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Pioneer DJM 2000 Nexus Test

Im Winter 2012 brachte das renommierte Unternehmen Pioneer den Nachfolger seines Clubmixer Spitzenmodels DJM 2000 auf den Markt. Wer des Lateinischen mächtig ist, wird wohl verstehen, warum dieses Update „Nexus“ getauft wurde, denn dieser Begriff bedeutet „Verbindung“ oder im Internet-Jargon „Link“. Und genau hier liegt der Fokus des DJM 2000 Nexus, nämlich die Verbindung zwischen verschiedenen am Pult angeschlossen Zuspielern herzustellen. Bis zu vier CDJ-2000 Nexus und zwei Computer können mittels handelsüblicher Netzwerkkabel am Geschehen teilnehmen.


Über die Software Rekordbox kann jeder CDJ auf die Library des jeweils anderen zugreifen. Außerdem lassen sich analysierte Songs untereinander synchronisieren. Und natürlich offeriert der Mixer wie gehabt vier Kanäle mit Klangregelung, einen Crossfader mit Schnellwechsel-Vorrichtung, drei Effekt- und Remix-Sektionen sowie eine Vielzahl an analogen und digitalen Eingängen. Ferner setzt der Nexus auf quantisierte Beat-Effekte, Beat-Slicing, eine leicht zu bedienende Inst-FX-Sektion, Frequenz- und Sidechain-Remixing, zum Teil bedienbar über das große Touch-Display in der Gerätemitte. Ein integriertes USB-Audiointerface und die MIDI-Funktionalität runden das Angebot der Luxusjacht für Dancefloor-Gewässer ab. Doch „Luxus“ hat bekanntlich seinen Preis und der liegt bei satten 2300 € UVP. Entsprechend hoch liegt unsere Test-Messlatte und wir verraten euch, ob das Unternehmen Pioneer es mit diesem Modell schafft, seine Vormachtstellung auf dem Pro-DJ Markt zu halten. Power on!

Details

Erster Eindruck

Der 8,6-Kilo-Bolide wirkt sehr robust, wie man es von einem Profi-Gerät erwarten darf. Sämtliche Fader, Schalter, Potis und Anschlüsse werden den hohen Qualitätsansprüchen, die man an einen Pioneer-Mixer dieser Preisklasse stellt, gerecht, allerdings fällt der Kunststoffanteil meiner Meinung nach etwas zu hoch aus. Denn einige der Drehknöpfe, die auf den ersten Blick nach poliertem Aluminium aussehen, entpuppen sich bei näherer Betrachtung als geschickt lackierte Plastik-Varianten. Die Frontblende und die Seitenverkleidungen des Pultes bestehen ebenfalls aus relativ dünnem Kunststoff. Ich finde, bei 2300 € UVP sollten diese Bauteile aus robustem Metall gefertigt sein. Davon abgesehen ist der erste Eindruck des Pultes aber rundweg positiv.

Pioneer DJM 2000 Nexus: Die Frontblende und die Seitenteile sind aus Kunststoff gefertigt.

Anschlüsse

Sämtliche Kanäle sind mit je zwei analogen Stereo-Cinch-Eingängen und einem digitalen S/PDIF-Eingang ausgerüstet. Kanal 1 und 4 verarbeiten dank der integrierten Phono-Vorverstärkers auch Plattenspielersignale. Der zweite und dritte Kanal (Line) bieten eine Faderstart-Option zur Fernsteuerung der Player über die Channelfader. Zusätzlich bieten alle Stereo-Kanäle die Möglichkeit, sie auf USB umzustellen und das Pult in Verbindung mit dem Rechner über das interne Audiointerface mit Musik zu füttern.
Der Master-Ausgang steht symmetrisch (2x XLR), unsymmetrisch (Stereo-Cinch) und digital (S/PDIF) zur Verfügung. Darüber hinaus ist der Pegel am XLR-Master in den Stufen -6 dB, -3 dB oder 0 dB umschaltbar. Monitorboxen lassen sich an die symmetrischen Standard-Klinkenbuchsen anschließen. Obendrein spendiert der Hersteller einen Record-Output in Stereo-Cinch, dessen Pegel unabhängig vom Master-Regler ist. Das Pult offeriert eine Effekt-Send-Return-Sektion, die ebenfalls auf zwei 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen setzt. MIDI-Befehle überträgt das Gerät via MIDI-Buchse. Der DJM 2000 Nexus ist außerdem mit insgesamt sechs Netzwerkschnittstellen bestückt. Vier davon sind für den Datenaustausch mit den werkseigenen CD-Playern CDJ-2000 (Nexus) und CDJ-900 (Nexus) vorgesehen. Die anderen beiden LAN-Ports bringen Rekordbox-Computer ins Spiel. Eine Vorrichtung für ein Kensington-Schloss schützt vor Diebstahl.

Fotostrecke: 4 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: Der Grou00dfteil der Anschlu00fcsse befindet sich auf dem Backpanel des Geru00e4tes.

Bedienoberfläche

Ein richtiger Clubmixer benötigt natürlich einen Mikrofoneingang, hier zu finden als XLR/Klinke-Kombobuchse. “Mic Level” bestimmt die Lautstärke des Signals. Wenn ich den Klang regulieren möchte, so kann ich das mit dem Zweiband-EQ bewerkstelligen, der die Mitten und Höhen um maximal 12 dB anhebt oder ansenkt. Ein- oder Ausschalten lässt sich die Sektion mithilfe eines Dreifach-Kippschalters, der auch eine Talkover-Stellung zur Absenkung des Musiksignals in den Stufen -25 dB, -20 dB, -15 dB oder -10 dB anbietet. Zudem ist der Schwellwert anpassbar. Beim Bewegen des Schalters konnte ich kein Knacken oder ähnlich störende Geräusche im Signal ausmachen. Das Talkover-Feature selbst funktioniert ebenfalls hervorragend.
Die Kanäle 1 und 4 verfügen über analoge Eingänge für Phono und CD (Line-Pegel), während die Kanäle 2 und 3 zwei Line-Eingänge (CD und Line) anbieten. Trim-Drehregler sorgen für die Aufholverstärkung, Dreifach-EQs für die Klangregulierung. Diese Filter lassen sich im Standard- und Isolator-Modus (global, nicht separat) betreiben. Regulär heben sie sämtliche drei Bänder (Hi, Mid, Low) um maximal 6 dB an oder senken sie um 26 dB ab. Schalte ich die Isolator-Funktion ein, kann ich die Frequenzen vollständig auslöschen. Jeder der vier Kanäle ist mit einer LED-Pegelanzeige (15 Schritte) ausgerüstet.
Die Arbeitskurve der 45 Millimeter langen Channelfader ist in zwei Stufen austauschbar – entweder logarithmisch oder annähernd linear. Unterhalb des betreffenden Schiebereglers ist ein Dreifach-Umschalter montiert, der die Kanäle separat den beiden Seiten des Crossfaders zuordnet oder sie von diesem trennt (through). Genau wie die Channelfader hat auch der Crossfader einen Regelweg von 45 Millimetern. Er ist angenehm leichtgängig und verfügt über eine praktische Schnellwechselvorrichtung, weshalb sich das Bauteil im „Nullkommanichts“ austauschen lässt. Die Arbeitskurve des Crossfaders reicht von einem „schnellen“ Scratch-Modus bis zu einer sanften Kurve für weiche Übergänge. Über die Cue-Tasten lassen sich die vier Hauptkanäle, der Master, die Beat-Effekte, die Remix-Sektion und der Link-Signalweg vorhören, Mehrfachauswahlen inbegriffen. Per Drehregler blende ich stufenlos zwischen Cue und Master hin und her. Die Lautstärke des Kopfhörersignals bestimmt der Level-Regler. Es gibt den regulären Cue-Modus in stereo und eine Mono-Split-Option, bei der auf der linken Kopfhörerseite die Preview-Quelle und auf der rechten Seite der Master zu hören ist. Auf der rechten Seite der Bedienoberfläche ist die Master-Sektion mit ihren Reglern für die Ausgangslautstärke und die Stereo-Balance. Auch hier verbaut Pioneer eine LED-Anzeige mit 15 Schritten (diesmal stereo) in den Ampelfarben grün, gelb und rot. Praktischerweise lässt sich das Summensignal von stereo auf mono umschalten. Für die separate Aussteuerung der Lautstärke in der DJ-Kabine sorgt der Booth-Regler.

Fotostrecke: 3 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: Der Crossfader verfu00fcgt u00fcber eine Schnellwechsel-Vorrichtung.

INST-FX

Der Aufbau der Inst-FX-Sektion ist bereits vom DJM-800 her bekannt und trägt dort den Namen „Sound Color FX“. In dieser Sektion stehen mir sechs regelbare FX für jeden der Hauptkanäle zur Verfügung. Noise fügt dem Signal Weißes Rauschen hinzu. Jet ist ein Flanger, Zip ein Pitchshifter, der das Signal extrem herunter stimmen kann, Crush ist ein typischer Bitcrusher. Und natürlich ist unser Testobjekt auch mit einem Hoch- und Tiefpass-Filter ausgestattet. Ist ein Effekt aktiv, beginnt die entsprechende Taste zu blinken.

Beat-FX

Der Beat-Effektsektion in der oberen Gerätemitte dienen als Quelle: die vier Channels, das Mikrofon, die beiden Crossfader-Seiten oder der Master. Multiple Selektionen sind hier nicht angedacht.   Die Effekte lassen sich über den Beatcounter des Mixers synchronisieren. Zur Auswahl stehen:

  • Delay
  • Multi Tap Delay
  • Roll
  • Rev Roll
  • Trans
  • Gate
  • Echo
  • Reverb
  • Slip Roll
  • Filter
  • Phaser

Das Delay verfügt über eine Wiederholung ohne Feedback. Echo hingegen erzeugt mehrfache Wiederholungen mit einstellbarem Feedback. Beim Multitap-Delay handelt es sich um ein Tape-Delay, das sieben Abtastköpfe simuliert. Gate lässt nur Werte oberhalb eines einstellbaren Wertes durch. Die Schwellwerte der einzelnen Frequenzbereiche lassen sich dabei praktischerweise mit den EQ-Drehreglern separat justieren. Bei den beiden Roll-Effekten handelt es sich um Sampler, die zum Loopen des Signals gedacht sind. Reverb, Filter und Trans sind wohl selbsterklärend.
Wenn ich die Beat-FX-Sektion aktivieren möchte, drücke ich die Taste On/Off und wähle den gewünschten Effekt-Typus separat aus. Alternativ kann ich das selektierte Effektsignal durch Aktivieren von Send/Return einem externen Gerät zuweisen. Das vom Beatcounter vorgegebene FX-Timing lässt sich beatgenau quantisieren (1/8, 1/4, 1/2, 3/4, 1/1, 2/1, 4/1). Für das Finetuning ist der Time-Regler gedacht. Dieser korrigiert den Zeitwert in Millisekunden. Die Quantisierungstasten folgen dabei praktischerweise dem veränderten Timing. Jeder Effekt hat seinen eigenen Quantisierungsspeicher, der bei der erneuten Anwahl eines Effektes wieder aufgerufen wird. Eine Besonderheit in der Beat-Effekt-Sektion des DJM 2000 Nexus ist der 3-Band-Equalizer zur Färbung der FX-Sounds. Die Synchronisation der Effekte erfolgt entweder über einen automatisch ermittelten BPM-Wert oder manuell durch wiederholtes Tippen auf Tap. Der Button Auto/Tap schaltet zwischen beiden Modi um.

Remix-Sektion und Touch-Display

Das Herzstück der Remix-Sektion in der Gerätemitte ist ein farbiger Touchscreen von 66 mm Höhe und 110 mm Breite. Dieser Bildschirm dient zu Steuerung diverser, nachfolgend erläuterter Funktionen.

Fotostrecke: 3 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: Die Inst-FX-Sektion verfu00fcgt u00fcber insgesamt sechs Effekte.

Frequency Mix

Mit diesem Feature habe ich die Möglichkeit, zwei Songs von beliebig wählbaren Channels per Touch-Steuerung frequenzabhängig zu mixen. Dabei werden die Signale in sieben Frequenzabschnitte unterteilt, die ich über ebenso viele virtuelle Crossfader mit Multitouch-Option ineinander blende oder via Button schlagartig von links nach rechts fade.

Beat Slice Remix

Der Beat Slice Remix ist ein Sampler, der das entnommene Audiomaterial in kleine Stücke zerteilt, die sich einzeln loopen lassen. Als Quelle stehen mir die vier Hauptkanäle zur Auswahl. Außerdem kann ich selektieren, ob vier oder acht Beats aufgezeichnet und anschließend sofort im Loop-Mode wiedergegeben werden sollen. Diese Loops kann ich auf den ursprünglichen oder einen beliebigen anderen Kanal schicken. In der linken Display-Hälfte ist die Wellenform (blau) des Ausgangsmaterials abgebildet. Rechts daneben werden die acht Teilstücke (Slices) dargestellt. Wenn man nun einen der roten Buttons betätigt, wird das gewünschte Teilstück für die Dauer der Tastenberührung geloopt. Links neben den roten Schaltflächen befinden sich noch drei weitere Tasten, die die gewählte Loop-Länge halbieren, vierteln oder auf ein Achtel der ursprünglichen Schleifenlänge reduzieren. Mit der Funktion Seq Rec zeichne ich Loop-Sequenzen „on the fly“ auf. Voraussetzung für saubere Loops ist allerdings eine korrekte Ermittlung des Tempos. Der richtige BPM-Wert kann von einem angeschlossen Player kommen, dessen Musikstücke idealerweise zuvor von Pioneers Rekordbox Software analysiert wurden. Alternative ist es auch hier möglich, die BPM per Hand einzuklopfen.

Sidechain Remix

Drücke ich den Remix-Button zweimal, aktiviere ich den Sidechain Remix Mode, wo einer der vier Channels von sich selbst oder anderen getriggert wird. Welche Bänder (Hi, Mid, Low) dabei den Trigger bilden, ist optional. Auf einer X/Y-Matrix verändere ich die Frequenz und das Timing. Sobald der Finger das Pad berührt, ist der Effekt aktiv. Der Hold-Button gibt mir die Möglichkeit, den Effekt beizubehalten, auch wenn mein Finger die Matrix loslässt. Sidechain Remix hält außerdem Rauschen, Hi-Hat-, Clap- oder Snare-Samples bereit. Dazu gibt es einen Pitchshifter und ein Gate. Der Sampler kann den Trigger aufnehmen, diesen mit dem Effektkanal mischen und wieder zurückführen, wobei ich währenddessen die Sample-Länge beeinflussen kann und ein Bandpassfilter zur Hand habe.

Audiointerface

Das interne Audiointerface des DJM 2000 arbeitet mit 16 oder 24 Bit bei einer Samplerate von 44,1 oder 48 kHz. So kann man den Mixer „direkt“ mit vier Decks einer DJ-Software speisen, die nicht an ein bestimmtes Interface gebunden ist. Beispiele dafür sind Virtual DJ, Torq, Deckadance, Mixvibes und Traktor Pro 2.

Fotostrecke: 3 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: Mit dem Beat Slice Remix werden Loops zerstu00fcckelt und neu kombiniert.

Auch der Sampler wird über das Touch-Display bedient und die Samples dürfen via Netzwerkverbindung in einen angeschlossenen Player übertragen werden. Also habe ich kurzerhand über den Mikrofonkanal einen Spruch aufgezeichnet, wobei anzumerken ist, dass die Sample-Länge auf acht Sekunden beschränkt ist. Nachdem die Aufzeichnung beendet ist, wird mir die Sprachdatei auch schon auf dem CDJ-2000-Player angezeigt und ich kann nach dem Ladevorgang unverzüglich damit scratchen. Top! Ebenso lassen sich mit dieser Sektion Audioauszüge aus dem Master „entnehmen“. Der Screen dient im Übrigen auch zur Konfiguration der Mixer-Grundfunktionen (unter anderem Pegel-Einstellungen, Faderstart, LCD-Helligkeit, MIDI-Funktionen …). Sowohl die Standard-DIN-Buchse als auch der USB-Port sind in der Lage, MIDI-Befehle des DJM zu senden. Neben den Hardware-Bedienelementen (Fader, Taster, Drehknöpfe …) können auch die virtuellen Controller der insgesamt vier Touchscreen-Seiten entsprechende Signale senden. Eine umfassende Liste der Befehle hält die Bedienungsanleitung bereit.

Fotostrecke: 2 Bilder Zusammen mit dem CDJ-2000 Nexus ein absolutes Profi-Dream-Team!
Audio Samples
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Mic-Signal am CDJ-2000 gescratcht
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Praxis

Mein Testkandidat wiegt stolze 8,6 kg und ist grundsätzlich sehr robust. Alle Drehknöpfe sind sehr griffig, zum größten Teil gummiert und verfügen über eine Mittenrastung, wo es Sinn macht. Etwas negativ fallen die vordere Kunststoffblende und die doch relativ klapprig geratenen Seitenteile ins Auge. In der Preisklasse dieses Pultes darf man meiner Meinung nach durchaus etwas mehr Metall erwarten. Und auch die Filter-Drehköpfe der Channels und der Beat-FX-Sektion entpuppen sich trotz perfekter Aluminium-Optik als Plastik-Nachbildungen. Sehr gut gelungen hingegen ist die große Bedienoberfläche. Sie ist sehr durchdacht aufgebaut und besticht in Anbetracht der zahlreichen Features dennoch durch ein sehr aufgeräumtes Layout. Kurzum, der Mixer lädt einen umgehend zum Loslegen und Experimentieren ein! Sämtliche Fader haben einen angenehmen, mittelschweren Widerstand, wobei der Crossfader sinnvollerweise ein wenig leichtgängiger geraten ist. Zwar lassen sich die Arbeitskurven der Channelfader nur in zwei Stufen verstellen, doch das reicht vollkommen aus, um den meisten DJ-Typen (Mix-DJ, Scratch-DJ …) gerecht zu werden. Der Crossfader hingegen bietet gar drei Einstellungen. So wird der Mixer Scratch-Nerds gerecht, die zwischendurch mit einer Turntablism-Einlage glänzen wollen und gleichermaßen auch DJs, die den Kreuzregler eher für butterweiche Überblendungen nutzten. Sehr praktisch ist außerdem die Schnellwechselvorrichtung.

Fotostrecke: 3 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: Die Channelfader-Curve ist in zwei und die Crossfader-Kurve in drei Stufen einstellbar.

Effektsektionen

Der Aufbau und die Funktionsweise der beiden Effektsektionen Inst-FX und Beat-FX ist Pioneer-typisch und hat sich in der Praxis bereits bei anderen Modellen bewährt. Die Anordnung der Bedienelemente ist praxisgerecht und sehr intuitiv bedienbar. Positiv zu erwähnen sind die zahlreichen Tasten der Beat-FX-Sektion, denn die Auswahl der Effekte und der Quellsignale fällt somit viel leichter als beispielsweise bei den Drehschaltern eines Pioneer DJM-600. Besonders gut gefällt mir außerdem das Filter-Feature der Beat-FX-Sektion. Mithilfe dieser Klangregler lässt sich die Sound-Charakteristik der Effekte adhoc verändern und es ergeben sich zahlreiche neue kreative Entfaltungsmöglichkeiten. Beide Sektionen (Inst-FX und Beat-FX) ermöglichen es dem Anwender zwar, stark in das Klanggeschehen einzugreifen, doch bleibt das Ganze in der Regel ziemlich „musikalisch“ und artet nicht in „Krach“ aus. Den sollte man als ernst zu nehmender Discjockey ohnehin vermeiden. Manchmal ist weniger auch mehr.

Audio Samples
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Inst FX Zip Inst FX LPF Inst FX Crush Beat FX Filter Beat FX Trans Beat FX Echo

Der Remix und Frequency Mix über das Touch-Display ist sehr intuitiv und musikalisch. Beim Remix ist der Wechsel der Loop-Sequenzen zwar stets quantisiert, doch leider reagieren die Buttons für mich nicht direkt genug. Außerdem ist der Touch-Bildschirm mit seiner doch etwas eingeschränkten Größe nicht für jedermann ideal. Leute mit großen Griffeln dürften hier vielleicht des Öfteren daneben langen. Es erfordert ferner eine gewisse Einarbeitungszeit, zum Beispiel für die schmalen, etwas umständlich zu bedienenden virtuellen Fader des Frequency Mix (9 mm Höhe und 40 mm Länge). Außerdem schwankt die Darstellung (Farbe, Helligkeit, Kontrast) je nach horizontalem Betrachtungswinkel für meinen Geschmack etwas zu stark. Bei einer Änderung des vertikalen Winkels bleibt das Bild hingegen ziemlich stabil. Ein optionaler Negativmodus hätte diesem Gerät sicher gut zu Gesicht gestanden.

Fotostrecke: 3 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: Die einzelnen Loop-Abschnitte des Beat-Slice-Tools sind stets quantisiert.
Audio Samples
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Beat-Slice-Remix Sidechain-Mix Frequency-Mix

Audiointerface

Für das integrierte Audiointerface steht auf der Pioneer Website ein Treiber zur Verfügung, der sich schnell und problemlos auf meinem MacBook installieren lässt. Sende ich vier Stereokanäle vom Rechner an den Mixer, muss ich mit einer Qualität von 16 Bit und 44,1 kHz Vorlieb nehmen. Verwende ich hingegen nur drei Stereokanäle, erhöht sich die Audioauflösung auf 24 Bit. Möchte ich nun zusätzlich den Master-Ausgang des Mixers zwecks Aufnahme in den Computer schleusen, reduziert sich die Auflösung wieder auf 16 Bit. Außerdem wird der Output ungünstigerweise hinter dem Master-Regler abgegriffen. Ein echter Record-Ausgang wäre in diesem Fall besser gewesen. An der eigentlichen Audioqualität und der Performance – unter anderem getestet mit Traktor Scratch Pro 2 – habe ich nichts auszusetzen.

Klang & Audioeigenschaften

Der Mixer klingt erwartungsgemäß hochwertig und ist somit auch für die edelsten Clubs und größten Events bestens geeignet. Der Sound ist druckvoll und zeichnet sich durch ein (in allen Frequenzbereichen) hoch aufgelöstes Klangbild aus. Die Phono-Vorverstärker klingen klasse und verfügen über eine sehr brillante Reproduktion des gesamten Höhenbereichs. Der Mixer erweist sich im Test zudem als sehr übersteuerungsfest und bietet einen großen Headroom. Erfreulich ist außerdem, dass die 3-Band-EQs der Kanäle zwischen einem Standard- und Isolator-Modus umgeschaltet werden können, wobei sich in der letztgenannten Betriebsart die Flankensteilheit der einzelnen Bänder etwas erhöht. Das sorgt für eine stärkere Klangfärbung, nützlich für DJs, die Equalizer mehr als Effekt einsetzen. Die EQs selbst klingen warm und „musikalisch“. So, wie man es von Pioneer kennt. 

Audio Samples
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Pioneer DJM 2000 Phono Preamp Pioneer DJM 909 Phono Preamp

Die interne digitale Klangbearbeitung erfolgt mit einer Auflösung von 24 Bit und 96 kHz. Die Rauschabstände von 85 dB (Mikrofon) und 107 dB (Line) sind wirklich sehr gut. Auch der Kopfhörer-Output klingt sehr hochwertig, denn der Verstärker liefert auch für leisere Kopfhörer-Modelle definitiv genug Leistung, ohne das Signal zu verzerren. Die Talkover-Funktion und der 2-Bänder der Mikrofonsektion funktionieren hervorragend. Der saubere Klang sorgt dafür, dass der DJM 2000 Nexus für Ansagen und kleinere Vocal-Einlagen (Gesang, Rap) gleichermaßen geeignet ist. Ich persönlich hätte mir zwar noch einen zweiten Mikrofoneingang gewünscht, aber man kann wohl nicht alles haben. Leider lässt sich das Mikrofonsignal nicht durch die Beat-FX-Sektion jagen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: Volldampf aus allen Rohren mit vier Traktor Scratch Pro 2 Decks.
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Mikrofon und Talkover Regular EQ Hi Regular EQ Mid Regular EQ Low Isolator EQ

MIDI

Das Multitouch-Display misst in der Diagonalen etwa 13 cm. Nutze ich dieses als MIDI-Controller, stehen mir vier unterschiedliche Layouts mit jeweils zwei identischen Seiten zur Verfügung. Diese können einen zusätzlichen DJ-Controller ersetzen.
Das erste Layout beinhaltet insgesamt acht Schaltflächen. Beim zweiten Layout stehen mir vier Fader und acht Buttons, beim dritten ein Feld mit zwölf Buttons zur Verfügung. Auf dem vierten Screen finde ich ein X/Y-Pad und drei Schaltflächen. Der Touch-Controller arbeitet zuverlässig, ist aber nicht mit Hardware-Tools zu vergleichen. Bedauerlicherweise gibt es keine wechselseitige Kommunikation zwischen Software und Mixer, wodurch ein visuelles Feedback über den aktuellen Status von Schaltflächen auf dem Display leider ausbleibt. Die MIDI-Sektion ist sehr praxisnah aufgebaut, was bedeutet, es gibt genügend Fader, Buttons und X/Y-Pads, während auf Features wie virtuelle Drehregler verzichtet wurde. Frei kombinierbare Pages (unterschiedliche Bedienelemente) wären hier noch von Vorteil gewesen wären.
Alternativ zu den virtuellen Controllern auf dem Bildschirm lassen sich auch die Bedienelemente des Mixers zum Dirigieren einer DJ-Software verwenden. Dazu betätige ich die Taste MIDI On/Off, woraufhin ein Großteil der Schalter, Fader und Potis in der Folge Daten an ein externes Gerät sendet – ebenso wie der Touch-Sensor. Besonders für Tools wie Video-SL für Serato Scratch Live ist die Fader-Link-Option interessant. Externe Sequencer oder Drum Computer lassen sich ebenfalls mit Pioneer Pult synchronisieren, indem man diese mit der MIDI-Out-Buchse des Mischers verbindet und im Slave-Modus betreibt. Das Tempo des DJM 2000 ist dann der Taktgeber.

Fotostrecke: 4 Bilder Pioneer DJM 2000 Nexus: GUI der Rekordbox-Software (Version 2.0.7).

ProDJ-Link

Um den von Pioneer ProDJ-Link getauften Netzwerkverbund gebührend zu testen, habe ich folgenden Testaufbau erstellt: Herzstück ist der DJM 2000 Nexus. Als Zuspieler verwende ich den Multiplayer CDJ-2000 Nexus, den mir Pioneer freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Den Player verbinde ich sowohl über dessen analogen Ausgang (Stereo-Cinch) sowie über ein LAN-Kabel mit dem Pult. Ebenfalls über ein Netzwerkkabel verbinde ich mein MacBook (2,4 GHz, Intel Core2Duo, 4 GB RAM, OS X 10.6.8) mit dem Pult. Das von Pioneer entwickelte „ProDJ-Link“ Netzwerk arbeitet mit der Software Rekordbox als Plattform, die in Kooperation mit der Firma Mixvibes entwickelt wird. Rekordbox greift auf Musikdateien von CDJ-Playern und Computern via Lan zu und kann diese untereinander synchronisieren (Beatgrid). Der Zugriff auf meine Musik, das Vorhören der Tracks vom Rechner über den Link-Cue des Mixers und die Tempo-Synchronisation der Songs über die ProDJ-Link-Verbindung funktionieren im Test hervorragend. Dabei gibt der Mixer oder einer der Player den Haupttakt vor – die anderen Player folgen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass alle verwendeten Sounds von der Rekordbox analysiert wurden und die nötigen Infos im ID3-Tag der entsprechenden Datei gespeichert sind. Untereinander verbundene Geräte sind zudem in der Lage, ihre Musikdateien zu teilen, sofern diese von der Software verwaltet werden.

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Fazit

Mit dem DJM 2000 Nexus hat es Pioneer wieder einmal geschafft, die Messlatte für professionelle Clubmixer ein wenig höher zu legen. Das Pult bietet viele innovative Features, eine große Bedienoberfläche und überzeugt durch ein sehr aufgeräumtes Layout. Die von Pioneer gewohnt hohe Klangqualität spiegelt sich in allen Bereichen des Nexus wieder. Ob das nun die sehr gut klingende Mikrofonsektion mit ihrem hervorragenden Talkback-Feature ist oder auch die Phono-Vorverstärker mit ihrem kräftigen Sound. Die drei Effektmodule bieten eine beeindruckend große Anzahl an praxisnahen und innovativen Klangbearbeitungs-Tools. Hochwertige Wandler und eine interner Signalfluss mit 24 Bit und 96 kHz sorgen dafür, dass auch am Ausgang des Mischers der Sound stimmt. Natürlich ist der Master-Out symmetrisch und es ist ein getrennt regelbarer Booth-Ausgang vorhanden. Darüber hinaus bekommt man noch ein Vierkanal-USB-Audiointerface und insgesamt sechs Netzwerkschnittstellen zum Datenaustausch zwischen den einzelnen Zuspielern via ProDJ-Link serviert. Ein Schwachpunkt ist für mich das Touch-Display, denn es ist in manchen Betrachtungswinkeln nicht so gut lesbar ist, wie man es eigentlich erwarten dürfte. Außerdem ist mir der Kunststoffanteil für ein Gerät dieser Preisklasse etwas zu hoch. Davon abgesehen hat Pioneer mit dem DJM 2000 Nexus einen beeindruckenden Clubmixer geschaffen, wie er zeitgemäßer kaum sein könnte. Doch Qualität hat bekanntlich ihren Preis und der Hersteller ruft stolze 2300 € UVP für sein Flaggschiff auf. Damit ist die Mehrheit der Hobby-DJs und semiprofessionellen Anwender vom potenziellen Kundenkreis wohl ausgeschlossen. Empfehlen kann ich dieses Pult allen Profi-DJs und Betreibern von größeren Clubs und Diskotheken. Auch für professionelle Produzenten von elektronischer Musik ist der DJM 2000 Nexus aufgrund seiner Remix-Features interessant. Rock the Clubs, ya’ll! 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Allgemein hochwertiger Klang
  • Quantität und Qualität der Effekte
  • Integriertes Audiointerface
  • Musikdateien und Playlists lassen sich via ProDJ-Link austauschen und vorhören
  • 3-Band-EQs mit Isolator-Funktion
  • Symmetrischer Master-Out mit schaltbarem Ausgangssignal
  • Send/Return für externe Geräte
  • Gute Mikrofon- und Talkover-Sektion
  • Interne Klangverarbeitung/Wandler mit 24 Bit und 96 kHz
  • Gut klingende Phono-Preamps
  • Beat-FX-Sektion mit Dreiband-EQ
  • Große Bedienoberfläche und aufgeräumtes Layout
Contra
  • Relativ teuer (2300 € UVP)
  • Darstellungsqualität des Touch-Displays schwankt bei Veränderung des horizontalen Betrachtungswinkels etwas zu sehr
  • Kein visuelles Feedback der virtuellen MIDI-Controller (Touch-Display)
  • Kunststoffanteil für Preisklasse etwas zu hoch
Artikelbild
Pioneer DJM 2000 Nexus Test
Für 1.899,00€ bei
Pioneer DJM 2000 Nexus ist dank innovativer Features am Puls der Zeit!
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Profilbild von The Next Generation

The Next Generation sagt:

#1 - 05.03.2017 um 22:23 Uhr

0

Der Kopfhörerausgang des Mixers war bereits nach 2 Stunden Betrieb nach dem Neukauf beidseitig tot.

    Profilbild von Detlef Rick (Autor)

    Detlef Rick (Autor) sagt:

    #1.1 - 06.03.2017 um 07:55 Uhr

    0

    Vielen Dank für deinen Komentar, "The Next Generation". Bei meinem ausfürlichen Test sind die von dir genannten Probleme nicht aufgetreten und mir sind auch keine ähnlichen Fälle bekannt. Es muss sich demnach um einen unglücklichen Einzelfall handeln. Derartige Defekte werden ja von der üblichen Garantie abgedeckt. Die Marke Pioneer steht, meiner Meinung nach auch zurecht, für durchgehend hochwertige Produkte. Gruß, Detlef Rick (Bonedo-Autor)

    Antwort auf #1 von The Next Generation

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