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Sonicware ELZ_1 Test

Praxis

Anwendung

Das Bedienkonzept des ELZ_1 kann man als gelungen bezeichnen: Sämtliche Parameter der Klangsynthese sind über fünf Gruppen-Taster (Oszillator, Hüllkurve, Filter, Effekt und Arpeggiator/Sequenzer) erreichbar. Innerhalb einer Gruppe führt erneutes Drücken des entsprechenden Tasters durch die entsprechenden Zusatzmenüs. Kontext-bezogen wechseln dann die fünf Endlos-Encoder ihre Funktion. Das mechanische Regelverhalten der Encoder wirkte auf mich allerdings ein bisschen „rau“ und „kratzig“. Hat man sich mit dem Bedienkonzept vertraut gemacht, was nicht länger als eine knappe Stunde dauern sollte, bedient sich der ELZ_1 ganz ausgezeichnet: Man wird förmlich in seine Synthese-Möglichkeiten hineingezogen. Für das Sounddesign und das Anspielen von Linien und Akkorden erweist sich dann auch die Schalter-Tastatur als völlig ausreichend.

Fotostrecke: 3 Bilder Sehr schön: die fünf Instanzen der Klangerzeugung sind direkt über Funktionstasten aufrufbar. (Foto: Numinos)

Die Anzahl von 128 Speicherplätzen, die ab Werk mit Presets belegt sind, ist ein bisschen knapp bemessen für ein Instrument, das sich mehr als Sounddesign- und weniger als Performance-Werkzeug versteht. Will man seine eigenen Kreationen also Speichern, gilt es – wie früher – die Werkspresets zu überschreiben. Glücklicherweise kann man im Vorfeld noch ein Vollbackup der Sounds machen und via USB auf einen angeschlossenen Rechner übertragen. Überhaupt eröffnet der USB-Datenträger-Modus des ELZ_1 einen – etwas mühsamen – Weg, an die Interna des Synth zu gelangen. So lassen sich beispielsweise auch die Wellenformen einzeln im- und exportieren.
Noch verbesserungsfähig sind die rückseitigen Potentiometer zur Lautstärkeregelung, denn durch ihre glatte Oberfläche und den relativ hohen Drehwiderstand, lassen sie sich nur ausgesprochen schwer bewegen. Sonicware sind hier gut beraten, wenn sie schon keine leichtgängigeren Potis verbauen können, wenigstens mit geriffelten Poti-Köpfen, an denen die Finger ein bisschen Halt haben, nachzubessern. Optimierungsbedarf sehe ich auch noch bei der Parametrisierung und dem Parameter-Inkrement, denn derzeit dreht man Parameter noch linear in der vorgegebenen Skalierung. So muss man entsprechend motiviert am Encoder schrauben, um beispielsweise das Release einer Hüllkurve von fünf Millisekunden auf drei Sekunden (3000 Millisekunden) hochzukurbeln.

Midi/Sync

Die Midi-Implementierung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch ein wenig rudimentär – sprich: Der ELZ_1 empfängt Clock und lässt sich auch brav auf eine Synchronisierung ein und er versteht Note-On/Off-Kommandos, spielt also Noten ab, wenn es ihm befohlen wird. Mehr nicht. Auch einen DIN-Midi-In/Out hätte ich hardwareseitig gern gesehen. Noch auf der Superbooth 2019 zeigten Sonicware einen Adapterstecker namens „MI_E1“, der die direkte Adaptierung von USB-B auf DIN-Midi übernimmt. Dieser soll allerdings knapp unter hundert Euro kosten.

Fotostrecke: 2 Bilder DIN-MIDI gibt es leider nur über ein Adapterkabel. (Foto: Numinos)

Klang

Entsprechend der Vielzahl an Oszillator-Modellen, ist der kleine Synth zu einem erstaunlich weiten Spektrum an Klangepisoden fähig. Von rohen Elementarsounds (Custom OSC), über komplexere Wavetable-Schwebungen, bis hin zu glockigen FM-Sounds und hauchigen Pads (Sand Flute) ist hier einiges möglich.

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Wavetable Synth Trance Synth C Kokoro Harmonic Wall Industry Arp C Climber PF Piano Trampolin Bass Sand Choir

Herausstechend ist der ELZ_1 dann entsprechend auch in drei Disziplinen: Extrem drahtige Wavetable-/Granularsounds mit viel Obertönen, patiniert klingende, hauntologische Klänge (Stichwort: Boards of Canada) und Chiptune-artige Bleeps und Bässe, die sehr von der Bit-Reduktion profitieren. In seiner Grundtonalität haftet dem ELZ_1 natürlich eine eindeutig digitale Charakteristik an und er klingt immer dann am besten, wenn man diese durch Chiptune- oder Synthwave-artige Sounds explizit in den Vordergrund bringt. Idealerweise mit ein bisschen Fehlerhaftigkeit gewürzt. Insgesamt will der ELZ_1 klanglich im Zaum gehalten werden, denn fährt man das Filter mit zu viel Pre-Gain an oder setzt die Filterfrequenz sehr tief an, kommt es zu unschönen Verzerrungen.

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Filter übersteuert. Filter normal.

Ein bisschen nachgefeilt werden darf auch im Bereich der Effekte. Standards wie Delay und Chorus gehen zwar in Ordnung, die Distortion dagegen dürfte aber ruhig etwas organischer agieren und den Hall sollte man dann doch besser in der DAW berechnen lassen – zumindest dann, wenn man sich einen realistischen Klangraum wünscht und kein „Shatter Echo“.

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