Sontronics Podcast Pro Test

British Racing Green und Knallrot – das sind wohl die typischen Farben der Insel jenseits des Kanals.

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Für das Podcast-Mikrofon Podcast Pro hat sich Sontronics für das Rot der klassichen Telefonzellen und runden Briefkästen entschieden, nicht für den Autolack, der alten Jaguars so gut steht. Wem das Rot des Sontronics Podcast Pro in diesem Testbericht zu auffällig sein sollte, der wird sich über die Nachricht freuen, dass es das gute Stück auch in schnödem Schwarz gibt. 

Details

Bügelkonstruktion und Superniere

Sontronics bietet mit seinem Podcast Pro ein dynamisches Mikrofon, welches sich eindeutig an Broad-, Pod- und Videocaster richtet: Die Bügelkonstruktion, die beispielsweise beim Shure SM7B verwendet wird, eignet sich zum Abhängen von einem Mikrofongalgen eines Tischstativs. Sowohl der Bügel als auch das Gehäuse des Podcast Pro bestehen aus Metall, im Inneren verrichtet eine Tauchspulenkapsel den Dienst, Schall nach dem dynamischen Prinzip in Spannung zu wandeln. Die Richtcharakteristik ist eine Superniere. Das bedeutet, dass das Mikrofon deutlicher richtet und seitlichen Schall stärker ausblendet als eine herkömmliche Niere, allerdings auch, dass es von der Rückseite leicht empfindlich ist und einen nicht so breiten Sweet Spot besitzt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die “Öhrchen” links und rechts halten den Bügel.

Schaumstoff und Schlitze

Blickt man axial auf das Mikrofon, fällt die charakteristische Schlitzung auf, die auch schon das Sontronics Corona schmückt. Schraubt man das Mikro auseinander, fällt auf, dass viel Schaumstoff zum Einsatz kommt. Dieser wird im Mikrofonbau dann eingesetzt, wenn man verhindern möchte, dass Speichel bis zur Kapsel gelangt, besonders aber, dass Popplaute auftreten, wenn ein „P“ und ähnliche Konsonanten gesprochen werden. Typisch für ein Mikrofon dieses Wandlertyps ist der simple technische Aufbau. Eine aktive Elektronik ist nicht notwendig und dementsprechend nicht vorhanden, eine Hochpassfilterung wie bei einigen anderen Mikrofonen findet man am Sontronics nicht.

Fotostrecke: 5 Bilder Auch rückseitig nicht: Am Sontronics Podcast Pro gibt es nichts einzustellen.

Bezüglich der technischen Daten des Podcast Pro gibt sich Sontronics etwas bedeckt. Den Frequenzgang gibt der Hersteller mit 50 Hz unterer und 15 kHz oberer Grenzfrequenz an – wahrscheinlich mit -3 dB. Dass ein Mikrofon umso besser ist, je breiter der Frequenzgang ist, gilt für ausgewiesene Sprechermikrofone eplizit nicht. Einen grafischen Frequenzgang, der einen Eindruck des Klanges geben könnte, liefert Sontronics nicht. Aber es gibt schließlich Ohren zum Hören. Mit 3,16 mV/Pa ist das Sontronics Podcast Pro recht empfindlich für ein Tauchspulenmikrofon. Dass die Impedanz mit lediglich kleiner/gleich 600 Ohm statt wie sonst sehr verbreitet unter 200 Ohm liegt, lässt aufhorchen. Die angeratene Überanpassung um das Fünffache wird damit an vielen Preamps wahrscheinlich unterschritten. Aber ein Problem erwächst daraus nicht.

Viele Daten gibt Sontronics zum Podcast Pro nicht aus. Das ist aber auch nicht zwingend notwendig.
Viele Daten gibt Sontronics zum Podcast Pro nicht aus. Das ist aber auch nicht zwingend notwendig.

Praxis

Erstaunlich leicht ist das Sontronics Podcast Pro, eingedenk seines Äußeren. Das ist aber nicht nachteilig, denn wer ein preiswertes Mikrofon kauft, gibt sicher nicht Unsummen für einen sehr stabiles Mikrofonstativ aus. Im Betrieb erweist sich die Bügelkonstruktion als sehr praktisch und weder zu leicht- noch zu schwergängig.

Macht in vielerlei Hinsicht einen guten Eindruck: Sontronics Podcast Pro
Macht in vielerlei Hinsicht einen guten Eindruck: Sontronics Podcast Pro

Der Test zeigt vor allem im Vergleich mit den deutlich teureren Broadcast-Mikrofonen Shure SM7B und Electro-Voice RE20 eine deutlich geringere Detailzeichnung im Signal. Auch hier: Detailreichtum ist nicht per se ausschlaggebend dafür ist, ob ein Mikrofon „passt“ oder nicht. Wichtiger sind folgende Umstände, die das Mikrofon mit Bravour meistert: Es besitzt einen für die Richtcharakteristik doch sehr breiten Sweet Spot. Verändert man also einmal die Kopfposition, brechen nicht sofort die Höhen ein oder ergeben sich Macken im Frequenzgang. Und gleichzeitig werden Umgebungsgeräusche kaum wahrgenommen, ein im Projekt- und Heimstudio nicht unerhebliches Plus.
Auch bezüglich des Abstandes zeigt sich das Podcast Pro angenehm. Es gibt eine gut über die Entfernung zu steuernde Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt. Dieser fällt auch nicht allzu stark aus, obwohl die Kapsel sehr weit vorne im Mikrofon montiert ist. Allerdings würde ich zu einem Mindestabstand von 5, besser von 10 cm raten, denn dann klingt das Sontronics deutlich besser als bei zu naher Besprechung, die es etwas “fransig” werden lässt. Hält man den Mindestabstand ein, wird auch die nicht allzu geringe Poppanfälligkeit deutlich besser. Schön ist der Umgang des Sontronics Podcast Pro mit S-Lauten. Auch scharf artikulierte Konsonanten neigen nicht zur Bissigkeit.

Audio Samples
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Sontronics Podcast Pro Shure SM7B Electro-Voice RE20

Was das Sontronics Podcast Pro vom um ein Vielfaches teureren Shure SM7B unterscheidet, ist das etwas flacher wirkende Fundament. Das SM7B ist wie sein enger Verwandter SM58 für seine Kernigkeit bekannt. Dementsprechend zeigt der Vergleich, dass Stimmen über das Podcast Pro etwas verhaltener wirken und sich weniger nach vorne boxen. Stimmen, die sehr sonor und tief resonierend klingen, können davon profitieren. Stimmen, die eher fragil sind und etwas Unterstützung in den Tiefmitten gebrauchen können, klingen mit dem SM7B etwas gehaltvoller. Anders mit dem EV RE20, welches im Vergleich zum Podcast Pro offener und ein wenig feingeistiger wirkt. Insgesamt würde ich den Klang des Podcast Pro als neutral und unauffällig bezeichnen. Qualitativ muss es sich ganz klar hinter den beiden Referenzmikrofonen von Shure und EV einreihen. Diesen Status haben sie aber nicht von Ungefähr – und das will auch bezahlt werden.

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Fazit

Ob nun in ins Auge springendem Rot oder konservativem Schwarz, das Sontronics Podcast Pro ist ein Mikrofon, das viele Dinge richtig macht. Es klingt neutral, ist einfach zu bedienen und schön anzusehen. Sämtliche mögliche Mäkeleien sind entweder individuelle Wünsche, etwa bei der klanglichen Ausrichtung, oder aber für diesen Preis nicht durchführbar. Denn das Unternehmen aus Großbritannien hat wieder das getan, wofür es zurecht bekannt ist: Sontronics haben ein für den Anwendungszweck sehr gut passendes Mikrofon gebaut, das für einen absolut fairen Preis den Besitzer wechselt. Wer ein Sprechermikrofon im unteren Preissegment sucht, der wäre ein Narr, wenn er nicht auch den Kauf eines Podcast Pro erwägen würde.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • natürlicher, unaufgeregter Klang
  • formschönes und praktisches Gehäuse
  • verzeiht leichte Winkel- und Abstandsänderungen recht gut
  • preiswert
Contra
  • keins
Artikelbild
Sontronics Podcast Pro Test
Für 159,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • dynamisches Mikrofon
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Einsprechrichtung: Top
  • Frequenzübertragungsbereich: 50 Hz – 15 kHz )
  • Empfindlichkeit: 3,16 mV/Pa
  • Ausgangsimpedanz: unter 600 Ohm
  • Preis: € 110,– (Straßenpreis am 10.3.2020)
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