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Spitfire Audio Studio Brass Professional Test

Spitfire Audio, eine Samplemanufaktur aus London, schneidert seit nunmehr zehn Jahren feine, aber fette Samples. Im Laufe der Jahre hat sich die Company aus London zu einem der führenden Hersteller von Sample Libraries, insbesondere für orchestral-filmmusikalische Sounds, entwickelt.

Teil 2 der Studio-Serie: die Studio Brass
Teil 2 der Studio-Serie: die Studio Brass


Dass Spitfire von Komponisten betrieben wird, merkt man den Produkten durchaus an: Funktionale Bearbeitungsoptionen, ein reiches Artikulationsangebot und eine exzellente Aufnahmeumgebung zeichnen sämtliche Libraries aus.  All diese Features treffen auch auf „Studio Brass Professional“ zu, eine Library, die alle gängigen und auch ein paar weniger gängige Blechbläser abbildet. Was die Library kann, was sie auszeichnet, was sie von anderen Libraries mit ähnlichem Programm unterscheidet und wie sie klingt, das haben wir für euch getestet.

Details

Download und Installation

Das Prozedere für den Download und die Installation läuft hier wie mittlerweile überall: Der Download erfolgt über die hauseigene Spitfire-App. Nach dem Einloggen steht der Download bereit. Das sind bei den Brass ca. 113 GB, es dauert also etwas. Danach wird die Library per Seriennummer in Native Access für Kontakt aktiviert und schon kann es losgehen.

Die Instrumente

Die Instrumentenübersicht vermittelt schlagartig Sorglosigkeit: Es gibt elf verschiedene Instrumente und diese wiederum in teils verschiedener und chorischer Fassung. Soll bedeuten: Es gibt z. B. zwei verschiedene Solohörner und -trompeten sowie Hörner a4 oder Trompeten, Tenor- und Bassposaunen a2. Das ist fein, bei hochwertigen Libraries allerdings auch keine große Überraschung. Verblüffend sind hingegen andere Kandidaten wie Piccolotrompete, Basstrompete, Kontrabassposaune und Euphonium, denn diese gehören nicht zwangsläufig zum Inventar einer Brass-Library. Genauso wenig findet man eine Kontrabasstuba oder ein Cimbasso im regulären Library-Sortiment. Wenn nun noch der Klang und die Performance mit dem überzeugenden Angebot mithalten können, ist diese Library also in der Tat ein Rundum-sorglos-Paket.

Sattes Angebot: die Instrumente
Sattes Angebot: die Instrumente

Das Artikulationsfenster

Der Inhalt des Artikulationsfensters gestaltet sich glücklicherweise übersichtlich, denn das Layout des GUI ist leider ausgesprochen klein. Neben den grafisch deutlich dargestellten Artikulationen gibt es Regler für Dynamics, Vibrato, Release, Tightness und Expression, außerdem einen Fader, mit dem sich stufenlos zwischen verschiedenen Mikrofonpositionen von Far bis Close wechseln lässt.

Leider klein, zum Glück übersichtlich; das Artikulationsfenster
Leider klein, zum Glück übersichtlich; das Artikulationsfenster

Das Controls-Fenster

Ein Klick auf den Schraubendreher links oben im Artikulationsfenster und ich befinde mich im Controls-Fenster. Hier geht eine ganze Menge: Die einzelnen Mikrofonsignale (stolze sechs Signale plus zwei Stereomixes) lassen sich individuell mischen und ihre Stereoweite und das Panning bearbeiten. Außerdem lassen sich verschiedene Velocity-Kurven anwählen. Ich kann zudem zwischen mehreren Artikulationspresets auswählen und so ggf. RAM sparen. Auch das Round-Robin-Verhalten kann gesteuert werden. Das bezieht sich sowohl auf die Anzahl der zur Verfügung stehenden Round Robins, als auch auf die Möglichkeit, 2 Round Robin Samples simultan auf verschiedene Art abspielen zu lassen. Bearbeitungs- und steuerungstechnisch gibt es also viele Optionen, was der Lebendigkeit einer Produktion vermutlich gut tun wird.

Klangliche Feinheiten werden hier geklärt: das Controls-Fenster
Klangliche Feinheiten werden hier geklärt: das Controls-Fenster

Das Ostinatumfenster

Mit dem Ostinatum lassen sich rhythmische Patterns kreieren. Das funktioniert allerdings nur mit kurzen Artikulationen, weshalb sich das Fenster auch nur öffnen lässt, wenn vorher eine kurze Artikulation angewählt wurde. Gebrauchen kann man das Ostinatum wahlweise als Überraschungspaket, oder um Patterns gezielt zu designen. Es lassen sich bis zu acht verschiedene Patterns erstellen, zwischen denen sich switchen lässt. Insgesamt erinnert das Ostinatum auf den ersten Blick an einen Arpeggiator. Ich hoffe allerdings, dass mehr dahintersteckt als ein fancy Name für ein altbekanntes Tool. Und mit dieser Hoffnung im Hinterkopf starte ich den Praxisteil.

Wirkt ähnlich wie ein Arpeggiator, hat aber hoffentlich ein bisschen mehr zu bieten: das Ostinatum
Wirkt ähnlich wie ein Arpeggiator, hat aber hoffentlich ein bisschen mehr zu bieten: das Ostinatum
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Praxis

Instrumente und Artikulationen

Ich lade mir alle 17 Samplerinstrumente auf zwei Kontakt-Player verteilt und spiele mit den Artikulationen herum. Gleichermaßen auffällig wie logisch ist dabei: Standards wie Horn, Posaune und Trompete haben wesentlich mehr Artikulationen parat als z. B. das Euphonium und die Basstrompete. Das ist unter dem Stichwort „Tagesgeschäft“ zwar absolut zu verstehen, in Sachen „Experiment“ aber ein bisschen bedauerlich. Warum nicht gleich richtig draufhauen, wenn man schon eine Basstrompete sampelt? Klanglich ist dafür alles erstklassig. Vielleicht insgesamt etwas dünn im Sound, aber das wird sich im Mix vermutlich eher als hilfreich erweisen. Außerdem sind die Samples teilweise angenehm unvollkommen. Das geht hier und da bis zu einem deutlichen De-Tuning, oder einem krassen Luftanteil im Ton, was dann auch ein bisschen viel des Guten sein kann. Aber prinzipiell ist da Leben drin und das ist fein. 
Ähnliches gilt auch für die Instrumente in zwei Fassungen, Horn Solo 1 und Horn Solo 2 zum Beispiel. Die klingen wirklich sehr unterschiedlich, weshalb ich hier auch noch einmal kurz auf die Artikulationen zurückkomme, denn, was mir wie so oft nicht einleuchtet, ist das uneinheitliche Artikulationsangebot: Horn 1 Solo und Horns a4 bieten zum Beispiel beide Triller, Horn Solo 2 nicht. Warum das so ist, wissen nur der liebe Gott und Spitfire Audio. Ähnliche Phänomene finden sich auch bei den Trompeten. Außerdem nicht ganz einleuchtend für mich: Die kurzen Artikulationen reagieren auf Anschlagsvelocity, die langen hingegen nicht. Vielleicht nicht unbedingt tragisch, aber doch eine Umgewöhnung, die beim Einspielen insofern nervt, als dass einem die langen Artikulationen default-mäßig stets fortissimo um die Ohren fliegen.

Audio Samples
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Bass Trombone a2, Long Flutter Bass Trombone Solo, Long Flutter Contrabass Trombone, Long (Muted) Tuba, Tenuto

Mikros und Regler

Was die Mikros angeht, hält Studio Brass drei Optionen bereit: den Easy-Mix: ein Fader mit den Grenzwerten Close und Far, zwei Stereomixes und sechs Mikrofonsignale: Close 1&2, Tree 1&2, Ambient und Outrigger. Für die Mikrofone gilt das Gleiche wie für alle weiteren Gestaltungsmöglichkeiten der Library: Die Unterschiede sind hörbar, aber stets eher subtil als drastisch und aus dem Ambient-Signal wird auch nach viel gutem Zureden keine Konzerthalle. Für die Dynamik sind die Regler Dynamik und Expression zuständig. Während Expression das allgemeine Volume regelt, steuert Dynamik unterschiedliche Dynamik-Layer. Am schnellsten erzielt man realistische Ergebnisse, indem man beide Regler mit dem gleichen CC-Befehl belegt und sie gleichzeitig fährt. Es bleiben die selbsterklärenden Regler Vibrato, Reverb und Release sowie der nützliche Regler Tightness. Per Tightness lässt sich der Startpunkt des Tons beeinflussen, denn der Anfang eines Tons ist nicht unbedingt hörbar, Stichpunkt „Einschwingphase“. Insofern ist Tightness beim genauen Einspielen hilfreich: erst den Regler nach rechts verschieben, um sauber einzuspielen, danach wieder solange nach links zurückschieben, bis das Ergebnis natürlich klingt.

Audio Samples
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Bass Trumpet, Long Sfz, C2&T2 Euphonium, Swell, T1&A Horn Solo 2, Legato, C2 Horn Solo 1, Legato, C1 Horns a4, Legato,T1 Piccolo Trumpet, Staccatissimo, T2 Trumpet Solo 2, Long, O Trumpet Solo 1, Long, A Trumpets a2, Long, C1&T1 Contrabass Tuba, Stereo Mix, Marcato

Mikrotuning; Stereoweite und Round Robins

Das Feintuning für Babyohren lässt sich hier erledigen. Die Bearbeitung der Stereoweite führt noch zu relativ deutlichen Unterschieden im Klang, was ich von den vier Presets für Round Robin Layering nicht behaupten kann. Die Töne werden etwas voller, was ja auch Sinn macht, wenn ein Layer zugeschaltet wird. Aber ich kann nicht behaupten, dass es zu deutlich wahrnehmbaren Veränderungen kommt. Hier geht es also um mehr Body im Millimeterbereich und für diesen hat man verschiedene Layering-Optionen zur Verfügung, was für mehr Leben sorgt. Insofern zeigt sich auch hier, dass sich die Library dem Realismus verschreibt. Um starke Eingriffe im Sinne von Hybridisierung geht es nicht, alles bezieht sich auf eine lebensnahe Darstellung und auf Werkzeuge zum Justieren von Details.

Time Machine

Die Time-Machine-Instrumente bieten den Regler Stretch zur zeitlichen Feinabstimmung. Und der macht Spaß, denn gerade bei Bläsern ist kurz ja nicht gleich kurz. Mit Stretch kann man die Tonlänge deutlich hörbar dehnen oder stauchen und das Ergebnis klingt hervorragend. Mit diesem Regler lässt sich etwas herstellen, für das andere Libraries individuelle Sample-Sets bereithalten.  Natürlich darf bei diesem Patch auch der Regler für Tightness nicht fehlen. So hat man mit zwei Tools alles, was man braucht, um die Tonlängen den jeweiligen Bedürfnissen genau anzupassen. Stretch führt dabei eher zu natürlichen Ergebnissen, während sich die Töne per Tightness auch so hart anschneiden lassen, dass das Resultat ausgesprochen artifiziell anmutet.

Ostinatum

Das Ostinatum hat sich mir nicht gleich erschlossen. Ich musste erst draufkommen, dass ich eine kurze Artikulation anwählen muss, um überhaupt Zugriff auf Ostinatum zu bekommen. Und dann hat sich etwas geöffnet, das wie ein anti-intuitiver Arpeggiator aussah. Allerdings hat es sich recht bald als etwas ziemlich anderes herausgestellt: „Kern“ ist ein Fenster, in dem ich aus neun rhythmischen Notenwerten auswählen kann (von ganzer Note bis 64tel, inklusive 8el- und 16tel-Triolen) und in dem ich bis zu sechzehn Notenwerte manuell eingeben kann. Der Clou ist, dass die zur Verfügung stehenden Notenwerte sich frei kombinieren lassen und stoisch nacheinander abgespielt werden. Das heißt, nach einer Achtel kann eine einzelne 16tel-Triole kommen, danach kann eine Viertel auf eine 32tel folgen, auf die wiederum eine 8el-Triole folgt usw. Daraus ergeben sich Rhythmen, die sich in der realen Welt nicht spielen und notieren lassen, da es so etwas wie eine alleinstehende 8el-Triole dort nicht gibt, sondern diese immer nur im Verbund mit zwei weiteren 8el-Triolen auftaucht. So können mit Ostinatum extrem artifizielle Rhythmen mit organischen Sounds kreiert werden. Durch sukzessive Tonverschiebung lässt sich außerdem bereits mit einem Pattern viel Abwechslung erreichen, und wenn man die drei verschiedenen Optionen zur Reihenfolge der Tonwiedergabe nutzt (wie angeschlagen, aufwärts, abwärts), kann man dieses eine Pattern gleichzeitig vertraut und doch immer wieder anders klingen lassen.

Audio Samples
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Cimbasso, Staccatissimo, Ostinatum Tenor Trombone Solo, Staccatissimo, Stretch Tenor Trombones a2, Stereo Mix, Staccatissimo, Tightness
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Fazit

Spitfires Studio Brass Professional ist eine grundsolide Ansage. Alles, was der Film- und Gamemusikdrechsler so braucht, wird hier geboten. Man muss fairerweise dazusagen, dass sich die Samples eher für den Film eignen, denn episch wird es in dieser Library nicht. Es ist halt ein Studio und keine fette Konzerthalle, der Sound bleibt also schlank und elegant im Gegensatz zu fett und breit. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind ausgezeichnet, ebenso das Artikulationsangebot. Falls man ein echtes Orchester nachbauen möchte, reichen die Artikulationen nicht ganz aus, aber wie gesagt, hier lautet die Parole eher „Studio-Session für Filmmusik“, und dafür ist die Library exzellent – erst recht zu dem von Spitfire vorgesehenen Preis.

PRO
  • Umfangreiches Instrumentenangebot inklusive ungewöhnlicher Kandidaten wie z. B. Euphonium, Cimbasso und Kontrabasstuba
  • Großes Artikulationsangebot
  • Einfache Handhabung
  • Detaillierte Bearbeitungsmöglichkeiten
  • Exzellenter und schlanker Klang
  • Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
CONTRA
  • Nichts
Spitfire_Audio_01_Studio_Brass_Test
Teil 2 der Studio-Serie: die Studio Brass
FEATURES
  • 113 GB Content
  • 17 Sampler-Instrumente
  • Bis zu 20 Artikulationen pro Instrument
  • Ostinatum Player
  • Sechs Mikrofonsignale plus zwei Stereomixes
  • Time Machine Patches für kurze Artikulationen
  • Light Patches für geringere RAM-Auslastung
  • Systemanforderungen
  • Herstellerempfehlung:
  • Kontakt-Player 5.6.8 oder später
  • Mac OS X 10.10 oder später (letztes Update),
  • Intel Core 2 Duo, 4 GB RAM (8 GB Minimum).
  • Windows 7 oder später (letztes Service Pack, 32/64 Bit),
  • Intel Core Duo oder AMD Athlon 64 X2, 4 GB RAM (8 GB Minimum).
Preis:
  • EUR 399,-
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Umfangreiches Instrumentenangebot inklusive ungewöhnlicher Kandidaten wie z. B. Euphonium, Cimbasso und Kontrabasstuba
  • Großes Artikulationsangebot
  • Einfache Handhabung
  • Detaillierte Bearbeitungsmöglichkeiten
  • Exzellenter und schlanker Klang
  • Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra
  • kein Contra
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Spitfire Audio Studio Brass Professional Test
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