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Reloop Touch Test

Der Münsteraner DJ-Spezialist Reloop spendiert seinem neusten Vierkanal-Controller TOUCH einen 7 Zoll großen Touchscreen und legt eine Lizenz der Software VirtualDJ 8 bei. Der Hersteller setzt damit nicht auf die etablierten Softwareprodukte aus dem Hause Native Instruments oder Serato und möchte auch hinsichtlich der Ausstattung und Bedienung eine Alternative zu anderen Controller-Konzepten bieten. Aufgrund des recht moderaten Listenpreises von 699 Euro stellt sich die Frage, ob das Gesamtpaket im Einsatz zu überzeugen vermag und wer als Nutzer in Frage kommt.

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DJ-Controller mit Touchscreen: Reloop TOUCH

Details

TOUCH ist der neuste Controller in Reloops Portfolio, aber mit 594 x 377 x 43 Millimetern nicht der Größte. Im Gegensatz zum Mixon 4 und Beatpad 2 aus dem gleichen Hause, gibt es auch keine Anschlussoption für ein Tablet, dafür aber einen Touchscreen. Aufgrund seines sehr moderaten Eigengewichts von lediglich 3,7 Kilogramm kann das Gerät problemlos mit auf Reisen genommen werden. In der recht großen Verpackung des TOUCH befinden sich ein Netzteil, ein USB-Kabel sowie ein gedrucktes, mehrsprachiges Handbuch, eine Lizenzkarte für VirtualDJ 8 und den Touchscreen-Treiber, ein 50 US-Dollar Gutschein für die Lernplattform Melodics und natürlich das Gerät selbst.
Das Gehäuse des Reloop TOUCH ist komplett aus Kunststoff gefertigt und sehr sauber verarbeitet. Die Haptik der Drehregler, Fader, Taster und Pads spricht für einen Einsatz im semiprofessionellen Umfeld. Durch die großzügig gewählte Dimensionierung der Bedienelemente ist eine komfortable Programmbedienung möglich. Die berührungsempfindlichen Jogwheels haben einen Durchmesser von 13 Zentimetern und reagieren sehr direkt. 16 gummierte und farbig beleuchtete Pads mit einer Größe von 3 x 3 Zentimetern dienen zur Kontrolle verschiedener kreativer Funktionen. Als Informationsquelle und zusätzliches Bedienelement dient das Display. Dieses blendet zahlreiche mixrelevante Parameter ein, erlaubt aber zudem auch die Auswahl von Songs und Manipulation von Effekten.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Reloop TOUCH gehört zu den größeren Vierdeck-Controllern

Anschlüsse

Der Reloop TOUCH bietet eine recht überschaubare Anschlussausstattung. Auf der Geräterückseite befindet sich der Masterausgang, der als symmetrisches Klinkenbuchsenpaar und unsymmetrische Cinch-Buchsen ausgeführt ist. Zusätzliche Ausgänge für ein Monitorsystem oder Eingänge für Zuspieler sucht man vergeblich. Zum Austausch von Daten und zur Kommunikation mit einem Windows PC oder Mac gibt es einen USB-Anschluss. Eine Netzteilbuchse und eine Anschlussoption für eine Diebstahlsicherung beenden den Rundgang. Auf der Vorderseite befinden sich auf der linken Seite 6,3 und 3,5 Millimeter große Klinkenbuchsen zum Anschluss von zwei Kopfhörern. Die rechte Seite verfügt über eine weitere 6,3-Millimeter-Buchse, die das Anschließen eines Mikrofons erlaubt, und eine Lautstärkereglung.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Reloop TOUCH bietet eine überschaubare Anschlussausstattung

Deckausstattung

Reloop TOUCH ist mit zwei Decks ausgestattet, die per Doppelbelegung bis zu vier Software-Decks in VirtuaDJ8 steuern. Große Kunststofftaster übernehmen die Play-, Cue- und Sync-Kontrolle und ein als XCODER bezeichneter Drehregler erlaubt die Aktivierung von Loops, die Änderung der Tonart eines Songs und die Modifikation des Beatgrids. Mit Pitchbend-Tastern lassen sich Songs anschieben oder abbremsen und Pitchfader mit einem sechs Zentimeter Regelweg und einer Neutralstellungs-LED dienen zur Tempoanpassung.
Links und rechts unterhalb der Jogwheels befinden sich Taster zur Deckumschaltung sowie zur Aktivierung des Slip- und Jogwheel-Modus. Die Jogwheels haben eine Aluminium-Oberfläche und erlauben das Manipulieren und Scratchen von Songs. Zusätzliche Anzeigen oder Beleuchtungen sind auf den Wheels nicht vorhanden. In der Mitte der Decks befinden sich die Effektsteuerungen. In diesem Bereich setzt Reloop nicht auf die bewährte Taster/Drehregler-Kombination, sondern bietet Taster und Fader. Der Regelweg der Effektfader beträgt drei Zentimeter. Neben Audio-Effekten lassen sich auch Video-Effekte mit diesen Bedienelementen steuern.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit dem Controller können bis zu vier Decks fernbedient werden

Performance Pads

Acht Performance Pads pro Deck komplettieren die Deckausstattung. Die Funktionsauswahl für die Pads erfolgt durch das Drücken der Pad-Mode-Taste und eines Pads. Diese Lösung weicht etwas vom gängigen Standard ab – die meisten Controller bieten hier spezielle Auswahltaster mit Beleuchtung. Da dieser Bereich des TOUCH nicht ausgeleuchtet ist, lernt man die Belegung am besten auswendig oder schaut in einer dunklen Arbeitsumgebung kurz auf das Display, in dem die Funktionen ebenfalls erscheinen. Mit den Pads lassen sich Hotcue, verschiedene Loop-Funktionen, die Slicer-Funktion, Beatjumps und Key Cue (besser bekannt als Pitch Play) steuern. Zudem gelingt mit den Pads der Zugriff auf den Sampler. Die Sample-Bänke können mit der Taste PARAM umgeschaltet werden, ein lautstärkedynamisches Spielen der Samples ist allerdings nicht möglich und auch der Ausgangpegel des Samplers kann nicht mit dem TOUCH reguliert werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Performance Pads erlauben den Zugriff auf die kreativen Funktionen von VirtualDJ 8

Mixersektion

Zwischen den beiden Decks des Reloop TOUCH befindet sich die vierkanalige Mixersektion. Dieser Bereich ist als reine Software-Fernbedienung ausgelegt, was schon beim Blick auf die Anschlussausstattung des Geräts deutlich wurde. Die vier Kanalzüge sind mit Gain-, Zweiband-EQ- und Filterdrehregler ausgestattet. Als Besonderheit lassen sich die Filterdrehregler durch Umschalten in Bass-EQ-Regler umwandeln, so dass ein Dreiband-EQ – allerdings dann ohne Filter – genutzt werden kann.
Das Mixing erfolgt mit Fadern, die einen Regelweg von 4,5 Zentimetern aufweisen und einem sehr leicht gleitenden Crossfader. Sämtliche Crossfader-Parameter wie Kurvenverlauf, Hamster-Switch oder die Deckzuweisung sind in VirtualDJ 8 einstellbar, der Controller selbst bietet dazu keine Bedienelemente. Super: Wählt man in der Software die Einstellung „Scratch“ für den Crossfader, beträgt das Cut-Lag nur ca. einen Millimeter. Die Pegelanzeigen für die Kanäle werden im Display eingeblendet, eine Masterpegelanzeige gibt es nicht. In der Mitte des Mixerbereichs lassen sich die Kopfhörer- und Masterausgangspegel justieren und ein zusätzlicher Encoder dient zum Blättern in der Musiksammlung.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Mixersektion kann mit einer Kombination aus Zweiband-EQ und Filter oder als Dreiband-EQ genutzt werden

Touchdisplay

Das 7 Zoll große Touchdisplay des Reloop-Boliden ist leicht angewinkelt und fest verbaut. In Verbindung mit VirtualDJ 8 wird der Screen mit Inhalten gefüllt und blendet die virtuellen Decks inklusive Wellenformdarstellungen, Songtitel, Zeitinformationen, Effekte und Performance-Pad-Funktionen ein. Die zahlreichen Parameter werden aufgrund der Größe des Displays nicht sonderlich groß dargestellt, sind aber gut ablesbar. Per Touch-Funktion kann zwischen einer Zwei- und Vierdeckdarstellung umgeschaltet werden. Alternativ lassen sich die Songsammlung oder die Videosteuerungen anzeigen. Neben der reinen Darstellung können die Funktionen auch direkt auf dem Bildschirm kontrolliert werden. Songs lassen sich per Drag ’n’ Drop in die Decks laden, Hotcue-Punkte und Loops setzen, Samples starten, Effekte und Videos auswählen und kontrollieren. Das Touchdisplay ist mit einem eigenen Einstellungsmenü ausgestattet, in dem Deck-, Browser- und Wellenformdarstellungen angepasst werden können.
Für die Decks lassen sich folgenden Optionen bestimmen:

  • Anzeige der Albumcover
  • Blinken der Zeitanzeige am Ende eines Tracks
  • Art der Tonartdarstellung
  • Format des Titels
  • Hinweis auf eine abweichende Pitchfader-Stellung

Für den Browser kann selektiert werden:

  • automatische oder manuelle Umschaltung der Anzeige
  • Darstellung der Songs als Raster
  • Wahl der Zeilenhöhe für die Listendarstellung

Die Wellenformdarstellung bietet die Einstellungsoptionen:

  • Farbe der Cue-Marker
  • Anzahl der eingeblendeten Wellenformen
  • Wellenformdarstellung
  • Wellenformfarbe
Fotostrecke: 5 Bilder Der Touchscreen bietet viele mixrelevante Informationen
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Praxis

Bevor man den ersten Mix mit dem Reloop TOUCH angehen kann, bedarf es einer dreistufigen Installation, die Geräte-, Bildschirmtreiber und VirtualDJ 8 umfasst. Da zur Installation Seriennummern benötigt werden, die dem Gerät beiliegen, ist eine spontane Kombination des Controllers mit einem Zweitrechner ausgeschlossen – schade, denn bei anderen Hard-/Software-Bundles ist das durchaus möglich. Wie auf Nachfrage zu erfahren war, arbeitet Reloop aber an einer Lösung für dieses Problem.
Der Controller ist mit einer Soundkarte ausgestattet, die mit 16 Bit und 48 kHz arbeitet und über zwei Stereoausgänge (Master und Cue) verfügt. Da es keine Eingänge gibt, werden die Mikrofonsignale somit direkt zum Ausgang geleitet und eine Nutzung der Software-Effekte ist ausgeschlossen. Die Soundkarte klingt recht ordentlich – bei gestoppter Wiedergabe und einem hohen Verstärkerpegel ist allerdings ein Brummgeräusch hörbar. Dieses sollte aber bei einem Einsatz in einem privaten oder semiprofessionellen Umfeld nicht wirklich stören und wirkt sich nicht auf den Mixeinsatz aus. Prima: Werden zwei Kopfhörer an den Controller angeschlossen, ändert sich der Ausgangspegel nicht signifikant, sodass man durchaus zu zweit arbeiten kann.
Zum Laden der Songs können Bedienelemente des Controllers genutzt werden oder alternativ der Touchscreen. Letzterer erlaubt ein direktes Navigieren im Songverzeichnis durch Wischgesten, die Nutzung einer Suchfunktion per einblendbarer Tastatur und das Laden per Drag ’n’ Drop. Um die virtuelle Bildschirmtatstur verwenden zu können, bedarf es unter Windows ein paar zusätzlicher Konfigurationsschritte.
Leider musste ich die virtuelle Tastatur bei meinem Windows 10 Testsystem bei jedem Programmstart erneut vom Computermonitor auf das Display des Controllers verschieben. Die Songs lassen sich automatisch per Sync-Funktion oder manuell angleichen. Zur Unterstützung des Mixvorgangs bietet die Software zahlreiche optische Mixhilfen, die auf dem Computerbildschirm aber auch auf dem Touchscreen erscheinen und mit den Pitchfadern gelingen die entsprechenden Tempoanpassungen. Beim Mixen mit drei oder mehr Decks werden für die relevanten Parameter (Pitchfader, Effektfader etc.) Abholfunktionen aktiviert, wodurch ein treffsicheres Agieren möglich ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit den schnell reagierenden Performance-Pads lässt sich sehr gut arbeiten
Audio Samples
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Dreiband-EQ Mixer-Filter Filterloop Vinylbreak Spiral up/down Phaser

Wer sich kreativ austoben möchte, kann mit den Jogwheels scratchen. Diese bieten eine recht rutschfeste Oberfläche und reagieren sehr direkt. Die gut klingenden Effekte wie Echo, Flanger, Delay oder Spiral lassen sich gezielt einsetzen und mit den Fadern oder dem Touchscreen kontrollieren. Letzterer bietet für die Effekte eine alternative Steuerungsmöglichkeit in Form virtueller XY-Controller.
VirtualDJ 8 erlaubt neben dem Mixen von Songs auch die Präsentation visueller Inhalte. Die Videos können mit oder ohne musikalische Inhalte in die Decks geladen und beispielsweise über einen externen Bildschirm oder Beamer dargestellt werden. Scratch-Manöver, Loops oder das Triggern von Hotcue-Punkten werden auf das Bildmaterial übertragen. Zur Verfremdung der Videos gibt es spezielle Video-Effekte wie Colorize, Negative oder Spectral und auch der Übergang zwischen den bewegten Bildern lässt sich mit Effekten (Additive, Color Swap, Grid etc.) gestalten.
Der Reloop TOUCH sendet MIDI-Steuerbefehle an den angeschlossenen Computer und kann daher auch mit alternativen DJ-Programmen kombiniert werden. Reloop stellt aktuell eine MIDI-Konfigurationsdatei für Traktor Pro auf der Website zur Verfügung. Kleiner Haken: Der Bildschirm inklusive der Touch-Funktion kann in diesem Fall nicht genutzt werden.

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Fazit

Reloop TOUCH ist ein gut verarbeiteter DJ-Controller und bietet eine umfassende Ausstattung, um mit bis zu vier Decks aufzulegen. Die Verwendung der im Lieferumfang enthaltenen Software VirtualDJ 8 ist nicht obligatorisch, aber empfehlenswert, da nur diese die Touchscreen-Funktionen nutzbar macht und einen Mixeinsatz ohne permanenten Blickkontakt zum Computerbildschirm ermöglicht. Neben der Darstellung mixrelevanter Inhalte und der Songsammlung lässt sich der Touchscreen in dieser Kombination auch zur Programmbedienung nutzen, um Songs zu laden oder Effekte zu bedienen. Der Controller erlaubt einen einfachen Zugriff auf die kreativen Funktionen der Software und zusätzlich die Manipulation visueller Inhalte. Überzeugt haben im Praxistest vor allem die feinfühlig reagierenden Jogwheels und die Performance-Pads. Etwas unschön ist, dass aktuell die Treiber-Registrierungspflicht eine Kombination des Controllers mit mehreren Computern verhindert, aber hier arbeitet der Hersteller an einer Lösung. Zur Setup-Erweiterung kann ausschließlich ein Mikrofon angeschlossen werden, benötig man weitere Zuspieler, muss ein Submixer zum Einsatz kommen. Wer als Einsteiger oder semiprofessioneller Nutzer nach einem besonderen Controller sucht und nicht zwingend mit Traktor Pro oder Serato DJ arbeiten möchte, kann sich den Reloop TOUCH einmal näher ansehen.

PRO
  • gut verarbeitet
  • einfache Bedienung
  • griffige Jogwheels
  • informativer Touchscreen
  • schnell reagierende Performance-Pads
  • 1 Millimeter Cut-Lag für Crossfader
  • gute Hard-/Software-Abstimmung
CONTRA
  • Samplerlautstärke nicht mit Controller regelbar
  • kein Anschluss für Zuspieler
  • Treiber mit einem Computer fest verbunden
  • Touchscreen nur mit VirtualDJ 8 nutzbar
DJ-Controller mit Touchscreen: Reloop TOUCH
DJ-Controller mit Touchscreen: Reloop TOUCH

Herstellerlink Reloop

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