SPL spendiert seinem Gerätepark einen Facelift, so auch dem beliebten Channel Strip Channel One. Der SPL Channel One mk3 hat aber mitnichten nur eine Kosmetik-Kur erhalten. Er wurde von Grund auf neu konzipiert und glänzt mit einigen besonderen EIgenschaften, die Konkurrenzmodelle – darunter deutlich hochpreisigere – nicht bieten.
Quick Facts zum SPL Channel One Mk3
- einkanaliger Channel Strip mit regelbarer Röhrensättigung
- neben EQ und Kompressor auch De-Esser und Transient Designer
- umschaltbare Mikrofoneingänge
Ein super Feature beschleunigt den Produktionsalltag
Der SPL Channel One Mk3 ist ein Mono-Channel, besitzt aber zwei Mikrofoneingänge. Was das soll? Nun, ich glaube, nie war es leichter, Mikrofone miteinander zu vergleichen. Sicher, es gibt Manley MicMaid, aber in der Art wie bei SPL habe ich das noch nicht gesehen. Auf der Rückseite befinden sich zwei Mikrofoneingangsbuchsen. Ein Wahlschalter erlaubt die Auswahl von Mic A und Mic B (und Line/Inst für den rückseitigen Line-XLR oder, falls gesteckt, Gitarre, Bass oder Rhodes auf der Vorderseite). Schön: Phantomspeisung wird separat aktiviert oder deaktiviert. Manch ein User würde sich sicher wünschen, die Schalter lägen nicht so nah beieinander und ließen sich schwerer betätigen.
Schade allerdings finde ich, dass es nicht für einen der Inputs eine Levelangleichung gibt. Ich weiß wohl, dass das konstruktiv aufwändig wäre, doch bedarf es dann doch immer wieder manuellen Hin- und Herregelns per Gain, um zum Beispiel herauszufinden, ob das SM7B nicht besser passt als das TLM 103. Aber ich will es nicht kleinreden: Zwei Inputs sind schon klasse! Zur Preamp-Sektion gehören neben des Gains mit maximal 68 dB auch ein Pad von 20 dB, ein einpoliges (als 6dB/oct steiles) Hochpassfilter mit 80 Hz Grenzfrequenz sowie ein Schalter, der die Polarität des Signals invertiert.
Drei Ausgänge am SPL Channel One mk3
Ausgänge gibt es drei(!). Zwei sind parallel am Ende der kompletten Bearbeitungskette – praktisch für alle möglichen Situationen. Zudem wird bei Bedarf das Signal direkt hinter dem Preamp abgegriffen und ausgegeben. Für den Fall, dass man sich während des Trackings alle Optionen offenhalten will, ist das natürlich sehr sinnvoll. Im Mix kann die restliche Kette ja über den Line-Input durchlaufen werden. Und nicht zuletzt ist es eine gute Möglichkeit, sowohl das trockene Preamp-Signal als auch das bearbeitete aufzunehemen. SPL hat zum Glück nicht darauf verzichtet, die Beschriftungen auf der Rückseite zusätzlich überkopf lesbar anzubringen. Ich glaube, ich lobe das in jedem SPL-Testbericht.
Wer mag und bereit ist, ein wenig mehr Geld auszugeben, kann den SPL Channel One mk3 auch mit einem Input-Transformer für die Mikrofoneingänge und einem Output-Transformer bestellen. Das Produkt heißt dann SPL Channel One mk3 Premium. SPL nutzt dafür Übertrager der schwedischen Firma Lundahl, die von unterschiedlichen Herstellern gerne verbaut werden und als eher zurückhaltend gelten.
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Sättigung und De-Essing
In der Preamp-Sektion liegt die regelbare Röhrensättigung (über eine Doppeltriode vom Typ 12AX7LPS), die bei 100% etwa 6 dB auf das Signal aufaddiert. Auf der Frontplatte folgt ein De-Esser, welcher SPL-typisch mit invertierten Signalanteilen zur Unterdrückung arbeitet statt nach dynamischem Prinzip. Die beiden Schalter aktivieren das De-Essing für eine Mittenfrequenz von 6,4 beziehungsweise 11,2 kHz, jeweils mit Bandbreiten von etwas unter 5 kHz. Nicht vergessen: Das hat aufgrund unserer logarithmischen Tonhöhenwahrnehmung die Auswirkung, dass das Low-Band deutlich breiter wirkt.
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Dynamikbearbeitung pegelabhängig und pegeunabhängig
Wer kennt nicht den Transient Designer? Im SPL Channel One mk3 ist eine solche Hüllkurvenbearbeitung eingebaut, mit Attack um +/- 15 und Sustain um +/- 24 dB regelbar. Der Kompressor, wohnhaft zur Rechten des VU-Meters, ist eine simpel aufgebaute Dynamiksektion aus wählbarem Threshold und Make-Up. Zeiteinstellungen oder Ratio-Settings gibt es nicht.
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Equalizer des SPL Channel One mk3
Die Frequenzbearbeitung erfolgt mit halbparametrischen Tiefmitten- und Hochmitten-EQs, die aber den Q-Faktor mit dem Gain ändern. Ein separates Air Band mit einer Einsatzfrequenz von 19 kHz ermöglicht es, den sonst gerne mit den Millennia-EQs NSEQ-4, NSEQ-HT oder dem STT-1 durchgeführten Trick zu machen, „plattkomprimierte“ Vocal-Signale etwas aufzufrischen und ihnen Transparenz zurückzugeben.
Kein Blockschaltbild
Ein Output-Trim mit Aufholverstärker (-20 bis +6 dB) und ein Mute-Button komplettieren den Signalweg. Allerdings gibt es noch die Möglichkeit, die Modulreihenfolge im Channel Strip zu verändern. Im normalen Signalfluss liegt die Röhrensättigung direkt hinter dem Gain, ist aber auch hinter die EQ-Sektion schaltbar. „EQ pre TD“ schaltet die Klangregelung hinter den Transient Designer – wovon man sowieso schon ausgeht, wenn man die Bedienelemente auf dem Channel One mk3 von links nach rechts liest. Tatsächlich hätte ich mich über ein Blockschaltbild gefreut, um derlei Zusammenhänge unmissverständlich aufzuzeigen. Auch, falls es Unklarheiten bezüglich der Beschriftung der Ausgänge gibt – schließlich kann man „Out 1“ und „Out 2“ auch ander interpretieren – oder man wissen will, wo die Messpunkte für die Overload-LED liegen, gibt ein Blockschaltbild in Sekundenschnelle verlässlich Auskunft. Allerdings ist letztgenannte Information im kleinen Text des insgesamt informativen Manuals verständlich dargestellt.
VU-Meter mit Boost
Bliebe das Meter: Das VU-Zeigerinstrument erlaubt die Anzeige der Gain Reduction, des In- oder Outputs. Es ist auch möglich, ihm einen einmaligen oder doppelten Boost um 6 oder 12 dB zu geben – hilfreich bei Signalen mit geringem Crest-Faktor, damit mit der immer etwas behäbigen Nadel ein größerer Bereich dargestellt werden kann.
Made in Germany
SPL stellt den Channel One mk3 in Niederkrüchten her. Das ist in NRW unweit der Grenze zu den Niederlanden. Getan wird dies auf einem wie gewohnt hohen Qualitätsniveau. Die Frontplatte ist massiv, die Elemente gut gängig und ordentlich abzulesen – und das Netzteil mit Ringkerntrafo eingebaut.
Molteniron sagt:
#1 - 20.04.2024 um 11:02 Uhr
Geiles gerät aber als ich nach einem SSL fusion video auf das SPL gestoßen bin dachte ich „yeah!“ umd dann festzustellen das es nur einen kanal hat. Also brauch ich dann zwei Riesengeräte und 4600 euro für stereo. Dann sprengt es leider meine überschaubare resourcen
Marc Ballay sagt:
#2 - 12.09.2024 um 15:10 Uhr
Großartiges Gerät. Großartige Möglichkeiten. Einziger Wermutstropfen. Der An-Aus-Schalter ist hinten angebracht. Da es bei mir im Studiotisch verbaut ist, komme ich nicht ran, so dass ich es rüde mit dem Abschalten des Stroms ausschalten / anschalten muss.
Nick Mavridis sagt:
#2.1 - 13.09.2024 um 06:57 Uhr
Hallo Marc, da kann ich Dir in allen Punkten zustimmen. Auch die Sache mit dem Netzschalter, der mir oft sauer aufstößt. Allerdings ist es – bitte korrigiert mich, wenn ich es falsch sehe – unerheblich, ob ein Gerät an seiner Power Supply oder per Leiste geschaltet wird. Beste Grüße Nick Mavridis
Antwort auf #2 von Marc Ballay
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