ DJ-Console 4MX (UVP 499 €), American-Audio´s VMS-4 (UVP 499 €) und Reloop´s Digital-Jockey3 Master-Edition (UVP 639 €). Ferner muss er sich auch gegen die Konkurrenz aus dem eigenen Haus behaupten, nämlich den Vestax-TR1 und „Serato Itcher“ VCI-300 MKI. Der Endkunde schöpft aus einer Vielfalt an Produkten mit unterschiedlichen Schwerpunkten, und die Luft wird auf dem Pfad zum Controller-Olymp dünner.

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Details

Impressionen
Schon an der Verpackung lässt sich der Generationswechsel unschwer erkennen. Bis dato schwarzgrau kariert, weicht die Kartonoptik einem dezenten Taubengrau-Weiß und wird von einem blauen Seitenstreifen analog zum Look der Konsole verziert. In der Box finde ich, neben dem obligatorischen Owners-Manual, eine Traktor LE-Lizenz, ASIO-Treiber für aktuelle Windows-Betriebssysteme, ein USB-Kabel und – man lese und staune – einen Vierfach-USB-Hub! Nachtigall, ick hör dir trapsen. Ja, und dann ist da noch der sicher verpackte Star des Tages, der trotz fast identischer Maße von 37 x 27 x 3,8 Zentimetern ein stattliches Kilogramm abgespeckt hat. Da freut sich die Fraktion der urbanen KFZ-resistenten Plattendreher. Sollten während der Inbetriebnahme Ungereimtheiten auftreten, hilft das reichhaltig bebilderte, aber leider nur in Englisch und Japanisch abgefasste Handbuch weiter. Besonderes Augenmerk verdient die Tabelle auf den hinteren Seiten, denn sie gibt Aufschluss über MIDI-Codes und Bedienelemente mit Shift-Funktion.

Oberflächendesign
Auch der VCI-300 kam vor Kurzem als MKII-Version, doch im Gegensatz zu dessen hauptsächlich internen Verbesserungen, sind die Änderungen beim VCI-100 einschneidender. Dennoch, trotz partieller Umgestaltung wirkt die Bedienoberfläche nach wie vor nicht überladen und wirft kaum Fragen auf. Das klassische Deck-Mixer-Deck Layout mit den Jog-Dials im Zentrum und den seitengelagerten Pitch-Fadern ist vielen Vestax-Cockpits gemein. Im Direkt-Vergleich mit seinem Vorgänger besticht der Proband allerdings durch symmetrisch angeordnete Baugruppen und es scheint, als hätten meine Stoßgebete endlich einen Zuhörer gefunden. Prima.

Der Vorgänger VCI-100 - bei einem oberflächlichen Blick könnte man meinen, es habe sich kaum etwas geändert, aber wehe wer genauer hinsieht...
Der Vorgänger VCI-100 – bei einem oberflächlichen Blick könnte man meinen, es habe sich kaum etwas geändert, aber wehe wer genauer hinsieht…

Auf dem vornehmlich aus Kunststoff gefertigten Gehäuse sitzt eine Oberflächenauflage aus Aluminium, die ziemlich resistent gegen Fingerabdrücke ist. Grate und Schnittkanten konnte ich nicht ausmachen. Die Verarbeitung ist vorzüglich und die Audiobuchsen sitzen fest im Gehäuse. Die Stromversorgung erfolgt wahlweise über den USB-Port oder ein externes Netzteil. Ohne Frage, das stromlinienförmigere Design ist schon etwas schnittiger als zu Papas Zeiten, und der Proband wirkt ergonomischer, was er natürlich im Praxistest unter Beweis stellen muss. Trotz schwarzer Stoßfänger an den abgerundeten Ecken ist es anzuraten, den Mixer während einer Reise in einem adäquaten Case zu verstauen. Laptop-Taschen sind bei derart kompakten Ausmaßen oft die erste Wahl. Doch je nach Typ und Polsterung könnten unter Umständen die äußeren Pitch-Fader in Mitleidenschaft gezogen werden. Daher lohnt es sich von Fall zu Fall, etwa 40 Euro für einen speziellen Kunststoff-Deckel á la Decksaver auszugeben. Derzeit sind zwar lediglich V1-Modelle erhältlich, welche allein schon aufgrund der größeren Wheels nicht passen. Auf meine Anfrage hin teilte mir der freundliche Support aber mit, dass Version 2 bereits so gut wie in den Startlöchern steht.

Der neue Kern
Das im MKII integrierte Sound-Interface ist ein echter Zugewinn für den VCI. Wer jemals mit einer DJ-Konsole, einem zusätzlichen Pad-Controller und Audio-Interface in den Kampf gezogen ist, um den schon unter Zeitdruck abbauenden Vorgänger auf drei Quadratmetern Aktionsraum abzulösen, weiß, was ich meine. Man freut sich über jedes eingesparte Kabel. Zu meinem Bedauern begnügt sich der Kandidat mit einer Auflösung von 16 Bit und einer Samplerate von 44,1 kHz. Das ist mir gemessen am UVP etwas zu wenig, wenngleich die Werte der CD-Norm (Red Book-Standard) entsprechen. Ich finde, hier hätte Vestax dem Dreihunderter-Upgrade entsprechend ruhig etwas mehr in die Vollen gehen können. Am hinteren Anschlussfeld stehen zwei geklonte Master-Outs in Form von Stereo-Cinchbuchsen zum Anschluss an die PA bereit, ferner entdecke ich einen regelbaren Stereo-Eingang gleichen Formates. Das verschafft dem DJ die Möglichkeit, ohne einen Clubmixer Sample- und Drumroll-Offensiven aus der Kanzel abzufeuern – zum Beispiel mit einer Maschine oder einem iPad. Das Signal fließt via USB an die DJ-Software und per Audio-Through auf ein Deck. Als Notfalldurchschliff für den iPod im Falle eines Computer-Absturzes kann dieser Signalweg indes nicht herhalten. Schade. Zwei praktische Touch-Sensor Einstellschrauben, auf die ich später noch eingehen werde, führen uns nun zum Frontpanel.

An der vorderen rechten Außenseite ist der Kopfhörerausgang platziert. Fünf Drehregler dirigieren die Pegel für Master und Monitor, den Cuemix und die Blendcharakteristik des Crossfaders. Mir persönlich sind diese zu klein geraten, aber da hat jeder eine eigene Sichtweise. Der vordere Überhang wirkt sich für die „Durchschnittsfinger“ nicht störend aus und dient quasi auch als Schutz für die frontalen Bedienelemente während des Transports.

Frontpanel_04

Waschen, legen, föhnen
Die neuen, gummierten, etwas höher ausgefallenen Potikappen finden sich auch am Battlemixer PMC-05 Pro MKIV wieder und sind meiner Meinung nach nicht minder praxistauglich als ihre Amtsvorgänger. Auch die Fader laufen schön gleichmäßig und sanft auf den Leiterbahnen. Der Joystick wurde ebenfalls neu gestaltet und bietet einen größeren Knauf als am TR-1. Er ist allerdings sehr kurz ausgefallen. Erfreulicherweise legen die Schaltflächen der Loop- und Cue-Abteilungen nun einen längeren Schaltweg zurück. Die Druckpunkte sind gut zu ertasten und bieten ein weitaus fluffigeres Trigger-Erlebnis als ihre doch recht steifen Vorgänger – mindestens zehn Fingerkuppen danken schon einmal im Voraus. Insgesamt zähle ich fünf Flachbahnregler, 26 Drehregler, 40 Buttons, einen Joystick, zwei Kippschalter und zwei Jog-Dials. Unser Prüfling sendet damit über 200 verschiedene Befehle auf vier MIDI-Kanälen. Wie es um den Rest der Vestax´schen Flotte bestellt ist, könnt ihr der nachstehenden Tabelle entnehmen.

 

VCI-100

VCI-100 MKII

Spin

Vestax TR-1

VCI300-MKII

Fader

5

5

13

4

5

Buttons

41

40

27

43

40

Potis

19

26

5

25

11

Interface

16 Bit/ 44 kHz

16 Bit/ 44 kHz

24 Bit/ 48 kHz

In/ Out

2 /HP/ 4 (geklont)

Mike/HP /2

Mike/2/HP

 / 4

Jog-Wheels

110 mm

125 mm

120 mm

130 mm

Preis (UVP)

594 €

713 €

297 €

654 €

1070 €

Mixer
Die zentrale Mischpultgruppe mit ihren beiden gut ausgestatteten Kanalzügen dirigiert Traktor´s dreibändigen „Classic“-EQ nebst Gain und Panorama. Der „Traktor Classic“-EQ ermöglicht in jedem Band eine Verstärkung von +12 dB und eine Absenkung von -20 dB. Die Regler arbeiten sehr präzise und lassen feine Eingriffe ins Klangbild zu. Killswitches sind nicht zugegen, daher ist auch bei „Linksanschlag“ ein Signalanteil in allen Frequenzbändern zu hören. So ähnlich ist es auch an meinem Pioneer DJM-600, der im Übrigen als P600 Emulation in Traktor Pro implementiert ist. Der „P600“-Modus hat analog zum Mixer einen Cut/Boost von +12/-26 dB. Den direkten Vergleich könnt ihr anhand der Hörproben ziehen. Der „NUO” Modus arbeitet von -30 dB bis +10 dB in den Tiefen und Mitten und von -25 dB bis +10 dB in den Höhen. Na, für jeden Geschmack etwas dabei…? Effekte und Preview werden selbstverständlich direkt am zugehörigen Kanal eingeschaltet. In der Fader-Sektion setzen die Entwickler von Vestax auf zwei hoch aufgelöste 60-Millimeter-Upfader und einen leichtgängigen Überblendregler von 45 Millimetern Länge, der sich stufenlos hinsichtlich seiner Flankencharakteristik regulieren lässt.

Audio Samples
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P600 Hi Cut DJM 600 Hi Cut TP Classic Hi Cut P600 Mid Cut DJM 600 Mid Cut TP Classic Mid cut P600 Low Cut DJM 600 Low Cut TP Classic Low Cut

Zur Navigation in der Musikbibliothek und zum Befüllen der Decks verbaut Vestax einen Joystick mit Button-Funktion. Damit browst der DJ durch Playlisten und befördert seine Titelauswahl in die gewünschten Abspieleinheiten. Drückt er den Joystick nieder, öffnet sich entgegen der Beschriftungen (Preview Deck) das Browser-Layout, welches die Software-Player zugunsten einer Vollbildansicht der Library ausblendet. Prinzipiell keine schlechte Idee, doch das Hilfsdeck erweist vielen Anwendern wirklich gute Dienste. Vor allem, wenn nur zwei Player freigeschaltet sind. Leider lässt das Standard-Mapping, welches unter Traktor LE nicht konfigurierbar ist, keinen Zugriff auf Favoritenlisten oder den Verzeichnisbaum zu. Hier kommen stattdessen Maus oder Tastatur zum Einsatz.

Joystick

Am Fuße des Controllers bilden Play, Pause, Cue (Play, Pause, Set) und Jump-Start die Befehlspalette der Transportsektion. Die Schaltflächen sind nun etwas größer und treffsicherer, doch zu meiner Überraschung hat der Hersteller werkseitig kein Cue-Juggling implementiert. Eine Möglichkeit, dem abzuhelfen, ist Sprungmarken auf die zweite Befehlsebene der Transportsektion zu verlagern – allerdings wäre hier Toggle-Shift statt Hold-Shift erforderlich, damit der DJ beide Hände frei hat. Die bessere Alternative sehe ich in einem zusätzlichen Pad-Controller wie Vestax´ Pad-One oder Korg´s Nanopad.

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Praxis

Installation
Bevor man sich für den MKII entscheidet, ist die eigene Prozessorarchitektur zu überprüfen, denn laut Herstellerangaben werden Atom-, Celeron- und AMD-Plattformen nicht unterstützt. Der verwendete Treiber ASIO4VCI-100 MKII sieht nach einer ASIO4All-Adaption aus, offeriert jedoch kein eigenes Panel und installiert eine C++ Laufzeitumgebung mit, die sich natürlich auch ein wenig Prozessorleistung abzwackt.

Traktor_Wizard

Nennenswerte Vorkommnisse gab es während der Installation nicht, allerdings fordert Traktor eine Online-Aktivierung über das Service-Center ein. Als Nächstes gilt es, die Konfigurationsdatei manuell einzubinden und das Audio-Routing vorzunehmen oder dem Setup-Wizard Auskunft zu geben. Nach wenigen Augenblicken ist es dann soweit. Kopfhörer anschließen und loslegen. Von Haus aus ist der MKII beim iMac mit vier Millisekunden Latenz eingestellt, die im Praxistest, soviel kann ich vorwegnehmen, einem störfreien Arbeitsablauf gewährleisten. Die himmelblau strahlenden Seitenstreifen erinnern ein wenig an den VCM-600, obwohl sie hier wohl eher dekorativen als beleuchtenden Charakter haben.

Service_Center

Software hat, der hat
Der Erfolg eines DJ-Controllers hängt bei Erstkäufern auch von der Beipack-Software ab, denn so sparen Interessenten unter Umständen einen dreistelligen Betrag ein. Und selbstredend ist auch die Kompatibilität zu gängiger Software ein entscheidendes Kaufargument. Wie zu erwarten wird der VCI-100 MKII – genau wie sein Vorgänger im Jahr 2007 – mit einer aktuellen Fassung von Traktor LE ausgeliefert.

Native-Instruments´ Traktor LE Vestax Edition bietet eine stabile, Club-erprobte Arbeitsumgebung mit grundlegenden Mixwerkzeugen. Die Software spielt Audiodateien in den Formaten MP3, AAC, WAV, AIFF, WMA, FLAC und OGG auf zwei virtuellen Decks ab. Diese versorgen den DJ mit songrelevanten Informationen wie BPM, ID3-Tags, Laufzeiten und Pitch-Werten und stellen auf Wunsch auch Plattencover dar. Die Player zeigen je eine klicksensitive Wellenformvorschau sowie eine vergrößerte Ausschnittsbetrachtung an, die von einem Raster (Beatgrid) durchzogen ist. Dieses dient als Referenz für die automatische Synchronisation der Musiktitel. Ein Zweikanal-Mixer mit Dreiband-EQ und eine kleine Kreativsektion mit Effekten und Loops sind weitere Kernkompetenzen des Berliner Treckers. Die Musikverwaltung teilt sich in eine zentrale Playlisten-Ansicht und eine Explorer-Leiste auf. Ein inkrementelles Suchfeld erleichtert das Auffinden von Audiodateien in umfangreichen Soundarchiven. Titel können anhand von über zwei Dutzend Kennzeichen sortiert werden, allerdings fehlt die Möglichkeit, zu kommentieren oder zu editieren schmerzlich. Diese Einschränkung ist allerdings softwareseitig und dem VCI-100 MKII nicht anzulasten. Zum vollen Vier-Deck-Vergnügen benötigt der DJ dennoch eine „Pro“-Lizenz, die aktuell mit 99 Euro zu Buche schlägt. Wir arbeiten in diesem Artikel mit beiden Versionen. Doch stelle ich mir die Frage, warum ein Pioneer-DDJT1 eine Vierdeck-fähige Traktor LE-Version im Gepäck hat. Ob es am doppelten Verkaufspreis liegt?

Fotostrecke: 2 Bilder Traktor LE

Jogwheels und Pitch
Berührungsempfindliche, blau illuminierende Jog-Wheels mit regulierbaren Touch-Sensoren sind schon fast zu einem Markenzeichen aktueller Vestax-Controller geworden. Sie haben eine sehr  gute Qualität und lösen präzise auf. Auch die neuen Jog-Plates gefallen mir besser als am MK1. Mit einem Durchmesser von 125 Millimetern bieten sie eine ausreichend große Angriffsfläche für Scratch-Attacken, zudem ist die geriffelte Auflage schön griffig. Drückt der Akteur auf die Oberfläche, schaltet sich Scratching ein und die Beleuchtung schwenkt auf Rot. Wer nicht „kratzt“, dreht den rückseitigen Touch-Adjust-Regler nach links und unterdrückt so den Auslöser. Selbst der physische Drehwiderstand der Dials lässt sich durch Verstellen der inneren Schraube nach eigenem Gusto justieren. Ihre weit reichenden Einstellmöglichkeiten sorgen nicht nur für ein persönliches Gefühlserlebnis, sondern schaffen obendrein Sicherheit gegen Vibrationen in basslastigen Umgebungen. Eine runde Sache. Bevor ich es vergesse: Das Gerät  steht auch bei heftigeren Einlagen rutschsicher auf sechs Gummifüßen.

Die Pitchfader sind mit einer Länge von 50 Millimetern wahrlich keine Hünen, lösen aber in einem Bereich von 0,1 BPM präzise auf. Falls ihr euch fragt, warum ich nichts über Pitchbend-Taster schreibe: Ganz einfach, es gibt keine. Ooops!

Neues vom Schwingschleifer
Der VCI-100 MKII verzichtet auf einen manuellen Schleifenbaukasten zugunsten von Auto-Loops, was mich persönlich nicht stört. Allerdings sieht das nicht jeder so, und wer ohne manuelle Loops nicht leben kann, benötigt mindestens Traktor Duo zum Nachrüsten. Vielleicht hätten sich ja die MOVE-Buttons angeboten, statt sie vom Shift-Prozess auszuschließen und unbelegt zu lassen. In traditioneller VCI-Manier wird der Loop-Divider über Schaltflächen statt Encoder gesteuert, ferner gehören Keylock und Autosync zum Programm. Obendrein spendiert Vestax jedem Deck ein Poti für das Kombi-Filter, dem eine einrastende Nullstellung und Key-Transpose via Shift nicht geschadet hätten.

Audio Samples
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Traktors Loopdivider Traktors Highpassfilter Traktors Lowpassfilter

Flügelwechsel, Effekte und Co.
Mit den Kippschaltern wechselt der DJ auf die Decks C und D. Die Aktion wirkt sich auf die Jog-Wheels, die Transport-Sektion und alle fokusabhängigen Kreativfunktionen aus. Damit es nicht zu ungewollten Werteverschiebungen kommt, wird ein Pick-Up-Modus aktiviert. Springt der DJ  auf den vorherigen Befehlssatz zurück, sind die alten Werte der Fader und Potis abzuholen, bevor sie erneut reagieren. Die einzelnen Decks werden über eigene MIDI-Kanäle angesprochen, was den VCI auch für andere Softwares prädestinieren sollte, aber dazu später mehr. Damit der Arbeits-Layer auch in dunklen Umgebungen problemlos identifiziert wird, verwendet Vestax ein spezielles Beleuchtungskonzept. Für die Schaltflächen gilt: Blau kennzeichnet A und B, Grün markiert C und D. Die Effekt-Racks 3 und 4 werden mit separaten Tastern angesprochen. Unterm Strich ermöglicht die Bedienoberfläche einen komfortableren Zugriff auf Traktor´s Decks, Loops und Effektsektionen, sei es mit zwei oder vier Units, sei es im Einzel- oder Gruppen-Modus. Auch das Auswechseln der Effekt-Typen erfolgt bequem von der Hardware. Sehr schön. Nur für den Betriebsmodus (Chained/Advanced-Mode) müsste der User eine eigene Taste zuweisen oder über die Voreinstellungen in der Software gehen. Nach mehreren Betriebsstunden unter Traktor Pro muss ich hinzufügen, dass es wirklich viel Spaß macht, mit dem (zugegebenermaßen minimal rekonfigurierten) „Vestax´schen“-Controller zu arbeiten. Laden, Einstarten Synchronisieren, Mixen und Remixen – alles läuft wie geschmiert und die Zeit vergeht wie im Flug. Nachfolgend habe ich zwei Effekte des DJM600 den Traktor Pro FX gegenübergestellt.

Audio Samples
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Traktor Pro Flanger Flux DJM 600 Flanger Traktor Pro Filter 92 Pulse DJM 600 Filter Traktor Beatmasher

Was noch?
Ganz wichtig: Das 16Bit-Audiointerface klingt transparent und druckvoll. Der Ausgangspegel ist hoch genug, um damit die Stereoanlage im heimischen Partykeller, die PA in der Kiezbar oder die Beschallungsgerätschaften des nächstgelegenen MIDI-Fight-Clubs anzufahren. Zwar ist der Kopfhörerausgang für meinen Geschmack etwas leise geraten, aber er spielt einen glasklaren Sound aus und ist zudem ziemlich übersteuerungsfest.

Preview

Das Dirigieren der Anderen
Bevor es ans Fazit geht, noch ein kleiner Ausflug in die Welt der virtuellen Plattenteller. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes berichten, doch zum Testzeitpunkt sieht es ziemlich mau um die native Einbindung des brandneuen Fernost-Controllers aus. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass sie nicht lange auf sich warten lassen sollte. Wie auch immer. Mixvibes Cross 1.5 zeigt momentan keine Spur vom VCI-100 MKII. Gleiches gilt für Deckadance 1.8 und DJAY3. Parallelen zum MK1 in 2007 tun sich auf. Lediglich Virtual DJ-7.02 hatte ein Mapping im Gepäck (was mich nicht verwundert, denn VDJ7 kann ebenfalls vier und mehr Decks abspielen). Ich habe den Burschen also für ein paar Runden ins Bootcamp geschickt, wo er auch unter VDJ seine Vierdeck-Qualitäten unter Beweis stellen konnte. Tracks laden und einstarten, manuell oder automatisch synchronisieren, Frequenzen schrauben – alles kein Problem. Dazu Effekte abfeuern, Loops setzen und in den Mix filtern – klappt. Unter Berücksichtigung der VDJ-typischen Besonderheiten gestaltet sich der Arbeitsablauf weitestgehend so, wie man es von den Beschriftungen am Gerät erwartet. Bedauerlicherweise unterstellte VDJ auf Mac OS X (10.6) dem Kandidaten, er sei ein Typhoon, was folglich im Zusammenspiel zu Fehlinterpretationen führte. Nachdem ich die richtige Konfigurationsdatei manuell ausgewählt habe, lässt er weiterhin keine vernünftige Steuerung zu. Da aber VDJ, wie auch die anderen hier genannten Programme, eine Lernfunktion besitzt, lässt sich der Controller mit etwas Zeitaufwand zu Fuß anpassen.

Aktuell scheint sich der Markt, was neue Controller-Konzepte angeht, primär auf Vierkanäler mit separaten Kanalzügen zu konzentrieren. Wer nun der Meinung ist, dass dieses Layout heutzutage ein Muss für einen adäquaten Traktor-Controller ist, und dass es ihm obendrein gut zu Gesicht stehen würde, vier simultan bedienbare FX-Racks abzubilden: Ich gebe zu bedenken, dass damit eine sehr spezielle Zielgruppe angesprochen wird und viele Anwender mit zwei Units sehr gut leben können. Zum einen, weil Humanoide nur zwei Hände haben, zum anderen bleibt die Konsole somit kompakt und übersichtlich. Ich denke beim VCI stimmt die Mischung aus Bedienkomfort und Portabilität weitestgehend. Das nachstehende Foto soll dies noch einmal verdeutlichen.

Vergleich_VCI_DDJT1
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Vestax VCI-100 MKII hat den Testparcours gut bewältigt. Der schnittige DJ-MIDI-Controller aus dem fernen Japan besitzt ein integriertes Audio-Interface mit soliden Klangeigenschaften und einem Line-Eingang für externe Zuspieler. Sein Layout wurde an entscheidenden Stellen verbessert und ist nun spiegelsymmetrisch angelegt und gut zur Steuerung von bis zu vier Traktor-Decks, FX-Racks und Kreativabteilungen geeignet. Dabei zeigt er sich ergonomisch, kompakt und leicht. Zum positiven Gesamteindruck tragen weiterhin präzise Fader und Potis bei, die grazile Eingriffe ins Spielgeschehen ermöglichen. Ein besonderes Lob verdienen die Scratch-tauglichen, Case-sensitiven Jog-Wheels. Große, hochauflösende Teller punkten mit guter Haptik, Einstellschrauben für die Sensibilität des Touch-Sensors und regelbarem physischen Widerstand. Scratch-DJs freuen sich zudem über eine stufenlose Kurvenkontrolle für den Überblendregler. Auch wenn das Interface nur 16 Bit und 44,1 kHz bietet – was zugegebener Maßen in dieser Preisklasse keinen Szenenapplaus zur Folge hat – könnten Einsteiger und professionelle Anwender dank niedriger Latenzen und weitestgehend schlüssigem Arbeitsablauf gleichermaßen Gefallen an dem Tool finden. Ein bisschen mehr Dampf auf dem Kopfhörer, etwas größere Front-Potis und ein separater Booth-Ausgang hätten den Kandidaten sicherlich weitere Punkte einfahren lassen. Dazu wünsche ich mir noch zwei Pitchbend-Taster und eine Mittenrasterung für das Filter. Dann stünde auch ein weiterer Bewertungsstern ins Haus.  
Sicherlich sind 713 Euro UVP kein Schnäppchen, doch der redliche VCI-100 hat im VCI-100 MKII einen würdigen Nachfolger gefunden, der einen hohen Spaßfaktor bei kurzer Einarbeitungszeit bietet. Wer´s kompakt mag, sollte Vestax´ Neuen mal antesten!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Benutzerfreundliches Layout
  • Integriertes Sound-Interface
  • Vier-Deck-Kontrolle auf vier MIDI-Kanälen
  • Qualitativ hochwertige Jogwheels
  • Kompakt und leicht
  • Transparenter und druckvoller Sound des Masters
  • Zwei dedizierte Effektsektionen
  • Stufenlos einstellbare Crossfaderkurve
  • DJ-Software Traktor LE inklusive
Contra
  • Etwas leiser Kopfhörerausgang
  • Interface formal nur 16 Bit und 44,1 kHz
  • Sehr kleine frontale Cuemix-Controller
  • Keine Mittenrasterung beim Filter-Regler
  • Kein separater Booth-Out
  • Keine Pitchbend-Taster
Artikelbild
Vestax VCI-100 MKII Test
Für 379,00€ bei

Herstellerlink: Vestax

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