Die richtige Kick Drum zu finden, die nicht nur gut klingt, sondern sich auch im Arrangement behaupten kann und dazu auch noch tonal zur Bassline passt, ist nicht immer ein leichtes Unterfangen. Es gibt wohl nicht wenige Electro-, Minimal- oder House-Produzenten, für die die „richtige Kick Drum“ der eigentliche Song ist. Der Erfolg von Jomox MBase11 und MBase01beispielsweise, zwei analoger Drumcomputer, die sich allein auf Kick Drums spezialisiert haben, kommt daher auch nicht von ungefähr. Und genau in diesen Gewässern fischt das Plug-in Kick Maker!
Es ermöglicht dem Benutzer, sich seinen ganz individuellen Tiefklopfer zu designen und auch Klangveränderungen während des laufenden Songs/Arrangements vorzunehmen. Sogar als simplen Bassline Ersatz kann man es verwenden, denn Kick Maker lässt sich tonal spielen. Kick Maker erzeugt seine Klänge rein synthetisch, was insbesondere in Bezug auf Pitch-Shift und Finetuning ein Vorteil gegenüber Drum-Samplern sein kann, die in der Regel auf statische Samples zurückgreifen, die man nur bedingt gut verbiegen kann.
Vier Oszillatoren mit Sinus-, Rechteck-, Sägezahn- und Dreieck-Schwingung stehen zur Auswahl. Sie sind alle im Bereich von +/- 10 Hz stimmbar, jedoch nicht in Ton- oder Oktav- Schritten transponierbar. Sie korrespondieren mit den Tonhöhen der Keyboardtasten. In den ganz tiefen Lagen ist das zwar nicht allzu deutlich zu hören, trotzdem empfiehlt sich die tonale Abstimmung der Kick Drum zur Bassline (fast) immer!
Die Lautstärke aller Oszillatoren können separat geregelt werden, und bei Bedarf kann ihnen Weißes Rauschen hinzugemischt werden. Jeder Oszillator hat seine eigene ADSR-Hüllkurve, und die Summe der Oszillatoren durchläuft zum Schluss noch einmal eine letzte Hüllkurvenformung.
Die Hüllkurven können anhand der Potis und im Falle des Summen Envelopes auch durch Zeichnen in der grafischen Darstellung editiert werden. Der Kick Maker erklingt ausschließlich in mono.
Gut gelöst haben Teragon Audio den Hilfe-Modus: Klickt man auf das Fragezeichen unten rechts, erscheint eine GUI-Ansicht mit kleinen Erklärungstexten:
Ein Filter sucht man zunächst vergebens im GUI, es gibt aber eines. In den Ausklappmenüs des „Effect“ Fensters ist es versteckt. Irreführenderweise sind hier nicht nur die Effekte geparkt, sondern neben dem Filterparametern auch Optionen für den Rauschgenerator und die Schwingungsformen der Oszillatoren.
Doch zurück zum Filter. Der Kick Maker hat ein klassisches Lowpass Filter mit Resonanz unter der Haube. Es klingt warm, sanft und verschönert den Klang eher, als dass es ihn dreckiger oder bissiger macht. Man kann die Filterfrequenz und den Resonanzanteil bestimmen, in quietschend-aufheulende Selbstoszillation lässt es sich nicht versetzen. Filtermodulationen oder Ansprache auf die Keyboard-Velocity gibt es nicht. Wer hier jedoch um jeden Preis modulieren will, könnte sich mit der Parameterautomation via Hostsequencer behelfen. Alle Parameter des Kick Makers sind automatisierbar. MIDI-Learn hat der Entwickler allerdings unter den Tisch fallen lassen.
Die letzte Station im Signalfluss sind drei Effekte, die hier für jeden Oszillator einzeln bereitstehen.
– Phase: Phasenverschiebung der Sinusschwingung eines Oszillators – Frequency Expander: hier kann die Frequenz des Oszillators mit Rate und Expansion Width moduliert werden. Ähnlich wie bei einem LFO, der die Oszillatorfrequenz moduliert. – Compressor: ein effektiver, einfach gehaltener Kompressor/Limiter mit regelbarer Ratio, Thres, Attack und Release
Maximal sechs Parameter der Effekte können zur gleichen Zeit sichtbar sein. Aktiviert können aber alle gleichzeitig werden, das Fenster kann nur nicht mehr darstellen. Schade, dass sich hier keine Effekte wie Overdrive, Bitcrusher, Waveshaper, Ringmodulator oder ein Master EQ finden lassen. Das wäre ein echtes Pfund gewesen!
Wenn man vom typischen GUI des subtraktiven Synths kommt, wirkt hier erst mal einiges zu verschachtelt und unnötig kompliziert. Da es sich bei Kick Maker jedoch um einen klanglich sehr fokussierten Synthesizer handelt, hat man sich hier dann doch schnell eingefunden und den Praxisanspruch verstanden. Die Klangmöglichkeiten sind nicht sonderlich vielschichtig.
Das Plug-in liegt für Mac und Win in den Formaten VST, AU und RTAS vor und lässt sich als Stereo- oder Multi-Out (2x Stereo) Instrument laden. Doch Vorsicht: Bei der 2x Stereo Variante gab’s bei mir nur einen lauten Fehlerton! Bis auf diesen Bug bei der Multi-Out Variante arbeitet Kick Maker jedoch sehr zuverlässig und ohne Aussetzer, die CPU-Belastung fällt sehr gering aus. Und das war’s auch schon mit dem theoretischen Überblick. Kommen wir zum praktischen Teil.
Hier ein paar verschiedene Kicks, im Intro jeweils freistehend, im späteren Verlauf in ein Arrangement eingebettet. Ich habe auf Kick Maker und auf der Summe den Freeware Limiter W1 von Yohng eingesetzt. Er den Kicks sich im Mix noch besser durchzusetzen, arbeitet aber rein technisch gesehen sehr unauffällig. Er fängt bis zu maximal 3dB auf. Mehr zum Yohng W1 gibt es hier.
Und auch eine Basslinie lässt sich mit dem Kick Maker spielen. Allerdings sind die Tonlängen begrenzt, da die Hüllkurven auch in den Maximalstellungen nur eine relativ kurze Ausklingzeit zulassen. Nun ja, mit Kick Maker sollen ja auch in erster Linie kurze und knackige Kick Drums erzeugt werden. Zum Abschluss dann noch eine Melodie sowie der Versuch, einen Snare Drum Sound zu basteln.
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BasslineMelodieSnare Drum
Und wem sich noch nun weitere Fragen stellen, der kann das PDF Handbuch öffnen, das in englischer Sprache vorliegt. Hier sind alle Funktionen gut und knapp beschrieben.
Kick Maker ist ein simples Plug-in, das gute und vielseitige elektronische Kick Drums erzeugt. Besonders auch in Bezug auf genaues Tuning (oder auch das genaue Gegenteil!) leistet es sehr gute Dienste. Von Sub-Bässen, über Punchy zu Crunchy, bis hin zu geräuschhaften, tonalen und (unregelmäßig) modulierten Klängen deckt Kick Maker ein weites Feld ab.
Für extreme Sounds sollte man sich dann jedoch noch weitere Klangverbieger Plug-ins dahinter schalten. Und der Einsatz von Kompressoren, EQs und Bass Exciter empfiehlt sich bei Bass Trommeln sowieso immer.
Viele gute Presets machen den Einstieg leicht, und nach einer kurzen Einarbeitungszeit hat der Benutzer die Fußmaschine unter Kontrolle. Für alle, die mit den Kicks ihrer Libraries oder Grooveboxen gerade in der Krise stecken, ist die Installation des Kick Makers Pflicht! www.teragon.org
Teragon Audio Kick Maker
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Gute, vielseitige Kick Drums
Leichte Bedienung
Ansprechendes GUI Design
Stabile Software
Contra
Oszillatoren nicht transponierbar
Kein MIDI-Learn
Einige Funktionen teilweise etwas zu verschachtelt
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