Wow, diese Bespielbarkeit!
Nach kurzem Anspielen vergewissere ich mich sicherheitshalber noch einmal auf der Specs-Liste, dass der Saulus auch wirklich eine Standard 34-Zoll-Mensur besitzt, denn irgendwie wirkt auf mich hier alles viel kompakter als üblich. Dieser Eindruck rührt jedoch daher, dass der eingeleimte Hals im Vergleich zu traditionellen Konstruktionen einfach weiter in den Korpus gezogen ist, wodurch alles etwas mehr in Richtung Spieler rückt.
Diese Konstruktionsweise bedarf zwar einer kurzen Eingewöhnungszeit – sie macht das Spiel aber sehr angenehm: Um bei den meisten Bässen die ersten drei Bünde gut zu erreichen, muss man bekanntlich das Handgelenk etwas unnatürlich einknicken. Beim Saulus hat man in dieser Region, in der man sich ja in der Regel sehr häufig aufhält, eigentlich die gleiche Handhaltung wie bei vielen anderen Bässen im fünften bis siebten Bund. Diese Tatsache, das flache Griffbrett (großer Radius), die perfekt abgerichteten Bünde inklusive abgerundeter Kanten, der geölte Hals und das großzügige Cutaway machen das Spielen des Saulus bis hoch zum 24. Bund zu einer absolut mühelosen Angelegenheit!
Der Ulrich Bass Design Saulus 4 Duo Purple Heart bringt schlanke 3,6 Kilogramm auf die Waage. Spielt man im Stehen mit einem Gurt, kann aber auch wenig Gewicht bei schlechter Verteilung zu viel werden, Stichwort „Ergonomie“. Darüber muss man sich jedoch beim Saulus wirklich keinerlei Gedanken machen. Er bringt sich quasi von selbst in eine ideale Spielposition und zieht nicht unangenehm an der Schulter. Durch den luftigen Headstock ist hier Kopflastigkeit sowohl im Sitzen wie auch Stehen ein absolutes Fremdwort.

Schönes Feature: Die Finger-Ramp
Und: Bisher hatte ich mit Ramps ja so meine Probleme, da ich gerne etwas härter anschlage und somit in der Regel zu früh in meiner Bewegung ausgebremst werde, was mich dann beim Spielen stört. Natürlich kann man die meisten Ramps in der Höhe den individuellen Bedingungen anpassen. Beim Ulrich Bass Design Saulus 4 Duo Purple Heart kommt sie aber ab Werk in einer für solides „Brot und Butter“-Bassspiel geeigneten Höhe.
Das sind sicherlich persönliche Präferenzen, aber natürlich ist es angenehm, wenn man ein Instrument aus dem Koffer nimmt und sich gleich wohl fühlt. So ging es mir jedenfalls beim Saulus.
Bisher kann ich Florian Hertzsch nur Bestnoten ausstellen. Handwerklich spielt der Saulus auf allerhöchstem Niveau und in Sachen Ergonomie und Detaillösungen lässt sich erkennen, dass Florian sich sehr viele Gedanken gemacht hat, die sich durchweg positiv in der Praxis niederschlagen.
Zwei Kleinigkeiten, die sich aber vermutlich mit etwas Eingewöhnungszeit in Luft auflösen werden, möchte ich aber dennoch erwähnen: Zum einen stört mich die Ramp etwas beim Spielen mit dem Plektrum. Zum anderen ist mir aufgrund der 24 Bünde der Abstand der Ramp zum Griffbrett zu klein. „Normales Slappen“ funktioniert hier zwar noch problemlos, bei einigen speziellen Techniken (wie z. B. Double Thumbing oder Double Pop) fehlt mir jedoch der Platz für meine Finger. Dies hängt aber natürlich auch mit meiner persönlichen Technik zusammen und befindet sich bereits im Grenzbereich. Allerdings lädt ein Bass dieser Art auch gerade dazu ein, solch modernere Techniken einzusetzen.

Ulrich Bass Design Saulus 4 Duo Purple Heart: Sound
Ein eingeleimter Hals soll ja bekanntlich für einen mächtigen Ton mit langer Ausklingphase Sorge tragen. Ein mehrstreifiger Hals hingegen soll im Vergleich zu einem einteiligen mehr Definition, Auflösung und Transparenz mit sich bringen. Ein „chambered body“ steht nun wiederum für ein gutes Schwingungsverhalten und eine akustische Note, und eine Singlecut-Konstruktion schließlich bewirkt einen ausgewogenen Ton ohne Deadspots. Soweit die Theorie.
Und siehe da: Beim Ulrich Bass Design Saulus 4 Duo Purple Heart kann ich sämtliche Aspekte tatsächlich auch in der Praxis bestätigen! Akustisch gespielt ist er bereits relativ laut, sehr schwingfreudig, definiert und hochauflösend mit einem Sustain „bis übermorgen“. Man braucht den Bass eigentlich nur zu berühren, und schon ist der Ton da.
Zudem reagiert das Bassmodell ausgesprochen exakt selbst auf minimale dynamische Veränderungen im Anschlag. Gerade wenn man sich in den eben erwähnten Grenzbereichen bewegt, merkt man, wie viel weniger Aufwand der Ulrich-Bass einem abverlangt, um zum gleichen Ergebnis zu kommen. Auch bei schnellen perkussiven Tönen „verschluckt“ er sich nicht, sondern bildet jede einzelne davon exakt ab.

Dieser hervorragende akustische Eindruck macht natürlich neugierig, was der Saulus verstärkt zu liefern vermag! Nachfolgend findet ihr zehn Klangbeispiele mit unterschiedlichen Pickup- und Equalizer-Einstellungen:
