Tascam US-144mkII Test

Praxis

Zu den kleinsten Interfaces auf dem Markt gehört das Tascam US-144mkII freilich nicht, doch macht es sich mit seiner Pultform im mobilen und “quasistationären” Betrieb wirklich gut. Der viele Platz auf der Oberseite wird sinnvoll genutzt. Anschlüsse auf Vorder- und Rückseite sind beim Verkabeln etwas unpraktisch, zumal die Zuordnung der Beschriftung auf der Oberseite zu den jeweiligen Buchsen oft nicht ganz schlüssig erscheint. Wer als Einsteiger die Funktion eines “Mono On/Off”-Schalters nicht direkt dem Monitoring zuordnen kann, wird auf der Oberfläche auch keine große Hilfestellung erhalten: Er liegt auf einem anderen Blech als der Monitoring-Schalter. Leider hat sich hier wohl die Designabteilung bei Tascam durchgesetzt und eine simple Einrahmung von Monitoring-Poti und besagtem Schalter oder ähnlichem verhindert. Bei der Umschaltung von “Mic/Line” auf “Guitar” hat es funktioniert, denn hier sieht man einen “Ich gehöre hierzu!”-Strich. Ok: Eine derartige Lappalie wird es nicht auf die Con-Liste schaffen, zumal es ja nicht gehäuft auftritt.

Die Potis sind im Verleich zum Vorgänger nicht mehr so hoch, so dass Beschädigungen durch unbedachtes Herausziehen des Interfaces aus der (immer zu kleinen!) Laptop-Tasche einfacher vonstatten geht. Kleine Anekdote: Es gab früher einmal ein USB-Interface, welches hochkant ausgerichtet war und ein Gehäuse hatte, das am Fuß zwei breite Flügel als Standfläche hatte. Irgendetwas hat man darauf eigentlich immer mit aus der Tasche herausgehebelt – bei mir war es einmal das Telefon…  Etwas unangenehm ist aber, dass die Potis des US-144 sehr unterschiedliche Drehwiderstände aufweisen. Doch glücklicherweise ist die Haptik nicht alles.

Klanglich geht alles in Ordnung beim kleinen Tascam. Natürlich kann man von einem Mikrofonvorverstärker keine Wunder erwarten, der sich die dürftige Stromversorgung aus dem USB-Port noch mit anderen Komponenten wie Wandlern und nicht zuletzt einem zweiten Mikrofonvorverstärker teilen muss, doch mit diesem Wissen im Hinterkopf muss man die Klangqualität wirklich mit einem kleinen, anerkennenden Kopfnicken würdigen. Die Zeiten der ultramatten Billigst-Amps gehören – außer vielleicht in der Preisklasse “unterirdisch” – glücklicherweise der Vergangenheit an. Je nach Anwendungsgebiet braucht man also keine Skrupel haben, selbst Signale eines Kondensatormikrofons vom kleinen Tascam für das “Second Life” im digitalen Umfeld fit zu machen. Auch Stereoaufnahmen sind dank wenig unterschiedlicher Eigenschaften des Preamp-Pärchens nicht als Notlösung zu betrachten. Es sollte allerdings auch nicht verschwiegen werden, dass es hier noch viel Luft nach oben gibt – allerdings vor allem preislich! Für weit unter zweihundert Euro wird man kaum etwas Hochwertigeres bekommen. Das Sprachfile verdeutlicht den Unterschied von einem … nun, nennen wir ihn “Standard”-Vorverstärker zu einem deutlich teureren System recht gut. Nicht erschrecken: Ich habe beide Sprachfiles bewusst auf einen viel zu niedrigen Wert eingepegelt, dadurch könnt ihr das Rauschen besser vergleichen. Beim Vergleich der Overheads (nach vier Takten wird zum ersten Mal vom US-144 deutlich hörbar kurz auf die Aufnahme mit dem Vergleichsamp geschaltet) wird deutlich, dass im Produktionsalltag die Unterschiede nicht sonderlich stark ins Gewicht fallen. Das Vergleichssystem klingt geringfügig offener, tiefer und detaillierter in der räumlichen Abbildung. Ein etwas stärker oder schwächer gespieltes Ride verdeckt diese Nuancen jedoch fast vollständig.

Audio Samples
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Vergleich Sprache Vergleich Drum-Overheads

Die Wandler offenbaren weder auf dem Weg der wert- und zeitkontinuierlichen Spannungen hinein in die Welt der Nullen und Einsen noch auf dem Rückweg hörbare Probleme. Problematisch ist es eher, mit dem Signal aus den Cinch-Outs weite Strecken ohne klangliche Blessuren hinzubekommen. Was bei der Stereoanlage über die zwanzig Zentimeter vom CD-Player zum Verstärker noch funktioniert, kann beim erfahrungsgemäß mit Kabeln verseuchten Heimstudio (und der damit verbundenen elektromagnetischen “Kontamination”) zum feinen Störgeräuschekonzert werden. Dass Karlheinz Stockhausen und Aphex Twin grüßen lassen, mag jedoch nicht in jedermanns Sinn sein. Problematisch ist dabei allerdings nicht die Qualität der von Tascam gewählten Schnittstelle, sondern die Art: Symmetrische Klinken oder besser XLR kosten auch nicht die Welt!

Die Installation gestaltet sich auf dem Macintosh erwartungsgemäß problemlos, für die Handhabung gilt das genauso. Da systembedingt bei USB-Interfaces in Verbindung einer schwer malochenden DAW kein wirklich latenzfreier Betrieb möglich ist, muss für Live-Recordings die Monitoringlösung herhalten. Diese erweist sich als einfach und praktisch. Punkt. “Good Ol’ MIDI” ist ebenfalls kein Problemkind, sondern arbeitet brav, flott und vor allem ohne Schwankungen – sowohl eingangs- als auch ausgangsseitig.

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Flo Fi sagt:

#1 - 06.11.2012 um 02:49 Uhr

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Was war denn das Vergleichssystem?

Profilbild von Nick

Nick sagt:

#2 - 06.11.2012 um 04:04 Uhr

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Hi Flo Fi,das war ein Lavry Black AD11.Grüße, Nick

Profilbild von Marco

Marco sagt:

#3 - 10.05.2016 um 07:43 Uhr

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Das Interface ist aus meiner Sicht optimal. Ich habe damit und mit Hilfe eines Klein- und Großmembranmikros alle meine Akustikgitarren- und Gesangsspuren aufgenommen. Das Ergebnis könnt ihr euch unter dem folgenden Link anhören- bin wie gesagt sehr zufrieden.www.citizen-tim.de

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