Rob Papen Predator-3 Test

Im Jahr 2007 erschien der erste Predator von Rob Papen. Schnell etablierte er sich als Allrounder mit sowohl etlichen klassischen als auch aktuellen Presets und der insgesamt leicht verständlichen Struktur. In meinen eigenen Projekten habe ich den Predator gern und oft verwendet. Im Laufe der Zeit kamen aber weitere verlockende Software-Instrumente hinzu – bei Rob Papen selbst sind es BIT, Vecto, Go2 oder Blade. Damit verlor der Predator vermutlich nicht nur für mich an Bedeutung.

 
Jetzt meldet sich das Entwickler-Duo aus Rob Papen (Sound und Konzept) und Jon Ayres (Software) zurück und zeigt wieder einmal, wie erstaunlich gut Produktpflege auf Holländisch funktionieren kann. Schon auf dem ersten Blick ist erkennbar: der Predator-3 ist deutlich anders als seine Vorgänger. Nicht nur optisch, sondern auch klanglich hat sich viel getan. Für bisherige Predator-User die wichtigsten News im Schnelldurchgang: Routing-Box for Oszillator > Filter, neue Spektrum-Welleformen, neue Filtertypen, Audio-Follower, Arpeggiator-Ratcheting, MIDI-Out für Arp und XY-Pad, Multi-Stage-Hüllkurven, Side-Chain-Effekte, Special Section für Preset-Morphing/Variation, MPE-MIDI-Support. Dabei muss man nicht all diese Features wirklich zu kennen, um mit Predator-3 ein gutes Spiel zu haben.

Details

Predator-3 verbindet eine hohe Funktionalität mit überschaubarer Darstellung.

Eigentlich wimmelt es bei Predator-3 nur so von Funktionen und Parametern. Sein GUI und auch dieser Kurztest richten den Fokus aber auf einige wesentliche Dinge. Der Predator-3 ist ein hybrider Synthesizer, dessen Klangerzeugung subtraktiv (analog) und auch mit Wavetables arbeitet. Seine drei Oszillatoren verfügen jeweils über einen Sub-Oszillator und können neben den vielen herkömmlichen Wellenformen ebenso auf Spektrum-Waveforms und pro Preset auf acht User-Waveforms zurückgreifen. Pro Oszillator lassen sich zwei Waves anwählen und morphen. Es lassen sich sogar eigene Wellenformen zeichnen, wenn die rund 128 Standard-Wellenformen nicht reichen sollten. Das Oszillator-Trio lässt also keine Langeweile aufkommen.

Die Oszillatoren liefern eine Vielzahl an Wellenformen. Selbst User-Waveforms lassen sich verwenden und sogar selbst zeichnen.

Die Multi-Page ist ein Teil der GUI. Sie bietet einige spannende Optionen.

Speziellere Parameter sind auf eine Multi-Page zu finden, die mehrere Bereiche (Audio-Follower, Modulationsmatrix, EQ, Play Mode etc.) abdeckt. Einige davon stellen wir im folgenden vor.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Arpeggiator ist der musikalische Motor des Predator-3. Er verfügt nun auch über den ergiebigen Ratchet-Parameter, den man ansonsten leider viel zu selten antrifft.

Praxis

Was liefert Predator-3 von Rob Papen klanglich?

Da wartet eine unglaubliche Zahl von über 6.500 Presets auf den neugierigen User. Eine Bank mit allen neuen Sounds des Predator-3 taucht aber nicht explizit auf. Am besten ruft man den Bank Manager auf, klickt „Order by Date“ und bekommt die aktuellen Sounds oben in der jeweiligen Bank angezeigt. Es ist sinnvoll, sich direkt seine Favoriten zu markieren.

Bei dieser Flut an nützlichen Klängen ist der Preset Manager immer willkommen.

Positiv zeigt sich der Basisklang. Im Vergleich zu Predator-2 klingt der Neue tatsächlich etwas runder und auch wärmer. Das liegt an der Verwendung eines neuen Codes, der erstmals beim virtuell-analogen RP-Synthesizer BIT zum Einsatz kam. Der Predator kann sowohl satt und ausgewogen als auch forsch, rotzig und aggressiv klingen. Die 20 einzeln angespielten Presets demonstrieren die klangliche Vielfalt: Sphärische Pads, treibende Arpeggiator-Phrasen, präsente Leads, drückende Bässe, modulierte Wavetable-Sounds, breite Sweeps oder auch typische Effekt-Sounds analoger Synthesizer liegen ihm.

Audio Samples
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RP Predator3 Preset „Going 70ties Arp“ RP Predator3 Preset „SuperSaw_Arp_David“ RP Predator3 Preset „A_New Galaxy ST“ RP Predator3 Preset „Lets try Mute Guitar 1“ RP Predator3 Preset Face It Synth“ RP Predator3 Preset „Sweeps Z Synth“ RP Predator3 Preset „Bass Desert 04“ RP Predator3 Preset „Wavesequence Arp04“ RP Predator3 Preset „FX Jarre XY“ RP Predator3 Preset „Edger Unisoner HardLead“ RP Predator3 Preset „Aliens VS Predator-3“ RP Predator3 Preset „PredMoog Lead 01“ RP Predator3 Preset „SeqLine JoMal“ RP Predator3 Preset „Synth Klavier“ RP Predator3 Preset “SideChainSynth01“ RP Predator3 Preset „Transform Synth“ RP Predator3 Preset „Tinkle Fairy JoMal“ RP Predator3 Preset „Mellow Notch Carpet“ RP Predator3 Preset „Wolfgang Synth“ RP Predator3 Preset „We_FM_ModWhl“

Lässt sich der Predator-3 gut bedienen und wo liegen die Stärken? 

Das Wichtigste vorweg: Der Predator-3 lässt sich tatsächlich sehr gut bedienen. Das GUI ist ansprechend und für die gängigen Monitore unterschiedlich skalierbar. Praktischerweise werden alle wichtigen Parameter auf einer Bildschirmseite dargestellt, was mit der erwähnten Multi-Page funktioniert. Wer sich lieber einmal inspirieren lassen möchte, kann mit dem Preset Variation Generator einige Varianten aus vorhanden Presets erzeugen lassen. Man kann sich mit dem Predator-3 in verschiedene Richtungen austoben, ohne schnell den Spaß zu verlieren. Wenn es dennoch zu kompliziert werden sollte, ist „Go2“ der passende Synth von Rob Papen.
Es sind persönliche Vorlieben: Den Predator-3 schätze ich sehr für die vielen Vintage/Retro-Presets von Minimoog über Jupiter bis zu PPG Wave, die Rob Papen absolut gekonnt umsetzt. Und auch für manch neuere und speziellere Spielart der elektronischen Musik (Dutch Hardcore, Dubstep oder PsyTrance) ist er geeignet. Der Ratcheting-Effekt beim Arpeggiator zaubert im Nu lebendige Phrasen für elektronische Musik. Es kann und darf eigentlich dabei noch mehr passieren, was die „Berliner Schule“ ab Mitte der 1970er Jahre hervorbrachte. Man kann den Arpeggiator in die Modulationsmatrix einspeisen und auch Effekt-Parameter damit steuern. Natürlich habe ich während des Tests versucht, ein paar Arpeggiator-Presets zu erstellen. So könnte es ungefähr klingen, wenn man bei Null anfängt und nach ein paar Minuten sein Ergebnis anspielt.

Was könnte eventuell verbessert werden? 

Meckern ist eigentlich verboten, denn der Predator-3 bietet sehr viel und ist trotz seiner enorm zahlreichen Presets noch lange nicht ausgereizt. Wenn man aber an dieser Stelle bereits einen Wunsch für Version 4.0 äußern darf: Bitte die Effektsektion noch um 1-2 FX-Blöcke erweitern und beim Routing dafür sorgen, dass sie auch parallel genutzt werden können. Außerdem käme es gut, wenn sich die Reihenfolge der seriell geschalteten Effekte spontan abändern lassen würde.

Fazit

Predator-3 schafft es, dass man wieder intensiv mit den Synthesizern von Rob Papen schraubt. So zumindest ist es mir beim ersten Kontakt mit dieser praktischen Klangmaschine ergangen. Er ist sicherlich das universellste Instrument innerhalb seines großen Portfolios. Der Preis von 149 Euro geht in Ordnung, das Upgrade für 49 Euro rentiert sich schon aus klanglichen Gründen und auch das komplette RP-Bundle eXplorer-7 mit rund 25 einzelnen Produkten sollte man im Auge behalten, weil es den jüngsten Synth beinhaltet.
Wer ihn noch nicht hat: Für Fans klassischer Synthesizer-Klänge und für Producer elektronischer Musik ist er schlichtweg eine sichere und solide Bank. Der Predator-3 ist mit viel Liebe zum Detail entwickelt worden und wird bei dieser vorbildlichen Update-Politik ein „Forever Young“-Synth bleiben.

Pro
  • klanglich gut und vielseitig
  • enorm viele nützliche Presets
  • gelungenes GUI
  • User Waves
  • Audio-Follower
  • Smarter Arpeggiator
  • MPE-Support
Contra
  • kein Contra
Features
  • Rob Papen Predator-3
  • Hybrider Synthesizer (Analog/Wavetable)
  • Bank Manager mit über 6.500 Presets
  • Umfangreiche Filter und Hüllkurven
  • Audio-Follower
  • Preset Generator/Morphing
  • Interne Effekte (3 serielle Blöcke, 34 Effekt-Typen)
  • Arpeggiator
  • Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7 (64 Bit), Mac OS X (64 Bit) ab 10.12, Online-Aktivierung
  • VST2/3, AU, AAX
Preis:
  • regulär 133,– Euro
  • Upgrade 49,– Euro
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • klanglich gut und vielseitig
  • enorm viele nützliche Presets
  • gelungenes GUI
  • User Waves
  • Audio-Follower
  • Smarter Arpeggiator
  • MPE-Support
Contra
  • kein Contra
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Rob Papen Predator-3 Test
Für 149,00€ bei
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