Spitfire Audio Symphony Complete Test

Praxis

Symphonic Strings

Die Streicher kommen in symphonischer Besetzung, also von Violine 1 bis runter zum Kontrabass: 16/14/12/10/8. Das bedeutet: großer Klang. Auch, was die Artikulationen angeht, geht Spitfire in die Vollen. Neben dem Standardprogramm wird zum Beispiel sehr genau bei den Legatos unterschieden: Es gibt sowohl gegriffenes wie auch mit dem Bogen erzeugtes Legato, ebenfalls ein Portamento, das über niedrige Velocity angesteuert wird sowie ein Patch für Läufe, das sogar ganz gut klingt und – gleichermaßen schön wie speziell – ein Patch für Legatos, ausschließlich auf der G-Saite, was Sinn macht, wenn es in der tiefen Lage besonders warm und sonor zugehen soll. Hervorzuheben wären noch die unüblichen Vertreter: Flautando, ein Molto Vibrato Patch, Sul Ponticello Distorted – ausgeführt mit extra viel Bogendruck – und Tremolos in Terzen. Leider ist das Artikulationsangebot hier und da etwas uneinheitlich, so gibt es besagtes Terzentremolo zum Beispiel nicht in den Violas. Aber gut, sei’s drum, das ist zu verschmerzen. 
Generell gilt: Lange Artikulationen funktionieren nicht über Velocity und müssen gefahren werden, kurze Artikulationen reagieren auf Velocity. Das gilt für alle Libraries in diesem Test.
Ein einziger echter Wermutstropfen der gesamten Library: keine Divisi – es geht also immer nur vollständig und groß. Das ist bedauerlich, da die symphonische Literatur randvoll ist mit geteilten Streichern. Aber das Problem lässt sich mittels anderer Libraries lösen, zum Beispiel den Studio Strings von Spitfire, die mehrfache Divisi im Angebot haben und im selben Studio aufgenommen wurden.

Symphonic Woodwinds

Die Symphonic Woodwinds decken ein Spektrum ab, das über das Standardorchester hinausgeht. Neben der üblichen Besetzung finden sich außerdem Alt- und Bassflöte sowie eine Kontrabassklarinette. Was die Spieltechniken angeht, war man hier leider nicht so sorgfältig wie bei den Streichern. Was mir wirklich fehlt, sind dynamische Artikulationen, sforzati, fortepianos, crescendi und decrescendi. Natürlich kann man versuchen, das zu programmieren, aber meist geht das nicht gut aus, da sich bei Dynamikveränderungen das Obertonspektrum je nach Instrument mehr oder minder drastisch verändert. Und dieser Vorgang lässt sich kaum zufriedenstellend simulieren, jedenfalls ist es mir noch nie gelungen. Daher sind mir solche Artikulationen in einer Library besonders wichtig und dass es davon bis auf ein Marcato keine einzige gibt, finde ich insbesondere für eine Orchesterlibrary ausgesprochen schwach.
Da bieten die Studio Woodwinds von Spitfire deutlich mehr. Es gibt zwar auch tolle Sachen, zum Beispiel Flöten-Flageoletts. Insgesamt bleiben die Woodwinds aber unausgewogen. Vom Fagott-Flageolett (sehr schön, noch nirgendwo anders gefunden) bis zu der Tatsache, dass das English Horn keinen einzigen Triller zu bieten hat (geht gar nicht), wirkt diese Library insgesamt etwas halbgar und ich würde als Standard auf Spitfires Studio Woodwinds zurückgreifen, die, von manchen à-2-Patches abgesehen, alles bietet, was auch die Symphonic Woodwinds bieten, plus noch ein paar andere Sachen.

Symphonic Brass

Ähnliches wie für die Woodwinds gilt auch für die Abteilung Brass: wenig dynamische Artikulationen und teilweise echte Versäumnisse. In einer Orchesterlibrary kein einziges gestopftes Horn anzubieten, geht einfach nicht. Die Posaune hat zwar ein paar Rips, aber keine echten Glissandi, eine Technik, die prädestiniert ist für die Posaune. Es gibt zwar ein paar Instrumente und Instrumentenkombinationen, die ebenfalls kein Standard und daher sehr willkommen sind, zum Beispiel Hörner und Trompeten à 6, das Cimbasso, eine Kontrabassposaune und eine Kontrabasstuba, doch sind mir die persönlich längst nicht so wichtig wie ein paar Standards in Sachen Klangfarbe und Dynamik. 
Auch hier greife ich eher zu Spifires Studio Brass. Da fehlt zwar die Kontrabassposaune, aber die brauche ich auch eher selten und die à-6-Patches kann ich auch durch die hier vorhandenen à-2-Patches herstellen und habe dadurch sogar die Möglichkeit, die Instrumente genauer im Raum zu platzieren. Insgesamt gilt auch hier: Studio Brass bringt mehr Techniken mit als Symphonic Brass und wurde im selben Studio aufgenommen.

Audio Samples
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Violin 1 Legato Sul G Violins 2 Long CS Violas Molto Vibrato Celli Tremolo Sul Pont Bassi Long Sul Pont Dist Flöte Solo Legato Oboe Short Staccato Clarinette Solo Long Flutter Fagott Multitongue Kontrabassklarinette Long Horn Rip Posaune Long Cuivre Bassposaune Short Marcato Trompete Long Mariachi Tuba Long

Harp

Die Harfe hat klanglich und inhaltlich viel zu bieten. Sie klingt voll und warm und artikulatorisch gibt es natürlich Glissandi, Swirls und verschiedene Spieltechniken (Bisbigliando, Flageolett, Normal etc.).
Es wurde sogar ein Patch gebaut, das die Anschläge eine Harfensaite bei einem Glissando simuliert, um sich selber realistische Glissandi zu basteln. Außerdem ist die Harfe die einzige Library, die eine Synthie-Abteilung mitbringt, in der sie mal mehr, mal minder interessant durch den Wolf gedreht wird. So weit so gut. 
Ein echter Knackpunkt ist allerdings das Mapping bei den Glissandi und Swirls, das alles andere als selbsterklärend ist. Die Idee ist, dass bestimmte Umfänge (F1-E2, F2-E3 usw.) für bestimmte Glissandi-Typen stehen (Full Sweeps, Swirly Sweeps etc.) und zu spielende Intervalle innerhalb dieser Umfänge (kleine Terz, große Terz etc.) für bestimmte Skalen (Ganzton, Dur, Moll etc.). Um ehrlich zu sein, ich habe anhand der klanglichen Ergebnisse bis zum Schluss keine Regelmäßigkeit in diesem System entdecken können und selten das bekommen, was ich haben wollte. Entweder bin ich zu blöd, oder es ist schlecht erklärt. So oder so, ein Mapping, das sich so schlecht erschließt, scheint mir nicht besonders gut durchdacht zu sein – was schade ist, denn die Harfe klingt wirklich gut und eine zuverlässige Auswahl an Swirls und Glissandi ist jederzeit willkommen. Aber leider macht es einem diese Harfe so schwer, dass ich bisher immer wieder zu anderen Libraries gegriffen habe.

Orchestral Grand Piano

Zum Orchestral Grand Piano gibt es naturgemäß nicht viel zu sagen. Die Idee war, einen Flügel in seiner Orchesterposition im Raum aufzunehmen, da sich direkt abgenommene Flügel meist nur mit Mühe überzeugend in einen orchestralen Kontext setzen lassen. Gute Idee. Der Flügel klingt angenehm erdig und hölzern und hat durch das Raumsignal ein bisschen was von Omas Klavier auf dem Dachboden. Insofern, und wenn es einem nicht um einen sauberen Flügelsound geht, ist der Flügel auch gut als Einzelinstrument zu gebrauchen, das gleichermaßen satt wie auch etwas schrammelig klingt. Gefällt mir sehr gut. Angeboten wird das Ganze als Digital- und Tape-Signal.

Percussion

Es bleiben die Percussions. Tolle Library. Sie klingt satt und nicht zu glänzend. Geboten wird so ziemlich alles: hohe und tiefe Drums, Mallets, Holz und Metal mit unbestimmter Tonhöhe sowie Toys, also kleinere Percussions wie z. B. Schiffsglocken, Guiro und Shaker. Hiermit sollte sich alles realisieren lassen, was so anfällt. Außerdem ist auch der Player in diesem Fall größer und die Instrumente werden durch ihre Silhouetten dargestellt. Das sorgt für Überblick und ermöglicht schnelles Arbeiten.

Audio Samples
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Masse Nutcracker Masse Super Slow Strings 1 Masse Brass Power Long Masse Woodwinds Orchestrator Long Harp Glissandi Harp Bisbigliando Harp Flageolett Piano Line Piano Tape Drums Low Toys Celesta Marimba Timpani Unpitched Metal
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