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Strymon Lex Rotary Test

Aus dem sonnigen Kalifornien, genauer gesagt aus Westlake City, kommen die Boutique-Pedale der Firma „Strymon“. Das kleine Unternehmen mit dem finnischen Namen hat sich zur Aufgabe gemacht, die besten Pedale der Welt zu bauen und geht dementsprechend euphorisch an die Sache heran. Einige Mitarbeiter waren früher bei Line6 tätig und haben ihr Know-how in die Konstruktion und Fertigung der Strymon Pedale einfließen lassen.

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Das eigentliche Ziel der Firma besteht aber darin, die Pedale aus eigener Fertigung zwar mit Digitaltechnologie auszustatten, sie aber mindestens so gut wie analoge Bodentreter klingen zu lassen. Dank immer besserer und preisgünstigerer Digitaltechnik ist die Qualität rechnergesteuerter Effektgeräte in den letzten Jahren ungemein gestiegen und selbst unter Puristen sind digitale Delays beispielsweise mittlerweile etabliert – allerdings bleibt der analoge Sound immer noch der Maßstab. Auch das Lex arbeitet digital, was dem guten Klang jedoch keinen Abbruch tut. Hinter der Idee unseres Probanden steht die Realisierung eines vollwertigen Leslie-Kabinetts. Ob das Gerät tatsächlich den Sound des legendären Leslies imitieren kann, haben wir für euch getestet.
 Was ist ein Leslie?
Leslie Lautsprecher hießen ursprünglich „Vibratone“ und später „Hollywood-Lautsprecher“, da sie in der Nähe von Hollywood gebaut wurden. Don Leslie bot seine Erfindung im Jahre 1940 der Firma Hammond an, die eine Zusammenarbeit jedoch zuerst kategorisch ablehnte. Erst in den 60er Jahren wurden beide Systeme unabhängig von Marketingproblemen kombiniert und prägen seitdem den Sound zahlloser Musiker. Das Prinzip eines Leslies sind zwei rotierende Lautsprecher, die durch ihre Bewegung einen sehr breiten und chorusartigen 3D-Sound erzeugen. Ermöglicht wird dieser einzigartige Klang durch die Ausnutzung des sogenannten Dopplereffektes, benannt nach dem österreichischen Physiker und Mathematiker Christoph Doppler. Wenn sich der rotierende Lautsprecher vom Zuhörer entfernt, wird der Ton tiefer, bei Annäherung erklingt er dagegen leicht erhöht. Jeder kennt den Effekt, wenn der Notarztwagen mit aktiviertem Martinshorn vorbeirast. Die Sirene klingt beim Heranfahren erst einen Tacken höher und verändert ihre Tonhöhe beim Vorbeirauschen leicht nach unten. Das klassische Leslie ist ein Zweiwegesystem. Beim nach unten abstrahlenden Basslautsprecher sorgt eine drehbare und auf einer Seite offene Umlenktrommel vor der Membran dafür, dass der Klang quasi in den Raum geschleudert wird. Im oberen Bereich des Kabinetts sitzt der Hochtöner in Form eines Doppelhorns. Der Schall wird nur durch eines der beiden Hörner wiedergegeben, während das andere lediglich als Gegengewicht dient. Während ursprünglich in erster Linie die Besitzer von Hammond-Orgeln in den Genuss des Leslie-Effekts kamen, interessierten sich auch bald Gitarristen dafür. Ein Grund dafür ist die Komplexität des Effektes, die mit keinem Chorus zu erreichen ist. Dabei spielen diverse Parameter eine Rolle, die auf die Drehbewegung der Lautsprecher, die Reflektionen des Schalls im Raum oder auch die Position des Zuhörers zurückzuführen sind. Auch bei einer Abnahme mit Mikrofonen gilt es, wichtige Besonderheiten eines Leslie zu beachten. Mit dem Lex hat sich Strymon nun das Ziel gesetzt, den Sound eines mikrofonierten Leslies in eine kleine Kiste zu packen, fertig für die Reise im Gitarrengigbag.

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DETAILS
Die Elektronik sitzt in einem stabilen Stahlblechgehäuse, das man von der Größe her in etwa mit dem der Rat vergleichen könnte. Es ist also recht handlich und nimmt nicht allzu viel Platz ein. Auf der Unterseite sind keine Gummifüße angebracht, da man vermutlich davon ausgeht, dass die meisten User das Pedal mit Klettband im Pedalboard befestigen. Das Lex kann nur mit Netzteil betrieben werden, weil digitale Schaltkreise mehr Strom benötigen als analoge Effektgeräte und Batterien sehr schnell ihr Pulver verschossen hätten. Zwei Fußtaster bieten die Möglichkeit, den Effekt ein- und auszuschalten beziehungsweise zwischen Slow- und Fast-Modus umzuschalten.

Die Oberseite beherbergt außerdem vier Potis, die allesamt Doppelfunktionen haben. Durch das gleichzeitige Drücken beider Schalter werden diese aktiviert. So dient das „Fast Rotor Speed“-Poti auch dazu, den Expressionpedal-Eingang auf die Verwendung eines Volume-Pedals oder Schalters umzustellen. Mit dem „Preamp Drive“, der in erster Linie für den Zerrlevel des Leslie-Effektes zuständig ist, lässt sich außerdem die Ausgangslautstärke einstellen. Der mittleren Regler „Mic Distance“ bringt das virtuelle Mikrofon näher ans Leslie heran beziehungsweise weiter weg. Der Lesliesound wird bei größerer Entfernung zum Mikro weicher und beim Heranfahren intensiver. Gleichzeitig kommt der Stereoeffekt stärker zum Tragen, je näher das virtuelle Mikrofon positioniert ist. Nach Aktivierung durch das Drücken der beiden Fußtaster kann man mit diesem Regler das Pedal auf zwei unterschiedliche Modes einstellen. Der erste Modus stellt das Lex auf die Zusammenarbeit mit einem Fullrangesystem ein, womit sich das Pedal auch zum direkten Aufnehmen ins Mischpult eignet. Der andere Modus sollte dann angewählt werden, wenn man es vor einen Gitarrenamp schaltet. Auf der Stirnseite befinden sich vier Klinkenbuchsen und der Anschluss für das Netzteil. Das Lex bietet einen Mono-Eingang und zwei Ausgangsbuchsen für den Stereobetrieb. Wer die Lesliegeschwindigkeit mit einem Expressionpedal oder einem separaten Schalter vornehmen möchte, kann dazu die „Exp“-Buchse nutzen.

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PRAXIS
Das Lex bietet einen erstklassigen Lesliesound. Ich habe schon viele Lesliesimulationen ausprobiert, aber dieses Gerät trifft den Nagel auf den Kopf. Das Pedal klingt nicht, wie viele andere Geräte, nach einem modifizierten Phaser oder Flanger, sondern hat diesen typischen Leslie-Schimmer, den man sich von diesem einzigartigen Effekt wünscht. Ebenso wie bei einem richtigen Leslie-Kabinett ist der Klang im Obertonbereich nicht Hi-Fi-mäßig klar, sondern dezent beschnitten und hat immer einen leicht schmutzigen Touch. Wer einen angezerrten Sound möchte, kann mit dem Drive Regler eine Distortion hinzufügen, was für meinen Geschmack jedoch nur sehr vorsichtig genutzt werden sollte. Bis maximal in die 10-Uhr-Position fügt sich der Zerrer homogen ins Klangbild ein und verdichtet den Sound. Der Klang erhält eine leichte Kompression und weitere Obertöne. Einstellungen, die darüber hinausgehen, wirken aufgesetzt. Ist ein solcher Klang erwünscht, würde ich in jedem Fall einen leicht angezerrten Amp oder einen guten Overdrive wie den King Of Tone von Analogman oder den Baldringer Dual Drive mit wenig Gain bevorzugen. Der „Mic Distance“-Regler ermöglicht einen eher unscheinbaren Sound, der in Maximalstellung fast schon an ein „Vibe“ erinnert. Ob vor dem Amp oder direkt ins Pult, das Lex von Strymon macht einen erstklassigen Job. Nicht nur Leute, die einen schwebenden David Gilmour Picking Sound erzeugen möchte, sollten sich das Lex unbedingt einmal anhören. Auch für Keyboarder, die keine Lust haben, ihr tonnenschweres Leslie durch die Gegend zu schleppen, könnte dieses Gerät eine perfekte Alternative sein.

Audio Samples
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Slow Leslie Fast Leslie Slow Fast
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Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Praxistauglichkeit
Contra
  • Verzerrer nur bedingt einsetzbar
Artikelbild
Strymon Lex Rotary Test
Für 289,00€ bei
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Facts
  • Regler: Rotorgeschwindigkeit, Preamp Drive, Mikrofonabstand und Hornlevel, einstellbare Anlaufgeschwindigkeit
  • +/- 6dB Boost/Cut Funktion
  • Schalter: Fast/Slow, ON/OFF
  • Ausgänge: Left/Right Output, Mono Input, Expressionpedal
  • True Bybass
  • 24-bit 96kHz A/D und D/A Wandler
  • inkl. 9V Netzteil (- innen DC)
  • Made in USA
  • Preis: 299,00 Euro
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Profilbild von marc

marc sagt:

#1 - 16.10.2011 um 17:48 Uhr

0

Ich benutze den Lex seit einigen Wochen für E-Bass und bin völlig happy mit dem Gerät. Von leicht schimmernden, flangerartigen Spitzen bis zu heftig wabernden Flächen geht alles. Die Zerre ist m.E. völlig ok, um mal eine ordentliche Schippe Dreck in den Sound zu kippen.

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