Union Audio Orbit.2 LE FX im Praxischeck
An den Mixer schließe ich zwei Turntables und einen Mediaplayer an. Da das Union-Audio-Mischpult selbst über integrierte FX verfügt (dazu gleich mehr), gibt dies dem DJ die Möglichkeit, am Send/Return statt einem klassischen Effektgerät auch andere DJ-Tools anzudocken, beispielsweise ein Loop- und Groove-Tool, welches das Slicen von Audiomaterial erlaubt oder ähnliches.

Wer möchte, kann selbstredend auch ein Audiointerface für digitale Tracks vom Laptop an die Line-Ins andocken oder durch Umstecken der TT-Kabel in ein kompatibles DVS-Interface mit Timecode arbeiten. Ohnehin bin ich der Meinung, dass Rotary-Pulte nicht nur Vinylisten adressieren, sondern auch „Digitalisten“, die keine Lust auf Fader-Schubsen haben.

Union Audio Orbit.2 Klangformung und Sound
Zuerst ein Blick auf die beiden Mischpult-Kanäle. Die sind mit einem hochwertigen Phono-Vorverstärker ausgerüstet, bieten einen Quellwahlschalter zum Umschalten auf Line-Geräte. Eingepegelt wird über den Gain-Regler. Soweit bekannt. Was indes außergewöhnlich ist: Das Mischpult verzichtet auf den fast schon bei DJ-Mixern als obligatorisch angesehenen Dreiband-EQ zugunsten eines Hochpassfilters mit variablem Q-Filter (Range von 15 Hz bis 1,5 kHz).

Und das klingt unglaublich geschmeidig, denn der Variable-Q passt die Filterresonanz automatisch an, um übermäßige Verstärkung im unteren Frequenzbereich zu reduzieren, während der klassische Filterklang mit hoher Resonanz erhalten bleibt. Hier ein Audiobeispiel:
Vielleicht könnte manchem DJ hier ein bipolares Filter am Kanal fehlen. Das gibt es als DJ-Filter in der Effektsektion, dann aber nicht pro Kanal, sondern als Insert auf der Summe.
Der Kanalzug hat aber noch mehr zu bieten, und zwar einen FX-Send-Regler mit Pre/Post-Schalter. Der hat auch für die integrierte FX-Sektion Relevanz, wie wir gleich noch sehen werden. Gemischt wird mit großen, griffigen Alps-Drehreglern, die eine taktile Lautstärkeanpassung ermöglichen.

Analoge VU-Meter
Zwei hintergrundbeleuchtete analoge VU-Meter stehen zur Pegelkontrolle beim Mixing und Monitoring bereit. Die VU-Meter zeigen den Pegel gemäß Rotary Fader und EQ-Stellung an, also nicht nach Stand des Master-Volume-Reglers. Betätigt ihr die Cue-Taste, wechselt die linke Anzeige auf den Maximalpegel des Vorhörsignals des ausgewählten Channels.
Bemerkenswert hier: Die Signalspitzen sollten am besten nicht höher als +1 VU sein. Wenn der Signalpegel des Mischbusses +3 VU übersteigt, leuchtet die Anzeige zunehmend rot auf, sodass es ein optisches Signal an den DJ gibt das er in den Bereich der Übersteuerung kommt.

Der Kopfhöreranschluss ist jeweils als 6,3-mm- und 3,5-mm-Klinkenbuchse ausgeführt und kommt mit Cue/Mix-Regelung sowie einem Split-Cue-Schalter zur Verteilung von Master- und Cue-Signal auf eine der Hörmuscheln
Der Kopfhörerverstärker ist für die Verwendung von Kopfhörern mit einer Impedanz zwischen 33 Ohm und 170 Ohm ausgelegt. Der Hersteller weist darauf hin, dass man keine Kopfhörer mit einer Impedanz von weniger als 33 Ohm verwenden sollte, da diese zu Schäden an der Schaltung führen könnten.

Der 70-Ohm-Kopfhörer von Sennheiser nahm dies mit seiner stoischen Gelassenheit und arbeitete zerrfrei fast bis Vollausschlag, wobei es dann schon für mich in grenzwertige Lautstärkegefilde ging, in denen ich zu Vorsicht raten würde, wenn Effekte eingesetzt werden. Aber da hat natürlich jeder seine eigene Ansicht. Kurz gesagt: Das Kopfhörersignal bzw. der Kopfhörerverstärker ist transparent im Klang und ausreichend kräftig auch für lautere Umgebungen. Daumen hoch!
4-Band-Isolator mit zusätzlicher Sub-Regelung
Ebenfalls ein Novum in dieser Rotary-Klasse, auch im Vergleich zu vielen Konkurrenzmodellen: Die Master-Sektion offeriert einen 4-Band-Isolator mit zusätzlicher Sub-Regelung statt des sonst oftmals vorherrschenden Dreibänders. Jeder Regler kann den zugehörigen Frequenzbereich komplett absenken oder um bis zu sechs dB anheben. Außerdem lässt sich ein Sub-Bypass aktivieren. Der DJ hat dann die Funktionsweise eines 3-Band-Isolator-EQ mit abweichender Low-Frequenz.

Das führt uns zu den einzelnen Frequenzbereichen: Die Mitten-Absenkung und -Anhebung geschieht um 1,5 kHz, der Cut/Boost des Höhenbandes erfolgt um 3 kHz. Die Low-Absenkung und -Anhebung erfolgt um 210 Hz, die Sub-Frequenz ist mit 110 Hz beziffert. Mit Sub-Bypass setzt der Low-Regler hingegen bei 640 Hz an.
Dazu einige Audiobeispiele
Den Klang des Mischpults würde ich als analog warm, offen und transparent beschreiben. Das Signal der Phono-Preamps ist druckvoll und klar. Das Grundrauschen vernachlässigbar. Der 4-Band-Isolator lässt Silbrigkeit addieren, Hi-Hats flirren, Vocals akzentuieren, Bässe anfetten und Kickdrums boosten – oder auf Wunsch die Bänder bis zum Full-Kill absenken. Dabei erlauben einem die sanften Potentiometer filigranste Anpassungen. Mir gefällt das Gehörte bis hierher gut. Aber da wäre ja noch die …
Effektsektion
Kommen wir nun auf die integrierte FX-Sektion zu sprechen. Sie bietet acht Effekte, darunter zwei Delays, zwei Reverbs, Phaser, Flanger, Bit-Crusher und DJ-Filter, die ich nachstehend für euch aufgezeichnet habe. Die Effekte 0 – 3 sind Aux-Send-Effects und die Effekte 4 – 8 sind Insert-FX.
Drei LEDs oberhalb des Reglers zeigen die gewählte Effektnummer in binärer Form an, Die FX sind aber der Reihenfolge nach auf der Frontplatte aufgedruckt. Praktisch: Damit ein Effekt nicht versehentlich abgefeuert wird, schaltet sich das Effektgerät beim Umschalten auf einen anderen Effekt automatisch aus.
Zur Steuerung bekommt ihr einen Timing- und Parameter-Regler an die Hand. Der Time-Regler steuert die Verzögerungs-/Hallzeit für die Send-Effekte bzw. einen der beiden Parameter für die Insert-FX. Der Parameter-Regler steuert dann den zweiten Parameter. Hier hätte ruhig etwas mehr Platz zwischen den Reglern sein können. Man muss mit Fingerspitzen zuwerke gehen, um nicht die Nachbarregler zu berühren.

Die Effekte im Einzelnen
Effekt Nummer 0 emuliert ein Analouge Delay: Delay Time ändert den Pitch. Mit dem Parameter-Regler wird dagegen das Delay-Feedback eingestellt.
BPM Delay synchronisiert das Delay automatisch (oder wahlweise manuell) mit den BPM des Tracks, wobei der „Parameter”-Regler für das Feedback verantwortlich ist und Timing die Delay-Wiederholungsabschnitte steuert.
Beim Hall Verb stellt der “Time”-Regler die Größe des Raums ein, während “Parameter” den Hochfrequenzanteil der Hallfahne anpasst.
Tech Verb hebt die tiefen Frequenzen hervor und fügt Rauschen hinzu, das mit dem Rhythmus synchronisiert ist. Der “Time”-Regler justiert die Größe der Hallfahne, der “Parameter”-Regler die Farbe der hohen Frequenz der Hallfahne.
Beim Flanger steuert der “Time”-Regler die LFO-Sweep-Frequenz und der “Parameter”-Regler die Tiefe des Effekts.
Beim Phaser können die Geschwindigkeit des Filter-Sweeps und der FX-Anteil gesteuert werden.
Bei dem Bit Crusher hat man Einfluss auf Dry/Wet und Bit-Tiefe – Lo-Fi? No Problem!
Beim DJ-Filter handelt es sich um ein kombiniertes Hochpass/Tiefpass-Filter. Der “Parameter”-Regler ist für die Resonanz der Filter am Start.
Letztlich wäre da noch der Tap-Tempo-Button zum Einklopfen der BPM zu erwähnen. Die BPM-LED blinkt grün, wenn Auto-BPM aktiv sind und rot, wenn das manuelle TAP-Tempo aktiv ist.
Auch gut zu wissen: Die On/Off-Taste schaltet nicht nur den Effekt ein und aus, denn wenn sie länger als eine Sekunde gedrückt gehalten wird, schaltet sie das Effektgerät ab, sobald die Taste losgelassen wird.
Die Send/Return-Schleife
Wer an dem Mischpult seinen externen Sound-Schredder einsetzen möchte, bekommt obendrein eine Send/Return-Schleife spendiert, wobei sowohl interne als auch externe Effekte gleichzeitig eingesetzt werden können. Der Aux-Send kann entweder als Pre-Fader oder Post-Fader per Taste geschaltet werden.

Zu beachten ist hierbei: Die Delay- und Reverb-Effekte werden im Gegensatz zu den weiteren DJ-FX über den Aux-Regler am Kanal addiert. Somit kommt man sich hier unter Umständen mit einem externen Gerät ins Gehege. Nun ist es aber Zeit für ein Fazit.