Paul McCartney fand durch das Landleben wieder zu sich: “Ich war auf so viele Arten tot”

In seinen Memoiren ‘Wings: The Story of a Band on the Run’ gibt McCartney Einblicke in seine schwierige Zeit nach der Beatles-Auflösung. Erst auf einer Farm in Schottland fand er zurück in die Spur.

© Jim Summaria

Die Karriere von Paul McCartney läuft nun seit über 60 Jahren mit deutlich mehr Höhen als Tiefen. Von so einem Verlauf hätte Paul nach der schnellen Auflösung von The Beatles wohl nicht zu träumen gewagt. In seinen neuen Memoiren “Wings: The Story of a Band on the Run” offenbart er, wie orientierungslos er sich nach der Trennung fühlte. Die britische Zeitung The Guardian veröffentlichte einzelne Ausschnitte aus dem Buch. Demnach dachte McCartney offen über ein komplettes Ende seiner Musikkarriere nach, unter anderem wegen der emotionalen Turbulenzen und des enormen öffentlichen Drucks.

Er spricht auch über die hartnäckigen Todes-Gerüchte, die 1969 um die Welt gingen. In den USA verbreiteten Radio-Moderatoren das Gerücht, dass Paul bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei. “Jetzt, wo diese verrückten Zeiten über ein halbes Jahrhundert hinter mir liegen, denke ich, dass an den Gerüchten mehr dran war, als ich damals selbst wahrhaben wollte. Ich war auf so viele Arten tot – ein 27-jähriger Bald-Ex-Beatle, der in einem Meer aus aufreibenden rechtlichen und persönlichen Problemen unterzugehen drohte. Ich brauchte einen kompletten Neuanfang.”

McCartney zieht aufs Land in Schottland

Während McCartney die größten Metropolen der Welt bereiste, riet ihm sein damaligen Buchhalter etwas ungewöhnliches: Ein paar Hektar Land in Schottland zu kaufen, inklusive Schaffarm. Ob als Geldanlage oder als potenzieller Rückzugsort, der Kauf sollte sich später lohnen. Nach den Strapazen rund um die Trennung bot sich das Stück Land perfekt an, um ein neues Kapitel zu wagen. “Rückblickend waren wir völlig unvorbereitet für das Abenteuer”, sagte er dazu.

“Die Abgeschiedenheit war genau das, was wir brauchten. Trotz der rauen Bedingungen gab mir die schottische Umgebung die Zeit zum Schaffen. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich frei.”

McCartney über das neue landleben

Unvorbereitet auf das Landleben mussten Linda und Paul vieles erst lernen – vom Kochen bis zum Handwerk. Trotz fehlender Erfahrung eignete er sich praktische Fähigkeiten an, etwa das Mischen und Verlegen von Zement, Tischbau, Dachstreichen und Schafscheren. Unterstützung kam von erfahrenen Einheimischen, während beide sich Schritt für Schritt in das neue Leben einarbeiteten. “Der alte Paul war nicht mehr der neue Paul. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich frei und hatte plötzlich die Kontrolle über mein eigenes Leben”, schrieb McCartney.

“Die Jungs hatten alle möglichen Geier im Nacken”

Laut Paul war der Abschied von den Beatles, egal aus welcher Perspektive man ihn betrachte, sehr schwierig gewesen, da es sich um sein Lebenswerk gehandelt habe. Als alles vorbei gewesen sei, habe er sich gefragt, was er nun aus seinen Leben machen soll. Es habe zwei Möglichkeiten gegeben: entweder keine Musik mehr zu machen und sich etwas anderes zu überlegen oder weiter Musik zu machen und herauszufinden, wie er das auf die Reihe bekommen könnte.

Laut Linda McCartney, die gemeinsam mit Paul aufs Land gezogen ist, war die Zeit bei den Beatles oft sehr hart. Sie erzählte dem Journalisten, dass Paul “nicht in bester Verfassung” gewesen sei. Das lag am Alkoholkonsum, am Glücksspiel und an Leuten, die an seinem Erfolg Anteil haben wollten. “Wir alle dachten: „Oh, die Beatles und Flower Power“ – aber diese Jungs hatten alle möglichen Parasiten und Geier im Nacken”, reflektierte Linda.

McCartney glaubte noch an Beatles-Comeback

Chris Welch, ein bekannter britischer Musikjournalist, beschrieb wie die neue Musikkarriere aufgebaut war: “Als Paul sich von den Beatles trennte und seine neue musikalische Karriere startete, hatte er zwei großartige Verbündete. Der eine war natürlich Linda. Der andere war das leere Blatt Papier, auf das er all seine Ideen für neue Songs schreiben konnte.”

Obwohl McCartney mittlerweile an seinen eigenen Musikprojekten arbeitete, hatte er mit den Beatles noch nicht abgeschlossen. “Ich hielt durch und fragte mich, ob die Beatles jemals wieder zusammenkommen würden, und hoffte, dass John vielleicht seine Meinung ändern und sagen würde: „Okay, Jungs, ich bin bereit, wieder an die Arbeit zu gehen.“ In der Zwischenzeit begann ich, nach etwas zu suchen, das ich tun konnte. Setzt mich mit einer Gitarre hin und lasst mich loslegen. Das ist mein Job.”

Bereits 1970 erschien dann das erste reguläre Solo-Album von Paul McCartney. Geschrieben wurde der Großteil auf der Farm in Schottland. Letztlich verbrachte McCartney bis etwa 1973 seine Zeit auf dem Land, ehe er mit seiner neuen Band Wings zunehmend aktiv wurde und Tourneen begannen. Insgesamt verbrachte er also rund drei bis vier Jahre hauptsächlich auf der Farm, kehrte aber auch später regelmäßig dorthin zurück.

Die Memoiren Wings: The Story of a Band on the Run sind in Deutschland am 4. November erschienen.

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