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Pigtronix Gamma Drive Test

Mit dem Pigtronix Gamma Drive präsentiert der New Yorker Boutique-Effektpedalhersteller ein handliches Overdrive- und Distortion-Pedal mit aktiver 2-Band-Klangregelung und einem einzigartigen Mix aus Germanium-, Silizium- und LED-Clipping-Dioden in der Schaltung. Das im heimischen Brooklyn entworfene und in China gefertigte Pedal soll somit in der Lage sein, eine breite Palette an Drive-Sounds zwischen Clean-Boost und Distortion abzudecken.

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Das Pigtronix Gamma Drive stellt auf der Oberseite vier Potis und einen Fußschalter zur Klangformung bereit.


Der Einfluss von Clipping-Dioden auf Overdrive-Schaltkreise ist dabei ein recht komplexes und umstrittenes Thema. Tatsache ist, dass allein der Einsatz etwa einer Germanium-Diode noch keine endgültigen Aussagen über den Charakter eines Pedals zulässt. Neugierig macht der Ansatz von Pigtronix aber allemal und unser Praxistest wird zeigen, ob der Drive-Knirps in Sachen Dynamik und Vielseitigkeit tatsächlich hält, was er verspricht.

Details

Das Gamma Drive sitzt in einem stabilen Metallgehäuse mit den Maßen (B x H x T) 42 x 47 x 92 mm und bringt 228 g auf die Waage. Wie für Mini-Pedale üblich, befinden sich die Ein- und Ausgangsbuchsen leicht versetzt an den Seiten und die Stromzufuhr erfolgt über eine Standard-9-V-Buchse an der Stirnseite. Der Stromverbrauch wird vom Hersteller mit 100 mA angegeben, was für ein analoges Overdrive-Pedal recht hoch erscheint, aber durchaus dem aktiven 2-Band-EQ geschuldet sein könnte. In einem Produktvideo weist Pigtronix außerdem darauf hin, dass das Gamma Drive mit bis zu 18 Volt betrieben werden kann. 

Fotostrecke: 5 Bilder Der Pigtronix Gamma Drive erscheint in Form eines sehr kompakten Mini-Pedals im bonedo-Testlabor.

Auf der vorderen Hälfte der Oberseite befinden sich vier Regler für Lautstärke (Volume), Verzerrungsgrad (Gain), Höhen- (Treble) und Bassanteil (Bass) sowie eine blaue LED inmitten der vier Potis zur Anzeige des Betriebszustandes. Beide Klangregler können Frequenzen anheben und absenken und tun dies bei etwa 80 Hz (Bass) bzw. 2 kHz (Treble). Die hintere Hälfte des Gamma Drive beherbergt einen True-Bypass-Fußschalter. Alles in allem macht das kleine Pedal einen äußerst hochwertigen und vertrauenserweckenden Eindruck.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Pigtronix Gamma Drive stellt auf der Oberseite vier Potis und einen Fußschalter zur Klangformung bereit.
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Praxis

Getestet wird das Gamma Drive mit Strat und PRS-Style-Gitarre über einen REVV D20 und als Speakersimulation dient die Impulsantwort einer 4×12 Box mit Celestion Greenback Speakern.
Als Erstes hören wir ein Riff mit neutraler Klangregelung, zunächst im Bypass und danach in vier verschiedenen Gain-Stufen. Verwendet wird der Bridge-Humbucker der PRS.

Audio Samples
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Soundcheck Gain-Poti (PRS, off/on)
VolumeGainTrebleBass
11:008:00/10:00/14:00/max12:0012:00

Das Drive-Poti steckt ein recht weites Feld an Zerrgraden ab und liefert eine cremige, bassbetonte Verzerrung, die in höheren Gain-Stufen dazu neigt, etwas verwaschen zu klingen.
Wir hören nun das Treble-Poti in vier verschiedenen Stellungen im Singlecoil-Modus.

Audio Samples
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Soundcheck Treble-Poti (PRS)
VolumeGainTrebleBass
11:0011:00min/10:00/14:00/max12:00

Das Treble-Poti deckt ebenfalls einen breiten Bereich ab, arbeitet jedoch nicht sonderlich gleichmäßig, sodass sich die drastischsten Veränderungen jeweils im ersten und letzten Viertel des Regelweges vollziehen.
Als Nächstes hören wir das Bass-Poti im Humbucker-Modus und ebenfalls in vier verschiedenen Stellungen.

Audio Samples
0:00
Soundcheck Bass-Poti (PRS)
VolumeGainTrebleBass
11:0013:0012:00min/10:00/14:00/max
Das Pigtronix Gamma Drive überzeugt mit einer dicken und cremigen Zerrstruktur mit einem ganz eigenen Grund-Timbre.
Das Pigtronix Gamma Drive überzeugt mit einer dicken und cremigen Zerrstruktur mit einem ganz eigenen Grund-Timbre.

Das Bass-Poti nimmt starken Einfluss, besonders auf abgedämpfte Noten und liefert bei Bedarf ein wuchtiges Fundament.
Nun hören wir ein Beispiel mit dem Bridge-Singlecoil der Strat, einem niedrigen Gain-Setting und einem leichten Boost vor dem Amp.

Audio Samples
0:00
Beispiel Mid-Gain (Strat, off/on)
VolumeGainTrebleBass
13:0010:0014:0009:00

Mit schlanken Gain- und Bass-Settings macht das Gamma Drive eine gute Figur für knackige Riffs und Singlenotes. Nun nehmen wir ebenfalls das Treble-Poti etwas zurück und erzeugen so einen etwas mittenbetonteren Sound für ein Riff in Open-G.  

Audio Samples
0:00
Beispiel Low-Gain (Strat)
VolumeGainTrebleBass
13:0010:0009:0009:00

Nun geht es zurück auf den Humbucker der PRS mit einem hohen Gain-Setting und einem starken Boost in den unteren Frequenzen. Hier erinnert das Gamma Drive mit seinem etwas chaotischen Tieftonbereich und der dichten Verzerrung schon fast an ein Fuzz-Pedal.  

Audio Samples
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Beispiel High-Gain (PRS, off/on)
VolumeGainTrebleBass
12:0015:0011:0015:00

Zu guter Letzt wollen wir die etwas eigenwillige Zerrstruktur unseres Probanden zur besseren Einordnung noch im Vergleich zu zwei klassischen Overdrive/Distortion-Schaltungen hören. Als Vertreter für einen typischen Full-Range-Overdrive, basierend auf dem Boss Bluesdriver, hören wir zunächst das Keeley Super Phat Mod, danach das EHX East River Drive mit einer traditionell mittenbetonten Tubescreamer-Schaltung und schließlich das Gamma Drive. Alle Pedale haben das Gain-Poti auf 12 Uhr und eine neutrale EQ-Stellung.

Audio Samples
0:00
Vergleich Bluesdriver/Tubescreamer/Gamma Drive

Hier wird deutlich, dass das Gamma Drive klanglich in einer ganz eigenen Welt unterwegs ist und tendenziell an der Grenze zum Fuzz-Pedal operiert. Inwieweit der Dioden-Mix in der Schaltung dafür verantwortlich ist, bleibt natürlich offen, aber im Vergleich zu den zwei klassischen Overdrive-Schaltungen wirkt das Gamma Drive etwas weniger frisch, transparent und vor allem weniger aufgeräumt im Bassbereich.

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Fazit

Das Pigtronix Gamma Drive ist ein kleiner Charakterkopf und überzeugt mit einer dicken und cremigen Zerrstruktur am Rande des Fuzz-Territoriums, welche eher den Vintage-Rocker als den High-Gain-Shredder auf seine Kosten kommen lässt. Das Gain-Poti steckt ein recht weites Feld an Einsatzmöglichkeiten ab und auch die Boost-Reserven sollten für alle gängigen Einsatzzwecke ausreichen. Die vom Hersteller beworbene Vielseitigkeit durch den Mix aus verschiedenen Clipping-Dioden im Schaltkreis offenbart sich jedoch nicht wie erhofft. Vielmehr versprüht das Gamma Drive ein ganz eigenes Grund-Timbre, das sich gut für fette Singlenote- oder Drop-D-Riffs eignet. Allerdings lässt es sich weder durch den aktiven EQ noch durch verschiedene Pickup-Typen grundsätzlich verbiegen und kommt insbesondere im Bassbereich etwas schwammig daher. Eine handliche Universal-Zerre ist das Gamma Drive somit nicht, dafür aber ein eigenständig klingendes, hochwertig verarbeitetes Overdrive/Distortion-Pedal, das weder den Geldbeutel noch den Platz auf dem Pedalboard übermäßig in Anspruch nimmt. 

Die versprochene Vielseitigkeit offenbart sich beim Pigtronix Gamma Drive nicht wie erhofft, dafür kann es mit einem eigenständigen Klang punkten.
Die versprochene Vielseitigkeit offenbart sich beim Pigtronix Gamma Drive nicht wie erhofft, dafür kann es mit einem eigenständigen Klang punkten.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Pigtronix
  • Modell: Gamma Drive
  • Typ: Overdrive/Distortion
  • Herkunft: China
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzteil
  • Regler/Schalter: Volume, Gain, Treble, Bass
  • Stromversorgung: 9-V-Netzteil (nicht im Lieferumfang)
  • Stromaufnahme: 100 mA
  • Abmessungen: (B x H x T) 42 x 47 x 92 mm
  • Gewicht: 228 g
  • Ladenpreis: 129,00 Euro (Dezember 2021)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kompaktes Format
  • fette Distortion- und Fuzz-Sounds möglich
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • weniger vielseitig als erhofft
  • teilweise etwas schwammig im Bassbereich
Artikelbild
Pigtronix Gamma Drive Test
Für 69,00€ bei
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