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Sabian AAX Omni Test

Eine kleine Anekdote zum heutigen Test der Sabian AAX Omni Becken: Tony Williams war kein Freund des Schubladendenkens. Als der große Jazz-Schlagzeuger einmal gefragt wurde, ob eines seiner K. Zildjian-Becken nun ein Crash oder Ride sei, antwortete er lapidar: „Hey man, that’s a cymbal.“ Eine Kategorisierung erschien ihm überflüssig, denn er vertrat die Meinung, dass man jedes Becken als Crash oder Ride benutzen kann, je nachdem wie man es anspielt.

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Vor dem Hintergrund der aktuellen Vielfalt an Beckenmodellen mag es vielleicht schwer vorstellbar erscheinen, einem vier Kilogramm schweren 24“ Power-Ride Klänge zu entlocken, die auch nur entfernt an einen Crash-Effekt erinnern, aber in früheren Zeiten verfolgten die Beckenhersteller eine andere Strategie. Typenbezeichnungen gab es damals nicht, die Sets beschränkten sich meist auf ein Paar Hi-Hats und zwei Becken – gewöhnlich in den Größen 18 und 20 Zoll, die beide sowohl Ride- als auch Crash-Funktionen übernehmen mussten. Gerade in der Rockmusik der 1960er Jahre sucht man vergeblich nach „echten“ Ride-Sounds, stattdessen ist meistens eher ein rauschender Klangteppich zu hören. Die Kategorisierung in unterschiedliche Gewichtsklassen und Anwendungsbereiche erfolgte erst im folgenden Jahrzehnt, und zum typisch trockenen 70s-Drumsound boten schwere Ping Rides und schnell verklingende Thin Crashes die ideale Ergänzung. Nachdem die „Zwitter“ jahrelang ein Schattendasein fristeten, zeichnet sich seit einiger Zeit ein Retro-Trend ab. Rides sollen idealerweise auch „crashable“ sein, und Hersteller wie Paiste betonen bei ihrer wiederauferstandenen „Giant Beat“-Serie die Multifunktionalität der erhältlichen Modelle. Da aber klassische Crash-Rides häufig in keinem der beiden zugedachten Anwendungsbereiche vollkommen überzeugen können, zerbrachen sich die Sabian-Produktentwickler zusammen mit Meisterdrummer Jojo Mayer die Köpfe und hoben schließlich die AAX Omni-Becken aus der Taufe, deren innovatives Konstruktionsprinzip eine Lösung des Problems verspricht.

Details

Die Sabian AAX Omni-Becken werden aus der der klassischen B20-Legierung gefertigt, maschinell gehämmert und sind in den Größen 18“ und 22“ erhältlich. Auf der Oberseite ist die Modellbezeichnung aufgedruckt, während die Unterseite mit dem Firmenlogo sowie der Signatur von Jojo Mayer versehen ist: Der Schweizer Ausnahmedrummer lieferte schließlich die Idee und den kreativen Input für diese beiden Modelle.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit 18″ und 22″ Durchmesser im Test: Die Sabian Omnis

Obwohl die Omnis der AAX-Familie angehören, weisen sie im Unterschied zu den anderen Becken dieser Serie eine grundlegend andere Konstruktion auf. Auffälligstes optisches Merkmal ist die in zwei Zonen aufgeteilte Oberfläche. Der Randbereich, acht Zentimeter breit beim 18“- und knapp über zehn beim 22“-Becken, ist sauber abgedreht, mit feinen Tonal Grooves versehen und verfügt über eine äußerst dezente, kaum sichtbare Hämmerung. Im mittleren, nicht abgedrehten Bereich sind zahlreiche kreisrunde, sich überlagernde Hammerschläge zu sehen, die eine so geringe Einschlagtiefe haben, dass man sie auf der Unterseite des Beckens kaum noch fühlen kann. Die Materialverfärbungen und Bearbeitungsspuren in Form von Kratzern in dieser Zone sind als Teil des Fertigungsprozesses durchaus beabsichtigt und tragen zur interessanten Optik der Becken bei. Die ebenfalls nicht abgedrehte, verhältnismäßig große Kuppe ist ungehämmert.

Fotostrecke: 5 Bilder Sabian Omni Detailansicht: Übergang des abgedrehten zum naturbelassenen Finishs

Das Gewicht des 18“-Beckens liegt mit 1550 Gramm im mittleren Bereich, während das 22“ mit 2480 Gramm für seine Größe verhältnismäßig leicht ausfällt. Das wirklich Besondere an den Omni-Becken ist das, was im Fachjargon als „Taper“ bezeichnet wird. Dieser Faktor beschreibt die Gewichtsverteilung vom Rand bis zu der Kuppe und trägt mindestens ebenso viel zum Klangcharakter eines Beckens bei wie das Gewicht selbst. Im Normalfall ist jedes Becken im Kuppenbereich dicker als am Rand, wobei der Verlauf im allgemeinen sehr gleichmäßig ist. Bei den Omnis allerdings gibt es am Übergang vom äußeren zum mittleren Bereich einen fühlbaren Sprung, das heißt, die Materialstärke nimmt an dieser Stelle deutlich zu. Durch diese Maßnahme sollen sich die optisch unterschiedlich gestalteten Bereiche auch klanglich klar voneinander unterscheiden. Der extrem dünne Rand dient zur Optimierung der Crash-Eigenschaften, während der stärkere mittlere Bereich den Ride-Charakter der Becken betonen soll. Ich bin gespannt, ob das Zwei-Zonen-Konzept auch in der Praxis funktioniert.

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Praxis

Das 22“ AAX Omni erweist sich als echtes Multitalent. Spielt man Ride-Figuren auf der mittleren gehämmerten Fläche, so klingen die Stockaufschläge trocken, klar und akzentuiert und sind unterlegt von einem dezenten Grundrauschen, das selbst bei kräftigerer Spielweise stets kontrollierbar bleibt. Da in dieser Spielzone die tiefen Frequenzen schwächer vertreten sind als in der Nähe des Randes, ist der Klang nicht ganz so voluminös wie bei einem vergleichbaren 22“-Becken, aber dennoch sehr ausgewogen. Es gibt keine „Ausreißer“ im Frequenzspektrum, so dass das Becken als Ride verhältnismäßig neutral klingt. Dadurch fügt es sich problemlos in verschiedenste musikalische Umgebungen ein.

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18“ Omni 18“ Omni Ride 18“ Omni Crash/Roll

Aufgrund der geringen Materialstärke am Rand ist die Ansprache bei Crash-Akzenten für ein Becken in dieser Größe extrem sensibel und dynamisch, wobei der schimmernde, helle Sound von einem relativ kurzen Sustain geprägt ist. Somit macht der Wechsel zwischen schnellen Ride-Patterns und eingestreuten Akzenten richtig Spaß. Auch die Kuppe ist mit ihrem trockenen, prägnanten Sound eine Klasse für sich. Der Anwendungsbereich dieses Beckens erstreckt sich von Pop über Hip-Hop, Funk und Soul bis hin zum Acoustic Jazz.

Fotostrecke: 2 Bilder Sabian Omni 22″ Top

Ähnlich wie das 22“ klingt auch das 18“ Omni kleiner, als es der Aufdruck des Durchmessers vermuten lässt. Die spezielle Gewichtsverteilung sorgt dafür, dass bei Crash-Akzenten hauptsächlich der dünne, abgedrehte Randbereich in Schwingung gerät. Da diese Fläche relativ klein ist, erscheint der Grundton für ein 18“-Becken außergewöhnlich hoch. Hinzu kommt ein deutlicher Noise-Anteil, der dem Sound eine leicht „trashige“ Komponente hinzufügt.

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18“ Omni 18“ Omni Ride 18“ Omni Crash/Roll beide Omnis im Set 1 beide Omnis im Set 2 beide Omnis im Set 3

An Durchsetzungsfähigkeit mangelt es kaum, denn aufgrund der speziellen Charakteristik setzt sich das Becken im musikalischen Geschehen mühelos von den restlichen Instrumenten ab. In einem Punkt überzeugt das 18“ AAX Omni besonders: Es spricht explosionsartig schnell an und verklingt ebenso schnell wieder. In der Disziplin Crash kann es also durchaus bestehen, aber wie sieht es mit den Ride-Eigenschaften aus ? Um es kurz zu machen: Auch das kann es, wobei die Tonhöhe aber einen Einsatz als Alternativ-Ride nahelegt. Auf der nicht abgedrehten Fläche kommen die einzelnen Stockaufschläge klar und deutlich zum Vorschein. Ähnlich wie beim 22“ Omni ist die Klangfärbung trockener als bei einem konventionellen Crash-Ride-Becken. Aufgrund des kurzen Sustains neigen auch schnell gespielte Patterns nicht zum Verwaschen. Die laute, durchdringende Kuppe ist auch bei diesem Modell besonders hervorzuheben.

Fotostrecke: 2 Bilder Sabian Omni 18″ Top
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Fazit

Der schwierige Spagat, ein Becken zu kreieren, das gleichermaßen als Crash und als Ride funktioniert, ohne dass das Ergebnis nach einem Kompromiss klingt, darf – zumindest für das 22“ Sabian AAX Omni – als gelungen bezeichnet werden. Es bietet alles, was ein gutes Crash-Becken braucht, nämlich eine schnelle Ansprache, ein nicht zu langes Sustain, eine große Dynamik und einen spritzigen, hellen Sound. Darüber hinaus überzeugt es auch als Ride-Becken mit einer perfekten Balance zwischen Stick-Sound und Wash sowie einem sehr angenehmen Klangspektrum. Das 18“ Omni bietet ähnlich gute Ride-Eigenschaften und eignet sich ideal als Left-Side-Ride. Der Crash-Sound ist sehr hell, kurz und von einem leicht trashigen Charakter geprägt. Für ein vollwertiges Crash-Becken hat der Sound meines Erachtens zu wenig Wärme, in Kombination mit einem 18“ AAX Studio Crash beispielsweise hätte man aber ein sehr flexibel einsetzbares Becken-Setup. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr gute Ride-Eigenschaften
  • hervorragende Kuppensounds
  • 22“ Omni sehr flexibel einsetzbar
Contra
  • extrem heller Sound des 18“ Omni
Artikelbild
Sabian AAX Omni Test
Für 569,00€ bei
Jojo Mayer wird stolz sein: 22" und 18" Sabian Omni.
Jojo Mayer wird stolz sein: 22″ und 18″ Sabian Omni.
Technische Daten
  • Serie AAX
  • – Material: B20
  • – Gewicht: Medium-Thin (Body) / Extra-Thin (Rand)
  • – maschinelle Hämmerung
  • – unterschiedliche Klangzonen durch spezielle Bearbeitung
  • Preise:
  • 18“ AAX Omni: € 280,- (UVP)
  • 22“ AAX Omni: € 387,- (UVP)
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