Dass digitale Drumsounds aus der populären Musikwelt nicht mehr wegzudenken sind, sollte wohl mittlerweile jedem klar sein. Auch wenn der Trend hin zur virtuellen Band manch einem bitter aufstoßen mag, kommt man am Thema Sampling einfach nicht mehr vorbei. Das schwedische Unternehmen Toontrack ist einer der Vorreiter dieser Entwicklung. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als das erste „Drumkit From Hell“ auf den Markt kam. Endlich konnte man den typischen „Meshugga-Sound“ auch am heimischen PC umsetzen, was zumindest meine Art des Recordings vollkommen revolutionierte.
Der Toontrack Drumsampler Superior Drummer ist nun schon seit einigen Jahren eine feste Instanz in der Recordingwelt. Grund genug, auch den kleineren Bruder EZDrummer einmal unter die bonedo-Lupe zu nehmen.
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DETAILS
Mit dem EZDrummer präsentiert Toontrack seit jeher einen preisgünstigen Einstieg in die Welt des Drumsamplings. Durch die simple Bedienung und den unverwechselbaren Sound sicherte er sich einen sehr guten Ruf, den er bis heute innehat. Erhältlich als Download oder Boxed-Variante, bietet der EZDrummer eine limitierte Anzahl an gesampleten Drumsounds, die per MIDI-Noten angetriggert werden können. Gleichermaßen bildet er aber auch die Host-Anwendung für ein erweiterbares Arsenal an virtuellen Drumkits verschiedenster Stilrichtungen, die auf Wunsch hinzugekauft werden können. Zum Lieferumfang gehört neben dem Standard Kit auch die Erweiterung „Cocktail EZX“, welche vom Sound her vorrangig für Jazz und Swing geeignet sein dürfte und auch Brush-Sounds liefert.
Die Expansions für den EZ-Drummer
Die Bedienoberfläche des Plug-Ins ist in drei Teilbereiche aufgeteilt, die wir uns unabhängig voneinander anschauen werden. Drumkit – Ansicht Das Startfenster des EZDrummers zeigt ein virtuelles Drumkit, welches alle einzelnen Komponenten wie Toms, Becken oder Percussion des jeweiligen Kits bereithält. Die einzelnen Sounds lassen sich mit einem simplen Mausclick vorhören. Ein Drop Down Menü „an“ jeder Komponente bietet die Möglichkeit zwischen den bereitliegenden Samples umzuschalten (falls pro Komponente mehr als nur ein Sample hinterlegt ist). Das gilt allerdings immer nur innerhalb des jeweiligen Soundpacks. Wer Metalkicks gerne mit Jazztoms kombiniert, hat dazu leider keinerlei Möglichkeit. Das haben die Schweden beim Superior Drummer durch die X-Drum Funktion (siehe Testbericht „Superior Drummer“) etwas eleganter gelöst.
Natürlich können auch komplette Kits bzw. Erweiterungen auf einmal geladen werden. Die insgesamt 7000 Soundfiles liegen allesamt in 16 Bit / 44.1 Khz vor (zum Vergleich: Superior Drummer liefert 24 Bit Auflösung) und bilden pro Instrument verschiedene Velocity Layer, sodass die Drums auch dynamisch programmiert werden können. Um diesen Effekt noch weiter zu verstärken, kann Toontracks „Humanize Funktion“ hinzugeschaltet werden. Diese soll das Verhalten eines echten Drummers nachbilden, indem der Grad der Quantisierung regelbar gemacht wird. Über den Velocity-Regler kann außerdem die Empfindlichkeit variiert werden, was diesen Effekt noch weiter verstärkt. Mithilfe des Temposchalters kann anschließend bequem das Tempo des jeweiligen Grooves halbiert oder verdoppelt werden.
Die Drumkit Ansicht des EZ-Drummers
Mixer – Ansicht Durch einen Click auf den „Open Mixer“ Button gelangt man zum integrierten Mischpult des EZDrummers. Hier kann jede einzelne Komponente in Volume, Panorama und Ausgabekanal angepasst werden. Die Snare bietet dabei zwei separate Kanäle für Top und Bottom. Über den Room Kanal lässt sich der Raumanteil des jeweiligen Kits zwar anpassen, aber nicht verändern. Overheads und Snare besitzen zusätzlich einen On/Off Schalter, der bestimmt, ob andere Komponenten über diesen Kanal zu hören sind oder nicht. Vielfältige Bearbeitungsmöglichkeiten durch EQ’s oder Kompressoren wie beim großen Bruder „Superior Drummer“ sucht man hier vergebens. Da alle Kanäle jedoch bequem auf einzelne Channels im Sequenzer geroutet werden können, ist das sicherlich zu verkraften.
Die Mixer Ansicht des EZ-Drummers
Groove – Ansicht Wer keine Lust hat selber Midi-Noten zu programmieren, wird sich über die mehr als 8000 integrierten Midi-Grooves freuen. Sorgfältig nach Musikstilen sortiert, bieten sie eigentlich alles, was das Musikerherz begehrt. Dabei kann auch bequem unter den vorhandenen Grooves gewechselt werden, um Variationen einzubauen. Auch ausgefallenere Grooves wie Shuffles, 6/8 Takte oder Ghostnotes sind kein Problem für den EZDrummer, sodass hier jeder früher oder später fündig werden dürfte. Wem das noch nicht genug ist, der kann auch eigene Grooves abspeichern und laden.
Die Groove Ansicht des EZ-Drummers
Das EZDrummer Plugin ist zu VST, Audio Unit sowie RTAS Schnittstellen kompatibel und bietet somit Support für alle renommierten Sequenzer.
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PRAXIS
Nach dem Auspacken der Software kann die Installation auch schon losgehen. Hier sei Anwendern empfohlen dem Installer nicht blind zu vertrauen, sondern etwas genauer hinzuschauen, da EZDrummer die immerhin fast 1GB große Library standardmäßig auf die Systemplatte kopiert. Ist die nicht erwünscht, sollte man die Installation im „Custom Modus“ durchführen, um während der Installation einen anderen Speicherort auswählen zu können. Anschließend muss die Software nur noch registriert werden. Hierbei setzt Toontrack auf die klassische Online-Autorisierung mittels Seriennummer und Activation Code.
Aufgrund der sehr logisch aufgebauten Oberfläche ist der EZDrummer sehr intuitiv und dadurch auch für Einsteiger bestens geeignet. Die sinnvolle Untergliederung der einzelnen Ansichten verhilft dem Plug-In zu einer sehr steilen Lernkurve und macht so den Blick ins Handbuch nahezu überflüssig. Die zahlreichen mitgelieferten Grooves machen es dem User leicht, das Grundgerüst eines Songs zusammenzustellen, auch wenn man mit dem Programmieren von Drumspuren noch nicht so viele Erfahrungen gesammelt hat. Um den Einstieg ein wenig zu erleichtern, hab ich ein kleines Video-Tutorial zum Umgang mit der Groove-Library gemacht:
Kommen wir zum eigentlich wichtigsten Punkt eines Drumsamplers – dem Sound. Hierbei sei gesagt, dass auch im Jahre 2011 ein virtuelles Drumkit noch kein sauber eingespieltes Drumset vollständig ersetzen kann. Dennoch liefert der EZDrummer auf diesem Sektor beeindruckende Ergebnisse, die angesichts des Preises einige Erwartungen übertreffen dürften.
Die Vorliebe zum Detail seitens des Herstellers ist deutlich erkennbar und so lassen sich – aufwendige Velocityanpassungen vorausgesetzt – wirklich erstaunliche Ergebnisse erzielen. Die in den Avatar Studios New York aufgenommenen Samples überzeugen durchweg mit einem klaren und natürlichen Sound, der nicht so überspitzt klingt wie in anderen Libraries. Auch der Softwaredrumsets oft nachgesagte „Maschinenpistolen Sound“ stellt sich in keinster Weise ein, was in vielerlei Hinsicht dem „Humanize Mode“ zu verdanken ist. Doch hört am besten selbst:
Durch die optionalen Erweiterungen lässt sich der EZ-Drummer schnell auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. So stehen unter anderem Erweiterungspacks für Metal, Country, Electro, Jazz, Funk, Vintage Rock und vieles mehr zur Verfügung. Ein wenig Schade ist es allerdings schon, dass die Basisversion lediglich zwei vollwertige Drumsets bietet, wobei die Coktail EZX-Erweiterung eher als “Special-Interest” einzustufen ist.
Vergleicht man dies mit Konkurrenzprodukten wie XLN Addictive Drums (189 Euro) oder Fxpansion BFD Drums (199 Euro), ist man hier daher ohne den Erwerb von Zusatzprodukten sehr eingeschränkt. Auch in Sachen Effektvielfalt hat die Konkurrenz weitaus mehr zu bieten. Wer auf diese Zusatzfeatures wert legt, sollte sich Toontracks „Superior Drummer“ einmal genauer anschauen. Dieser bietet neben einer größeren Library auch interne Effekte. Da es aber auch Leute gibt, die auf mitgelieferte Effekte weitestgehend verzichten können und sich lieber auf ihr bewährtes Handwerkszeug verlassen, muss man diese Einsparung nicht unbedingt als Nachteil betrachten.
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FAZIT
Mit dem EZDrummer liefert Toontrack die ideale Einstiegssoftware zur Programmierung von virtuellen Drumspuren. Die anwenderfreundliche Oberfläche, sowie die clevere Organisation aller wichtigen Features machen ihn dabei zu einem sehr intuitiven Werkzeug, wenn auf die Schnelle ein Song arrangiert werden soll.
Im professionellen Umfeld stößt man jedoch schnell an die Grenzen der mitgelieferten Sounds, sodass sich bald der Wunsch nach mehr regt. Hier ist zu prüfen ob man mit der größeren Version, die auch umfangreichere Funktionen bietet, insgesamt nicht doch besser beraten ist. Wer jedoch einen günstigen Drumsampler sucht und auf kompliziertere Bedienung und mitgelieferte Effekte verzichten kann, dem ist der EZDrummer wärmstens zu empfehlen.
Pro:
guter Sound
leichte Bedienung
Übersichtlich
erweiterbar durch optionale Drumkits
geringe Performance
Preis
Contra:
nur zwei vollwertige Drumkits
keine integrierten Effekte
Features:
7500 Sound Files in 16-bit / 44.1kHz
Insgesamt 5 GByte Wav-Files ( auf 1.5 GB minimiert)
8000 MIDI Files für professionelle Drum Tracks
eigene Midifiles einladbar
interner Mixer für Lautstärke und Mikrophonüberblendungen
Humanizer Funktion
VST/AU/RTAS für PC/MAC
Systemanforderungen:
Windows XP SP3 or newer, Pentium 4 or Athlon processor with 512 MB RAM
Mac OS 10.4.11 or higher, G5 or Intel processor with 512 MB RAM
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