TC Electronic BG500 115/210 Test

Der dänische Konzern TC Electronic genießt als Hersteller von hochwertigen, innovativen Produkten für den Studiobereich seit Jahren einen hervorragenden Ruf und viele Gitarristen schwören auf die zum Teil legendären Effektgeräte. Instrumentenverstärker und Boxen sind für TC Electronic allerdings eine völlig neue Produktkategorie, die auf der NAMM-Show 2009 mit der Vorstellung des Bassverstärkers RH450 und zwei Boxen eingeführt wurde. Die Marketingstrategen aus Dänenmark versprachen eine Revolution im Bassequipment-Bereich, sogar ein Vergleich mit der Bedeutung des iPhones für den Kommunikationsbereich musste herhalten, um im Vorfeld die erwünschte Aufmerksamkeit zu erzeugen. In der Tat kommt der RH450 mit einigen Features wie dem Multiband-Kompressor oder der Preset-Speicherung, die in dieser Art oder zumindest Qualität bisher bei Bassamps andere Hersteller nicht zu finden waren und deshalb stark zum großen Erfolg der neuen Produktlinie beitragen. Wer mehr darüber erfahren will, der sollte den Testbericht von Oliver Poschmann lesen. Er hat den RH450 und die Boxen RS210/RS212 bereits 2009 für bonedo.de unter die Lupe genommen und sämtliche Features ausführlich beschrieben.

tc_electronic_BG500_03FIN

Die rührigen Dänen ruhen sich aber keineswegs auf ihren Lorbeeren aus, das Lineup wird seit dem Debüt stetig um neue Verstärker-, Combo- und Boxen-Varianten erweitert. Die beiden Combos BG500-115 und BG500-210 sind die jüngsten Sprösslinge der TC-Bassverstärkerfamilie und richten sich an preisbewusste Bassisten, die trotz des wesentlich niedrigeren Preises auf Features wie Kompressor, TubeTone oder Presets, die für den großen RH450 entwickelt wurden, nicht verzichten müssen. Der BG500 kommt in zwei Geschmacksrichtungen, einmal mit 15 Zoll Speaker und Tweeter oder wahlweise mit zwei 10-Zöllern und Tweeter, wobei der Verstärker bei beiden Modellen identisch ist.

Details

Das Erscheinungsbild der BG500 Combos ist im Vergleich zur teureren Serie um den RH450 wesentlich konventioneller. Das wuchtige Gehäuse aus Pressholz ist mit schwarzem Nadelfilz überzogen und mit Kunststoff-Stapelecken vor Beschädigungen geschützt, an den Seiten laden zwei robuste Stahlklappgriffe zum Transport ein. Der Tweeter und die Lautsprecher aus dem Hause Eminence, entweder 2 x 10 Zoll beim BG500-210 oder 1 x 15 Zoll beim BG500-115, sitzen hinter einem schwarzen, sehr stabilen Lochgitter mit dem Firmenlogo. Die gesamte Konstruktion macht einen äußerst soliden und strapazierfähigen Eindruck, die Verarbeitung des in China hergestellten Amps ist wirklich tadellos.

Der Verstärker liefert satte 500W Ausgangsleistung und bietet damit genügend Reserven für Clubgigs oder als Monitor in etwas größeren Räumen. Seltsam finde ich allerdings, dass es keine Anschlussmöglichkeit für Zusatzlautsprecher gibt, denn damit könnte man die BG500 Combos mit ihrer Power zu richtig erwachsenen Bassanlagen umfunktionieren – schade.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hat TC einige Features aus den RH-Amps übernommen. Hierzu zählt Spectracomp, ein Multiband-Kompressor, der Bässe, Mitten und Höhen getrennt voneinander bearbeitet und so die Dynamik des Sounds erhalten soll. Auch Tubetone ist schon von der teuren Serie bekannt, eine Röhrensimulation, die Vor- und Endstufensound eines Röhrenamps abbilden soll. TC ist nämlich der Meinung, dass nur beide Komponenten den echten Tube-Sound generieren, während die meisten anderen Transistor-Bassamps nur eine Vorstufenröhre einsetzen, um den Klang wärmer zu färben. Sowohl „Spectracomp“ als auch „Tubetone“ werden auf der Frontplatte durch jeweils ein Poti zum stufenlosen Regeln repräsentiert, weitere Einstellmöglichkeiten sind nicht vorhanden. Das Stimmgerät gibt es beim BG500 in einer abgespeckten Version, nicht chromatisch, sondern nur für die Saiten B, E, A, D und G in der Standardstimmung eines Fünfsaiters; Sechssaiter oder andere Tunings bleiben also auf der Strecke. Die optische Anzeige des Tuners arbeitet mit kleinen LEDs, die auch bei schummrigem Clublicht gut abzulesen sind. Der Tuner-/ Mute-Schalter rechts der LEDs schaltet die Lautsprecher ab, damit Bandkollegen vom Stimmvorgang verschont bleiben, aktiviert aber auch gleichzeitig die Doppelfunktion der LEDs, die bei deaktiviertem Tuner die Gain-Reduktion des Kompressors und die Einstellungen der Presets anzeigen. Jedes der drei Presets hat einen Taster, mit dem sämtliche Einstellungen inklusive Tubetone, Spectracomb, Tweetertone abgerufen oder gespeichert werden können. Die Preset-Sektion ist ein ebenfalls vom RH450 übernommenes sehr praktisches Feature. Zusätzlich hat TC dem BG500 zwei Contour-Taster spendiert, dahinter verbergen sich zwei EQ-Settings mit Mittenabsenkung, vergleichbar mit den Einstellungen Enhance oder Slap anderer Bassamps.

Auch den Tweetertone-Regler gibt es bisher nur beim BG500. Wie der Name vermuten lässt, ist er für den Pegel des Tweeters zuständig, allerdings nicht nur in Form eines Lautstärkereglers, denn er beeinflusst die Höhenwiedergabe zusätzlich durch Einsatz von Filtern, ähnlich dem „VLE“ von Markbass-Verstärkern. Zur weiteren Klangbearbeitung steht ein traditioneller 4-Band-EQ mit feststehenden Frequenzen zur Verfügung. Die Front  hat außer dem Klinkeneingang für passive und aktive Bässe noch weitere Anschlüsse zu bieten, nämlich den immer wieder gerne gesehenen, weil praktischen Cinch-Anschluss für externe Quellen wie MP3 Spieler, eine Klinkenbuchse für Kopfhörer, die sämtliche Lautsprecher stummschaltet, und einen symmetrischen XLR-Ausgang mit Pre- / Post-Schalter. Was will man mehr. Der Netzschalter sitzt auf der Rückseite, ist aber dennoch gut zu erreichen.

Praxis

Der BG500 ist mit seinen 32 kg absolut kein Leichtgewicht und lässt sich alleine nur sehr schwer transportieren, man sollte für den Transport immer eine helfende Hand zur Stelle haben. Aber auch leistungsmäßig lassen sich die beiden dänischen Kofferamps nicht in diese Klasse einordnen, und das ist äußerst positiv, denn beide produzieren mit ihren 500W sehr hohe Lautstärken, der Sound bleibt immer transparent und verzerrungsfrei. Die Grundabstimmung der beiden ist eher warm und smooth, ähnlich der RH450 Serie. Keine ultratiefen Bässe und keine Hi-Fi-Höhen, aber ein sehr prägnanter Mittenbereich, der für einen durchsetzungskräftigen Sound im Bandkontext sorgt. Diese Abstimmung funktioniert beim BG500-115 sehr gut, trotz des zusätzlichen Bassfundaments durch den 15-Zöller bleibt der Ton direkt und gut ortbar.

Die Bassamps von TC Electronic haben durchaus ihren eigenen Charakter, der eher in Richtung „Vintage“ und „Ampeg on steroids“ tendiert, aber trotz des großen Zuspruchs wünschten sich einige TC-User nach der Einführung des RH450 etwas mehr Flexibilität in Richtung „HiFi“ mit einem offeneren Höhenbereich. Ich vermute, dass die Dänen mit dem Tweetertone-Feature auf diese Wünsche reagieren. Tweetertone ist nicht nur ein Lautstärkeregler für den Tweeter, sondern zusätzlich eine Filterkombination, die den Höhenbereich beeinflusst. Ich weiß nicht genau, was technisch dahinter steht, aber es funktioniert sehr gut und macht den BG500 wesentlich flexibler, denn von vintageartigen Sounds bei zugedrehtem Tweetertone-Regler bis zu luftigen und brillanten Klängen ist alles möglich, ohne je aufdringlich zu werden. Es würde mich nicht wundern, wenn wir ein ähnliches Feature demnächst auch in der RH-Serie sehen.

tc_electronic_BG500_05FIN

Auch die Röhrensimulation Tubetone und der Multiband-Kompressor Spectracomb überzeugen in der Praxis. Obwohl ich kein Experte und zugegebenermaßen auch kein großer Freund der Kompression bin, empfinde ich die Arbeitsweise von Spectracomp als sehr angenehm. Auch bei hoher Kompression pumpt der Ton nicht, sondern wirkt eher wie eine Sustainverlängerung, was wohl auf das Konto der 3-Band-Bearbeitung geht, die nicht einfach alles gleichmäßig platt drückt. Außerdem bleibt auch bei großer Gainreduktion die Endlautstärke gleich, man muss also bei verschiedenen Kompressoreinstellungen nicht nachregeln – sehr angenehm. Spectracomp kommt übrigens beim Audio „Contour 2“ in Verbindung mit einem Slap-Bass und dem „Contour 2“ Preset zum Einsatz. Audio Tubetone macht ausgiebig von dem gleichnamigen Feature des BG500 Gebrauch. Ich habe zusätzlich mit Tweatertone den Höhenanteil reduziert, um den Sound mehr in Richtung Vintage zu trimmen – mich überzeugt die Röhrensimulation absolut.

Abschließend noch ein Wort zur Preset-Sektion, die ja auch von der RH-Serie übernommen wurde, und sämtlich Parameter außer der Masterlautstärke speichert. Die Presets sind wirklich ein superpraktisches Feature, das den BG500 quasi zu einem mehrkanaligen Amp macht und ultraschnell zwischen extrem unterschiedlichen Sounds inklusive Tubetone-, Spectracomp- und Tweatertone-Einstellungen, oder auch nur zwischen verschiedenen Lautstärken wechseln lässt. Einziger Wermutstropfen ist hier die fehlende Anschlussmöglichkeit für einen Fußschalter zum Presetwechsel, wie es bei der teureren Verstärker-Serie der Fall ist.

Jetzt gibt´s natütlich noch was auf die Ohren:

Audio Samples
0:00
Flat Tubetone Contour2 Slap
tc_electronic_BG500_04FIN

Es würde mich nicht wundern, wenn die BG500 Combos an den Erfolg der Produkte um den RH450 von TC Electronic anschließen könnten. Sowohl Leistung als auch Performance sind absolut überzeugend und machen die Kofferverstärker zu bandtauglichen Bassanlagen, die auch bei größeren Lautstärken noch mithalten können. Obendrein gibt es sehr praxistaugliche und zum Teil innovative Features, welche die Flexibilität der Combos extrem erhöhen und darüber hinwegsehen lassen, dass TC zugunsten eines sehr attraktiven Preises auf manch sinnvolle Details verzichtet hat. Der BG500-115 klingt direkt und transparent, aber wuchtiger in den Tiefen als der BG500-210, der für manchen vielleicht zu mittenbetont rüberkommt. Hier sollte also jeder Interessent durch Anchecken seine bevorzugte Lautsprecherbestückung herausfinden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Sound / Flexibilität
  • Leistung / Lautstärke
  • Gesamtausstattung mit Features wie Spectracomp, Memory, Tubetone
  • Preis-Leistungsverhältnis sehr gut
Contra
  • Stimmgerät nicht chromatisch
  • kein Anschluss für Zusatzbox
  • kein Fußschalter für Presets
Artikelbild
TC Electronic BG500 115/210 Test
Für 459,00€ bei
tc_electronic_BG500_01FIN
Facts
  • Hersteller: TC Electronic
  • Herstellungsland: China
  • Modell: BG500 – 210 / 115
  • Leistung: 500W
  • Lautsprecher: 2 x10 Eminence bzw. 1 x 15 Eminence + Tweeter
  • Anschlüsse: Instrument Klinke, Kopfhörer Klinke, 2 x Cinch Aux-In, symmetrischer XLR-Out
  • Regler: Gain, Spectracomp, Bass, Low Mid, High Mid, Treble, Tweetertone, Tubetone, Master
  • Schalter: Tuner/Mute, Contour 1/2, Memory1/2/3, Balanced Out Pre/Post
  • Besonderheiten: Stimmgerät mit LED-Anzeige, Spectracomp, Tubetone, Tweetertone
  • Gewicht: 32 kg
  • Abmessungen: 475 x 735 x 410 mm
  • Preis BG500 – 210: 761,- Euro UVP
  • Preis BG500 – 115: 708,- Euro UVP
Hot or Not
?
tc_electronic_BG500_03FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo