Sage und schreibe acht unterschiedliche USB-Controller umfasst das Produktportfolio des Spezialisten für DJ-Equipment Numark. Darunter befinden sich Tabletop, Rack-Konsole, AV-Mixer und Desktop-Einheiten – mit und ohne Soundinterface. Dass dabei kein Einheitsbrei herauskommt, zeigt unter anderem der fast 16 kg schwere und rund 80 Zentimeter breite Edelcontroller NS7 eindrucksvoll.
Mit Letztgenanntem hat mein heutiger Proband Stealth-Control auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam, außer vielleicht, dass sich beide zur Lebensaufgabe gemacht haben, geneigten Laptop-DJs ein attraktives und performantes Arbeitsumfeld zu stellen. Stealth ist der jüngste Sproß der amerikanischen Controller-Großfamilie und kommt im Gegensatz zu seinen Geschwistern ohne Audiointerface. Damit wendet er sich in erster Linie an DJs, die bereits über eine geeignete Sound-Hardware verfügen. Der Testkandidat ist mit 249 Euro gelistet; mal sehen, ob er seiner Berufung gerecht werden kann.
Techtelmechtel Die erste Überraschung erwartete mich gleich beim Auspacken. Im Gegensatz zu manch anderen Plastik-Doppeldeckern erscheint Stealth-Control auf den ersten Blick sehr kompakt und äußerst robust. Zudem ist er schwerer als ich angenommen hatte. Stealth-Control ist ein in großen Teilen identisches Ebenbild des numarkschen All-in-One Werkzeuges OMNI-Control.
Das Gehäuse ist aus solidem dunkelgrau eloxiertem Aluminium gefertigt. Aufgrund seiner kompakten Bauweise liegen die Regler im Zentrum ziemlich nah beieinander. Um es gleich vorwegzunehmen – für meinen Geschmack zu nah. Das verhält sich beim Omni-Control ähnlich, jedoch sind die Bedienelemente nun gummiert und lassen sich dadurch angenehmer greifen. Dies beugt auch einem Farbabrieb an den Potikappen vor. Wie üblich bei MIDI-Controllern hat auch der Numarksche Tarnkappenbomber keine Tarnkappe, respektive Staub- oder Schutzdeckel an Bord. Ein Zustand, der mir so manches graue Haar beschert. „Mensch, die Buttons sind aber winzig“, schießt es mir als nächstes durch den Kopf. Mal sehen, wie sich die kleinen Taster in der Praxis bewähren. Eines lässt sich aber schon jetzt mit Bestimmtheit sagen: Das Layout steht ganz im Zeichen von Native Instruments Traktor LE . Es liegt dem Paket bei, das ist natürlich ein Fall für den Praxistest. Außerdem packt Numark noch Mixmeister Fusion Live dazu. Auch ihm werden wir daher ein wenig auf den Zahn fühlen. Ob noch mehr im Karton war? Klar, Safety Instructions, ein gedrucktes Stealth-Control-Handbuch, ein USB-Kabel und last but not least: Ein 10 Dollar Musik-Gutschein von Beatport für den schnellen (Mix-)Einstieg.
Avanti, avanti! Der Installationsprozess gestaltet sich zunächst etwas ungewöhnlich, denn auf der mitgelieferten CD lag lediglich der Treiber von Omni-Control vor. Daher statte ich zunächst der Hersteller-Website einen Besuch ab, um mich nach einem speziellen Stealth-Treiber umzusehen. Vergeudete Zeit, denn weder auf dem amerikanischen noch auf dem deutschen Portal stehen die erhofften Dateien bereit. Gut, dann wähle ich Tor 2, äähm Omni-Treiber. Im Zusammenspiel mit MacOs X Schnee Leopard tauchen weitere Verwehungen auf. Der Controller-Treiber war nun installiert, doch die mitgelieferte Traktor LE-Version versagte den reibungslosen Dienst. Im Service-Center taucht die Software erst gar nicht auf, ergo lässt sie sich nicht aktivieren und der Nutzer kann über seinen Account kein Update installieren. Der 15 minütige Demo-Modus reicht natürlich nicht aus, ein hoffentlich bereitgestellter Hot-Fix muss also her. Auf zur nächsten Website. Version 1.2.1 der Native-Instruments-Mix-Applikation sollte das Problem nach dem Download lösen, zum Testzeitpunkt ist schon Fassung 1.2.2 online, die ich vorziehe. Und tatsächlich, nach Installation des üppigen 189 MB Patches gehörten meine Leopard Probleme der Vergangenheit an. Kiez-deckendes Berliner High-Speed Internet, du bist wieder einmal die Rettung einer potenziellen 250 Euro Investition.
Manufakturkomponenten Wurde das Geschwistermodell noch mit Traktor 3LE ausgeliefert, hat Stealth nun den Nachfolger im Gepäck. Im Zuge der Umstellung auf Traktor LE unterzogen die Entwickler Effekt- und Loopsektionen einem leichten Re-Design. Ohne Audio-Hardware zeigt sich das Backpanel naturgemäß eher spartanisch. Einzig ein USB- und ein optionaler Netzteilanschluss sind verbaut.
3/4 Das Backpanel von Stealth. Hier braucht man nicht lange zu suchen…
4/4 Links Omni C. – rechts Stealth C.
Insgesamt verbaut Numark bei einer Chassis-Höhe von 40 mm und einer Fläche von 270 x 300 mm, sage und schreibe 58 Bedienelemente. Im Detail tummeln sich 20 Drehregler, 31 etwas kleine Klick-Klack-Buttons, fünf Fader und 2 Jogdials auf der leicht überladen wirkenden Oberfläche. Die Konsole legt das für Controller-Design typische horizontal gespiegelte Layout an den Tag. Im Grunde bildet es so ein klassisches Turntable-Setup nach. Rechts ein Player, links ein Player, in der Mitte ein Mixer. Dieses Prinzip ist seit annähernd einem halben Jahrhundert bewährt und nicht nur für Anfänger, sondern auch für Vinyl-Umsteiger schnell zu adaptieren. Lediglich beim Pitch muss der Käufer etwas umdenken, denn beide Fader befinden sich ungewohnt an den Außenseiten. Die Drehregler sind für die Preisklasse ordentlich verarbeitet und bieten einen natürlichen sanften Widerstand. Einzig die EQ-Knöpfe kratzen ein wenig und haben auf 160 und 200 Grad etwas Spiel. Ich vermute, das ist zum Teil auch konstruktionsbedingt, denn die Regler besitzen eine integrierte Button-Funktion. Im Zusammenspiel mit Traktor LE stellen sie die Killswitches am Kanal scharf. Darüber hinaus beheimatet die dicht gepackte Mixer-Sektion Gain, Pre-Mix, Mastervolume, Kopfhörerlautstärke und den Track, den Button Encoder für mausloses Browsen in den Playlisten. Die Kanal-Fader besitzen einen angenehmen Andruckwiderstand und gleiten recht behutsam auf ihren 50 mm. Eine Länge, wie man sie von den meisten DJ-Pulten gewöhnt ist. Bei den Pitchern sieht dies allerdings etwas anders aus. Gerade wer sich nicht auf eine automatische Temposynchronisation verlässt, könnte mit den kurz geratenen Regelwegen schnell etwas unzufrieden werden. Kommt man zudem vom Schallplattenspieler, ist man in der Regel an achtzig plus x mm gewöhnt. Dafür kann Stealth natürlich einige andere mixtechnische Helferlein einbeziehen, die an den meisten Turntables nicht zu finden sind. Allen voran Autosync oder die Teilchenbeschleuniger PITCH-BEND. Und natürlich gibt es beim Turnie auch keine Loop- und Effekt-Buttons.
Der Crossfader ist etwas leichtgängiger als seine Geschwister. Bedauerlicherweise sind sämtliche Fader etwas locker eingebaut und weisen ein wenig Spiel auf.
2/5 Doch ein wenig eng im Zentrum des Geschehens – die EQ-Sektion
3/5 Pitchbend am Stealth
4/5 Pitchbend am Vestax PDX 2300
5/5 Pitchbend am Vestax PDX 12
Vielleicht hätte Numark die seitlichen Schriftzüge neben dem Dial positionieren können. Dann bestünde die Möglichkeit beide Fader weiter außen zu platzieren, um das Zentrum zu entzerren und ihm somit die nötige Dosis Atemluft zu verabreichen. Dann allerdings bitte nicht ohne Schutzdeckel.
Direkt über den Temposchiebern sind die obligatorischen Tasten für die Vorhöre, Keylock und Beatsynchronisation beheimatet.
Damit die traktorschen Effekte adäquat abgefeuert werden können, hat Numark jedem Deck vier Endlosdrehregler spendiert. Ihr Widerstand ist sehr sanft und sie erscheinen etwas präziser als die Push-Potis. Ihnen steht jeweils ein „Klick-Klack“-Button zur Seite.
Steering-Wheels Jede Decksektion besteht aus einem gummierten, randgeriffelten Jogdial (Durchmesser 50 mm), das einen geräuscharmen Lauf vorweist. Schade, dass die Rädchen etwas klein geraten sind und bei einem ordentlichen Schubs sehr lange nachlaufen. Da muss der DJ schon mit ordentlich Feingefühl `rangehen. Klar kann man damit auch scratchen, aber erstens nicht annähernd so professionell wie mit einem Plattenspieler und zweitens nicht mit Traktor light. Warum? Die numarkschen Wheels sind weder case-sensitiv, noch gibt es an der Hardware einen Einschaltknopf für eine Scratch-Funktion. Wir verabschieden uns also imaginär von der kratzenden Hip-Hop-Fraktion und halten fest: Diese Konsole ist eher für Mix-DJs konzipiert. Zur Track-Steuerung stehen ferner Play/Stop, Cue-Stutter/Pause und Set-Cue bereit. Diese Kombination ist für meine Begriffe sehr effizient, beendet den Streifzug über die Bedienoberfläche und leitet zum Praxisteil über.
Softwarebeigabe Traktor LE – Mit dem Trecker durch die Stadt Native-Instruments Traktor LE ist eine DJ-Software mit 2 Abspielsektionen, einem 2-Kanal-Mischer und einigen Zusatzfeatures. Es tritt die Nachfolge von Traktor 3 LE an. Seine Decks stellen die Wellenform der Audiodateien in einer vergrößerten, gerasterten Ausschnittsbetrachtung dar. Um gezielt Stellen im Song anzusteuern, verschafft eine Miniübersicht den nötigen Überblick über die gesamte Welle. Zahlreiche Auskünfte rund um das abgespielte Musikstück komplettieren die Deck-Sektion und erleichtern die Mix-Session. Laufzeiten, BPM, Pitchwerte und ID3-Tags sind aufgrund des kontraststarken Gelbs auch in dunklen Umgebungen sehr gut ablesbar. Cover-Art bietet zusätzliche Orientierungshilfe bei der Auswahl eines Songs. Sobald ein Track ins Deck geladen wurde, berechnet Traktor das Tempo und kann dann über den SYNC-Button mit einem Knopfdruck die Geschwindigkeit zweier Songs angleichen und die Takte übereinanderlegen. Wenn die Analyse nicht mit der tatsächlichen Geschwindigkeit übereinstimmt, kann die Geschwindigkeit manuell per TAP-Button eingetippt werden.
Der kleine Trecker besitzt eine vollständige 2-kanalige Mixer-Nachbildung mit 3-Band-EQ und tischt zusätzlich Killswitches, Key-Correction und einen wohlklingenden bipolaren Kanalfilter auf. Bringt Traktor Pro satte vier Mixer und drei Filter-Emulationen mit, kann LE nur mit jeweils einer Variante aufwarten. Die sollte aber für den Einstieg mehr als ausreichen. Die zentrale Master-Sektion bietet Regler für die Hauptlautstärke, den Kopfhörer-Mix und Kopfhörerlautstärke. Einige elementare Features fielen der Produktsegmentierung zum Opfer. Quantisierung, Snap-Klick, Master-Clock, MIDI-Clock, Recording oder Broadcasting sind nur gegen Aufpreis erhältlich. Auch die Effekt-Sektionen wurden sehr stark beschnitten. Von 21 Traktor-Pro-Effekten stehen insgesamt nur drei, nämlich Delay, Flanger und Reverb zur Verfügung. Außerdem kann immer nur ein Effekt pro Kanal laufen und dieser nur hinsichtlich eines Parameters manipuliert werden. Jede Effektsektion ist einem Kanal fest zugeordnet. Hardwareseitig lässt sie sich sehr gut bedienen – Dry-Wet Anteil und Parameter besitzen getrennte Regler. Ein weiterer Knopf steuert das Filter, der Nächste ist für Finepitch reserviert.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
DelayFlangerReverb
MIDI- und Keyboard¬-Kontrolle des Mix-Programmes unterliegen in der beigelegten Fassung streng vorgegebenen Richtlinien. Die Rekonfiguration durch den Benutzer ist erst ab Traktor Duo möglich. In meinen Augen ist ein eigenes Mapping, vielleicht aufgrund des begrenzten Funktionsumfangs von Traktor LE und der guten Projektion auf die Hardware Stealth-Control aber auch nicht erforderlich.
Ungewöhnlich erscheint zunächst die Implementierung der Killswitches in die Drehregler – wehe dem der gern etwas fester zupackt – aber nach kurzer Zeit ist die Handhabung adaptiert. Aktive Killswitches lösen eine rote Kontrolllampe an der Hardware aus, die anderen „normalen“ Buttons leuchten ebenfalls rot. Die „Kills“ unterdrücken das gesamte Frequenzband, hörbare „Sound-Rückstände“ konnte ich auch bei Nachbarschafts-untauglicher Lautstärke nicht vernehmen.
Die nachfolgende Tabelle liefert die „Messergebnisse“ bezüglich der Regelgenauigkeit der Koalitionspartner:
Hardwareelement
Regelgenauigkeit Traktor LE
Pitch
0,1 – 0,2 Prozent
Fine-Pitch-Poti
0,01 BPM
EQ-Potis
2 %
gain
0,2 DB
Master/ HP-Volume
0,3 DB
Mix
1%
Filter
2-3 Prozent
D/W und FX:
1-2 %
Native-Instruments Mixprogramm hat einen kleinen Schleifenbaukasten an Bord, der handgemachte und automatische beatsynchrone Instant-Loops von 1/32 bis 32 Beats setzen kann. An der Steuereinheit ist kein Taster für den Autoloop angebracht. Manuelle Eingaben werden allerdings am Beatgrid ausgerichtet. So erhält der Anwender, wenn er die IN/OUT-Buttons an der Konsole betätigt eine nahtlose, in der Regel taktgenaue Schleife. Loop- und Beatjuggling oder –moving beherrscht LE nicht und statt der 20 möglichen Cuepunkte des Flagschiffes (199Euro) offeriert „Diät-Traktor“ lediglich ein virtuelles Lesezeichen.
“Mini”-Loopsektion
Traktor Pros Dateimanagement gefällt mir, bis auf die NI-typischen Restriktionen, recht gut. Wie erwartet haben nicht alle Features den Sprung in die abgespeckte Fassung geschafft. Der Browser bietet User generierte Playlisten, eine Explorer-Leiste und iTunes-Support. Ganze Musik-Verzeichnisse oder Traktor-Kollektionen lassen sich im Nu importieren, Consistency-Check hilft beim Aufstöbern versehentlich verschobener Dateien. Ordner und Playlisten können per Drag and Drop auf zwölf Shortcuts verteilt werden. Eine inkrementelle Suchfunktion mit 15 Filtern erleichtert das Auffinden von Songs in besonders großen Musikbibliotheken. Praktischerweise besitzt LE ein Preview- Deck, das durch den Encoder im Zentrum der Hardware eingeschaltet wird. So lässt sich, während zwei Tracks in-the-mix laufen, ein Dritter vorhören. Traktor bietet auch in seiner kleinsten Ausgabe Sortierung nach sämtlichen 28 ID3-Tags, allerdings fehlt die Option diese in der Playlist zu bearbeiten und auch der praktische interne Editor der Vollversion steht nicht zur Verfügung. Schade. Zeit für einen Ausflug in Traktors Third-Party Parallelwelten?
Der Browser von Traktor…
Zwischenbilanz: Traktor LE bietet dem DJ eine praxiserprobte und stabile Arbeitsumgebung, die Basiswerkzeuge für den DJ-Alltag und Auszüge aus Traktors erweiterten Kernkompetenzen mitbringt. Wer mehr Features benötigt, kann jederzeit auf eine umfangreichere Version aufrüsten. Ein Upgrade auf Duo kostet zum momentanen Zeitpunkt (5.11.2009) 69 Euro, das Traktor Pro Upgrade schlägt mit 129 Euro zu Buche. Software Part II – Mach mir mal ein Mixtape, Meister Laptop-DJs können aus einem reichhaltigen Software-Angebot mit unterschiedlichen Schwerpunkten schöpfen, die jedoch häufig eines gemeinsam haben. Sie emulieren fast immer ein klassisches Turntable- oder CD-Set , also zwei Decks und einen Zwei-Kanal-Mixer mit Klangregelung. Diese Basis wird dann mit kreativen Extras, wie Samplern oder Effekten angereichert. Einen anderen Ansatz verfolgt Mixmeister. Die Software arbeitet Timeline-orientiert, wie man es von Sequenzersoftware wie Cubase oder von linearen Schnittprogrammen wie Final Cut Pro kennt. Statt der acht Spuren des Top-Produktes Fusion bietet Fusion Live lediglich zwei, die zu mixenden Tracks werden abwechselnd auf die Spuren verteilt. Dann kann der DJ einen von 12 Übergängen für den überlappenden Bereich der Songs festlegen und den Mix durch Frequenzmanipulation und Effekteinsatz verfeinern.
Der Ablauf gestaltet sich dabei wie folgt: Zunächst werden die für den Mix vorgesehenen Audiodateien über die Importfunktion eingelesen. Das geht recht zügig vonstatten. Ich hatte für einen technoiden Zwei-Stunden-Mix 20 Tracks eingeplant. Die Software analysierte meine Dateien in rund zwei Minuten hinsichtlich ihres Tempos und des Keycodes. Die Songs landen zuerst im Library-Fenster, wo sie anhand von 21 Kriterien sortiert werden können. Ein spezieller Editor gibt Schreibzugriff auf die ID3-Tags. Auch hier hilft eine inkrementelle Suchfunktion beim Auffinden von Musikstücken in großen Datenbeständen.
Keycodes Für den Mixmeister-Ansatz sind die Tags BPM, Key und Keycode von besonderer Bedeutung, denn die Software möchte dem DJ ein wenig Harmonie in den Mix packen und legt daher gleich 12 Key-Codes nach dem Camelot System an. Diese Codes entsprechen von der Anordnung her dem Ziffernblatt einer Uhr. Der Keywert 6 liegt also ganz im Süden, der Wert 12 auf der High-Noon-Position. Benachbarte Codes dürfen miteinander gemixt werden. Das bedeutet, wenn der momentane Track den Key sechs besitzt, sollte der nachfolgenden Song den gleichen Key oder entweder Key 5 oder 7 aufweisen können. Bei einer 12 wären dies dementsprechend 11 oder 1. Zudem unterscheidet das System zwischen Haupt(A)- und Nebenkeys(B). Es existieren also quasi zwei übereinandergelegte Ziffernblätter (A und B). Ein Wechsel unter den Ebenen ist bei identischem Zahlenwert ebenfalls möglich. Dies wäre ein rechnerisch harmonischer Beispielmix nach „Camelot“: 10A–11A-12A-12B-1B-2B-3B-2B-2A.
Laut Mixmeister ergäbe sich aus meinem letzten Online-Einkauf ein Titel-Mix in dieser Abfolge: Datei: mixmeister automated playlist.pdf
Ob das in euren Ohren harmonisch klingt, müsst ihr selbst entscheiden. Wenn der Meister daneben liegt, lässt sich die Tonhöhe eines Tracks manuell um Plusminus 12 Semitöne transponieren.
Key-Transposer gegen Disharmonie
Im wirklichen Leben legt der DJ natürlich seine Song-Zusammenstellung und Reihenfolge persönlich fest. Mixmeister kann hier nur als zusätzliche Informations- und Orientierungshilfe im Sinne der Harmonielehre dienen. Wer allerdings eben schnell mal seine neuen Schätzchen während einer längeren Autofahrt in-the-mix by DJ Mixmeister hören möchte, hat Pech. Der direkte Export in eine gemixte Audiodatei ist den großen Brüdern vorbehalten. Dennoch braucht der Meister in spe die imaginäre Mix-Flinte noch nicht ins Korn zu werfen.
Die Playlist von MM
Die Anordnung der Positionen in der Playlist entspricht der Reihenfolge im Mix und den Positionen in den Mixspuren. Der Meister legt standardmäßig einen taktsynchronen 8 Beats überlappenden Übergang an. Drag and Move, also ein Verschieben der Reihenfolge in der Playlist, hat eine unmittelbare Neuanordnung in der Zeitleiste unter Aktualisierung der Mixparameter zur Folge. Im Playlist-Fenster ist eine Abspielsteuerung integriert. Hier legt der DJ außerdem Übergangseffekte für einzelne Tracks fest. MMFL bietet 12 Variationen, die grundlegenden möchte ich hier anhand kurzer Hörproben vorstellen.
Eine Zwischenbilanz Die BPM-Analyse hat bei meinen 20 Beispiel-Tracks nicht daneben gelegen. Mixmeisters beatsynchrone Übergänge gelangen, wie man den Beispielen entnehmen kann, holperfrei. Was die Reihenfolge der Tracks angeht, driften meine Vorstellung und die der Software auseinander, dennoch möchte ich eines hier festhalten: Zum Cruisen, Loungen oder als Hintergrundbeschallung taugen die aufgezeichneten automatischen Resultate durchaus. Zeit für etwas Finetuning. Mixmeister goes Live.
Pfeffer und Salz Die wichtigste persönliche Note bekommt der Mix durch die Trackauswahl. Das Mixfenster stellt dann ausgewählte Zutaten bereit, um der Komposition etwas mehr Würze zu verleihen. Auf der rechten Seite beugt eine Pegelanzeige Übersteuerungen vor, links präsentiert sich die Klangregelung und eine kleine Abteilung für manuelle und automatische Loops (1,2,4,8 Beats Länge). Im Zentrum liegt das Herz der Software und zeigt die Wellenformen der einzelnen Tracks an. Dort legt der DJ zum Beispiel Ein- und Ausblendzeiten fest. Ebenfalls kann ein manueller Frequenzmix erzeugt oder bestimmte Songpassagen geloopt werden. Effekte werden bei Bedarf einfach per Drag and Drop auf das gewünschte Audiomaterial gezogen. Außerdem kann der DJ die Klangverzerrer auf das Mastersignal wirken lassen. Durch Unterstützung der VST-Schnittstelle kann er sich aus einer fast unerschöpfbaren Quelle freier Plugins bedienen. Mixmeister bietet zudem über die Menüleiste auch Links zu kommerziellen Plugins von Premiumpartnern. Das spart unter Umständen Zeit bei der Suche, kostet aber.
Externe Steuerung mit Stealth Control Besonders viel Spaß kommt auf, wenn die Software über eine MIDI-Einheit wie den Testkandidaten Numark Stealth kontrolliert wird. Play und Cue der rechten Decksektion übernehmen die Abspielsteuerung. Das Dial scannt durch den Track. Das linke Jogwheel scrollt durch die Zeitleiste und der Crossfader zoomt in die Zeitleiste hinein. So behält man mit einem Fadercut oder einer Jogdrehung jederzeit die Kontrolle über den aktuellen Zeitausschnitt oder die gesamte Mixstruktur. Der Button-Encoder browst durch die Library und lädt auf Knopfdruck den nächsten Song ans Ende der Playlist und somit in den Mix. Simultanes Equalizing beider Kanäle ist zwar möglich, macht aber nur während einer Überlappungsphase Sinn. Das ist auch gleich der größte Knackpunkt, warum MMF Live für mich keine Live-DJ Alternative zu den Klassikern darstellt.
Ferner gibt es keine Möglichkeit, VST-Plugins über die Konsolen-Effektsektion anzusprechen. Auch das trägt nicht gerade zum Live-Vergnügen bei. Zwar ist die Steuerung mit Numarks Stealth nicht ganz so komfortabel wie mit der dedizierten Kontrolleinheit Mixmeister Control aus gleichem Hause, aber immerhin deutlich angenehmer und vor allem auch wesentlich effizienter als mit der Maus. Sämtliche hardwareseitigen Reglerbewegungen werden von der Software quasi in Echtzeit aufgezeichnet.
Mixmeister Live ist eher zum on-the-fly Schrauben als für die Offline-Produktion konzipiert. Render, bzw. Exportfunktionen für den fertigen Mix wurden wegrationalisiert. Meiner Meinung nach verzichtet die Software aber damit auch auf eine Kernkompetenz: Das nicht destruktive offline Mixen für die CD-Produktion. Als Live-Mix Software steht MMFL so natürlich in Konkurrenz mit Traktor, DJ-Dex, VDJ und Co. Diese verzichten in den Basisausführungen zum Teil ebenfalls auf Harddisk-Recording, entsprechen aber eindeutig eher dem, was ich persönlich unter Live-DJ-Software verstehe. Mit etwas Geschick und über Umwege lässt sich das Mixsignal dennoch mit einem kostenlosen Programm wie Audacity aufzeichnen oder extern über ein Mischpult abgreifen. Die fertigen Mixe können auf Wunsch über das angeschlossenen Portal beatmix.com gestreamt werden. Fünf Sparten-Kanäle sind zum momentanen Zeitpunkt vorhanden:
All Mixxed Up (eclectic, extreme MixMeistery) BeatConscious (downbeat, trip hop, drum & bass) Jack2it (house) Selector’s Choice (will play anything) Translucent (trance, techno, hard dance)
Mixmeister-Webradio ist nach einer Registrierung kostenlos, alle anfallenden Gebühren werden vom Hersteller übernommen. Als Render-taugliche Alternative bietet sich die kostenlose Applikation „Let´s mix“ des Pacemaker.net Teams an. Auch hier ist Mix- Upload und Webstreaming über das angeschlossene Portal möglich.
Numark liefert mit Stealth einen ausgesprochen kompakten, robusten und zudem sehr einsteigerfreundlichen DJ-Controller aus. Die Steuereinheit ist schwerpunktmäßig für den Einsatz mit Traktor LE konzipiert, lässt sich aber mit jeder MIDI-lernfähigen Software einsetzen. Was die Hardware angeht, gibt es wenig zu beanstanden. Die Bedienelemente sind gut verarbeitet und größtenteils sehr präzise, sämtliche Drehregler sind gummiert und griffig dazu. Einige besitzen zudem eine praktische Button-Funktion. Sämtliche normale Schaltflächen sind beleuchtet, wenn auch etwas klein, und sorgen auch in dunklen Umgebungen für die nötige Übersicht. Die Decksektion mit ihren größeren Transportbuttons und den etwas kleinen, und zudem recht feinfühligen Jogdials, ist als praxistauglich einzustufen. Numarks Kanal-Fader entsprechen mit 50 mm gängigen Mixer-Standards, was für den Pitchslider jedoch etwas zu kurz geraten ist. Außerdem erweist sich das enge Kontroller-Layout im Zentrum als Performance-Bremse, vor allem wenn der DJ dicke Pranken hat.
Was die Inklusiv-Programme angeht, konnte der Workflow zwischen Konsole und dem funktionsreduzierten Traktor LE über weite Strecken überzeugen. Die Kooperation bringt alles mit, was die meisten Laptop-DJs im Alltag benötigen. Lediglich Scratch- und FX Deejays haben das Nachsehen. Hardwareseitiges Scratchen ist nicht vorgesehen, die Loop- und Effektfunktionen sind sehr stark beschnitten und bieten daher nur begrenzten kreativen Spielraum.
Mixmeister Fusion Live ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Statt der klassischen „Deck-Mixer-Deck“-Emulation bietet es einen Timeline-orientierten Ansatz. Auch hier ist das Mapping recht gelungen. Fusion-Live verzichtet zwar auf wichtige Funktionen der Vollversion, für einen ersten Einblick in den Mixmeister-Kosmos ist die mitgelieferte Version dennoch gut geeignet. Im Grunde ist für den schnellen Einstieg alles an Bord. Sämtliche Anschlusskabel und ein 10 Dollar Gutschein des Online-Shops Beatport runden das Paket ab. Für 249 Euro (UVP) ist Numarks schicker Stealth Control ein leistungsfähiger und preislich attraktiver MIDI-Controller, der sich zurecht unter manchem Weihnachtsbaum wiederfinden wird. Viel Spaß damit!
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
Robustes Gehäuse
Sehr kompakt
Solide Verarbeitung
Einsteigerfreundliches Bedienkonzept
Hochwertige gummierte Drehregler
6 Push-Potis + Push-Encoder
Gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Attraktives Softwarepaket
Optionales Netzteil
Contra
Enges Layout im Zentrum
Locker eingebaute Slider
Kurzer Regelweg des Pitchsliders
Kleine und sehr leichtgängige Jogdials
Numark Stealth Control Test
Systemvoraussetzungen Windows: XP (SP2) oder Vista, Pentium III oder Athlon 1 GHz
Mac: OS X 10.4, G4 1.5 GHz oder Intel Core Duo 1.6 GHz
512 MB RAM USB Port
Herstellerlink Numark
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