Stanton CMP-800 Test

PRAXIS

Lesezeiten
Das CD-Laufwerk liest Audio-CDs und MP3-CDs der Formate ISO9660/Joliet ein. Diese dürfen maximal 999 Dateien und 255 Ordner enthalten, wobei in jedem Ordner ebenfalls maximal 255 Dateien Platz finden dürfen. Die zulässigen Sampling-Raten reichen von 8-48 kHz, die Bitrate von 32 bis 320 Kbps. Für das Einlesen einer MP3- oder Audio-CD benötigte das Laufwerk in der Regel zwischen vier und fünf Sekunden, was ich als einigermaßen zügig empfand, zeigte sich aber manchen Rohlingen gegenüber auch schon mal zickiger. Damit der Handelnde selbst nach ein paar Bierchen noch den Einschub für die Silberlinge findet, weist eine blaue LED den Weg zum Schacht. Bei einigen Mitbewerber-Geräten bekommt man schon einen Schreck, wenn man die CD gerade so in den Schlitz einführen will und die „gefräßige Bestie“ einem den Rohling quasi aus der Hand reißt. Der Stanton ist da etwas entspannter. Man muss den Rohling schon bewusst reindrücken. Recht so.

Mit Führungs-LED gegen Koordinationsprobleme
Mit Führungs-LED gegen Koordinationsprobleme

Kompatibilität
Bei den Wechseldatenträgern gibt sich der CMP knauserig, denn er kann nur Objekte mit FAT-System lesen (FAT 12, 16, 32). Diese eignen sich gut für Flash-Medien, keine Frage. In Zeiten, wo Menschen ihre Musiksammlung auf externe Festplatten auslagern, die in Terrabyte-Größen in den Handel kommen und daher mit HFS+, NTFS+ und Co formatiert sind oder werden, ist dies jedoch nicht gerade ein Pluspunkt. Die externe Traktor-Audio-Library auf der Mac-Platte bleibt demnach außen vor. Ärgerlich. Für das nächste Set wären die Daten demnach auf einen Rohling zu brennen oder auf einen Stick zu kopieren. Auch was die Unterstützung der weit verbreiteten Apple-Player angeht, gibt es wenig Gutes zu berichten. Nur eines der lokalen Früchtchen (Touch, Video, Nano, iPad) war zu nutzen, und zwar der betagte iPod Video.
Statt dessen erkennt der Stanton MP3-Player, die sich als Datenträger beim System anmelden und per Drag-Drop befüllen lassen, wie einige Sony Walkman, Creatives NuVo und die meisten MP3-Sticks. Vielleicht in der Praxis nicht ganz so relevant, aber dennoch zu erwähnen: Die Mini-SD-Card vom Smartphone wurde anstandslos eingebunden. Vorsicht ist also geboten, wenn ihr während eines Pubcrawls ein Handy mit einem Plattenwunsch in die Hand gedrückt bekommt und aus technischen Gründen verneint – nicht ahnend, dass der Besitzer sehr wohl um die Qualitäten des CMP-800 weiß. Dennoch, von einem Cross-Media-Player aus dem mittleren Preissegment kann man vielleicht ein paar Formate mehr erwarten.

USB-Anschluss 1 ist vorn zugänglich
USB-Anschluss 1 ist vorn zugänglich

Der Lauf der Dinge Das Layout mag vielleicht für den Einsteiger zunächst etwas unübersichtlich wirken, weil der Stanton doch eine Vielzahl von Funktionen vorweisen kann. Doch wer sich erst einmal eingefuchst hat, erkennt schnell, dass Stanton eine ergonomisch runde Sache abliefert (sehen wir mal von den zuvor erwähnten winzigen Loop-Dividern ab). Die Hersteller orientieren sich weitestgehend am marktüblichen Layout, es gibt ausreichend Platz zwischen den Bedienelementen, und die Navigation auf den Datenträgern geht zügig von der Hand. Viele Tasten sind beleuchtet und werden durch Statusmeldungen auf dem Display und klare Beschriftungen unterstützt. Mal abgesehen von den Einstellungen im Setup-Menü gibt es eigentlich kaum einen Grund, das Handbuch zurate zu ziehen.

Stellt zur Schau, was er alles kann...
Stellt zur Schau, was er alles kann…

Sound
Sowohl bei der Wiedergabe von Audio-CDs als auch bei der Wiedergabe von Wave oder MP3-Dateien (vorausgesetzt, sie sind mit hohen Bitraten encodiert) klingen die Wandler druckvoll und transparent. Der Kopfhörersound weist die gleichen Klangeigenschaften auf und ist zudem ziemlich laut. Die Keylock/Master-Funktion arbeitet je nach Basismaterial in einem Rahmen von drei bis vier Prozent artefaktfrei. Bei einem 125-BPM-Track bedeutet dies eine effektive Spanne von 121,25 bis 128,75 BPM. Damit kann man nicht nur in den House-Clubs unseres Kosmos einigermaßen locker durch die Nacht kommen.

Ein willkommenes Feature, wenn es an Kanalzügen mangelt...
Ein willkommenes Feature, wenn es an Kanalzügen mangelt…
Audio Samples
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Playout Audio-CD Playout MP3 320k Keylock Master Keylock plus 3 Prozent Keylock minus 3 Prozent Keylock plus 6 Prozent Keylock minus 6 Prozent

Handling und Performance
Gut, dann mal rein mit den Datenträgern, um ein bisschen Track-Hopping zu betreiben. Der Wechsel zwischen zwei Songtiteln vom USB-Speicher geschieht in gefühlten Sekunden-Bruchteilen. Bei einer CD sind ungefähr zwei Sekunden zu veranschlagen. Der Wechsel findet immer sofort statt. Möchte man dies verhindern, ist zunächst NEXT-TRACK zu betätigen. Während der Wiedergabe ist es nicht möglich, die Auswurftaste oder die Quellwahltaste zur Datenträgerbestimmung zu nutzen. Dies funktioniert nur, wenn sich der Track im Pausenmodus befindet, was gleichzeitig bedeutet, dass es nicht möglich ist, mehrere Datenträger simultan anzusprechen.

Vorauswahl statt Direktwechsel...nexttrack sei Dank
Vorauswahl statt Direktwechsel…nexttrack sei Dank

In-the-mix zeigt das Stanton-Dial im Nudge-Mode einen angenehmen Widerstand und kommt nach einem Schubser und auch nach heftigeren Backspins in angemessener Zeit zum Stehen. Natürlich wirkt hier kein Motor entgegen, daher ist der Krafteinsatz niedriger als bei Turntables und der Bremszeitraum länger – doch die Spins hören sich ganz passabel an. Der Teller liegt gut unter den Fingern und lässt sich auch für manche Scratch-Technik gebrauchen. Bei langsameren Reverses läuft der Track, nimmt man die Hand vom Dial, aber manchmal schon wieder weiter, obwohl das Rad noch in der Rückwärtsbewegung ist. Bei sehr langsamen Bewegungen kann sich der Stanton prima schlagen, bei ultralangsamen Moves um circa ¼ Frame sind Stutter-Effekte zu hören. Dies bedeutet auch, dass ein framegenaues Ansteuern der Kickdrums vor dem Abwurf oder ein Platzieren von akkuraten Schleifen und Cue-Punkten überhaupt kein Problem ist. Gut, dann soll der Song mal in den Takt gepitcht und geschubst werden, was mit dem Ohr, Fader und Teller genauso problemlos vonstatten ging wie mit dem Tap-Button, dem Fader und den Pitchbend-Tastern. Aber es gibt auch noch eine Auto-BPM-Funktion.
Bei den meisten meiner House-Stücke und Tech-Tracks benötigte der Beatcounter nicht länger als zwei bis drei Sekunden, dann spuckt er eine erste Tempoeinschätzung aus. Diese kann sich jedoch über die Laufzeit durchaus ändern, was sich bei der Verwendung der tempoabhängigen Effekte und Schleifen auswirken kann. Mit dem Tap-Button lässt sich alternativ arbeiten.

Audio Samples
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Nudgesound Pitchbend-Stufen Touch Rewind Spins

Beatcounter hin, Mixhilfen her, vor einer Überblendung ist bei einem CMP-Gespann ein weiteres wichtiges Organ gefragt und zwar das Gehör, wenn es um die Einschätzung der Synchronität beim Beatmatching geht – denn einen Sync-Knopf wie bei einer DJ-Software oder dem Pioneer CDJ-2000 gibt es am vorliegenden Tabletop nicht, was man wohl auch in dieser Preisklasse nicht erwarten kann. Handarbeit ist also angesagt.
Betriebssicherheit
Zehn Sekunden Antischock-Buffer schreibt der Hersteller auf den Karton. Das empfinde ich als ziemlich knapp bemessen, wenn man bedenkt, dass Mitbewerber hier teilweise 48 Sekunden auffahren. Es ist zwar anders dokumentiert, doch ich kam beim Schütteltest am vorliegenden Modell teilweise auf 20 Sekunden und mehr. Klar, wer vom Wechseldatenträger spielt, der wird sich kaum darum scheren. Wer aber mit Silberlingen arbeitet, der könnte in basslastigen und somit vibrationsstarken Umgebungen vielleicht mit Problemen in Form von ungewünschten Wiedergabesprüngen konfrontiert werden. Vor allem, wenn er vom heißen Rhythmus angestachelt wie ein Irrwisch anhaltend mit der Faust auf den Tisch hämmert.
MIDI-Controller
Leider ist zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Mapping für eine DJ-Software vorhanden, um die Qualitäten als MIDI-Kommandozentrale zu testen. Diesen Punkt auszulassen ist aber nicht unser Ding, also schreiten wir selbst zur Tat und schneidern dem Stanton eine Belegung auf den Leib. Diesmal ist Traktor an der Reihe. Der Stanton Player kann sogar zwei Decks bei vollem Shifting der Bedienelemente ansteuern. Das wird über zwei MIDI-Kanäle realisiert. Unser Traktor Mapping bedient zwei Track-Decks und zwei Sample-Decks sowie Browser, Loops, Effekte und mehr. Habt ihr den Stanton auf Player MIDI-A geschaltet, bedient er DeckA und Sampledeck3, in Stellung MIDI-B dirigiert er DeckB und Sampledeck4. Die Konfigurationsdateien stehen hier (CMPArchiv.zip) zum Download bereit. Im Anhang des Stanton-Handbuchs findet ihr ferner eine Tabelle, die euch eine Übersicht über Funktions- und LED-Codes gibt, falls ihr diese benötigt.
Wer nicht über eine Traktor-Lizenz verfügt und erst einmal antesten will, ob ihm Laptop-Mixing liegt, findet in Mixxx eine kostenlose DJ-Software mit MIDI-Unterstützung und Scratch-Funktion, Effekten und Loops. Käufer des Stanton-Players können sich also diese DJ-Software kostenlos beim Hersteller herunterladen (auch via APP-Store) und kommen ohne Mehrkosten in den Genuss der MIDI-Funktionalität. HID-konform gibt sich das Display bei beiden Softwares nicht, daher zeigt es auch die Titelinformationen aus Traktor oder Mixxx nicht an.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwei frei zuweisbare Midi-Kanäle steuern zwei Software-Decks

Media-Wallet
Media-Wallet ist eine Software zur Organisation der Musikdateien in einer Datenbank, mit der Medien auf den USB-Laufwerken vorbereitet werden können. Sie speichert auch BPM-Infos auf den Stick, ist aber leider nur für Windows erhältlich, daher wurde sie am Mac unter Bootcamp eingerichtet. Sicherlich ein gangbarer Weg, aber nicht jeder Apfel-Jünger nennt eine Windows-Partition sein Eigen, die immerhin einer kostenpflichtigen Lizenz bedarf. Die Welt ist zwar kein Apfelkuchen, doch in meinen Augen sollten die Entwickler schnellstmöglich eine Macintosh-Fassung bereitstellen, weil sich ansonsten potentielle Käufer vielleicht benachteiligt fühlen könnten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die etwas rudimentäre Datenbanksoftware…

Was noch?
Schaut man sich noch einmal genauer im Lager der Konkurrenten um und betrachtet die Geräte Audiophony CDX-6, Synq DMC1000 und Citronic MPCD-X3, fällt einem sofort das Schlagwort OEM ein. Ist zwar nicht gerade Usus bei Stanton, wenn man sich noch einmal die SCS-Serien in Erinnerung rufen möchte – hier ist es offensichtlich der Fall. Die Geräte unterscheiden sich im Wesentlichen durch den Herstelleraufdruck, Buttonfarbe und die Couleur des LED-Kranzes (Citronic nimmt grün, Audiophony wählt rot, Synq setzt auf blau).
Freilich hat der CMP-800 auch einen Setup-Modus im Gepäck, wo sich viele kleine Details einstellen lassen. Zum Beispiel der Jog-Mode, der Autocue-Pegel, die Display-Intensität, der Sleeptimer, die Playlisten-Programmierung oder das MIDI-Setup.
Stellt sich noch die Frage nach der Zielgruppe. Hier kommen all diejenigen infrage, die einen Großteil ihres Sets mit digitalen Medien bestreiten wollen. Sei es direkt vom Laptop im MIDI-Controller-Modus oder Standalone vom Wechseldatenträger. Und wer noch eine große CD-Sammlung besitzt, kann diese ebenfalls nutzen. Auch für Turntable-Aktivisten, die einer DJ-Software nicht trauen und dennoch MP3-Dateien in den Mix integrieren wollen, ist der CMP vielleicht eine Überlegung wert. Im Club oder in der Bar ist er eine gute Ergänzung zu analoger Gerätschaft und kann auch im Doppelpack die automatische Relay-Play Beschallung übernehmen, falls der DJ verspätet eintrifft.

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