Rodenberg GAS808B II Test

Praxis

Zunächst aktiviere ich das Pedal im 808-Modus. Generell ist die Verzerrung als Overdrive angelegt. Dies bringt eher den Charakter einer übersteuerten Endstufe und ist daher wärmer und weicher als eine auf Distortion basierende Verzerrung. Mit dem Drive-Regler im Linksanschlag ist keinerlei Effekt zu hören. Bewege ich ihn im Bereich bis ca. in die 10-Uhr-Stellung, so liefert das GAS808B II eine milde Verzerrung, die nicht nach Effekt, sondern tatsächlich wie eine leichte Übersteuerung meines Amps klingt. Auch fördert sie bei langen Noten das Sustain, denn lang gehaltene Töne fangen schön an zu singen.
Erst ab der 1-Uhr-Position habe ich das Gefühl, dass ich tatsächlich einen Effekt benutze und keinen übersteuerten Amp. Der Sound bleibt aber bis Rechtsanschlag immer weich und angenehm. Mit dem Tone Regler lässt sich das noch feinjustieren, wobei die Range von vintagemäßig-bedeckt bis hell und modern reicht. Sehr gelungen finde ich, wie hier das verzerrte und das Originalsignal zu einer echten Einheit werden. Bei manchen Pedalen hört man, dass die Verzerrung irgendwie auf das cleane Signal “draufgesetzt” wird, aber sich nicht richtig mit ihm mischt. Beim GAS808B II hingegen klingt alles nach einem homogenen Sound und nicht nach “Clean-Signal plus Effekt on top”.

Zu Uli Rodenbergs Kunden zählen Bassstars wie Victor Wooten, Marcus Miller und Stanley Clarke!
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Zuletzt aktiviere ich noch den Deep Switch des 808. Ich muss ja gestehen, dass ich bisher noch keinen Verzerrer in der Hand hatte, der keine Verluste im Bassbereich mit sich brachte. Dieses Phänomen liegt wohl in der Natur der Sache – bzw. in der Physik! Schön ist aber doch, wenn man das Werkzeug zum Ausgleich dieses Verlustes gleich mitgeliefert bekommt.
Genau hier liegt die Funktion des Deep Switches. Aktiviert man diesen, wird deutlich hörbar der leichte Tiefbass-Verlust wieder egalisiert – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dies ist kein übertriebener Boost, der zwar zu Hause und im Musikladen beeindruckt, aber in der Band nur Matsch erzeugen würde. Stattdessen wurde dieses Feature nüchtern auf die Realität abgestimmt. Zudem ist er als Kippschalter kinderleicht zu bedienen.
Nachfolgend präsentiere ich euch ein paar Soundbeispiele im 808-Modus:

Audio Samples
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Preci, Drive: 10 Uhr, Tone: 10 Uhr Preci, Drive: 12 Uhr, Tone: 11 Uhr Jazz Bass, Drive: 2 Uhr, Tone: 1 Uhr

Wechselt man nun mithilfe des Fußschalters in den 909-Modus, so wird die zweite Gain-Stufe gezündet und aus dem Dr. Jekyll wird ein Mr. Hyde! Hier lassen sich mit Leichtigkeit auch brachialere Zerrsounds realisieren, die durch den Einsatz des Tone-Reglers durchaus aggressiv werden können. Es bleibt jedoch zu jeder Zeit der etwas gutmütig-cremige Overdrive-Charakter erhalten, und der Sound wird zu keinem Zeitpunkt bissig oder scharf wie bei einigen Distortion-Pedalen.
Durch das Umschalten vom 808 zum 909 ist ein Sprung in der Lautstärke zu vernehmen. Das war jedoch zu erwarten, schließlich erhält man hier deutlich mehr Gain. Hier muss man also gegebenenfalls nachregeln, oder man wählt den 909-Modus bewusst als geboosteten Sound für Passagen, in denen der Bass weiter im Vordergrund stehen soll.

Vielseitigkeit wird bei diesem Effektpedal groß geschrieben!
Vielseitigkeit wird bei diesem Effektpedal groß geschrieben!

Das Schöne dabei ist: der Grundcharakter des Sounds bleibt stets erhalten. Man erhält also nicht etwa beim Wechseln der Modi abrupt einen neuen Sound, der geschmacklich in eine ganz andere Richtung geht. Vielmehr verhält sich das 909 wie ein 808 “plus x”. Hat sich der persönliche Wunschsound des 808-Modus gut ins Gesamtgefüge eingepasst, so wird man auch beim Aktivieren des 909-Fußschalters keine böse Überraschung erleben.
Und so klingt der 909-Modus:

Audio Samples
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Music Man Stingray, Drive: 12 Uhr, Tone: 1 Uhr Music Man Stingray, Drive: 3 Uhr, Tone: 3 Uhr Music Man Stingray, Drive: Maximum, Tone: 1 Uhr
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