Palmer-Produkte aus dem hessischen Neu-Anspach tragen vielfach die ewige Aura des Geheimtipps mit sich, und das schon seit mehr als 25 Jahren. Dabei gibt es einige Geräte wie der Speakersimulator PDI-03, die sogar international den Durchbruch geschafft haben und bei den Größen der Szene wie Keith Richards oder Joe Bonamassa sowohl live, wie im Studio zum Einsatz kommen. Aber auch die kleinen Helferlein mit dem Palmer Logo wie DI-Boxen oder Signalsplitter sind nicht nur wegen ihrer robusten Bauweise ideal für den harten Bühneneinsatz geeignet und bei Musikern und Technikern gleichermaßen beliebt und begehrt.
Nachdem man sich in den letzten Jahren primär professionellen Zusatzgeräten gewidmet hatte, kehrt der Hersteller nun wieder zu seinen Wurzeln und zum Kernthema der Gitarrenelektronik zurück: der Entwicklung und Produktion von Amps und Effekten – und zwar zu einem erstaunlich günstigen Kurs.
Insgesamt stehen vier Pedale aus der Root-Effektserie zum Test bereit, und wir fangen klein an: Der Hurrigain, ein Zerrpedal mit Fuzz-Charakter, macht den Anfang.
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Details
Gehäuse/Optik Alle Palmer Root Effekte kommen im einheitlichen Gehäuse mit den Abmessungen 120 x 95 x 56 mm und identischem Aufbau. Das Gehäuse besteht aus zwei ineinander gesteckten, in U-Form gebogenen 2 mm Stahlblechen, die farblich unterschiedlich lackiert sind. Das Unterteil ist in der Regel in Grau gehalten, das Oberteil, abhängig vom jeweiligen Effekt, individuell lackiert. Im Falle des Hurrigain setzt Palmer auf Orange.
Die komplette Unterseite des Pedals ist mit einem dicken Gummi beklebt, sodass das Pedal rutschfest auf allen Untergründen steht. Hier finden wir auch das schwenkbare Batteriefach, das einen schnellen und einfachen Batteriewechsel ermöglicht, denn die 9V Blockbatterie wird einfach nur ins Fach gelegt und erhält beim Schließen automatisch Kontakt. Keine Fummelei oder Werkeln mit Schraubenzieher und Co. Ein weiteres praktisches Feature sind die beiden Löcher auf der Unterseite, mit denen das Pedal ins Effektboard geschraubt werden kann.
Ebenfalls praxisnah konzipiert ist das überstehende Unterteil, das zusammen mit den hochgezogenen Seitenwänden die Anschlüsse auf der Rückseite vor äußeren Einflüssen schützt. Zwar ist die Verwendung von Kabeln mit Winkelsteckern im Effektboard dadurch kaum möglich, es sei denn, man entlässt sie nach oben, aber ein Abknicken der Stecker aus den Buchsen durch einen unbedachten Schritt ist kaum mehr zu befürchten.
Die auf der Oberseite platzierten Potis sind in einer Reihe angeordnet. Dabei handelt es sich um grau lackierte Metallregler, die mit einem eingelassenen Punkt zur Positionsmarkierung versehen und im Vergleich zu Gitarrenpotis eher schwergängig sind. Das macht auch Sinn, denn schließlich sollen sie sich möglichst nicht bei jeder Berührung verstellen. Unterhalb der Regler befindet sich der Fußschalter, der seine Arbeit knackfrei erledigt. Zur Anzeige des Effektstatus parkt neben dem Schalter eine kleine rote LED, die leuchtet, wenn der Effekt eingeschaltet ist. Unterm Strich macht das Pedal einen hochwertigen und absolut roadtauglichen Eindruck.
Rückseite/Anschlüsse Auf der Rückseite gibt es insgesamt drei Anschlüsse: zwei Klinkenbuchsen für In- und Output und den Anschluss für ein Netzteil, das allerdings nicht zum Lieferumfang gehört. Hier können normale Effekt-Netzteile wie beispielsweise die von Boss oder Ibanez verwendet werden. Mit einem Stromverbrauch von etwa 15 mA lässt sich der eine oder andere Gig durchaus auch mit Batterie spielen, ohne dass man einen vorzeitigen Ausfall des Pedals fürchten muss.
Bedienung Auf der Oberseite des Hurrigain warten die üblichen drei Regler zum Einstellen von Zerrer-Sounds auf Zugriff. Mit Gain wird der Verzerrungsgrad eingestellt, Tone regelt die Klangfarbe und Volume kontrolliert die Endlautstärke des Zerrsounds.
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Praxis
Wir beginnen unseren Praxis-Test mit allen Reglern in der Mittel-Position (12 Uhr). Auf diese Weise bekommen wir einen Eindruck, wie neutral der Grundsound des Pedals tatsächlich ist, und hören, wohin die Reise gehen soll. Selbstverständlich habe ich meinen Amp so eingestellt, dass er nicht zerrt – die Verzerrung kommt einzig und alleine aus dem Hurrigain.
Git.
Gain
Tone.
Volume
SG
12
12
12
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
12 Uhr Setting
In dieser Einstellung erhält man eine Mischung aus Fuzz und Overdrive. Die Fuzz-Säge ist hierbei noch sehr zahm, der Sound kommt kraftvoll und mächtig aus den Boxen.
Als Nächstes hören wir uns die unterschiedlichen Gain-Stufen an. Der Hurrigain ist kein krasser Fuzz oder Distortion, dem man unendlich viele Klangvariationen entlocken kann. Im Vergleich beispielsweise zu einem Big Muff geht es beim Hurrigain eine ganze Stufe dezenter zur Sache. Er gehört eher zu der Sorte Zerrer, die einen guten Grundsound haben, den man aber nur in kleinen Nuancen verändern kann. Den Basisklang haben wir schon gehört, eine eher tieffrequente Verzerrung, die sich von leicht angezerrt bis zum dichten Distortion-Sound einstellen lässt. Das Ganze funktioniert relativ linear, es passiert also auch noch einiges nach der 12-Uhr-Einstellung.
Git.
Gain
Tone.
Volume
SG
8-10-14-17
12
12
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Gain 8Gain 10Gain 14Gain 17
Die Tonübertragung klappt ordentlich und man hört deutlich, wenn man die Pickups an der Gitarre umschaltet. Das ist bei Fuzz-Sounds nicht immer der Fall, denn hier wird das Gitarrensignal normalerweise recht stark verzerrt und auch in den Frequenzen verbogen. Dadurch gehen feine Details der Gitarre schnell unter – aber das ist schließlich auch nicht die Aufgabenstellung für einen Fuzz-Verzerrer. Der soll eben anders klingen. Ihr hört als Nächstes ein Beispiel mit der Les Paul, zuerst den Hals-, dann den Steg-Pickup. Beim Hals-Tonabnehmer kommt ein Sound zum Vorschein, mit dem man so manchem Bass-Synthesizer Konkurrenz machen kann – besonders, wenn die Gitarre tiefer gestimmt ist.
Git.
Gain
Tone.
Volume
Les Paul
15
12
11
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Pickups
Dabei fällt auf, dass der Hurrigain bei schnellem Anschlag auf den tiefen Saiten sehr früh dichtmacht und Töne dabei verschluckt – vor allem, wenn hart angeschlagen wird. Auch die Ansprache auf den Einsatz des Tone-Reglers an der Gitarre ist anders als gewohnt. Wenn ich bei der Les Paul den Steg-Pickup wähle, ist der Klang bei abgedrehtem Tone-Regler heller (höhenbetonter) als bei voll aufgedrehtem Klangregler an der Gitarre. Ich würde das aber nicht als negativ einstufen, immerhin tut sich etwas und es kommt zu einer Klangveränderung. Was mir gut gefällt, ist der fette Grundsound, der aus dem Hurrigain kommt. Egal, wie das Pedal eingestellt ist, der Sound ist immer sehr mächtig und hat eine gute Durchsetzungskraft, was gerade bei Fuzz Sounds sehr wichtig ist.
Den Klang eines „sterbenden“ Röhrenamps, wie man ihn von vielen alten Aufnahmen kennt, kann man mit dem Hurrigain recht einfach nachbasteln. Hier zur Abwechslung hier mit einer Single-Coil-Gitarre, der Strat. Der Gain wurde weit zurückgedreht. Jetzt klingt der Sound noch etwas offener, aber mit dem typischen Kratzen im tiefen Bereich…
Git.
Gain
Tone.
Volume
Strat
9
15
12
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Sixtier Crunch
Der Tone-Regler hat einen guten Regelbereich, mit dem man noch Einiges an Feinheiten aus dem Zerrsound gewinnen kann. Wenn man das Poti komplett abdreht (7 Uhr), erhält man einen sehr muffigen Sound. Die Mitten und Höhen (ab 1 kHz) sind stark abgeschnitten, dadurch hat der Klang auch weniger Ausgangspegel. Dreht man den Regler weiter auf, erhält man schon bis zur 10 Uhr Einstellung eine gute Portion Höhen und obere Mitten und der Sound klingt richtig präsent. Ab 12 Uhr wird es dann ordentlich bissig. Im Vergleich zu manch anderen Fuzz-Pedalen werden beim Hurrigain nicht die Bässe abgesenkt, wenn man den Tone-Regler weiter aufdreht. Dadurch sind zwar weniger extreme Sounds möglich, aber der Klang behält immer sein starkes Fundament. Ihr hört in den nächsten Beispielen vier unterschiedliche Einstellungen des Tone Reglers: 7, 10, 14 und 17 Uhr.
Git.
Gain
Tone.
Volume
Strat
14
7-10-14-17
12
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Tone 7Tone 10Tone 14Tone 17
Die Transparenz des Klanges bei voll aufgedrehtem Gain ist für ein Fuzz-Pedal erstaunlich gut. Mit einer Single-Coil-Gitarre sind einzeln angeschlagene Saiten innerhalb eines Akkords noch gut zu hören. Bei Gitarren mit höherer Ausgangsleistung wird es in dieser Disziplin mitunter etwas matschig, aber das ist völlig normal, denn ein Fuzz soll ja schließlich kratzen und dreckig klingen. Hier ist der übliche Test zur Akkordverständlichkeit: Die Akkorde E,G,D,A,E werden nacheinander angeschlagen und sind trotz hohem Verzerrungsgrad gut zu erkennen.
Git.
Gain
Tone.
Volume
Strat
17
13
11
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Chords
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Für unter Einhundert Euro bekommt man mit dem Palmer Hurrigain Pedal ein ausgesprochen robustes, stabil gebautes Effektgerät. Aber auch der Sound kann sich hören lassen. Der Hurrigain erzeugt einen guten Fuzz-Sound, dessen Basis ein kratziger, eher tieffrequenter Zerrsound ist. Die Reichweiten von Gain und Tone lassen zwar keine extremen Sounds zu, dafür klingt das Pedal sehr solide und erzeugt in jeder Einstellung einen brauchbaren Klang, der auch bei hohem Verzerrungsgrad noch sehr transparent und durchsetzungsfähig ist. Wer auf der Suche nach einem Fuzz-Overdrive Sound ist, sollte den Hurrigain unbedingt antesten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Transparenter Sound bei hohem Gain
Stabile Konstruktion, absolut roadtauglich
5 Jahre Garantie vom Hersteller
Guter Grundsound
Contra
Palmer Hurrigain – Zerpedal mit Fuzz-Charakter Test
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