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Paiste PST5 Medium Becken (2014er Version) Test

Paiste PST5 reloaded! “Der Speck muss weg” lautete offenbar die Vorgabe von ganz oben, und so wurden die Abdrehwerkzeuge in den norddeutschen Produktionshallen der Schweizer Firma neu justiert, um – gemäß dem aktuellen Trend – eine abgespeckte Medium-Version der etablierten Budget-Serie ins Rennen zu schicken. Sieben neue Cymbals in sollen es möglich machen, in sämtlichen popmusikalischen Kontexten zu glänzen, ohne das Portemonnaie zu sehr zu belasten. Rein optisch ist kein Unterschied zu den 2005 vorgestellten Medium-Cymbals der ursprünglichen Serie zu erkennen, mal sehen ob sich klanglich wirklich viel verändert hat.

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Nach wie vor gilt Paiste als Spezialist in der Verarbeitung von B8-Bronze, einem Material, das durch die 2002-Serie jahrzehntelang den Sound der Rock- und Popmusik geprägt hat und dies nach wie vor tut. Wer von den Vorzügen dieser Legierung profitieren will, aber nicht das nötige Kleingeld für die “2K2”-Klassiker übrig hat, kann mittlerweile auf verschiedene Serien mit dem Namen PST (Paiste Sound Technology) zurückgreifen, von denen PST5 die Einstiegsmarke bildet. Wie viel 2002 denn nun drinsteckt in den neuen Kreationen, will ich in diesem Test herausfinden, der alle verfügbaren Medium-Modelle sowie zwei Splash-Becken umfasst.

Details

Neuer Wein in alten Schläuchen

Die “Medium”-Becken der PST5-Serie hatten wir bereits vor drei Jahren im Test, allerdings geht es dieses Mal um die 2014er-Version, die sich zwar optisch nicht von den Vorgängern unterscheidet, aber etwas schlanker daherkommt, was zur Folge hatte, dass die bisher erhältliche “Thin Crash”-Variante aus dem Programm gestrichen wurde, da die neuen Medium Crashes kaum schwerer sind als die alten Thins. Die wie immer von Paiste höchst akkurat verpackte Lieferung besteht aus einem Paar 14″ Medium HiHats, drei Medium Crashes in den Größen 14, 16 und 18 Zoll, einem 20″ Medium Ride und zwei Splash-Becken in den Größen acht und zehn Zoll. Wie der Name schon erahnen lässt, wurden die PST5 Medium-Becken als musikalische Allrounder konzipiert. Für die Klientel, die es gerne lauter mag, bietet Paiste übrigens noch eine 14″ Sound Edge HiHat sowie 16er und 18er Crashes und ein 20″ Ride in “Rock”-Ausführung an. Die Effektabteilung beinhaltet neben den zum Test vorliegenden beiden Splash-Becken noch ein 18″ China, während es für die “Ein-Becken-für-alles”-Fraktion ein 18″ Crash-Ride im Angebot gibt.

Der Schatten des großen Bruders

Als Zielgruppe für die PST5-Serie werden klar diejenigen Rock- und Popdrummer anvisiert, die “vernünftige” Becken aus hochwertigem Material haben wollen, ohne gleich ein Vermögen dafür ausgeben zu müssen. “Hochwertiges Material” bedeutet hier 92 Prozent Kupfer und acht Prozent Zinn, im Volksmund auch B8 genannt. Kommt diese Legierung bei anderen Herstellern häufig in der unteren Preisklasse zum Einsatz, so hat Paiste mit der 1971 vorgestellten 2002-Serie hinreichend bewiesen, dass sich aus dem Werkstoff auch High Class-Instrumente kreieren lassen. Unzählige Rockdrummer wie Ian Paice, John Bonham, Cozy Powell, Alex van Halen haben solche Cymbals malträtiert und aufgrund des durchsetzungsfähigen Charakters der B8-Bronze ihre Bandkollegen das Fürchten gelehrt. Nun stellt sich natürlich die Frage, woran denn nun gespart wurde, wenn das Material bei der 2002- und der gut 50 Prozent preisgünstigeren PST5-Serie exakt dasselbe ist. Wer einmal Fotos aus einer Beckenfabrik gesehen hat, kennt die Antwort, denn ein halbwegs vernünftiges Becken wird natürlich nicht einfach ausgestanzt, in Form gepresst und gelocht, sondern es sind noch so einige geschickte Händchen nötig, die das güldene Werkstück meißeln, hämmern, polieren, beschriften und vieles mehr. Bei der 2002-Serie erfolgt diese Nachbearbeitung zum großen Teil manuell und so lange, bis das gewünschte Klangergebnis vor den Ohren des strengen Prüfers in der Endabnahme bestehen kann. Diese Prozedur müssen die PST5-Becken, die komplett maschinell gefertigt werden, nur zu einem wesentlich kleineren Teil über sich ergehen lassen, was man ihnen aber zum Glück nicht ansieht, denn die Testobjekte hinterlassen einen sehr ordentlichen optischen Eindruck.

Fotostrecke: 3 Bilder Familienfoto der 2014er Paiste PST5 Becken.

Das Auge crasht mit

Die Linien des markanten Abdrehmusters auf der im Brilliant Finish erstrahlenden Oberseite verlaufen nicht kreisrund, sondern leicht wellig, wie man es auch von Paistes Signature-Serie kennt. Ein kleiner Bereich um das Mittelloch herum wird beim Abdrehen ausgespart. Die Unterseiten präsentieren sich gänzlich anders und zeigen ein feineres Muster, das bei den beiden Splash-Becken kaum fühlbar ist. Auf den Unterseiten sind auch die Hammereinschläge – knapp über einen Zentimeter im Durchmesser und angeordnet in vier bis sieben Reihen – deutlich zu sehen. Bei sämtlichen Testbecken blieben die Kuppen vom Hammer verschont.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Abdrehmuster der PST5 erinnert an die Paiste Signature Becken.

Die Modelle im Einzelnen

Die drei Crashes sind mit 650, 940 und 1355 Gramm am unteren Ende der “Medium”-Kategorie einzuordnen, haben also gegenüber den Vorgängern ordentlich an Gewicht eingebüßt. Gleiches gilt für das 20″ Medium Ride, das etwa 300 Gramm verloren hat und mit 2135 Gramm eine gesunde Balance aus Ride- und Crash-Eigenschaften verspricht.

Fotostrecke: 4 Bilder 14 Zoll Durchmesser gehen gerade noch als Crash durch.

Bei den beiden Splash-Becken gab es offenbar in Sachen Gewichtsreduktion keinen Spielraum mehr, denn das 10″-Becken ist mit 285 Gramm sogar geringfügig schwerer als das von uns im Jahr 2011 getestete Modell. Zarte 155 Gramm bringt das acht Zoll große Splash auf die Waage, das aufgrund der geringen Masse behutsam behandelt werden will. Die HiHat-Becken präsentieren sich als ungleiches Paar mit einem relativ leichten Top (885 Gramm) über einem sehr schweren Bottom mit über 1,4 Kilogramm.

Fotostrecke: 4 Bilder Das 8“ Splash wiegt nicht mehr als eineinhalb Tafeln Schweizer Schokolade.

Der Praxistest soll nun zeigen, ob es Paiste gemäß der Vorgabe wirklich gelungen ist, den preisgünstigsten B8-Becken im Portfolio in der überarbeiteten Version mehr Musikalität einzuhauchen.

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Praxis

Die Crashes

B8 ist allgemein bekannt als ein Material, das weniger klangliche Breite und Komplexität produziert als die traditionelle B20-Legierung, dafür aber den gerade im Einsteigerbereich oft gewünschten hellen, durchsetzungsstarken Sound liefert, und die PST5-Crashes tun exakt das, was man von ihnen erwartet. Während sich die Vorgängermodelle beim Anschlag etwas träge verhielten und zudem einen leicht “gongigen” Unterton entwickelten, sorgt die verringerte Materialstärke der 2014er Becken für eine schnelle Ansprache und ein ebenso rasches Abklingverhalten. Der dabei entstehende Sound ist klar, hell und frei von störenden Frequenzen. Dabei sind die drei Größen untereinander tonal gut abgestuft. Während das 14″ Medium Crash die im Vergleich zu den größeren Modellen geringere Lautstärke durch seinen schneidenden, fast schon splash-artigen Sound wettmacht, präsentiert sich das 16″-Becken als guter Allrounder. Für durchgecrashte Viertel-Patterns eignet sich besonders das 18er Modell, dem es durch den aufgrund der Größe volleren und wärmeren Sound gelingt, die Ohren dabei nicht über Gebühr zu strapazieren.

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14“ Crash solo 16“ Crash solo 18“ Crash solo Crashes im Set Viertel-Crash-Groove

Das Ride

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als bei Ride-Becken die Devise “Je schwerer, desto besser” galt, und wenn ich an mein Zildjian Earth Ride denke, bekomme ich jetzt noch Muskelkater. Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei, und der schlaue und preisbewusste Drummer von heute hält sich natürlich kein Pony, das nur einen Trick kann, sondern hält Ausschau nach einem Ride, das auch die Disziplin “Crash” zumindest einigermaßen beherrscht. Das funktioniert aufgrund einfacher physikalischer Gesetzmäßigkeiten nur bei leichteren Becken, und das 20″ PST5 Medium Ride hat nach seiner Diät keine Mühe, diesen Anspruch zu erfüllen. Der Ridesound erklingt silbrig-hell und lebendig und schaukelt sich bei moderater Spielweise nie so weit auf, dass die Stockaufschläge untergehen. Schlägt man das Becken während eines Ride-Patterns am Rand an, so öffnet es sich kurz und macht schnell wieder “den Weg frei”. Die Kuppe zeichnet sich durch einen klar vom Body abgesetzten durchsetzungsstarken Sound aus. Natürlich kann man in dieser Preisklasse nicht die Wärme und klangliche Breite eines handgehämmerten Beckens erwarten, aber auch bei diesem Becken gilt dasselbe wie bei den Crashes: es tut, was es soll, nämlich einen tragenden, sauberen, klar definierten Ride-Effekt ohne störende Obertöne produzieren.

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20“ Ride solo Ride im Set 1 Ride im Set 2

Die Splashes

Vergleicht man das 10 Zoll Splash des aktuellen Tests mit dem vor drei Jahren getesteten Modell, fällt auf, dass das neue Modell explosiver anspricht und einfach mehr nach Splash klingt als das alte, und das, obwohl das neue sogar geringfügig schwerer ist. Offenbar wurde die Gewichtsverteilung innerhalb des Beckens – ein entscheidender Faktor für das Klangverhalten – leicht verändert. Das acht Zoll kleine Splash steht dem größeren Modell in Sachen Ansprache und Spritzigkeit nicht nach, wirkt aber durch den aus dem Klanggemisch etwas zu stark hervortretenden Grundton nicht ganz so ausgewogen.

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8“ Splash solo 10“ Splash solo Splashes im Set

Die Hihats

Viele Schlagzeuger sind ja der Meinung, die HiHats seien die wichtigste Komponente des Drumsets, und tatsächlich wird ja kein anderes Instrument innerhalb des Sets so häufig gespielt. Nichts ist nerviger als eine penetrant klingende – und im schlimmsten Fall noch viel zu laut gespielte – HiHat. Dadurch ist schon so manch schöner Groove gnadenlos den Bach runtergegangen. Gerade preisgünstige HiHats bekleckern sich ja selten mit Ruhm, daher interessiert mich die Frage, wie sich das PST5-Modell in diesem Test schlägt. Zu allererst kann ich konstatieren: zu laut ist sie nicht. Und der Sound ist auch keineswegs unangenehm. Die Becken klingen im geschlossenen Zustand präzise und – was dem sehr schweren Bottom-Becken zuzuschreiben ist – recht höhenlastig. Diese Tendenz hält sich aber in Grenzen, so dass Hörschäden nicht zu befürchten sind. Alles in allem ein Sound, der zwar keinen ausgeprägten Charakter besitzt, sich aber für den großen Bereich Rock/Pop als durchaus brauchbar erweist.

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14“ HiHat solo Open HiHat Groove im Set HiHats geschlossen im Set
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Fazit

Paiste hat es geschafft, die PST5-Becken auf ein neues Level zu heben. Die einfache Formel dafür lautete: Runter mit den Pfunden. Erstaunlich, dass diese simple Maßnahme tatsächlich musikalischere, sensibler ansprechende und “teurer” klingende Becken zur Folge hat. Die Verwandtschaft zur 2002-Serie ist durchaus zu hören, wenngleich es den PST5-Becken an der klanglichen Tiefe der großen Brüder fehlt – was in dieser Preisklasse aber nicht überrascht. Im Set- beziehungsweise Band-Zusammenhang klingen die Becken hell, klar und durchsetzungsstark und erfüllen die Erwartungen, die der emporstrebende Rock/Pop-Drummer an ein preisgünstiges B8-Beckenset stellt, zur vollsten Zufriedenheit.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • professionelle Optik
  • helle, kräftige Sounds
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • störender Grundton beim 8″ Splash
Artikelbild
Paiste PST5 Medium Becken (2014er Version) Test
Für 298,00€ bei
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technische Spezifikationen
  • – Hersteller: Paiste
  • – Serie: PST5
  • – Material: B8
  • – Gewicht: thin (Splashes) bis heavy (HiHat Bottom)
  • – Finish: Brilliant
  • – Art der Bearbeitung: maschinell
  • – Herstellungsland: Deutschland
  • PREISE (UVP):
  • – 8“ PST5 Splash: 41,75 €
  • – 10“ PST5 Splash: 49,00 €
  • – 14“ PST5 Medium Hi Hat: 146,50 €
  • – 14“ PST5 Medium Crash: 73,25 €
  • – 16“ PST5 Medium Crash: 100,00 €
  • – 18“ PST5 Medium Crash: 124,50 €
  • – 20“ PST5 Medium Ride: 146,50 €
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