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Tempest Drums Bell Bronze 14×8 Snare Test

Tempest Drums Bell Bronze heißt unsere heutige Test-Snaredrum, eine recht unspektakuläre Bezeichnung für eine Trommel, die schon von der Papierform her ziemlich kompromisslos daher kommt. Das liegt zum einen an den stattlichen Dimensionen. Offensichtlich geht der Trend bei Snaredrums gerade wieder in Richtung tiefer Kessel, etliche Hersteller haben die „Achter“ wieder im Programm. Beim Kesselmaterial sieht das hingegen schon ganz anders aus, denn gegossene Bronze – auch als Glockenbronze oder Bell Brass bekannt – gehört zu den am schwierigsten zu verarbeitenden und damit teuersten Materialoptionen bei Trommeln.

Tempest_14x8_Bellbronze_Snare_teaser


Diese beiden Faktoren halten die meisten Hersteller denn auch davon ab, entsprechende Instrumente in Serie zu fertigen, denn das Verhältnis zwischen Aufwand und Käuferzahl lässt sich nur schwer in ein wirtschaftlich tragbares Verhältnis bringen. Dass sich ausgerechnet ein kleiner Custom-Hersteller des Themas annimmt und dieses auch noch in der Maximalgröße 14“x8“ auf den Markt bringt, hat das Interesse der bonedo Schlagzeug-Redaktion geweckt.
Die Firma Tempest Drums wurde im Jahr 2008 in Hamburg gegründet, Inhaber Felix Leyde bietet heute sowohl Modifikations- und Restaurierungsarbeiten als auch eine auf Kundenwünsche ausgerichtete Produktion neuer Drums an. Auf der Suche nach neuen Material- und Klangoptionen ergab sich vor einigen Jahren der Kontakt zu einer der ältesten deutschen Glockengießereien. Nach einigen Prototypen und Klangtests mit unterschiedlichen Wandstärken und Gratungen war das Projekt der eigenen Bell Brass Snaredrum reif für die Öffentlichkeit. Seitdem konnte Tempest einige Exemplare an Studios und Drummer verkaufen. Es stellt sich natürlich die Frage, warum es denn so eine aufwendige, teure und schwere Trommel sein muss, wo es doch an edlen Alternativen nicht mangelt. Ein wichtiger Grund dafür dürfte die Tatsache sein, dass aus Glockenbronze gefertigte Snaredrums auf unzähligen berühmten Alben zu hören sind. Drummer wie Dave Grohl, Josh Freese, Tomas Haake, Bernard Purdie, Matt Cameron, Lars Ulrich und viele andere schwören auf die Ergebnisse, die sie mit den Boliden erzielen, ebenso wie diverse Produzenten, Drum-Verleiher und Tonleute. Tama’s Mastercraft- und Sonor’s HLD-Modelle sowie Zildjians Jubiläums-Snaredrums erzielen auf dem Gebrauchtmarkt hohe Preise, in vielen Edelstudios gehören entsprechende Trommeln zum Inventar. Ob die Tempest Snaredrum die hohen Erwartungen erfüllen kann, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Das Herzstück der Trommel bildet ein drei Millimeter starker Kessel

Auch nach vielen Jahren des Spielens und Ausprobierens gibt es immer mal wieder Instrumente, die einem besonderen Respekt abverlangen. Zu diesen gehört zweifellos das heutige Testexemplar. Es beginnt mit seiner schieren Größe. Acht Zoll tiefe Snaredrums gehören nicht unbedingt zum Standard, und so fällt die Tempest Bell Bronze jedem auf, der mein Studio während des Testphase betritt. „Oha, was ist das denn für ein Kawenzmann?“ oder „Krass, ist das ein Tom?“ lauten die Kommentare. Auch das gebürstete und anschließend gewachste Finish vermittelt das Gefühl, etwas Besonderes, beziehungsweise etwas besonders Teures vor sich zu haben. Der nächste Überraschungseffekt ist das Gewicht. Obwohl die Tempest Snaredrum in Relation zu anderen Bell Brass-Modellen nicht als besonders schwer zu bezeichnen ist, sind knappe zehn Kilo für eine einzelne Snaredrum dieser Größe doch schon beachtlich. Kommen wir nun zu den technischen Eigenschaften der Trommel. Der Kessel selbst besteht aus einer Legierung mit Namen GBZ12, eine Mischung, die sich für den Bau von Metallröhren bewährt hat und nicht die Stabilitätsprobleme besitzt, welche bei spröderen Legierungen auftreten können. Verstärkungsringe gibt es nicht, die schmalen Kesselränder werden von Felix Leyde auf der Schlagseite mit verrundeten Gratungen versehen, auf der Resonanzfellseite feilt er zwecks besserer Ansprache eine deutlich spitzere 45 Grad-Abschrägung ein. Die nähere Inspektion ergibt, dass hier exakt und gleichmäßig gearbeitet wurde, im Bereich des nicht sehr tiefen und eher schmalen Snarebeds bleibt die Gratung erhalten, hier wurde nicht einfach herunter geschliffen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Gebürstet und gewachst: die Tempest Snaredrum wird mit der Zeit patinieren.

Bei der Hardware werden keine Kompromisse gemacht

Während der Kessel der Bell Bronze Snaredrum durchaus als eigenes Design gelten kann, greift Herr Leyde bei der Hardware auf Komponenten aus dem Zuliefererregal zurück. Dies trägt zwar nicht unbedingt zur Optimierung der Markenidentität bei, wenn die Einzelteile allerdings so kompromisslos ausgewählt werden wie bei der Testtrommel, kann es nur wenige objektiv begründbare Einwände dagegen geben. Es beginnt bei den massiven Messingböckchen vom Typ „Monarch“, welche für das Maß der Snaredrum eigens in der Hamburger Werkstatt modifiziert, sprich verlängert werden. Eigentlich sind diese Modelle nämlich für 6,5 Zoll tiefe Trommeln konzipiert worden, aus optischen Gründen legt man bei Tempest aber selbst Hand an und setzt verlängerte Mittelstücke aus poliertem Edelstahl ein. Dies ist handwerklich perfekt ausgeführt und verleiht der Trommel ein harmonisches Äußeres. Für zuverlässiges Bedienen des 20-spiraligen Teppichs aus Phosphorbronze sorgt eine Trick GS007 Multi Step Abhebung. Deren Clou: Über einen Drehzylinder kann die Teppichspannung in insgesamt vier Stufen abgerufen werden, ohne die gerasterte Rändelschraube betätigen zu müssen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das Snarebed ist nicht sehr breit, die Gratung bleibt hier erhalten.

Dass man sich bei Tempest um die Details kümmert, zeigen zu guter Letzt die Edelstahl-Inbusschrauben, mit denen die Hardware befestigt ist, und auch die Spannschrauben sind keine verchromten Gussteile, sondern aus Edelstahl gefertigt. Ein verschraubtes Luftausgleichsloch komplettiert den äußerst hochwertigen Gesamteindruck der Trommel. Als Felle kommen beim Testexemplar ein Aquarian Resonanzfell sowie ein weiß beschichtetes Remo Ambassador zum Einsatz, andere Fellkombinationen sind aber auch möglich. Erwähnenswert ist noch, dass es die Trommel auch als 13 Zoll-Modell sowie in Kesseltiefen von vier bis acht Zoll gibt. 

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Praxis

Ein Schwergewicht, sowohl im Handling als auch klanglich

Eine Snaredrum aus gegossenem Metall erfordert vom Drummer ein bisschen zusätzliche Aufmerksamkeit, da ist die Tempest keine Ausnahme. In der Praxis bedeutet das, dass man sie nicht hochkant auf weichere Holzböden stellen sollte, weil sie dort Druckspuren hinterlässt. Es bedeutet auch, dass der leichte Snare-Ständer, der sonst immer prima funktioniert hat, besser nochmal auf seine Standfestigkeit hin untersucht werden sollte. Man sollte sich beim Tragen auch kurz vergegenwärtigen, dass ein Fallenlassen zu schweren Schäden an Mensch, Snaredrum und Fußboden führen wird. So, Schluss mit den Warnungen, schließlich brennt nicht nur dem Autor dieser Zeilen die Frage unter den Sticks, wie sich dieses monströse Stück Metall wohl im Einsatz schlagen mag. Jeder Trommeltest beginnt mit dem groben Stimmen sowie der Einstellung des Snare-Teppichs, beides geht mithilfe der sehr gleichmäßig laufenden Stimmschrauben und der makellos funktionierenden Abhebung schnell und problemlos. 
Tauschen sich Drummer über den Klang von Gussmetall-Snaredrums aus, fallen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Worte wie „Schädelspalter“, „sehr laut“, „zu brutal für leise Musik“ und Ähnliches. Tatsache ist, dass die Tempest Bell Bronze laut kann. 

Lautstärke: Check! Aber die Tempest kann mehr

Das ist allerdings noch längst nicht alles, denn vor allem kann sie Dynamik. Das bedeutet, dass sie in allen Stimmungen eine Teppichansprache liefert, die man blind definitiv nicht einer mehr als 6 Zoll tiefen Trommel zuordnen würde. Gleichzeitig besitzt der Teppich-Sound eine starke Integration in den Kesselklang und wirkt damit sehr schnell und unmittelbar. Auch das ist bei so tiefen Modellen ein seltenes Phänomen. Rimclicks klacken in allen Tunings schön fokussiert und laut. Ich habe euch die Trommel in vier offenen Stimmungen aufgenommen. 

Die Tempest Bell Bronze im Praxis-Check.
Die Tempest Bell Bronze im Praxis-Check.

Sehr tiefe Stimmung

Sehr tiefe Stimmung bedeutet, dass das Schlagfell nur kurz über dem Zugpunkt der Edelstahlschrauben liegt. Hier geben viele Snares nur noch ein „Flatsch“ von sich, nicht so unser Testobjekt. Sogar ohne Dämpfung ertönt ein großer, im Sustain leicht modulierender Ton, welcher deutlich das Kesselvolumen hören lässt. Mir fallen als Assoziationen sofort die typischen Sounds der LA-Rockdrummer-Clique um Dave Grohl, Josh Freese und Taylor Hawkins ein, ordentliches Reinlangen klingt einerseits sehr fett, andererseits trotzdem lebendig, dank der guten Teppichintegration. Ich habe euch ein jeweils ein Solo- und ein Groovefile aufgenommen. 

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Tiefe Stimmung – solo Tiefe Stimmung – im Set

Mitteltiefe Stimmung

Eine halbe Stimmschraubendrehung darüber beginnt die Fellspannung den großen Kessel verstärkt in die Pflicht zu nehmen. Kräftige Rimshots entfalten jetzt ein Potenzial, welches auch hartnäckige Gehörschutzmuffel zum Umdenken bewegen kann. Der Druck ist wirklich erstaunlich, ebenso erstaunlich ist aber auch die Tatsache, dass der Sound nicht zur Härte neigt. Eigentlich spielt sich die Trommel sogar eher weich, man hat fast das Gefühl, dass die Sticks beim Anschlag etwas eintauchen. Die Teppichansprache ist sehr schnell, gleichzeitig aber breit und „saftig“, ohne matschig zu wirken. Das hört man auch gut auf den beiden Aufnahmen. 

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Mitteltiefe Stimmung – solo Mitteltiefe Stimmung – im Set

Mittelhohe Stimmung 

Stimmt man die Tempest Bell Bronze noch ein bisschen höher, tritt der Kesselcharakter noch stärker in den Vordergrund, eine leichte, metallisch-warme Modulation gesellt sich jetzt in das Sustain. Was sich bei anderen Metall-Snares manchmal etwas jammernd anhören kann, sorgt beim Testmodell für eine gefühlte „Verbreiterung“ des Anschlags, eine Eigenschaft, welche das Bronzeguss-Konzept insbesondere im Kontext mit anderen Instrumenten so beliebt gemacht hat. Ich habe bei Proben mit einem durchaus lauten Experimental-Projekt nie das Gefühl, dass die Snare untergeht oder Details im musikalischen Geschehen verschwinden. 

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Mittelhohe Stimmung – solo Mittelhohe Stimmung – im Set

Hohe Stimmung

Bringt man das 14×8-Monster in sehr hohe Stimmungen, beginnt der Kesselton langsam aber sicher, den Gesamtsound zu dominieren, jedenfalls dann, wenn man auf Dämpfung verzichtet. Wer hier einen klassischen, tighten Piccolo-Klang erwartet, sollte dieses Modell lieber in einer flacheren Variante bestellen. Trotzdem hat die Trommel auch in dieser Stimmung viel Charakter, was auch damit zu tun hat, dass sich der Kessel kaum verwindet und damit keine Kompressionseffekte eintreten. So lassen sich zwar filigrane Ghostnote-Figuren spielen, wer es drauf anlegt, kann aber mühelos auch die eingangs erwähnten Schädelspalterqualitäten abrufen. Ein Wechsel auf Gussspannreifen dämpft den Kesselton etwas, gleichzeitig lassen sich beängstigende Rimshots generieren.   

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Hohe Stimmung – solo Hohe Stimmung – im Set
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Fazit

Nein, für Schnäppchenjäger ist die in Hamburg hergestellte Tempest Bell Bronze 14×8 Snaredrum sicherlich nichts. Fehlanzeige auch für die Fans leichten Reisegepäcks und unauffälligen Equipments. Stattdessen kostet sie – absolut betrachtet – eine Menge Geld, verlangt stabile Snare-Stative und einen intakten Rücken. Dafür bekommt man allerdings eine außergewöhnlich dynamische und vielseitig einsetzbare Trommel mit einer Teppichansprache, die man einer so tiefen Snaredrum nicht zutrauen würde. Bei der Verarbeitungsqualität gibt es absolut nichts zu mäkeln, die verbauten Hardware-Komponenten sind vom Feinsten. Der tiefe, ohne Verstärkungsringe gefertigte Kessel sorgt für den klassischen, druckvollen Bell Brass-Sound, der sich besonders in Recording-Situationen durch Präsenz und Wärme auszeichnet und welchen man in dieser Form bei anderen Kesselkonstruktionen einfach nicht findet. Lässt man in die Beurteilung einfließen, dass es weltweit praktisch keine vergleichbaren Angebote gibt und die alten Klassiker gebraucht deutlich teurer sind als die Tempest Trommel, bleibt nur eine glatte Fünfsterne-Bewertung. 

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • extrem großer Dynamikumfang
  • großer nutzbarer Stimmbereich
  • sehr gute Teppichansprache
  • exzellente Gesamtverarbeitung
Contra
  • keins
Artikelbild
Tempest Drums Bell Bronze 14×8 Snare Test
Ihr Geld wert: die Tempest Bell Bronze verfügt über beeindruckende Sound-Reserven.
Ihr Geld wert: die Tempest Bell Bronze verfügt über beeindruckende Sound-Reserven.
Technische Spezifikationen
  • Bezeichnung: Tempest Drums Bell Bronze Snare
  • Größe: 14×8 Zoll
  • Kessel: Glockenbronze, drei Millimeter Kesselstärke
  • Spannreifen: dreifach geflanscht, 2,3 Millimeter
  • Böckchen: 10 verchromte Messing Tubelugs „Monarch“
  • Abhebung: Trick
  • Teppich: 20 Spiralen aus Phosphorbronze
  • Felle: nach Kundenwunsch
  • Finish: gebürstet und gewachst, innen und außen
  • Hardware: verchromt
  • Zubehör: keines
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Preis: 1689,00 EUR (Verkaufspreis)

Seite des Herstellers: tempest-drums.de

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Die Trick Multi Step Abhebung passt auch optisch gut zur Testtrommel.

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Profilbild von doeni2

doeni2 sagt:

#1 - 15.03.2017 um 13:00 Uhr

0

Es gibt aber doch sowohl von Tama, Ahead als auch Gretsch immer noch Bell Brass Snares, oder bezieht sich der Hinweis "weltweit keine vergleichbare Angebote" auf Bell Brass Snares mit 8" Tiefe?

    Profilbild von Max Gebhardt

    Max Gebhardt sagt:

    #1.1 - 15.03.2017 um 15:42 Uhr

    0

    Hallo doeni2, ganz genau, der Satz bezieht sich auf das Kesselmaß. Ist so etwas missverständlich, sorry! beste Grüße Max

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