Universal Audio UAD-2 Satellite TB Octo und Quad Test

Unter dem Label UAD2 (Universal Audio Digital) vermarktet der amerikanische Spezialist Universal Audio DSP-Lösungen für die Signalbearbeitung von Audiomaterial. Die darauf aufbauenden Effekt-PlugIns haben ihren Ursprung in traditionellen und etablierten, sprich sehr guten Hardware-Geräten, wobei neuerdings auch PlugIns anderer, neuer Marken mit ins Programm genommen bzw. eingekauft werden, wenn sie denn auf „schnellen DSP-Code“ portiert werden können, siehe Brainworx, SPL und Softube.
Da auch die Hersteller älterer Gerätschaften oftmals in die Produktion bzw. Programmierung mit eingebunden sind, erreichen diese PlugIns mithin die größte Authentizität in der Nachbildung sonst sündhaft-teurer Original-Raritäten. So gut, dass Hersteller eben auch bereit sind, „ihren guten Ruf“, sprich Namen, dafür herzugeben, sodass jedes PlugIn nicht nur graphisch 1:1 den Originalen entspricht, sondern sogar auch die entsprechenden Klarnamen trägt. Damit ist das UAD-Angebot nicht nur eines der umfangreichsten und vollständigsten, sondern auch mit einer der aktuellsten Klangmalkästen, die es für Geld zu kaufen gibt.
Sicherlich, manch einer tut die externen Firewire- und Thunderbolt-Kästen (UAD2 ApolloUAD Apollo Twin, UAD2 Satellite, etc.) und Einsteck-Karten (UAD2, ohne Suffix) bei heutigen Computerleistungen spöttisch auch gern als zu teuren Dongle ab. Fakt ist aber auch, dass gerade bei „Stream“-orientierten Datenstrukturen – wie sie beim Audio-Processing nun eben einmal überwiegend vorkommen – DSPs den „normalen CPUs“ weit überlegen sind. Das liegt unter anderem auch daran, dass „Hardware-nah programmierte“ DSPs weit weniger Latenzen aufweisen als die eher weniger auf Echtzeittauglichkeit hin optimierten Software-Libraries auf Standard-CPUs, wie sie unsere Heimcomputer ihr Eigen nennen. 
Ohne tiefer ins Detail einsteigen zu wollen, sei noch kurz erklärt, dass DSPs – obwohl sie mit geringeren Taktraten arbeiten – pro Takt mehr Arbeit verrichten können. Wo ein DSP meist nur einen Takt zum Multiplizieren braucht, muss eine „normale CPU“ diesen Prozess erst in Additions-Teilschritte zerlegen, um diesen dann mit einem Vielfachen an „Cycles“ nacheinander abarbeiten zu können. Anders gesprochen: Die normale Computer-CPU ist ein stinkender Diesel mit viel „Kraft-Leistung“ und wenig Eleganz, der DSP hingegen der Performance-orientierte, nicht auf den Sprit achtende V8-Bolide. Und um bei dem Motoren-Bildnis zu bleiben: Viele Zylinder sind besser als wenige.

Details

Unter dem Label UAD2 handelt der amerikanische Hersteller Universal Audio DSP-Beschleuniger für die vielen, proprietären, einzeln und im Bundle gehandelten PlugIns für die Formate VST, AU, RTAS und AAX64. Auf dem Host-Computer werden dadurch kaum CPU-Ressourcen benötigt.

Fotostrecke: 2 Bilder Der kleine, schwarze Kasten sieht sehr schlicht aus, …

Viele UAD2-Hardware Varianten

Es gibt sowohl interne Lösungen in Form von PCIe Karten zum Einbauen als auch externe Lösungen, wie die Firewire/Thunderbolt-Audiointerfaces Apollo und Apollo-Twin, sowie die Wandler-freien Expansions namens UAD2 Satellite. Letztere und optisch silber gehaltene Kästen gab es allerdings bisher nur mit Firewire 400/800 Anschluss. Unser heutiger und gänzlich schwarz gehaltener Testkandidat hingegen besitzt ausschließlich zwei Thunderbolt-Anschlüsse und damit den Namenszusatz „TB“. „Octo“ wiederum verrät, dass es sich um das Top-Produkt handelt, welches mit acht DSP-Chips der Marke SHARC ausgestattet ist und eine UVP von 1830,- EUR hat. 
Für 1220,- EUR hingegen erhält man die bekannte Quad-Variante, die, wie es einem der Produktname auch hier durchaus verrät, nur vier DSPs und damit die Hälfte der Rechenleistung besitzt. Das bedeutet, dass man im Vergleich also auch nur die Hälfte an PlugIns laden kann, und das sind im Falle der leistungshungrigsten Vertreter, wie dem Manley Massive Passive beispielsweise, gar nicht mal so viele. Als Faustregel gilt: acht Kerne gleich maximal acht PlugIns der Marke „Volle-Kraft-voraus“. Verschiedene DSP-Beschleuniger sind allerdings kombinierbar. Eine genaue Übersicht über den Leistungshunger findet ihr hier.

Gute Verarbeitung

Wie alle Universal Audio Hardwaregeräte wurde auch die schwarze Blechkiste des UAD-2 Satellite TB Octo aufwendig und hochwertig verarbeitet, wenn auch die Ausstattung im Falle einer DSP-Beschleunigungskarte zwangsweise recht schlicht ausfällt. Beispielsweise sind eben die kleinen Gummifüße verschraubt und nicht nur billig aufgeklebt, sodass man sich sicher sein kann, dass sie nicht gleich nach zwei Minuten im Studio-Nirvana verschwinden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Ru00fcckseite zeigt sich ebenso schlicht: Stromanschluss nebst Hauptschalter, zwei Thunderbolt-Ports – und das war es!

Universalnetzteil und integrierter Thunderbolt-Hub für Mac OS X

Rückseitig gibt es zwei Thunderbolt-Anschlüsse vorzufinden, sodass die kleine Kiste durchaus auch als Hub durchgeht, was zum einen mit Hinblick auf eine eventuelle Kaskadierung äußerst hilfreich ist, zum anderen aber auch besonders Laptop-Jünger freuen sollte, die bekanntlich nie über zu viele Anschlüsse verfügen. Eindeutiger wäre es natürlich noch zu sagen, Apple-Jünger, denn das Ganze gibt es momentan mit Thunderbolt nur für Mac-User ab OSX 10.8.
Hinzu kommt ein kleiner Ausschalter und ein 4-pol XLR-Stromstecker für das mitgelieferte externe „Universal Power“-Schaltnetzteil, was mit Spannungen zwischen 100 und 240 Volt zurechtkommt und damit weltweit einsetzbar ist. Hierbei zeigt sich Universal Audio gewohnt professionell. 

Viele PlugIns, aber kein Thunderbolt-Kabel

In der „Basisausführung“ findet sich ein etwas älterer Grundstock an PlugIns, welcher allerdings nicht „Voucher-mäßig“ variabel ist. Damit wird ein System mit mehreren Einheiten unter Umständen recht teuer.
Die Verpackung zeigt sich hingegen sehr stylisch und minimalistisch, jedoch unverständlicherweise ohne beigelegtes Thunderbolt-Kabel! Zum Glück hatte ich eines vom Zoom TAC-2 Test, aber um es mal „Fashion-Victim-mäßig-über-krass“ auszudrücken: Schwarzer Mac Pro und schwarzes UAD2 Satellite mit einem weißen Apple-Kabel verbinden „geht gar nicht“. 

Das “Analog Classics Plus PlugIn Bundle” in einer kleinen Collage.

Das mitgelieferte Software-Bundle nennt sich übrigens „Analog Classics Plus PlugIn Bundle“, ist bei Quad und Octo gleich sowie mit DEN Klassikern schlechthin ausgestattet, als da wären: Fairchild 670 Tube Limiter, Pultec Pro EQ, LA-2A Classic Audio Leveler Legacy Edition, 1176LN und 1176SE Classic Limiting Amplifier, UA 610-B Preamp & EQ, UA Precision Enhancer, CS-1 Precision Channel und RealVerb Pro. Allerdings sind diese PlugIns nicht mehr ganz so aktuell, was sich auch an den zu kleinen GUIs dingfest machen lässt.
Neuere PlugIns, wie beispielsweise der UA-610 im Screenshot, sind da schon deutlich größer, augenfreundlicher und damit besser zu bedienen. Weiterhin gibt es noch ein Ultimate Bundle (79 PlugIns) inklusive TB Octo, was mit einer UVP von EUR 7322,- allerdings gewiss kein Schnäppchen ist. Und das sollten wir uns doch Alles am besten mal im Praxis-Teil genauer anhören!

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Profilbild von Martin

Martin sagt:

#1 - 29.10.2014 um 13:11 Uhr

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Schöner Test, danke dafür... mich würde allerdings noch interessieren wie es mit der Latenz aussieht. Geht das mit der TB Satellite nun in Richtung "Echtzeit"-Berechnung wie bei den Apollos?

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Tomi sagt:

#2 - 06.11.2014 um 00:34 Uhr

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@Martin
Du musst dir das mit den Schnittstellen anders vorstellen, eher wie Flüsse. Thunderbolt fliesst nicht schneller als USB oder Firewire (zumindest nicht relevant), aber er ist viel breiter, und kann daher viel mehr Kanäle gleichzeitig übertragen. Das ist mitunter ein Grund weshalb viele renomierte Hersteller (RME z.B.) noch keine Thunderbolt Interfaces im Programm haben. Ihre USB Lösung kann schlicht alle benötigten Kanäle gleichzeitig übertragen, und Thunderbolt wäre nur teurer ohne einen wirklichen Nutzen zu haben.
Die Apollos sind auch nur dann fast "Echtzeit" wenn du keine Daten von Interface zu Computer übertragen musst. Bei den Apollos konkret wenn du direkt nach dem Analog-In einen Effekt lädst und dann grad wieder aus einem Analog-Out raus gehst. Sobald du das Signal aber in deine DAW routest, hast du auch dort mit USB vergleichbare Latenzen.

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Felix Klostermann sagt:

#3 - 06.11.2014 um 02:59 Uhr

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Hi Martin, Tomi hat recht! Hinzufügen möchte ich nur noch, dass es auch drauf ankommt, wie man PlugIn Reihenfolgen gestaltet. Wenn man native PlugIns und DSP-Effekte viel und abwechselnd nutzt, so muss das Signal entsprechend oft zwischen CPU und DSP ausgetauscht werden, was die Latenz erhöht.

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Markus Galla sagt:

#4 - 10.11.2014 um 00:59 Uhr

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Kann es sein, dass die Hörbeispiele teils falsch beschriftet sind? So kommt mir Mix Dry doch sehr wie der bearbeitete Mix vor, vor allem im direkten Vergleich mit dem Master. Es wäre doch sonst sehr erstaunlich, wenn der als bearbeitet gekennzeichnete Mix so viel schlechter ist als der Dry Mix und durch das Master dann wieder auf das Niveau des Dry Mix gehoben wurde ;-)

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Felix Klostermann sagt:

#5 - 14.11.2014 um 03:47 Uhr

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Halllo Markus,
das hat schon Alles so seine Richtigkeit. Allerdings gebe ich dir recht, die Lautstärke des Dry Mixes irritiert ein wenig - so habe ich ihn aber angeliefert bekommen. In meinem Mix bin ich dann in der Tat mit dem Pegel etwas nach unten, auch weil ich mehr Transienten brauchte, um in der Summe besser verdichten zu können.

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