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sE Electronics V7 X Test

Praxis

Mehr oben und mehr unten

Am Drumset und vor dem Gitarrenamp musste sich das sE Electronics V7 X beweisen und wie zu erwarten gab es in puncto Handling keinerlei Überraschungen. Durch die konventionelle Bauform und Größe entspricht es in Sachen Positionierungskomfort den vielen Konkurrenten im Handheld-Stil. Hier hätte man das Konzept des Instrumentenmikros vielleicht noch etwas weiter ausreizen und dem V7 X einen kürzeren Korpus oder einen Gelenkkopf spendieren können. Klanglich fallen zwei Dinge auf: Zunächst wäre da der kräftige Bassbereich, welcher nach dem Studium der Frequenzdiagramme bereits zu erahnen war. Aber auch auf der anderen Seite des Spektrums bietet das Mikrofon mehr als beispielsweise das zum Vergleich herangezogene Shure SM57. 

Fotostrecke: 3 Bilder Wegrollen unmöglich: Der umlaufende Korbring ist seitlich abgeflacht.

Beide Mikrofone müssen sich zunächst an einem Budda Amp mit 2x12er-Bestückung beweisen. Gitarrist Michael Krummheuer hat jeweils drei Files in den Modi Clean, Crunch und Hi-Gain eingespielt. Schnell zeigt sich, dass das V7 X in den Settings Clean und Crunch nach „,mehr“ klingt als das Shure. Die etwas präsenteren Höhen in Verbindung mit dem angedickten Bassbereich sorgen für einen schönen, offenen Solosound. Das SM57 betont, wie es seine Art ist, die Mitten etwas stärker und lässt das Signal so etwas kompakter und weniger breit dastehen. Wie nützlich das Plus an Bass des V7 X im Mix ist, hängt von der Anwendung ab. Die Soundfiles sind mit einer sehr nahen Positionierung vor dem Speaker entstanden (etwa ein Zentimeter vor der Bespannung), es zeigt sich jedoch, dass sich im Falle des sE sehr effektiv mit dem Nahbesprechungseffekt arbeiten lässt. Schon bei einigen Zentimetern mehr Distanz ergibt sich eine deutlicher Basspegelabfall. Der ist beispielsweise von Vorteil, wenn klassische Hi-Gain-Signale aufgenommen werden sollen. Bei identischer, naher Positionierung hätte hier in den meisten Mixes das SM57 die Nase vorn. Es schiebt mit soliden, durchsetzungsfähigen Mitten etwas mehr und klingt insgesamt griffiger. 

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V7 X Amp clean SM57 Amp clean V7 X Amp crunch SM57 Amp crunch V7 X Amp High Gain SM57 Amp High Gain

Realistische Ergebnisse auch an der Snaredrum

Neben dem Amp muss ein dynamisches Instrumentenmikrofon natürlich auch an einer Snaredrum gut klingen. Glücklicherweise kann das sE V7 X hier ebenfalls Vollzug melden. Zwei weitere Refefenzmikros kommen an einer Brady Jarrah Ply 14×4,5 zum Einsatz. Einmal das obligatorische und klanglich entsprechend geläufige SM57, zusätzlich ein Telefunken M80, welches mit seinen crispen und kompakten Resultaten immer ein wenig mehr in Richtung Kondensatormikro tendiert. Während das 57er preislich im Rahmen des Testobjekts liegt, muss man für ein Telefunken M80 mit über 300 Euro Ladenpreis etwa dreimal so tief in die klamme Musikertasche greifen. Es zeigt sich, dass das V7 X keinen der beiden Kollegen fürchten muss. Wie vermutet besitzt es etwas mehr Biss in den Höhen als das 57er, jedoch weniger als das M80, welches zudem etwas samtiger zu Werke geht. Detailliert bildet das sE auch den Kesselton der Snare um etwa 200 Hertz herum ab. Im Set klingt es frisch und breit, wer also eine gute Balance aus Teppichansprache und Mittendruck sucht, wäre beim V7 X an einer guten Adresse. Hier hört ihr die Soundfiles.

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V7 X Snare solo SM57 Snare solo M80 Snare solo V7 X Snare Kit SM57 Snare Kit M80 Snare Kit

Toms verleiht das V7 X ein gutes Bassfundament

Ein zehn Zoll großes Yamaha-Recording-Tom sowie ein 16-Zoll-Sakae-Trilogy-Floortom fungieren als Schallquellen für die nächste Anwendung. Ein Electro-Voice N/D 468 dient als Vergleichsmikrofon und die ersten Schläge machen deutlich, in welche Richtung es mit dem V7 X geht. Im Gegensatz zum EV betont der Testkandidat Bässe und untere Mitten deutlich stärker. Experimente mit der Distanz zu den Schlagfellen zeigen wieder, dass das sE relativ stark auf Positionsveränderungen reagiert, was dazu führt, dass eine sehr nahe Mikrofonierung eben auch den stärksten Nahbesprechungseffekt auslöst. Dies sowie der Umstand, dass die sE-Techniker dem V7 X keine ausgeprägte „Präsenzspritze“ im 5000-Hertz-Bereich verpasst haben, sorgt für einen sehr bassigen, warmen (ja, hier passt der Begriff) und ausgeglichenen Tomsound. Besonders am Floortom gefällt mir der volle Sound besser als der etwas knochige Ton des EV N/D 468. 

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V7 X Tom solo EV468 Tom solo V7 X Tom Kit EV468 Tom Kit V7 X Floortom solo EV468 Floortom solo V7 X Floortom Kit EV468 Floortom Kit
Fotostrecke: 7 Bilder Das sE Electronics V7 X hat sich im Praxistest mit einigen anderen Mikrofonen vergleichen lassen müssen – und seine positiven eigenschaften gut herausspielen können!
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