VallhallaDSP VallhallaDelay Test

ValhallaDSP kennt wahrscheinlich jeder, der schon einmal an einem Computer Musik gemacht hat. Die Effekt-Plugins des Herstellers bestechen in der Regel durch guten Klang, übersichtliche GUIs und einen erschwinglichen Preis. 

ValhallaDSP_Delay_B01_Test


Nachdem die amerikanische Firma schon mehrere Reverbs veröffentlicht hat, kommt nun das dritte Delay. Während Freq Echo und UberMod viele neuartige Elemente kooperiert haben und komplexe Sounddesign-Tools waren, fällt das neue mit dem schlichten Namen Delay scheinbar eher in die Kategorie „normales“ Delay – was auch immer das bei ValhallaDSP bedeuten mag. 
 

Details

Allgemeines

Delay gibt es für Windows ab Version 7 im VST2.4-Format in 32 und 64 Bit, sowie im VST3- und AAX-Format. Für MacOS-User steht es ab Version 10.8 im AU-, VST3- und AAX-Format sowie im VST2.4-Format in 32 und 64 Bit zur Verfügung.
Nach dem Erstellen eines Accounts und dem Kauf von Delay erhält man im User-Bereich Zugang zum Installer und zur Lizenzdatei. Diese muss dann beim ersten Öffnen des Plugins dort importiert werden, damit der Effekt uneingeschränkt funktioniert.
Bei ValhallaDSP kostet bis auf zwei Freeware-Ausnahmen jedes Plugin genau 50 US-Dollar.   

Sieben Delay Modes

Delay liegen sieben Modes zugrunde, also sieben unterschiedliche Delay-Modelle, die emuliert wurden. Darüber hinaus gibt es weitere Parameter, mit denen die klanglichen Möglichkeiten erweitert werden können. Jedes Modell hat ein eigenes GUI mit teilweise unterschiedlichen Parametern.

  • Tape: Tape Delay mit variabler Motorgeschwindigkeit, basiert auf dem Space Echo von Roland, dunkel, mit Saturation und Wow/Flutter.
  • HiFi: weiteres Tape Delay; Reel-to-Reel-Emulation; mit Mod-Rate und -Depth; für die Steuerung des Wow/Flutter-Effektes; Age fügt dem Effekt Schärfe hinzu. 
  • BBD: Bucket Brigade Delay Emulation; mit Kompander-Artefakten und BBD Noise, dunklem Klang und Mod-Rate und -Depth.   
  • Digital: Emuliert digitale Delay-Einheit der 80er Jahre; mit variabler Bit-Auflösung; Mod-Parameter steuern LFO für Vibrato- und Pitch-Effekte.  
  • Ghost: Analog-Style-Delay mit Frequency-Shifting.
  • Pitch: Digital Modeled Delay mit Pitch-Shifting; auf- und abwärts bis zu zwei Oktaven. 
  • RevPitch: Der Delay-Effekt wird zusätzlich rückwärts wiedergegeben.

Optisch – alles beim Alten

Grundsätzlich ist das GUI mit den bisherigen Veröffentlichungen aus dem Hause VahallaDSP artverwandt. Je nach ausgewähltem Delay Mode wird die Oberfläche in einem anderen farblichen Thema angezeigt, wie man das zum Beispiel auch schon von VintageVerb kennt. Auch alle Regler, die eingestellten Werte, selbst die verwendete Schrift und auch die Hilfe, die am unteren Rand des GUIs erscheint, sobald man mit dem Mauszeiger über eine Funktion fährt, wirken für geübte Valhalla-Nutzer vertraut, ermöglichen aber auch neuen Usern von Beginn an einen schnellen Workflow. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die verschiedenen Delay Modes …

Noch viel mehr klangliche Möglichkeiten

Delay bietet neben den sieben Delay Modes aber noch weitere Möglichkeiten, den Sound des Effektes zu beeinflussen. Zum einen kann man über Style das Verhältnis von rechtem zu linkem Kanal beeinflussen und die Anzahl der Delay-Stimmen festlegen. Es gibt fünf verschiedene Styles.
Single: Beide Kanäle nutzen dieselbe Verzögerungszeit und Modulations-Wellenform, können über Spread aber zeitlich verschoben werden. 

  • Dual: Beide Kanäle haben unterschiedliche Delay-Lines.
  • Ratio: Der linke Kanal wird regulär, der rechte Kanal in Prozent im Verhältnis zur linken Seite eingestellt. 
  • PingPong: Linker und rechter Kanal werden erneut eingespeist.
  • Quad: Emuliert Tape Delays mit bis zu vier Köpfen, die über TapA bis TapD an- und ausgeschaltet werden können. Im Repeat-Modus erhält ein Wiedergabekopf das Signal vom vorhergehenden Kopf, im Swell-Modus von allen Köpfen.
Die fünf verschiedenen Styles bieten viel Abwechslung beim Signal-Processing.
Die fünf verschiedenen Styles bieten viel Abwechslung beim Signal-Processing.

Zum anderen lässt sich unter Era der Effekt in eine von drei Epochen einordnen: Past, Present und Future. Dadurch verändert sich der Klang deutlich und kann je nach Wunsch angepasst werden, ohne andere Parameterveränderungen vorzunehmen. Je nach Delay Mode wählt man damit zum Beispiel zwischen verschiedenen Filter- oder Saturation-Types oder unterschiedlichen Delay-Modellen.  
Über Age fügt man dem Signal zusätzlich Artefakte hinzu, wie sie bei der Verwendung einer Bandmaschine unweigerlich auftreten, Drive übersteuert das Signal – beides sind wichtige Funktionen für Vintage-Sound. 
Die Diffusion-Funktion ist besonders interessant. Hierüber lässt sich der Delay-Effekt soweit streuen oder „verwässern“, dass daraus ein Reverb-Effekt wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Era färbt den Klang durch verschiedene Algorithmen.

Erwähnenswert finde ich auch die Mix Level Lock Funktion. Klickt man auf das Wort Mix, wird das eingestellte Mix-Level eingelockt und bleibt erhalten, auch wenn man verschiedene Presets anwählt. Und über Width kann der Verzögerungseffekt breiter oder schmaler gemacht werden, bis hin zu Mono.

Praxis

Sound

Delay kommt mit 227 Presets aus den Kategorien Echoes, Pitch, Reverbs und SFX. Allein dadurch wird deutlich, was man mit Delay alles anstellen kann. Zuerst hören wir die Beispiele immer einmal ohne Effekt.

Audio Samples
0:00
ValhallaDSP_Delay_A01_Synth.wav ValhallaDSP_Delay_A02_Gesang_1.wav ValhallaDSP_Delay_A03_Gesang_2.wav ValhallaDSP_Delay_A04_Gitarre_1.wav ValhallaDSP_Delay_A05_Gitarre_2.wav ValhallaDSP_Delay_A06_Gitarre_3.wav ValhallaDSP_Delay_A07_Drums.wav
  1. Beispiel 1 ist ein Synth-Sound, der mit Delay zum Leben erweckt wird. Ich habe ein digitales Delay mit einem punktierten Achtelrhythmus gewählt und unter Style Ratio eingestellt, dabei wir der rechte Kanal im Verhältnis zum linken eingestellt. Den Default-Wert von 61,8 % habe ich gelassen, das ist der sogenannte goldene Schnitt. 
  2. Beispiel 2 zwei versetzt ein Gesangsduo in eine Kathedrale. Was ein Delay eigentlich gar nicht können sollte, ist dank der Diffusion-Funktion kein Problem. Die Delay Attacks werden so weit verwässert, dass man einen Reverb-Effekt erhält.
  3. Beispiel 3 wird zuerst durch das Micro Pitch Shift Preset verbreitert, durch eine kurze Verzögerung des rechten Kanals um 25 ms und etwas Detune-Effekt um gerademal 9 Cents. Dann verschiebe ich die Tonhöhe des Delays noch um 12 Halbtöne abwärts.    
  4. Beispiel 4 zeigt eine Gitarre, die mit dem HiFi Wobble Delay Preset nicht nur verzögert wird, sondern auch ordentlich Charakter bekommt. Drive und Age fügen ordentlich Saturation und Artefakte zu, Mod-Rate und -Depth bewegen den Sound etwas.
  5. Die zweite Gitarre in Beispiel 5 erhält einen völlig anderen Effekt. Der Ghost-Modus verwandelt die Gitarre in etwas Gespenstisches mit vielen interessanten Details.
  6. Beispiel 6 hält einen ähnlichen Effekt bereit. Wieder mit dem Ghost-Modus bekommt die Westerngitarre einen atmosphärischen Reverb-Tail, der sich durch den verwendeten Quad-Style und das Frequency-Shifting bewegt.
  7. Beispiel 7 zeigt, wie man Drums wahrscheinlich niemals bearbeiten würde. Alle vier Regler der Diffusion- und Pitch-Sektion wurden benutzt, um ein Rauschen zu kreieren, das mit den Drums klanglich nichts mehr zu tun hat.  

Fazit

Das ValhallaDSP Delay ist definitiv kein normales Delay Plugin. Sein Kreativpotential ist erstaunlich, vor allem, weil man damit Klänge erzeugen kann, die für ein Delay eher untypisch sind bzw. die man so von einem Delay noch nicht gehört hat. Besonders der Ghost-Modus und die Diffusion- und Pitch-Sektionen liefern völlig neue Möglichkeiten. Trotzdem steht einem konventionellen Einsatz von Delay natürlich nichts im Wege. Die Presets geben einen sehr guten Überblick über das Potential des Delays, und der gute Klang, das übersichtliche GUI und der Preis runden das Ganze ab und machen Delay zu einem Volltreffer. Das ist der nächste Schritt in der Delay-Evolution.

Pro
  • sehr hohes Kreativpotential
  • guter Klang
  • gewohnt übersichtliches GUI
  • sehr fairer Preis
Contra
  • kein Contra
Features
  • Hervorragender Klang und viele klangliche Möglichkeiten
  • Vereint klassische und moderne Delay- und Echoeinheiten
  • Sieben verschiedene Delay Modes: Tape, HiFi, BBD, Digital, Ghost, Pitch und RevPitch
  • Fünf Tape Styles: Single, Dual, Ratio, PingPong und Quad
  • Verzögerungszeit zwischen 0 Millisekunden und 20 Sekunden einstellbar
  • Über Age-Funktion lassen sich stufenlos Artefakte zumischen
  • Diffusion-Funktion für Glättung der Delay Attacks und Reverb-Effekte
  • Frequency-Shifting über Ghost Mode
Preis
  • ValhallaDSP Delay: 50,- USD (Straßenpreis am 24.04.2019)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr hohes Kreativpotential
  • guter Klang
  • gewohnt übersichtliches GUI
  • sehr fairer Preis
Contra
  • kein Contra
Artikelbild
VallhallaDSP VallhallaDelay Test
Hot or Not
?
ValhallaDSP_Delay_B01_Test Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • dreadbox Artemis Sound Demo (no talking)
  • Arturia Astrolab 88 Review - Arturia's Flagship Stage Keyboard
  • Moog Messenger Sound Demo with Custom Presets