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TC Electronic SCF Test

Ich kann mich noch gut an eine Phase in den 80er Jahren erinnern, in der es einfach zum „guten Ton“ gehörte, cleane Gitarrensounds mit einem Chorus-Effekt aufzupolieren. Besonders digitale 19“-Geräte waren absolut hip, am besten mit vielen bunten Blinklichtern…und wer was auf sich hielt, der war bereit, dafür richtig tief in die Tasche zu greifen.

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Doch die Klang-Gourmets unter den Gitarristen vertrauten auch damals schon gerne den analogen Klangerzeugern. Dabei gab es in diesem Sektor neben dem Klassiker, dem Boss CE-1, ein weiteres Pedal, das extrem beliebt war: Der Chorus/Pitch Modulator/Flanger, kurz SCF, der dänischen MI-Schmiede TC Electronic. Gegenüber der grünen Tretmine aus Fernost hatte dieses Teil sogar zwei Vorteile: Es war wesentlich kompakter als der Japaner und konnte neben dem Chorus und Pitch-Modulator auch noch einen Flanger-Effekt erzeugen. Also fast schon ein kleiner Modulations-Multi mit einem extrem guten Klang und geringem Rauschverhalten. Ihr seht: Es gibt genügend Gründe, das Pedal zu testen. Mal sehen, ob der Qualitätsstandard auch nach mehr als 25 Jahren Produktion noch stimmt und auch die aktuell erhältliche Variante den Titel „Klassiker“ verdient hat.

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DETAILS

Gehäuse/Optik
Die aktuelle Variante des SCF kommt im nahezu identischen Design wie das Teil aus den Achtzigern und verbirgt seine Elektronik in einem schwarzen Metallgehäuse mit einer komplett gummierten Unterseite für sicheren Halt. Der leichtgängige Fußschalter befindet sich in der südlichen Hemisphäre der Oberseite, im Norden warten die Regler und der Mode-Schalter. Mit dem kleinen Poti unterhalb des Mode-Switch lässt sich der Eingangspegel ausbalancieren, die rote LED neben dem Regler zeigt an, ob das Eingangssignal das Effektgerät übersteuert. Der integrierte kleine Vorverstärker ist auch im Bypass Mode aktiv.
Das Pedal ist mit einem integrierten Netzteil ausgestattet, dessen Kabel (2m lang) das Gehäuse auf der linken Seite verlässt. Batteriebetrieb ist für den SCF nicht vorgesehen. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Man spart sich das externe Netzteil. Netzkabel in die Steckdose, fertig, kein Stress mit Batteriewechsel oder verlorenem Netzteil – hier ist alles fest montiert. Wer den SCF aber auf sein Pedalboard montieren möchte, der benötigt eine Steckdose in Reichweite von zwei Metern oder besser noch direkt auf dem Pedalboard.

Rückseite/Anschlüsse
Auf der Rückseite finden sich neben der Eingangsbuchse (Input) im 6,3mm-Klinkenformat, zwei Ausgangsbuchsen (Output), von denen sich die die äußere für den Mono-Betrieb empfiehlt. Eine zusätzliche Mini-Klinkenbuchse dient dem Anschluss eines externen Fußschalters. Das ist sinnvoll, wenn man das Pedal in ein Rack schraubt und zum Beispiel per Switcher steuern möchte.  

Bedienung
Die Bedienung des SCF ist so einfach wie effektiv. Zunächst wählt man mit dem Mode-Schalter den gewünschten Basis-Effekt Chorus, Pitch-Modulator (Kombination aus Chorus und Vibrato-Effekt) oder Flanger aus. Die anschließende Justierung der Effekte erfolgt mithilfe von drei Reglern, die folgende Funktionen haben:

Speed
Einstellen der Effektgeschwindigkeit.

Width  
Stärke der Modulation.

Intensity
Die Funktion dieses Reglers ist abhängig vom jeweils gewählten Effekt-Typ. Beim Chorus wird der Anteil zwischen Effekt- und Direktsignal eingestellt. Beim Pitch-Modulator kann man das Verhältnis zwischen Chorus- und Vibrato-Sound justieren, und beim Flanger wird die Stärke des Kammfilter-Effekts geregelt (bei anderen Pedalen wird das häufig als Feedback bezeichnet).

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PRAXIS
Zu Beginn unseres Praxistests wollen wir zunächst einmal eine kleine Bestandsaufnahme der drei Effektsounds machen. Dabei stehen alle Regler in der mittleren Position (12 Uhr). Vorneweg gibt es noch den Klang ohne Effekt, dann hat man einen besseren Vergleich.

Audio Samples
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Bypass ST Chorus ST Pitch ST Flanger ST
GitarreModeSpeedWidthIntensity
StratocasterChorus/Pitch Modulator/Flanger121212

Bei eingeschaltetem Effekt blinkt die kleine rote Status-LED über dem Mode-Wahlschalter im Tempo der Modulation. Der SCF ist momentan noch in Mono an den Amp angeschlossen. Da aber die meisten Gitarristen ein Mono-Setup mit „nur“ einem Verstärker nutzen werden, sollte die Klangqualität bereits in diesem Setup zufriedenstellend ausfallen. Und das ist der Fall! Tatsächlich ist der Sound sogar mehr als zufriedenstellend – man bekommt sehr saubere Modulationseffekte zu hören, bei extrem geringen Nebengeräuschen.

Chorus
Beim Chorus wollen wir die Arbeit der drei Regler genauer unter die Lupe nehmen. Mal sehen und hören, was hier so alles einstellbar ist. Die Geschwindigkeit habe ich auf 11 Uhr gestellt und mit Width auf Vollanschlag die höchste Stufe des Chorus-Effekts angewählt. Jetzt kann mit Intensity das Mischungsverhältnis zwischen Chorus und Direktsignal eingestellt werden.
Ich habe das Ganze mal in drei Positionen aufgenommen: 10, 14 und 17 Uhr. Generell kann man sagen, dass der Effekt auch bei vollem Anteil nicht aufdringlich klingt und auch nicht unangenehm eiert. Wir bekommen es hier mit einer wirklich hochwertigen Variante eines Chorus-Effekts zu tun, die den Ton nicht breiig macht, sondern einfach nur veredelt. 

Audio Samples
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Intensity ST
GitarreModeSpeedWidthIntensity
StratocasterChorus111710/14/17

Als nächstes wollen wir die Arbeitsweise des Width-Reglers untersuchen. Auch hier hören wir uns drei verschiedene Einstellungen an:  9, 12 und 15 Uhr. Der Effektanteil liegt bei 100%, Intensity steht auf 17 Uhr.

Audio Samples
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Width ST
GitarreModeSpeedWidthIntensity
StratocasterChorus119/12/1517

Der Klangunterschied ist deutlich hörbar. Der Sound wird voller, je weiter man den Regler aufdreht. Dabei kommt es zu konsequenten Klangveränderung über den gesamten Regelbereich. Bei manchen Chorus-Pedalen muss man mit dem Bassbereich vorsichtig sein. Ist die Modulation zu stark, haben Grundtöne im Akkord oft nicht genug Stabilität und klingen leicht verstimmt – was man eigentlich gar nicht gebrauchen kann. Beim SCF tritt diese Problematik nicht auf, der Bassbereich wird auch bei hohem Effektanteil sehr klar und deutlich übertragen.
Mit Mono ist jetzt Schluss. Nun wollen wir den Sound des Pedals in seiner vollen Breite genießen. Natürlich ist es eine absolute Steigerung, wenn der Sound im Raum hin und her wandert und der Klang so noch transparenter wird. Aber noch mal gesagt: Schon der Mono-Sound hat mich absolut überzeugt. Man muss sich keinen zweiten Amp auf die Bühne stellen, um einen amtlichen Chorus-Sound zu erhalten. Wenn man aber einen Zweit-Amp zur Verfügung hat, dann klingt es folgendermaßen.

Audio Samples
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Stereo Chorus Light ST
GitarreModeSpeedWidthIntensity
StratocasterChorus121013

Da kommt Freude auf! Schöner, breiter Sound, bei einer eher dezenten Chorus-Einstellung. Wenn man jetzt mal das andere Extrem wählt und Speed und Width voll aufdreht, dann erhält man einen Klang, der einem Rotary-Effekt sehr nahe kommt. Das Pedal stellt wirklich eine große Bandbreite an edlen Chorus-Sounds zur Verfügung. Und man kann eigentlich nichts verkehrt machen, jede Einstellung klingt!

Audio Samples
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Max Chorus ST
GitarreModeSpeedWidthIntensity
StratocasterChorus171715

Pitch-Modulator
Das war natürlich noch nicht alles. Nun ist der Pitch-Modulator an der Reihe. Und hier gibt es die volle Effekt-Breitseite. Mit dem Intensity-Regler wird lediglich das Verhältnis zwischen Chorus- und Vibrato-Effekt geregelt. Bei Linksanschlag ist der Chorus zwar voll dabei, klingt aber trotzdem noch einen Hauch anders als der normale Chorus-Effekt bei Vollanschlag. Der Effekt kommt hier grundsätzlich etwas dezenter rüber,  und der Sound wird etwas dünner, je weiter man den Regler aufdreht. Ist ja auch logisch, denn der breite Chorus-Effekt wird dabei entsprechend abgeschwächt. Zur besseren Verdeutlichung des Klangunterschieds habe ich zuerst nur einen Ton aufgenommen, danach eine kurze Akkordfolge mit je drei Einstellungen des Intensity-Reglers, zuerst auf 7, dann 12 und zuletzt auf 17 Uhr.

Audio Samples
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Pitch Mix 1 LP Pitch Mix 2 LP
GitarreModeSpeedWidthIntensity
Les PaulPitch Modulator14177/12/17

Mit dem Pitch-Modulator kann man ähnliche Sounds wie mit dem Chorus erzeugen, der Verstimmungsgrad, also die Tonhöhenmodulation ist hier stärker ausgeprägt und der Stereo-Effekt dafür nicht so breit wie beim Chorus.

Flanger
Auch beim Check des Flangers ist volle Effektintensität angesagt. Mit dem Intensity-Regler wird die Stärke des Kammfiltereffekts eingestellt. Wie sich das anhört, erfahrt ihr im folgenden Hörbeispiel, bei dem der Regler zuerst auf 7, dann 12 und schließlich 17 Uhr eingestellt ist.

Audio Samples
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Flange Mix LP
GitarreModeSpeedWidthIntensity
Les PaulFlanger12157/12/17

Den Intensity-Regler kann man hier locker bis 15 Uhr aufdrehen, ohne dass sich ein allzu krasser Effekt ergibt. Dreht man weiter auf, lassen sich auch extremere Sounds realisieren. Unterm Strich würde ich den Klang aber eher als dezent bezeichnen. Fette Jet-Plane-Powerchords oder krasse Flanging-Sounds sind hier nicht an der Tagesordnung. Aber das gebotene Klangniveau ist wirklich überragend.
Man kann dem Flanging-Effekt natürlich auch in Verbindung mit einem Distortion-Pedal etwas mehr Ausdruck verleihen. Den Kammfilter-Effekt habe ich hier allerdings nicht so stark hinzugefügt, sonst wird der Sound in Verbindung mit dem vorgeschalteten Rat-Pedal (ProCo The Rat) zu blechern. Hier ist das Ergebnis:

Audio Samples
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Dist. Flange LP
GitarreModeSpeedWidthIntensity
Les PaulFlanger91411
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FAZIT
379 Euro sind eine Menge Holz. Aber wenn man mal genauer hinschaut und feststellt, dass man dafür drei Effekte in absoluter Top-Qualität bekommt, tut es direkt ein bisschen weniger weh. Der SCF von TC Electronic ist definitiv sein Geld wert. Das Pedal ist robust verarbeitet, und die Regler und Schalter machen einen absolut hochwertigen und zuverlässigen Eindruck. Und dann gibt es natürlich noch eine wirklich erstklassige Performance in allen drei Effektsparten, Chorus, Pitch-Modulation und Flanger. Die Effektsounds sind nicht extrem überladen, sondern eher dezent und lassen dem puren Gitarrensignal so immer noch viel Raum. Der Ton wird von einer angenehmen Modulationswolke umgeben, ich glaube so kann man es am besten in Worte fassen. Im Stereo-Betrieb entfalten sich die Modulationseffekte des SCF natürlich am besten, aber auch in Mono kommt die Klangqualität extrem gut rüber. Freunde von abgefahreneren Klangverbiegungen würde ich den SCF nicht unbedingt empfehlen, wer aber dezente, hochwertige Modulationssounds mit sehr geringem Nebengeräuschpegel sucht, der sollte den SCF unbedingt mal antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Klang
  • Stabile Verarbeitung, gute Bauteile
  • Drei Effekte in einem Pedal
Contra
  • Position des Input Gain-Reglers schlecht erkennbar
Artikelbild
TC Electronic SCF Test
Für 79,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: TC Electronic
  • Modell: SCF
  • Typ: Stereo Chorus, Pitch-Modulator & Flanger Bodenpedal
  • Regler: Speed, Width, Intensity, Input Gain
  • Anschlüsse: Input, 2x Output, External Bypass
  • Spannung: 220 V (integriertes Netzteil)
  • Maße: 95 x 120 x 55 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,45 kg
  • Preis: 379,- Euro (UVP)
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Profilbild von hefus

hefus sagt:

#1 - 01.09.2013 um 17:19 Uhr

0

Toller Sound, vor allem im Chorus-Betrieb. Die ebenfalls schaltbaren Effekte Pitch-Modulator und Flanger können da nicht mithalten. Hatte das Teil seit zig Jahren im Gebrauch, leider hat es nun aus unerfindlichen Gründen das Zeitliche gesegnet. Reparaturversuche einer Elektronikwerkstatt blieben erfolglos, weil Teile nicht lieferbar und zudem (vermutlich zum Schutz vor Nachahmern) nicht identifizierbar waren.

Profilbild von Paul

Paul sagt:

#2 - 17.04.2017 um 09:10 Uhr

0

Hi,
das ist ja mal ein feiner Testbericht. Ausführlich, Soundexamples, vorbildlich!
So soll Test sein.
Gruß Paule

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