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Tascam iXR Test

Praxis

Am Computer

An meinem Testrechner, einem Mac Pro Quad Core stecke ich das Tascam iXR via USB an und kann sofort loslegen. Die erreichten Leistungsdaten sind bei mir sehr gut, unter Cubase LE und mit Ableton Live messe ich ähnlich Latenzwerte, die bei einer Buffergröße von 64 Samples um die 7,2 Millisekunden liegen, die zehn Millisekunden-Marke wird also locker geknackt. In Internet-Foren liest man ab und an in Verbindung mit Tascam-Interfaces von Treiberproblemen, ich hatte mit dem iXR diesbezüglich keinen Ärger, auch größere Sessions liefen flüssig und ohne Aussetzer.

Fotostrecke: 2 Bilder Cubase LE zeigt bei 44,1 kHz und 64 Samples Buffer eine Gesamtlatenz von 7,21 ms.

Software

Dem iXR liegt eine Lizenz für Cubase LE (für den Computer) und Cubasis LE für die iOS-Geräte bei. Außerdem gibt es ein Software-Panel, über das ein paar Routing-Einstellungen getätigt werden können. Der Funktionsumfang dieses Panels ist dabei ziemlich überschaubar und dennoch wirkt es für mich ungeordnet und unübersichtlich. Einstellen kann man genau vier Dinge und die meisten haben mit dem Monitoring zu tun. Man kann zum einen bestimmen, ob die Eingänge in Mono oder Stereo abgehört werden, dabei geht es eigentlich nur darum, ob beide Kanäle ihr Signal mittig oder links/rechts gepannt zum Ausgang schicken. Die beiden Eingänge lassen sich deaktivieren. Die wichtigste Funktion ist die Wahl des Monitor-Modus, unter dem Einstellungspunkt „Line Outputs 1-2“ wählt man aus, was das iXR am Ausgang ausgibt. Was die Betriebssoftware betrifft, beschränkt sich Tascam somit auf das absolut Notwendige. Ein kleiner Software-Mixer mit Fadern und einer Pegelanzeige würde die Arbeit mit dem iXR deutlich erleichtern!

Nur vier Funktionen und doch etwas unübersichtlich: das iXR Software-Panel.
Nur vier Funktionen und doch etwas unübersichtlich: das iXR Software-Panel.

Bedienung

Das einzige, was mich an der Bedienung stört: Die Phantomspeisung lässt sich nur für beide Kanäle gleichzeitig aktivieren und der entsprechende Schiebeschalter befindet sich auf der Rückseite. Klar, dieser Schalter wäre auf der Vorderseite wünschenswert gewesen, aber betrachtet man die Frontplatte, muss man zugeben: Platz dafür gibt es halt nicht mehr. Ansonsten haben die Tascam-Entwickler die Komfort-Kurve ganz gut gekriegt: Die Potis sind zwar klein und liegen eng beieinander, lassen sich aber noch gut bedienen. Die Drucktaster für das Umschalten der Eingänge von Mic-/Line-Signalen auf Instrumentensignale muss anhand der Schaltstellung abgelesen werden, eine optische Rückmeldung in Form einer LED bietet das iXR nicht (Da sind wir heute verwöhnt, ich erinnere mich noch an die analogen Mackie-Pulte, wo es Gang und Gäbe war, mal eben schräg auf die Mischpult-Oberflächen zuschauen, um zu erkennen, welcher Pad- oder Solo-Taster denn grad noch gedrückt ist…).

Einpegeln

Das Einpegeln erfolgt mittels zweier LEDs: Laut Anleitung zeigt eine grüne LED ein anliegendes Signal, sobald dieses die -32 dBFS überschreitet. Hier stocke ich kurz, ich finde, -32 dBFS ist ein recht hoch gewählter Wert. Ich lese weiter: Die Peak-LED soll rot aufleuchten, sobald ein Signal die -1 dBFS überschritten hat. Über diesen Wert stolpere ich dann vollends: -1 dBFS als Peak-Obergrenze für das Einpegeln von Signalen? Ein Dezibel unter den 0 dBFS, die gleichbedeutend mit digitaler Verzerrung sind? Also habe ich nachgemessen und siehe da: Tatsächlich leuchtet die Peak-LED schon bei -7 dBFS auf – ein Wert, der schon deutlich sinnvoller ist. Da ich grad dabei war, habe ich die Funktion der grünen „Signal liegt an“-LEDs nachgemessen: bei -38 dBFS schaltet die Ampel auf grün, wieder 6 dB unterhalb des angegebenen Wertes. Wir können also festhalten: Das iXR jubelt uns einen versteckten Headroom von 6dB unter. Die Begründung dürfte sein: Es schützt den ungeübten Anwender vor digitalen Overs. Man könnte dem Anwender aber auch das nötige Vertrauen entgegenbringen, vielleicht zusammen mit einer kurzen Erklärung zum Thema „Gain-Staging“ und warum es in Tagen von 24 Bit völlig ok ist seine Signale bei -7 dBFS (oder noch weniger) „peaken“ zu lassen!

Fotostrecke: 3 Bilder Versteckter Headroom beim iXR: Anstatt den angegebenen -1 dBFS, leuchtet die Peak-LED bei sinnvolleren -7 dBFS auf.

Klang-Test

Was an Wandler-Technik auf der Platine sitzt, hat mich guten Mutes in den Klangtest gehen lassen und das iXR hat mich diesbezüglich auch nicht enttäuscht. Das Tascam iXR klingt ausgewogen und sauber, vom Klang-Charakter würde ich dem iXR einen nüchternen, analytischen Sound zuschreiben. Sicherlich gibt es Interfaces mit aktuellerer Wandlertechnik, die feiner auflösen als das iXR – aber hier muss einfach mal das Gebotene in Relation zum Preis gesetzt werden und dann kann man sagen: Was die Klangqualität der AD/DA-Wandlung angeht, ist man mit dem iXR allen Anforderungen des Produktions-Alltags gewappnet.

Die Vorstufen

Die Preamps hören auf den vielversprechenden Namen „Ultra HDDA“ und klingen ebenfalls ziemlich ordentlich. Das ganz große Klangkino steht da nicht zwischen den Boxen, aber als neutraler Allzweck-Preamp tut er seine Sache seht gut. Die Vorstufen klingen bei aller Neutralität aber nicht steril, man kann ihnen durchaus analoge Wärme attestieren. Was zudem gefällt: Auch bei hohen Gain-Werten arbeitet der Vorverstärker noch erfreulich frei von Nebengeräuschen! Erst bei fast aufgedrehtem Gain-Poti fängt es an zu rauschen. Man kann den Verstärkungsbereich von 56 dB also ausnutzen und auch mal ein pegelschwaches Bändchenmikrofon am iXR betreiben.

Audio Samples
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Akustikgitarre Tascam iXR Akustikgitarre RME Fireface Slapbass Tascam iXR Slapbass RME Fireface

Monitoring

Das iXR realisiert das latenzfreie Monitoring auf die „old school“-Art, mit einem Blend-Regler, der das Verhältnis von Playback-Signal und Eingangssignal regelt. Das heißt auch, dass das Monitoring wirklich latenzfrei ist (und nicht nur „low latency“), da das Input-Signal noch auf analoger Seite direkt zum Ausgang geschickt wird. Tascam kann somit auf jegliche Art von Software-Mischer (oder gar einen DSP zur Signalverarbeitung im Interface) verzichten. Zum Abhören von Eingangssignalen muss man im Software-Panel die Line-Ausgänge auf „Monitor-Mix“ umschalten. Das bewirkt zwei Dinge: Zum einen sind jetzt die Eingangssignale über den Blend-Regler auf den Ausgang geroutet, zum anderen kommt das Playbacksignal aber plötzlich um etwa 6 dB leiser am Ausgang an. Ich verstehe diese Absenkung so: Das Verhältnis von Eingangs- und Playbacksignal verschiebt sich zu Gunsten des Eingangssignals. Da es keine Möglichkeit gibt, das Eingangssignal nach dem Gain-Poti nochmal in der Lautstärke zu regeln, ist das – ähnlich dem versteckten Headroom – eine Art Sicherheitsnetz von Tascam, welches verhindern soll, dass der (ungeübte) Anwender das Gain-Poti als Lautstärkeregler für das Monitor-Signal missbraucht und am Ende so übersteuerte Signale aufnimmt. Ich finde dieses Pegel-Management dennoch unglücklich, da es beim Umschalten zwischen den Betriebsmodi so zu lautstarken Überraschungen kommen kann.

Der Kopfhörerausgang spiegelt immer das Signal der Line-Outs, lässt sich also nicht mit einem zweiten Mix adressieren. Damit schließt sich das iXR für den rasenden DJ aus, der ja eine Vorhörfunktion benötigt (aber in Anbetracht der rudimentären Ausstattung kommt das iXR für die DJ-Fraktion eh nicht in Frage). Der Kopfhörerverstärker hat richtig Dampf unter der Haube und treibt auch hochohmige Kopfhörer locker an.

iOS-Fähigkeit

Kein Gerät, welches sich Mobilität auf die Fahne schreibt, kann heute darauf verzichten, Apples iOS-Geräte zu unterstützen. So wird aus einem iPhone, einem iPad oder einem iPod in Verbindung mit dem kompakten iXR ein Recording-Studio in DIN A5-Größe. Die Funktion am iPad konnte ich nur im Groben testen, denn Apple lässt sich – sehr zum Unmut der Tascam-Service-Stelle – sehr viel Zeit für die Freigabe der iOS-Software im App-Store (stand 21.10.2016). Dennoch: Angesteckt ans iPad gibt das iXR Audio-Signale aus und die Screenshots, die Tascam vom iOS-Panel bereitstellt, zeigen denselben Funktionsumfang wie das Software-Panel für die PC/Mac-Rechner. Gehen wir also davon mal aus, dass alles genauso funktionieren wie es soll – und wäre dem nicht so, melden wir uns nochmal mit neun Infos!

Fotostrecke: 2 Bilder An der USB-Typ-B-Buchse wird entweder das Netzteil des iOS-Gerätes, oder der Rechner angeschlossen. An die USB-Typ-A-Buchse wird das iOS-Gerät mit seinem Ladekabel angeschlossen.

Energiesparfunktion

Das Interface hat eine eigene Energiespar-Funktion, die allerdings nur greift, wenn das iXR im Standalone-Mode arbeitet. Im Standalone-Mode kann das iXR als Stereo-Preamp benutzt werden oder als Kopfhörerverstärker zum Üben. Ist die „Auto Power Save On/Off“-Funktion aktiviert, schaltet sich das Interface selbstständig ab, wenn 30 Minuten lang kein Eingangssignal registriert wird. Das ist zwar nett, aber hat sich das iXR einmal abgemeldet, bringt es nur ein Kaltstart wieder zum arbeiten: einmal USB abziehen und wieder anstecken. Es wäre doch schön, wenn man das iXR auf etwas weniger harte Art und Weise wieder aktivieren könnte.

iXR im Testbetrieb: solides Interface
iXR im Testbetrieb: solides Interface
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