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Sonoma Wire Works FourTrack Test

“Das Vierspur-Gerät” war in den auslaufenden Achtzigern ein Statussymbol unter den recording-ambitionierten Musikern. Diese Geräte, die in oft erschütternder Qualität vier Spuren auf handelsübliche Audiokassetten aufzeichneten, dienten nicht nur den fleißigen Übern unter den Gitarristen zum Einstudieren der damals angesagten mehrstimmigen Soli: Mit ihrer Hilfe wurden abertausende so genannter “Demos” produziert.  

Sonoma Wire Works lässt mit dem FourTrack diesen Vibe wieder aufleben, allerdings ohne Bandsalat, mit weniger Bandrauschen und sicher zumindest ein paar Höhen im Signal. Neben einfacher Bedienung verspricht die App noch ein paar nette Gimmicks, die natürlich auch interessieren!

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Details

Opulent ist das Progrämmchen nicht ausgestattet, aber einige Funktionen mehr als beim guten alten Kassetten-Pendant gibt es trotzdem. Nach dem Launch erscheint ohne nervigen Startup-Screen direkt das Hauptfenster – die Applikation ist nach etwa einer Sekunde einsatzbereit. Die vier Tracks sind so ausgestattet, wie es die Lakonier aus Sparta (als lakonisch bezeichnet man eine treffende und dabei weitestgehend schmucklose Ausdrucksweise Anm. der Redaktion) nicht besser hätten machen können: Record Ready, Mute, Level, Level-Meter mit Clip, fertig. Im global geltenden Fensterteil befindet sich eine Zeitanzeige mit Skip-Zeichen, ein Shuttle in der Optik eines großen horizontalen Drehrades, Record und Play. Ganz rechts unten wartet die Weiterleitung zum Screen mit den dort untergebrachten “Song Tools”. Desweiteren verstecken sich hinter einem kleinen Sonoma-Zeichen Informationen in eigener Sache und natürlich auch zu anderen Produkten. Ein bisschen Werbung sei ja erlaubt.

Über die Song-Tools-Seite erhält man Zugang zu mehr Funktionen als über den Main Screen selbst verfügbar sind. Hier findet man Informationen über den geladenen Song, eine Song-Liste, Dateiübermittlung mit iTunes, WiFi-Sync und Audio Copy/Paste, das Metronom “Tap Master 500” samt Sound- und Zählzeitauswahl, Song-Duplicate-, Bounce- und Mixdownfunktionen. In den schlicht gehaltenen Settings wird Monitoring für Record-Ready-Tracks aktiviert, außerdem kann man dort die Timeline zwischen Songzeit und Bars’n’Beats umstellen, das Songtempo festlegen und Snap umstellen.

Gitarristen werden in naher Zukunft die Möglichkeiten haben, den “Guitar Jack 2” zu erwerben, um damit ihre Klampfe direkt an ihr iPhone, iPad oder ihren iPod anzuschließen. Bei der Aufnahme der Sechsaiten-Orchester über Mikrofon kann der “Taylor EQ” hilfreich sein. Unter “Basic” bekommt man hier die Möglichkeit, zwischen den Simulationen verschiedener Akustikgitarren-Modellen auszuwählen, unter “Advanced” findet man dann noch einen sechsbandigen Equalizer. Dieser ist tatsächlich vollparametrisch, da sich die Bandbreite – dargestellt durch einen hell schraffierten Bereich – mit dem beliebten Zweifingertrick vergrößern oder verkleinern lässt. Eine genaue Anzeige der Werte bleibt der EQ jedoch schuldig. Mal so nebenbei: Ist euch das kleine Wortspiel aufgefallen? Der Namensgeber “Taylor” ist nicht nur ein renommierter Hersteller von Akustikgitarren, sondern auch ein Nachname, der aus einer Berufsbezeichnung abgeleitet ist. Das deutsche Pendant dazu ist “Schneider”, der “Taylor EQ” als so etwas wie ein “maßgeschneiderter Equalizer”. Niedlich, was?

Unter “Master FX” findet der User einen EQ namens “Freakenzy” mit zwei Shelves und zwei vollparametrischen Bändern sowie den “Slammer”. Dieser Kompressor kommt mit den Standard-Bedienelementen Threshold, Attack und Release daher. Threshold verfügt über eine Pegelskala, die beiden Zeitparameter jedoch nur die Beschriftung “Fast” und “Slow”. Im oberen Bereich des Fensters wartet ein Meter darauf, die Gain-Reduction anzeigen zu dürfen, unten wird über Schaltflächen das Kompressionsverhältnis eingestellt. 2:1, 4:1 und 8:1 stehen hier zur Auswahl, bei Bedarf dürfen es sogar limitertypische 16:1 sein. Die kleinen Effekte erfüllen ihren Job, können aber verständlicherweise nicht mit gängigen Plug-Ins auf “erwachsenen” Computern mithalten.

Während man sich in den Song-Tools und den zugehörigen Unterseiten befindet, hat man übrigens am unteren Rand des stets hochkant ausgerichteten Screens eine Wiedergabesteuerung zur Verfügung, wie man sie auch von iTunes gewohnt ist. Eine Editierfunktion mit Wellenformdarstellung kann man im FourTrack lange suchen – es gibt sie schlichtweg nicht!

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Praxis

Mit iPhone aus der Tasche fummeln, Tastensperre deaktivieren, Sonoma-App zwischen dem ganzen Junk suchen, der sich auf dem Lifestyle-Produkt so angesammelt hat und das Gerät auf den Tisch legen, mögen dann vielleicht insgesamt 20 Sekunden bis zur tatsächlichen Aufnahme vergehen. Wer es in dieser Zeit schafft, die tolle Songidee zu vergessen, sollte sich wirklich einmal einer Untersuchung beim Mediziner seines Vertrauens unterziehen. Hat man die Aufnahme auf Track 1 beendet, wird im Anschluss automatisch Track 2 in den Ready-Modus geschaltet und die Songposition auf null gesetzt. Dagegen sehen die großen Sequenzer wirklich alt aus – das geht alles richtig zügig!

Die Bedienung der Hauptfunktionen erschließt sich auch jedem Rookie ziemlich schnell. Die Tatsache, dass es keinen grafischen Überblick über die Session gibt, zwingt zwar oft zum kompletten Durchhören, ist jedoch unter pädagogischen und kreativen Gesichtspunkten oftmals durchaus positiv zu bewerten. Schließlich „sieht“ ein potentieller Hörer den Song später ja auch nicht. Tatsächlich halte ich es bei der Produktion an DAWs für essentiell, die entstandene Musik des Öfteren mal mit ausgeschaltetem Bildschirm durchzuhören. Außerdem schreibt sich FourTrack ja auch nicht auf die Fahnen, ein Editiersystem zu sein. Man sollte also bei der Aufnahme schon ordentlich performen, “we’ll fix it in the editing” is nich!

retro cassette

Besonderes Lob verdient die vorzügliche Konnektivität. Man muss sich wirklich kein Bein ausreißen, um auf das vorletzte Woche mit dem PC aufgenommene Gitarrenriff eine alternative Spur einzusingen oder über den Beat zu rappen, den man mit einer Bummbumm-Tschack-App zusammgesteckt hat. Man bekommt alle Files einfach und in ausreichend hoher Geschwindigkeit zwischen den wichtigsten Programmen hin- und hergekabelt. Mir ist auch nicht ganz klar, wieso manche Apps auf die Möglichkeit verzichten, die Fileverwaltung über iTunes zu gestalten. Das geht so schön leicht von der Hand!

Ich habe mich echt angestrengt, mit schnell aufeinanderfolgenden Eingaben, willkürlichem Umschalten und dergleichen das App zum Absturz zu bewegen, bin damit aber gescheitert. Einzig ein Fehler in der Anzeige der Gain-Reduction beim Ändern des Thresholds ist mir aufgefallen. Das ist ungefähr so wichtig, wie wenn in Utrecht am Hauptbahnhof ein Fahrrad umfällt.

Sonomas FourTrack macht einen ausgeschlafenen und durchdachten Eindruck. Selbst scheinbare “Probleme” werden einfach umgangen: Statt der Aufgabe, irgendwo kompliziert Taktnenner und -zähler eintickern zu müssen, gibt es im Metronom eben die Möglichkeit, statt 4/4, 6/8 und den weiteren üblichen Verdächtigen schlicht “x/4” und “x/8” einzugeben. Damit verzichtet man zwar auf einen besonders betonten Taktanfang bei “Odd Meters”, doch wer mit 5/4 oder 13/8 arbeitet, der wird sich daran wohl auch nicht stören, dass er nicht über jede “Eins” gesondert informiert wird.

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Insgesamt ist Sonomas kleine Applikation FourTrack ein sinnvolles Helferlein, das zum Erstellen kleiner Song-Skizzen, zum Komponieren und zum Üben von Mehrstimmigkeit absolut ideal ist – vor allem die einfache und schnelle Bedienung verdient Lob. Es ist aber ein Audio-Recorder und kein -Editor, das sollte dem Interessenten bewusst sein. Dennoch tragen die Möglichkeit zum File Sharing und die kleinen Gimmicks dazu bei, dass FourTrack zu mehr taugt.

Dieses System könnte auf so gut wie jedem iPhone, iPod touch oder iPad installiert sein, der einer Person gehört, die den Begriff “Musikmachen” kennt – wäre da nicht der Preis: Sicher sind acht Euro keine Investition, die man mit dem Steuerberater absprechen müsste, doch für ein paar Nullen und Einsen sitzt das Geld bekanntlich nicht so locker wie an der Theke oder an der Zapfsäule. Würde der Anbieter die App für EUR 1,59 anbieten, hätte das Programm sicher eine sehr hohe Verbreitung!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • für viele Situationen praktisch
  • einfach zu bedienen
  • gute Konnektivität
Contra
  • Preis
Artikelbild
Sonoma Wire Works FourTrack Test
  • Sonoma Wire Works Four Track 4.01
  • vierspuriges Recordingsystem
  • für iPhone, iPod Touch und iPad ab iOS 3.0
  • WiFi-FTP-Server-Funktion, Audio-Copy/Paste
  • 7,5 MB (incl. Samples)
  • Preis: EUR 7,99
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