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Randall NB King100 Test

Das Randall NB King100 Topteil im bonedo-Test – Um jeglichen Spekulationen vorzubeugen: Das Kürzel NB in Randalls Topteil-Kreation NB King100 entstammt den Initialen von Nuno Bettencourt, dem Gitarristen der US-Band Extreme, dem der amerikanische Hersteller sogar eine komplette kleine Signature-Serie widmet. Don Randall, der 1970 mit „Randall Amplifiers“ sein eigenes Unternehmen gründete, hatte zusammen mit Leo Fender die Anfangsjahre des Weltunternehmens Fender bestritten, wurde 1953 dessen Präsident und blieb in der Führung bis zur Gründung seiner eigenen Marke. 


Mit dieser großen Erfahrung im Rücken verschaffte sich Randall über die Jahre einen respektablen Namen innerhalb der Branche und wurde mit seiner Marke für viele Jünger vor allem der etwas härteren Gangart zum Haus- und Hoflieferanten. Auch unser Testkandidat fügt sich nahtlos ein in die Reihe von Signature-Amps namhafter Saitenakrobaten. In unserem Fall handelt es sich um keinen Geringeren als Nuno Bettencourt und wir sind gespannt, ob sich der NB King100 zu Recht mit den Initialen des Meisters schmücken darf.

Details

Konzept und Aufbau

Der NB King100 ist reinrassiges Röhrentopteil mit einer Endstufenleistung von 100 Watt. Optisch hat man sich an Designs der Sechziger orientiert, während das Innenleben auf dem neuesten Stand der Technik ist. Irgendwie erinnert mich das Frontpaneel an eine Mischung aus alten Echolette-Verstärkern und dem Binson-Scheibenecho aus den 60er Jahren. Die Vorderseite ist zweigeteilt. Während die linke Hälfte mit dem identischen Boxenbespannstoff und Logo wie die im gleichen Design erhältliche 4 x 12 Box versehen ist, präsentiert sich die rechte Hälfte mit ihrer rustikalen Metallfront und den fleischigen Potiknöpfen sehr vintageorientiert. Sogar ein VU-Meter, wie ich es eher mit einem Studiokompressor wie dem UREI 1176 in Verbindung bringe, findet sich hier. So etwas habe ich bei Gitarrenverstärkern jedenfalls noch nicht gesehen, aber das Auge hört ja bekanntlich mit. Die weitere Bezeichnung „King“ soll nicht etwa auf den König der Gitarrenverstärker hinweisen. Peter King ist der begabte Verstärkerfriseur des erlauchten Saitenvirtuosen und hat seine Ideen und Modifikationen in die Konstruktion des NB King100 einfließen lassen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Ja, das ist ein ungewu00f6hnliches u00c4uu00dferes fu00fcr ein Ru00f6hren-Topteil!

Die Bedienelemente

Schaut man sich das Bedienpaneel an, fällt zuerst der große Masterregler ins Auge. Er ist für die Gesamtlautstärke des Verstärkers zuständig und befindet sich in direkter Nachbarschaft zum erwähnten VU-Meter. Letzteres zeigt den Ausgangspegel an und reagiert auf die Dynamik des Sounds. In gleicher Höhe liegen die bei Röhrenverstärkern obligatorischen Standby- und Power-Schalter. Randall selbst bezeichnet den NB King100 in seiner Beschreibung als „klassischen zweikanaligen Amp mit drei Betriebsmodi“, spricht aber ansonsten von drei Kanälen. Jedenfalls warten Overdrive- und Clean-Kanal mit Level- und Drive-Regler auf, die für Lautstärke und Gain zuständig sind, und bieten außerdem jeweils eine klassische Dreiband-Klangregelung, bestehend aus Treble, Mids und Bass. Der Solo-„Kanal“, den man wohl eher als Boost-Modus des Overdrive-Kanals bezeichnen könnte, verfügt lediglich über die beiden Potis zum Justieren von Drive und Level, nutzt ansonsten aber die Parameter des Overdrive-Kanals mit. Rechts unten liegt die Eingangsbuchse und ein Taster für die Kanalwahl. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anordnung der Bedienelemente erinnert ein wenig an ein Ku00fcchenradio.

Die Rückseite

Hinten geht es optisch weitaus nüchterner zur Sache, aber um auch professionellen Ansprüchen zu genügen, bietet der NB King100 jede Menge Features für’s Geld. Neben der obligatorischen Kaltgerätebuchse, der Sicherung und den Lautsprecheranschlüssen mit Impedanz-Wahlschalter für 4, 8 und 16 Ohm Gitarrenboxen warten mit MIDI in und -thru zwei Buchsen auf, mit denen sich nicht jeder Amp schmücken darf. Der Servicetechniker findet außerdem zwei Trimmpotis zum Einstellen des Bias der Endstufenröhren, von denen man ohne das nötige Wissen und das passende Messgerät eher die Finger lassen sollte. Und last, but not least verfügt unser Kandidat über einen Einschleifweg, der hier als serielle Variante vorliegt. Ehrlich gesagt bin ich ein Vertreter paralleler Loops, weil dort die Dynamik des Verstärkers vollständig erhalten bleibt. Effekte werden nur beigemischt und das Ampsignal wird nicht, wie beim NB King100, durch alle eingeschleiften Effektgeräte geschleust. Deshalb ist hier wirklich qualitativ hochwertiges Equipment vonnöten. Folglich haben Geräte aus den Anfängen der digitalen Revolution hier nichts zu suchen, sondern ausschließlich erstklassiges, modernes Equipment mit einem großen Dynamikumfang, wie es zum Beispiel von Firmen wie Eventide, TC, Boss, Strymon oder Lexicon angeboten wird. Das Umschalten zwischen den drei Kanälen geschieht von Hand per Ch. Select Taster, der sich unmittelbar neben dem Gitarreneingang befindet, oder mit dem zum Lieferumfang gehörenden Midi-Fußschalter samt 7-Pin-Kabel. Soll der Verstärker in ein größeres Setup eingebunden werden, können dafür ebenfalls die Midi-Buchse in Anspruch genommen und so auch zum Beispiel Midi-kompatible Effektgeräte geschaltet werden.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Ru00fcckseite des Bettencourt-Amps ist vergleichsweise unspektakulu00e4r.
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Praxis

Der NB King100 besitzt laut Hersteller drei Kanäle, wobei sich der Overdrive- und der Solokanal eine gemeinsame Klangregelung teilen. Wie schon erwähnt, hat man es tatsächlich mit einem Zweikanaler zu tun, dessen Overdrivesektion mit dem Solo-Kanal über eine zweite Gain- und Level-Einstellungen verfügt. Daher unterscheidet sich Letzterer auch klanglich nicht vom Overdrivekanal. Bei aller Vielseitigkeit ist der NB King 100 von Randall keine eierlegende Wollmilchsau, sondern ein gewaltiger Rocker. Selbst der cleane Kanal klingt nie wirklich so sauber, wie man es zum Beispiel vom Roland Jazz Chorus her kennt. Der Ton hat immer einen rotzigen Unterton und eine „röhrige“ Färbung. Im ersten Audiobeispiel hört man ihn in einer sehr cleanen Einstellung. Der Drive Regler steht dabei auf 9 Uhr und die Klangregler auf 12 Uhr. Die gewisse Rotzigkeit erhält der Amp wegen der relativ hohen Ausgangslautstärke. Der Amp hat seinen Sweet Spot etwa bei Halbgas Endlautstärke, was sich natürlich nur im Studio oder auf halbwegs großen Bühnen realisieren lässt.  

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Clean Low Gain

Wenn man den Gain-Regler auf 13 Uhr stellt, geht der Amp langsam in die Sättigung und bietet dabei einen leicht bröseligen, relativ dynamischen Sound. Man befindet sich in einer Zwischenwelt von clean und angezerrt, die hier allerdings nicht so elegant daherkommt wie bei einem guten alten AC30. Der Sound klingt eher wie eine Mischform aus Marshall und Fender. 

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Clean Mid Gain
Selbst im Clean-Kanal ist das Topteil nicht ganz brav.

Die Overdrivesektion verfügt über wesentlich mehr Gainreserven als der cleane Bereich und hat dementsprechend weniger Dynamik, was jedoch völlig normal ist – je höher die Verzerrung, umso komprimierter wird der Sound. Die leicht bröselige Anzerrung, die der cleane Kanal in der 13-Uhr-Position bringt, funktioniert auch hier, wenn man den Gainregler weit zurückdreht. Im Playback eingebettet wird man diesen Effekt zwar nicht wahrnehmen, aber ohne den Maskierungseffekt hört man den Unterschied zum AC 30 deutlich. Keinesfalls  soll das jetzt negativ klingen, ganz im Gegenteil gefällt mir diese Art der Anzerrung, die einen sehr authentischen und rauen Vintagesound bietet. 

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Overdrive Low Gain

Dreht man den Gainregler des Overdrivekanals auf 13 Uhr, bringt man den Amp für meinen Geschmack in seinen High Gain-Sweetspot. Der Sound klingt wie eine Mischform aus JCM 800 und einer Rat. Man erhält hier also einen eher fetten und sahnigen Sound mit einem wirklich eigenständigen Charakter. Am Analyzer erkennt man zwar die typische Marshall-Kurve mit dem leichten Loch im Bereich von 1 kHz, aber es klingt weitaus amerikanischer, als man es vermuten würde. Auch der Obertonbereich ist weicher und weniger schneidend. 

Audio Samples
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Overdrive Mid Gain

Mit einer Gainregler-Einstellung jenseits der 14-Uhr-Position kommen weitere Obertöne ins Spiel, sodass es für meinen Geschmack ab etwa 16 Uhr einfach zu überbraten klingt. Deshalb habe ich in diesem Audiobeispiel den Gainregler auf 15 Uhr gestellt. Der Sound bietet hier unglaublich viel Distortion, die sich irgendwo zwischen einer klassischen Verzerrung und einem Metal-Sound befindet. Der Klang ist fett und rund, ohne jegliche Gleichmacherei. 

Audio Samples
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Overdrive Max Gain

Beim Solieren liefert der NB King100 sogar dann noch einen runden und singenden Leadsound, wenn man in hohen Lagen und dazu noch über den Stegpickup spielt. Der Ton trieft förmlich vor Fett und wirkt weder zu dünn noch überbraten. Im folgenden Soundbeispiel hört ihr meine alte PRS Custom 24, die ich vor ein paar Jahren mit Kloppmann PAFs bestückt habe und die damit einen Medium Output liefert. Mit stärkeren oder aktiven Pickups wird es hier also noch verzerrter. Ich persönlich höre aber gerne noch die Gitarre und den Anschlag heraus, weshalb mir diese Kombination sehr gut gefällt. Mit einer anständigen Les Paul von der Stange sollte man diesen Ton locker hinkriegen. Im Gegensatz zum vorherigen Soundbeispiel habe ich hier den Trebleregler einen Tacken  weiter aufgedreht, die restlichen Einstellungen sind geblieben.

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Lead
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Fazit

Der Randall NB King100 präsentiert sich als gut abgehangenes Rock-Vollröhrentopteil mit typisch amerikanischer Färbung. Der Amp erinnert im cleanen Bereich an eine Mischform aus Marshall und Fender, während der verzerrte Sound der Kombination vom guten alten JCM 800 mit vorgeschalteter Rat ähnelt. Wer auf einen amerikanisch-sahnigen Sound steht, ist hier goldrichtig, denn der Amp liefert einen fetten, brachialen Ton. Zarte Gemüter, die ihren Wohnzimmerblues pflegen, werden mit ihm sicher nicht glücklich, aber für waschechte Rock- und Metalljunkies könnte er eine Offenbarung sein. Der NB King100 lässt sich dank seiner Miditauglichkeit bei Bedarf auch in große Setups einbinden und bestens auch im professionellen Bereich einsetzen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Midi-kompatibel
Contra
  • sehr hohes Gewicht
  • Solokanal ohne eigene Klangregelung
Artikelbild
Randall NB King100 Test
Für 799,00€ bei
Für Rocker höchst interessant: Der Bettencourt-Amp
Spezifikationen
  • Randall NB King100 Nuno Bettencourt Signature
  • Leistung: 100 Watt
  • Arbeitsweise: Vollröhre
  • 3 Kanäle: Clean, Overdrive, Solo
  • MIDI In/Thru
  • Impedanz: 4, 8, 16 Ohm
  • Abmessungen (BxTxH): 738 x 264 x 260 mm
  • Gewicht: 22,7 kg
  • inkl. 3-Tasten-MIDI-Fußschalter
  • Preis € 1545,– (UVP)
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