Rycote Invision USM Mikrofonspinne Test

Fotostrecke: 6 Bilder Die universelle Mikrofonhalterung

Die Sache mit der Spinne ist oft eine Qual: Will man mal eben das Mikro im Studio wechseln, muss man oft auch die Spinne tauschen, da es so viele unterschiedliche Formen gibt: Neumann TLM, Røde NT, AKG C414 oder UMT70S…um nur einige zu nennen. Ganz zu schweigen von den Röhrenmikrofonen! Außerdem können gute Spinnen für Markenmikrofone schnell 200 Euro (und mehr) kosten – pro Spinne. Und die Gummis leiern mit der Zeit aus. Hier soll der Rycote Invision Univeral Shock Mount Abhilfe schaffen: Er nimmt nicht nur Mikrofone von 18 – 55 mm auf, sondern soll auch Kabel- und Stativgeräusche doppelt so gut isolieren, wie konventionelle Spinnen. Das macht neugierig.

DETAILS

Es gibt zwei Ausführungen der Spinne: Die „USM“-Version, die auf Mikrofone von 400 – 750 Gramm Gewicht ausgelegt ist (erkennbar an der schwarzen Aufhängung) – und die getestete „USM-L“-Variante (rote Aufhängung), die für leichte Mikrofone bis 400 Gramm gedacht ist. Da ich keine fetten Röhrenklopper im Arsenal habe, entschied ich mich für letztere. Rycote weist extra darauf hin, dass die rote Version flexibler ist – also leichten Mikrofonen noch mehr Isolierung bietet. Man sollte also nicht unbedingt „für alle Fälle“ zum USM-Modell greifen, wenn man das Optimum für leichtere Mikros sucht. Schon beim Auspacken fällt auf, dass man hier ein Qualitätsprodukt in den Händen hält: Alle Teile des 154 Gramm Leichtgewichtes wirken wertig und solide. Sehr praktisch ist auch der Kabelclip am Gewinde. Die roten Aufhängungsklammern hören auf den Namen „Lyre Mount“. Das Prinzip ist eine patentierte Eigenentwicklung, man ist hier einen anderen Weg gegangen, als bei der oft üblichen Gummibandaufhängung. Probleme mit ausleiernden und reißenden Aufhängungen bleiben so aus – das von Rycote verwendete Hytrel soll praktisch unkaputtbar und formstabil sein. Die Konstruktion soll zudem Stand- und Kabelgeräusche doppelt so effektiv wie herkömmliche Lösungen abfangen können. Los geht’s:

PRAXIS

Schnell die alte Klapperspinne vom Stativ entfernt, das USM-L draufgeschraubt und kurz den Winkel eingestellt. Als erstes probiere ich, ein Gefell UM Mikrofon einzupassen, das sehr lang und dünn ist. Die Befestigung des Mikrofons erfolgt wie bei einer Zwinge über die vier Stellschrauben mit Andrucktellern. Innerhalb weniger Sekunden ist das Mikro eingepasst. Die bei der Stativschraube integrierte Kabelklemme fixiert zudem das Kabel, so dass es nicht so leicht gegen das Stativ kommen kann. Sehr gut. Gewöhnungsbedürftig ist, dass ein Mikro theoretisch unten rausrutschen könnte, wenn die Schrauben zu weit auseinander stehen. Ein Neumann TLM oder auch das Gefell ist ja nach oben hin etwas breiter, was davor schützt – aber „Backsteine“  wie z.B. das C414 könnten theoretisch durch. Gleich Ausprobieren: Mein EV RE-1000 hat so eine Form und muss für diesen Test herhalten. Kurz die seitlichen zwei Schrauben am USM aufgedreht, altes Mikro raus, die anderen entsprechend eingestellt, neues Mikro rein, festgeschraubt – das sitzt fest! Aber beim fliegenden Wechsel sollte man schon darauf achten, das es passt. Das Handling ist ansonsten problemlos, die Beschichtung auf den vier Andruckscheiben der Schrauben polstert gegen Kratzer am Gehäuse. Den Klopftest am Stativ, den man auf der Rycote Website sehen kann (HIER) habe ich natürlich auch probiert, bin aber nicht zu so klaren Ergebnissen im Vergleich mit meiner alten Standardspinne gekommen. Für mich war der Test mit Sängerin eh entscheidender – und die Aufnahmen waren auf jeden Fall problemlos und sauber. Bei der alten Spinne hatte ich ab und zu Stativgeräusche, diesmal hatte ich keine. Ich war zufrieden!

FAZIT

Fast 100 Euro für eine Spinne sind natürlich kein Schnäppchen, wenn man es mit günstigen Vertretern ab 10 Euro vergleicht – aber man fährt ja auch nicht auf einem Küchenstuhl in der S-Klasse. Markenspinnen kosten auf der anderen Seite pro Mikrofon schnell mehr als das USM und sind längst nicht so flexibel einzusetzen. Die Spinne macht einen sehr wertigen Eindruck, war im Einsatz absolut problemlos und lieferte gute Ergebnisse. Wie sich die Schrauben nach häufigem Wechseln bewähren, kann ich natürlich noch nicht sagen – aber Rycote gibt 25 Jahre(!) Herstellergarantie auf das Produkt. Einziges Manko für mich: bei unsachgemäßer Einstellung könnte ein Mikro durchrutschen. Auf jeden Fall eine Empfehlung – vor allem in Verbindung mit dem optional erhältlichen Invision Popschutz (gibt es auch komplett als Studio Kit).

FACTS

Für Mikrofone von 18 – 55 mm Durchmesser
  • USM für Mikrofone von 400 – 750 Gramm / USM-L für Mikros von 0 – 400 Gramm
  • Abmessungen (mm): 120x170x70
  • Bis zu 12 dB Geräuschisolation
  • Gewicht: 154 Gramm
  • Preis: Etwa 90 Euro
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Universell einsetzbar für Mics von 18 – 55 mm
  • Flexibel einstellbarer Neigungswinkel
  • Sehr stabile Aufhängung
  • Gute Isolierung
  • Kabelklammer
  • 25 Jahre Herstellergarantie
Contra
  • Kleinere Mikrofone können theoretisch unten rausfallen
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Rycote Invision USM Mikrofonspinne Test
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