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One Control – Baltic Blue Fuzz Test

Der japanische Effektpedal-Hersteller One Control ist, was sein Bekanntheitsgrad hierzulande angeht, noch relativ bescheiden unterwegs. Trotzdem bietet er neben einer breiten Palette an Stromverteilungslösungen, Adapter, Kabel und Switchern auch eine Effektpedal-Reihe für Gitarristen. Die mittlerweile 15 Pedale umfassende Linie entstammt der Zusammenarbeit mit Bjorn Juhl, dem Mastermind der Firma Mad Professor – daher auch der Name BJF-Serie.


Bei ihr handelt es sich um eine Reihe von Gitarren-Effektpedalen für Bassisten und Gitarristen im Miniatur-Format, aus der wir uns heute dem Baltic Blue Fuzz widmen, der in Anlehnung an den legendären Big Muff entworfen wurde.

Details

Aufbau

Die Elektronik des Baltic Blue Fuzz sitzt in einem sehr kleinen royalblauen Aluminiumgehäuse. Der klare Vorteil kleiner Pedale ist die Möglichkeit, sehr viele von ihnen auf einem Pedalboard unterbringen zu können. Das Ganze hat im Hinblick auf die durchschnittliche Größe eines menschlichen Fußes jedoch seine Grenzen, weil man nun mal einen gewissen Abstand zum benachbarten Gerät einhalten muss, sollen nicht versehentlich mehrere Pedale gleichzeitig umschaltet werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Der aktuelle Trend zum Miniformat macht auch vor dem Baltic Blue Fuzz nicht halt.

Auch sind wegen der kompakten Abmessungen die beiden gegenüberliegenden Ein- und Ausgänge leicht versetzt angebracht. Ich wollte es nicht glauben, aber in dem Zwergengehäuse ist tatsächlich noch Platz für einen 9-Volt-Block, weil die ebenfalls miniaturisierten Bauteile auf einer winzigen quadratischen Platine untergebracht sind. Natürlich lässt sich das Pedal auch mit einem optionalen 9-Volt-Standardnetzteil betreiben, das neben dem Eingang auf der rechten Seite angeschlossen wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der rechten Gehu00e4useseite teilen sich Input und Netzteilanschluss den Platz.

Kommen wir zu den Bedienelementen auf der Oberseite des Pedals. Der obligatorische Ein/Aus-Fußschalter schleift das Signal im ausgeschalteten Zustand unbeeinflusst von der internen Schaltung durch, beherrscht also True-Bypass. Darüber befinden sich, wie bei den meisten Verzerrerpedalen, drei Regler. Sustain ist für den Grad der Verzerrung zuständig, während man mit dem Volume-Poti die Ausgangslautstärke des Pedals einstellt. Der Tone-Regler bestimmt den Frequenzgang der Verzerrung von dumpf bis zu fast sägend.

Fotostrecke: 3 Bilder Trotz kompakter Mau00dfe hat der Hersteller noch 3 Regler platzieren ku00f6nnen.
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Praxis

Beim ersten Anspielen ist mir sofort der hochmittige Klang aufgefallen, der gleichzeitig im Bassbereich stark abgeschwächt ist. Der setzt sich einerseits im Bandgefüge gut durch, wirkt andererseits aber auch schnell recht scharf, dreht man den Tone-Regler zu weit auf. Als Nebeneffekt bleibt der Klang wegen des schlanken Bassbereiches auch bei hohen Verzerrungen völlig matschfrei.
In den ersten Audiobeispielen stelle ich euch die unterschiedlichen Soundvariationen vor, die mit dem Tone-Poti machbar sind.
Zuerst das Riff ohne Pedal, und wie man hören kann, ist der Amp clean eingestellt, um die Dynamik einigermaßen zu erhalten.

Audio Samples
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Amp clean – Riff ohne Pedal

Im zweiten Soundbeispiel habe ich das Pedal aktiviert und den Tone-Regler auf 9 Uhr gedreht. Hier klingt es noch relativ dumpf und eignet sich im Grunde nur für Spezialsounds. Der Gainregler, der bei unserem Kandidaten die Bezeichnung Sustain trägt, steht dabei auf 12 Uhr.

Audio Samples
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Pedal aktiviert – Tone 9 Uhr, Gain/Sustain 12 Uhr

Im dritten Beispiel steht das Tone-Poti auf Halbgas. Für meinen Geschmack klingt der Sound in dieser Position am ausgeglichensten. Ausgehend von dieser Position lässt sich der Frequenzgang des Pedals gut an die Gitarre und den jeweiligen Amp anpassen.

Audio Samples
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Tone 12 Uhr, Gain/Sustain 12 Uhr

Jetzt steht der Tone-Regler auf 15 Uhr und das Pedal klingt bereits sehr scharf und hat den Zenit für meinen Geschmack schon zu weit überschritten. Aber man soll ja nie nie sagen, und über Geschmack lässt sich bekanntlich sehr gut streiten.

Audio Samples
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Tone 15 Uhr, Gain/Sustain 12 Uhr

Die Verzerrung des Baltic Blue Fuzz beginnt da, wo die meisten Pedale aufhören, aber am besten klingt es, wenn man den Sustainregler weit aufdreht. Allerdings ist auch bei niedrigen Umdrehungszahlen die Kompression bereits sehr hoch. Das nächste Audiobeispiel fällt etwas länger aus, weil es gleich drei Einstellungen demonstriert. Zuerst hört ihr die Gain-Einstellung in der 9-Uhr-Position, dann in der 12-Uhr-Einstellung und zum Schluss auf Maximum.

Audio Samples
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Gain/Sustain Check: 9 Uhr – 12 Uhr – Maximum
Der legendäre Big Muff stand Pate für den Sound des Baltic Blue Fuzz

Wie anfangs angekündigt, habe ich meine beiden Big-Muff-Veteranen für diesen Test extra reanimiert, um ihren Sound mit dem Neuling direkt zu vergleichen. Aber bevor es ans Eingemachte geht, hört ihr das Riff zuerst ohne Pedal am clean eingestellten Amp.

Audio Samples
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Cleaner Amp – Riff ohne Pedal

Im nächsten Bespiel gibt es das ähnliche Riff mit dem Baltic Blue Fuzz. Der Verzerrungsgrad steht hier, wie auch bei den beiden Vergleichspedalen auf etwa 12 Uhr. Die Tone-Regler der Pedale stehen zwischen 11 und 12 Uhr.

Audio Samples
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Riff mit Baltic Blue Fuzz: Gain/Sustain 12 Uhr, Tone 11.30 Uhr

Hier jetzt mein alter Sovtek Big Muff mit einem ähnlichen Riff. Der Ton ist deutlich fetter, aber auch “bratziger”, denn bei diesem Pedal wird der Bassbereich nicht beschnitten, was nicht unbedingt von Vorteil sein muss. Dafür löst der Obertonbereich etwas besser auf.

Audio Samples
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Vergleichs-Riff mit Sovtek Big Muff

Zum Schluss noch ein Vergleichssound mit meinem alten Big Muff von 1978. Das Teil zeigt mittlerweile äußerlich ganz deutlich, welche Spuren der Rock’n Roll in fast vierzig Jahren hinterlassen kann, ist aber klanglich immer noch absolute Referenz. Sein Sound zeigt sich wieder total anders als der seiner beiden Muff-Kollegen und hat fast schon Overdrive-Eigenschaften.

Audio Samples
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Vergleichs-Riff mit Big Muff 1978
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Fazit

Der Baltic Blue Fuzz von One Control ist ein Fuzzverzerrer, der sich im weitesten Sinn am Big-Muff-Prinzip orientiert. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine exakte Kopie des alten Klassikers. Der Bassbereich ist deutlich beschnittener, wodurch der Sound besonders bei hohen Verzerrungen im Vergleich zu meinen beiden Oldies etwas aufgeräumter klingt. Selbst mit viel Verzerrung wirkt es nie matschig und der Ton setzt sich im Bandgefüge gut durch. Dafür löst das Pedal im Obertonbereich nicht sehr transparent auf.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kleine Abmessungen
  • matschfreier Bassbereich
Contra
  • keine offenen Höhen
  • hoher Preis
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One Control – Baltic Blue Fuzz Test
Für 119,00€ bei
Das Big-Muff-Prinzip ist erkennbar, wird aber nicht einfach kopiert – der Sound wirkt aufgeräumter.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: One Control
  • Modell: Baltic Blue
  • Effekt-Typ: Fuzz, analog
  • Anschlüsse: In/Out, Netzteilbuchse
  • Regler: Volume, Tone, Sustain
  • Schalter: Fußschalter
  • Bypass Modus: True Bypass
  • Stromversorgung: 9V-Adapter (optional)
  • Batteriebetrieb: 9V-Blockbatterie
  • Abmessungen L x H x B (cm): 10 x 3,1 x 4 cm
  • Gewicht: 160 g, mit Batterie 200 g
  • Preis: 145,00 Euro UVP
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