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Numark NDX-900 Test

Im April 2010 überraschte Numark mit einer neuen CD-Player-Serie namens NDX. Schnurstracks nahmen wir die Burschen unter die Lupe und sie überzeugten in punkto Ausstattung, Handling und einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Das Spitzenmodell NDX-800 bot für knapp 350 Euro Straßenpreis ein 7 Zoll großes Scratchwheel, umfangreiche Effekt- und Loopsektionen, MIDI-Kompatibilität und einen Einschub für USB-Wechseldatenträger. Was mir seinerzeit für den CD-Olymp fehlte, war USB-Playout und HID-Kompatibilität.  

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Eineinhalb Jahre später übernimmt nun der NDX-900 die Führung in der numarkschen Tabletop-Flotte und bringt das ersehnte USB-Audiointerface mit. Sollte der DJ also auf zwei dieser Geräte am Veranstaltungsort treffen, kann er die Crowd mittels Traktor, Torq und Konsorten rocken, ohne sein eigenes Interface zum Gig anschließen zu müssen. Club- und Barbetreiber sind mit dem Erwerb dieser Player gut gerüstet, vor allem dann, wenn ihre Bookings mit unterschiedlichen Medien – hier CDs, Stick oder Laptop – zum Stelldichein erscheinen. Ein lohnenswertes Upgrade, so scheint es. Trotz des neuen Features ist der Preis fast konstant geblieben. Numark schlägt für sein neues Baby gerade mal 20 Tacken auf die 431 Euro UVP des Vorgängermodells auf. Hat man vielleicht woanders gespart?

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DETAILS

Der Terminus Zwillinge trifft bei den Flaggschiffen der numarkschen Tabletop-Flotte wohl ins Schwarze. Denn bis auf den Schriftzug oben links, das leicht abgewandelte Farbkonzept und den zusätzlichen Ausgang am Backpanel, gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Das bedeutet natürlich auch, dass mein heutiger Testkandidat viele Tugenden an den Tag legt, die ich schon beim Achthunderter wertschätzte. Dazu gehört ein anspruchsvolles Design, eine solide Konstruktion mit wackelfrei verbauten Bedienelementen und Buchsen, ein riesiges Jogwheel, beleuchtete Buttons, ein langer Fader und griffige Drehregler. Das Layout ist außerordentlich großzügig bemessen und schützt durch eindeutige Beschriftung und ausreichendem Abstand der Bedienelemente zueinander vor Fehlbedienung – selbst in dunkelsten Kellern und hektischen Situationen. Soviel Komfort fordert natürlich eine gewisse räumliche Ausdehnung ein, daher misst der Testkandidat satte 35 x 31 Zentimeter, womit er fast auf Turntable-Niveau liegt. Sein Gewicht: vier Kilogramm. Damit der neue Besitzer nicht erst zum nächsten Elektrofachhandel laufen muss, sondern sofort nach dem Auspacken losrocken kann, packt Numark sämtliche erforderlichen Anschlusskabel (USB, Strom, Audio) samt gedruckter Bedienungsanleitung mit ins Paket – und legt diesem obendrein noch eine Traktor LE2-CD bei. Fein, fein.

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Anschlüsse
Nun gilt es, ein wenig Platz auf dem DJ-Tisch zu schaffen und den NDX-900 in mein bestehendes Setup einzubinden. Da wir es hier mit einem Audio-CD-Player und einen USB-Controller in Personalunion zu tun haben, befinden sich am Backpanel neben dem obligatorischen Stereo-Cinch-Ausgang, dem Stromanschluss und dem Einschaltknopf vier weitere Schnittstellen. Und zwar: eine USB-Buchse Typ-B zur Verbindung mit dem Rechner und ein Cinch-Paar für den USB-Playout. Der NDX belegt also am Mischpult gleich zwei Line-Eingänge. Ferner wartet eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse auf den Empfang eines Crossfader-Startsignals. Relay-Play ist ebenfalls vorgesehen. Wird der NDX-900 als USB-Interface betrieben, liegt die interne Signalverarbeitung bei 24 Bit.

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Datenträger, Konventionen & Zugriffszeiten
Ob ihr es glaubt oder nicht: Bei den letzten CD-Playern, die ich für Bonedo testen durfte, ist kaum einer dabei gewesen, der mit HFS oder NTFS-Unterstützung dienen konnte. Dabei ist dies ein durchaus wichtiges Kaufargument. Denn in Zeiten digitaler Download-Vertriebe und der voranschreitenden Ablösung der CD durch Festplatten, Sticks und SD-Karten, speichern immer mehr Anwender ihre Musikbibliothek auf externe Datenträger. Doch diese überschreiten seit einigen Jahren die 32 GB-Grenze und die Partitionslimitierung des Dateisystems FAT32 (Windows) – im Handel füllen inzwischen Terrabyte-Harddisks die Lager. Sicher weisen kleinere Flash-Sticks im FAT-Format bei kleineren Speichervolumen einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Journaling-Systemen für große Platten auf. Wer jedoch ohne Rechner spielt und für seine Arbeit auf eine umfangreiche Musikbibliothek zurückgreifen muss, wird die seltene Unterstützung aktueller Dateisysteme seitens des NDX-900 zu schätzen wissen – meine externe 320 GB Windows-Platte und der Mac formatierte 8GB Cruizer liefen jedenfalls ohne Probleme. Schön! Das Einzige, was man Numark vielleicht vorwerfen könnte, wäre die Limitierung auf 8991 Songs pro Disk (in maximal neun Partitionen mit maximal 999 Ordnern) – aber das wollen wir doch nicht wirklich tun, oder? Ich jedenfalls habe gar nicht so viele Tracks, als das es mir was ausmachen könnte.  
Die lokal vorliegenden USB- und MP3-Sticks ließen sich größtenteils ohne Murren einbinden. Bei den Apple-Playern stellte sich jedoch heraus, dass die lokalen iOS-Devices nicht unterstützt werden. Welches Medium auch zum Einsatz kommen mag, der Hersteller empfiehlt Files mit Dateigrößen jenseits der 300 Megabyte nicht zu nutzen, um Performance-Einbrüchen vorzubeugen.  
Der Zugriff des Slot-in Laufwerks auf die CD ist zwar abhängig von Format, Füllmenge und Datenstruktur, aber insgesamt als zügig zu bewerten. Für eine Audio-CD benötigt der Kandidat im Schnitt drei Sekunden, eine vollgestopfte MP3-CD war ähnlich wie der USB-Stick je nach Ordner-Verschachtelung und Partitionierung innerhalb von 10 bis 20 Sekunden startklar. Absolut okay, wie ich finde. Meine Windows-Platte zog knapp 3 Minuten Wartezeit nach sich, was ebenfalls völlig im Rahmen liegt. Hinzuzufügen habe ich noch, dass es um die Kompatibilität zum Dschungel der CD-Rohlinge gut bestellt ist, denn sämtliche von mir verwendeten Scheiben wurden eingelesen – was selbstverständlich keine Garantie ist, dass es mit jedem handelsüblichen Silberling funzt.

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Je nachdem, ob man den Controller mit einer CD oder einem Stick füttert, könnte der Antischockpuffer von großem Interesse sein. Der Hersteller macht hierzu leider keine Angaben, der Schütteltest mit einer Audio-CD im Bauch lässt auf etwa 48 Sekunden schließen. Wer also in der Disziplin Stockcar-DJ-Mixing Kurs auf das Guinness-Buch nehmen möchte, sollte für seine Performance lieber zum Flash-Stick greifen, da sich dieser bei minutenlangen Ackerfahrten wohl als erschütterungsresistenter erweisen wird.  
Für die Titelauswahl zeichnet in beiden Fällen der Track-Encoder verantwortlich. Er browst durch das musikalische Datendickicht und schickt die Auswahl per integriertem Button ins Gefecht. Mein Blick auf die Transportsektion zeigt drei extragroße, bunt beleuchtete Buttons für Cue, Play und Pause. Es folgt ein Tastenhieb auf Play und es dudelt aus den Boxen. Der Wechsel zwischen zwei Musikstücken vom USB-Speicher geschieht außerordentlich flott, bei der CD ziehen ebenfalls nur ein bis zwei Sekunden ins Land. Der nächste Titel kann sowohl unmittelbar bei Drehung des Encoders einstarten oder mittels Next-Track-Funktion in Ruhe ausgewählt und dann mittels Bestätigung abgespielt werden.  
Möchte man nun zwischen den Audioquellen umschalten, muss er den abspielenden Song zunächst pausieren oder auswerfen – während einer laufenden Musikwiedergabe ist ein Wechsel zum Glück nicht möglich. Bedeutet aber auch, dass es ihm nicht möglich ist, auf optische und Flash-Datenträger simultan zuzugreifen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der USB-Playout aber sehr wohl erhalten bleibt, wenn ein Wechsel auf Externa erfolgt. Für den Praxiseinsatz heißt dies, dass ein Gemischtbetrieb zwischen den beteiligten Medien gewährleistet ist und der DJ auf dem einen Kanal einen Wunschtitel einer CD prüfen kann, die er in die Hand gedrückt bekommen hat, während auf dem anderen Kanal gerade ein Traktor-Song abspielt. Jedoch kann er die MIDI-Steuerung logischerweise erst wieder benutzen, wenn er in den MIDI-Modus zurückkehrt.

Wer während eines DJ-Marathons zwischendurch mal sein Set verlassen muss, kann auf Zufallswiedergabe schalten oder mit der PROGAM-Funktion eine Playlist programmieren, was bei einem Dutzend MP3-Tracks keine drei Minuten einfordert. Vorausgesetzt die Dateien sind vernünftig getaggt und die Titelinformationen lassen sich gut am Display ablesen, was zu einer Kernkomponente des NDX überleitet.  
Display
Es gibt Displays, die einem die Arbeit wirklich nicht leicht machen. Das kann ich vom NDX-Bildschirm nun wahrlich nicht behaupten. Titelinformationen, ID3-Tags, Dateinamen, Ordnernamen oder Effekteinstellungen – für alles hat der Screen die passende Antwort. Sie erscheint auf einer doppelzeiligen Punkt-Matrix, die nach zwölf Zeichen zu scrollen beginnt. Ferner zeigt er Laufzeiten (Elapsed, Remain, Total), Tempo und Pitch-Werte sowie Statusinformationen zu Loops und Hotcues an. Auch bei größeren Neigungswinkeln lässt sich das blauweiße LCD gut ablesen. Helligkeit und Kontrast können zwar nicht separat eingestellt werden, was im dunklen Club oder der Bar jedoch kaum Relevanz hat. Und wer bei zenitaler Sonneneinstrahlung einen Open-Air Gig auf dem Nürburgring bestreitet, kann ja vielleicht einen Sichtschutz aufbauen – und natürlich Cola, Sonnencreme und Red Bull Racing-Cap einpacken. Einen Kritikpunkt muss ich an dieser Stelle allerdings anführen: Das Display ist nicht in der Lage, Titelinformationen einer DJ-Software anzuzeigen.

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Jogwheel
In einem neuen Design, das sich augenscheinlich am NDX-400 orientiert, präsentiert sich das große 25-Zentimter-Jogwheel. Es ist von einem milchig-trüben Kranz umgeben, der verschiedene Leuchtprogramme visualisieren kann, wie etwa Laufrichtung, Scratch-Positionen oder Blinken im Takt. In den silberfarbenen Außenring sind kleine Kerben eingelassen, die als Fingerführung dienen. Der Rundlauf des Jogwheels ist akkurat. Seine berührungsempfindliche Oberfläche ist leicht angeraut, sodass der DJ selbst bei schwitzigen Händen prima mit dem Teller zu Werke gehen kann. Es zeigt einen angenehmen Widerstand und kommt auch nach einsatzfreudigeren Backspins in angemessener Zeit zum Stillstand. SEARCH aktiviert die dreistufig skalierbare Hochgeschwindigkeitssuche, bei der eine Umdrehung entweder 15, 30 oder 60 Sekunden entspricht. Im Pausenmodus navigiert das Rad mit 1/75s Auflösung framegenau durch das Audiomaterial.

Links daneben sitzt der Scratch-Button, seines Zeichens Herrscher über fünf innovative Modi: Vinyl entspricht der Handhabe von Schallplatten. FORWARD hingegen spielt nur die Forwardmoves auf dem Master aus. CUE springt mit jeder Tellerberührung an den ersten Cue-Punkt im Musikstück, sodass die gleich Stelle wiederholt gekratzt werden kann. CUE FORWARD ist dann selbsterklärend. BLEEP spielt nach dem Scratching an der originären Position weiter. BLEEP FORWARD spielt auch hier nur die Vorwärtsbewegungen. Das macht sehr viel Laune, zudem das große Jogwheel eine tolle Haptik aufweist und der NDX-900 ein verzögerungsfreies Scratch-Gefühl vermittelt. Das Scratch-Delay kann über die Preferences eingestellt werden.

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Scratch FX Vinyl Scratch Scratch FX Cue Scratch Scratch FX Cue FWD Scratch Scratch FX Bleep Scratch Scratch FX Bleep FWD Scratch

Entgegen landläufiger Gepflogenheiten positioniert Numark die Transportsektion nicht auf der linken Außenseite, sondern direkt unter den Teller. Mir soll es recht sein. Stattdessen wandern zwei Drehregler für Anlauf und Bremsgeschwindigkeit eines Musikstückes auf den Flügel, mit denen sich stufenlose Turntable-FX (Plattenspieler-Simulation) von null bis sechs Sekunden erzielen lassen. Etwas weiter nördlich sitzt der mächtige Bleep/Reverse Schalter, der nach unten gedrückt einen Rückwärtslauf einleitet, welcher in Bleep-Stellung unmittelbar an der Stelle wiedereinsetzt, wo sich der Titel ohne Rückwärtslauf befunden hätte. Was einerseits bedeutet, dass der DJ im Mix mit einem zweiten, beatsynchronen Track nicht aus dem Takt gerät. Andererseits lassen sich auf diese Art jugendgefährdende Textpassagen überspringen. So kann man selbst auf Tante Herthas 50. Geburtstag mal ne raue Hip-Hop-Scheibe auflegen.

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Audio Samples
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Reverse Bleep Start & Stop
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PRAXIS

Beatmatching
In manchen musikalischen Genres gehört das einwandfreie manuelle Beatmatching zu den Grundfertigkeiten eines Deejays. Mancher Artist verlässt sich beim Angleichen der Songs ausschließlich auf das Gehör, ein Anderer schaut erst einmal auf den Beatcounter, pitcht sich auf einen identischen Wert ran und legt danach die Takte zu Fuß übereinander. Welchen Weg man auch wählt, der Pitchfader spielt hier eine entscheidende Rolle. Er muss in der Lage sein, das Tempo der Songs bis auf die zwei Nachkommastellen genau abzugleichen, damit sie nicht irgendwann aus dem Ruder laufen. Numark verbaut einen weichen und sehr präzisen Flachbahnregler mit 100 Millimetern Länge, der diese Aufgabe hervorragend bewältigt. Er ist abschaltbar, lässt sich mit plusminus 6,12, 25 und 100 Prozent betreiben und leuchtet an der Nullstellung auf, statt einzuschnappen. Er legt in den unteren drei Stufen eine Regelgenauigkeit von 0,1 Prozent/BPM an den Tag. Bei 100 Prozent schafft er sehr respektable 0,3 Prozent/BPM. Sind die Titel temposynchron, schubst man sie mit den beiden Pitchbend-Tastern in den Takt, die direkt unter dem Fader sitzen. Plus erhöht das Tempo beim Festhalten auf maximal 16 Prozent, Minus bremst in gleichem Maße, wobei die Beschleunigung größer wird.

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Die nächste Größe beim Beatmatching ist der Beatcounter. Er muss das Tempo nicht nur schnell (hier 2-3 Sekunden) und exakt analysieren, sondern sollte während der Laufzeit auch nicht zu großen Schwankungen unterliegen. Bei konstanten Songstrukturen (Takt, Tempo) gibt sich der Numark-Counter in dieser Disziplin keine Blöße. Anders ist es, wenn die Geschwindigkeit variiert oder komplex verschachtelte Rhythmen ins Spiel kommen. In diesem Fall hilft der Tap-Button kompetent weiter, denn er ermittelt den durchschnittlichen BPM-Wert der manuell eingeklopften Takte.  
Schieben und schubsen, bremsen und pitchen – vor unangenehmen Tonhöhenänderungen wären Schallplattenspieler hier nicht gefeit. NDX-Nutzer schon, denn während dieser Vorgänge schützt sie der Keylock optional. Er friert die Tonart beim aktuellen Tempo ein und aktiviert einen Timestretching-Algorithmus, der in den Zwischenräumen interpoliert. Soweit die Theorie. Inwieweit das ohne Artefakte funktioniert, ist natürlich eine andere Sache. Je nach Basismaterial schafft unser Kandidat etwa drei bis fünf Prozent. Für einen Vocal-Housetrack von 120 BPM könnte der nachfolgende Titel demnach eine Geschwindigkeit zwischen 115 und 125 BPM haben, was ein halbwegs ordentlicher Arbeitsbereich ist. Falls der DJ absichtlich in eine andere Tonart vordringen möchte, etwa weil er die Harmonic-Mixing Technik propagiert (Feature hier), transponiert Key-Transpose die Tonhöhe des aktuellen Songs, wobei das Tempo unangetastet bleibt.

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Pitchbends am Jogwheel Keylock-Master Pitch plus 10 Prozent bis 1 Prozent Pitch minus 1 Prozent bis 10 Prozent Transpose down Transpose up

Cues, Loops und Samples
Der Schleifenbaukasten offeriert maximal zwei nahtlose Loops, die mit den obligatorischen Tasten IN und Out definiert werden. Um sie zu deaktivieren, wird OUT ein weiteres Mal betätigt, RELOOP holt die Schleifen zurück, egal, an welcher Songposition sich der Laser gerade befindet. Mit der Taste Reloop lässt sich bei mehrfacher Betätigung ein Stottereffekt erzielen, IN halbiert die Loop-Länge. Die geschilderten Vorgänge gelten auch für die zweite Reihe (Tasten 1,2,3), sofern sie ebenfalls im Loop-Modus operiert. Sehr gelungen ist in meinen Augen auch die Umsetzung des Loopdividers. Numark verwendet einen federnden Kippschalter, mit dem das Halbieren und Verdoppeln der Schleifenlängen (1/8 bis 16 Beats) eine wahre Freude ist. Ferner kann der DJ die zweite Horizontale in den Hotcue- oder Samplemode versetzen. Loops oder Samples (maximal fünf Sekunden Laufzeit) werden mittels REC aufgezeichnet und sind nur temporär im RAM gespeichert – steht also bei einem Wechsel der Modi nicht mehr zur Verfügung. Allerdings können die Cue-Daten auf Wunsch mit der Store-Funktion in das nichtflüchtige Langzeitgedächtnis transportiert, durchnummeriert und per RECALL reaktiviert werden.

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Loop Cut

Effekte
Effekte sind das Salz in der elektronischen Remix-Suppe. Welcher Dub-, Hiphop-, House-, Techno- oder Mashup-DJ bedient sich nicht gern mal einer Filterfahrt, eines Echos oder eines Pan-Effektes. Der NDX-900 bringt eine ausgeklügelte Steuerung für seine sechs Tempo-synchronisierbaren DSP-Effekte mit. Zum Repertoire gehören Filter, Echo, Chop, Pan, Flanger und Phaser. Ganz anders als die meisten DJ-MIDI-Controller (Drehknopf) setzt Numark auf einen zugegebenermaßen etwas kleinen, aber charakterstarken Dry/Wet-Fader, der das Mischungsverhältnis zwischen Original- und Effektsignal zielstrebig abstimmt. Ein weiterer Kippschalter mit der Aufschrift FX-Select entscheidet, welcher der Klangverformer auf den Tanzflur prasseln darf.  
Parameters dirigiert das Timing. Dreht der DJ am Encoder, kann er die Modulationszeit frei einstellen, drückt er ihn nieder, kann er eine beatsynchrone Taktung auswählen, die je nach Typus gestaltet ist. Beim Flanger erstreckt sich das Intervall von 1/32 bis 16/1, das Echo hingegen startet bei 1/1 und reicht bis 1/64. Die Synchronisation kann bei Schwankungen des Beatcounters schon mal für Millisekunden ins Stolpern kommen, was auf einer Party zur fortgeschrittenen Stunde aber lediglich dem geschulten Ohr auffallen dürfte. Solltet ihr den NDX unvorbereitet bei einem der nächsten Gigs antreffen, nur keine Panik – die Effekte sind absolut Dancefloor-tauglich konzipiert. Schade ist vielleicht, dass sie sich nicht optional per Jogwheel tweaken lassen. Nachstehend ein paar Klangauszüge.

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FX Phaser FX Flanger FX Echo FX Filter FX Chop FX Pan

MIDI-Modus
Numarks NDX-900 spricht fließend MIDI und kann daher jede lernfähige DJ-Software fernsteuern. Da sich Numark mit Native Instruments auf eine Traktor LE-Lizenz geeinigt hat, die nun zum Lieferumfang gehört, gebührt diesem Bundle auch der heutige Testlauf. Nachdem die Audio-Treiber und die Software aufgespielt und aktiviert wurden, geht die Einrichtung ziemlich schnell vonstatten. Einfach den traktorschen Setup-Wizard bemühen und die externe Kontrolle an den Numark NDX 900 mitsamt Traktor Single- oder Dual-Deck Konfiguration gemäß der Bilderfolge übergeben. Danach ist das gewünschte Audiorouting einzustellen. Traktor LE 2 offeriert zwei Decks samt virtuellem Mischpult mit Dreiband-EQ sowie Auto-BPM, -Grid, -Sync und einen Auszug aus den Kreativabteilungen. Was fehlt sind die Sampleplayer, Waveform-Zooms und die neuen Farbvariationen des Frequenzspektrums. Ferner verzichtet die LE-Edition auf den Loop- und Session- Recorder sowie die Master-Clock und MIDI-Synchronisation.

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Ich habe den Testlauf auf einem MacBook von 2009 mit 4 GB RAM durchgeführt und einen Buffer von 256 Samples ausgewählt, was eine Gesamtlatenz von etwa sechs Millisekunden bedeutet und tadellos funktionierte (5,3 ms Verarbeitung – 1,4 ms Ausgabe). Alle wesentlichen Software-Funktionen, wie Navigation, Abspielsteuerung, Pitch, Bend, Synchronisation, Kombi-Filter oder Key-Correction ließen sich bequem via NDX bedienen. Das Jogwheel ist gut eingestellt und punktet mit zweckdienlichen Scratch-, Nudge-, Search- und Fastsearch-Möglichkeiten. Der DJ arbeitet im MIDI-Modus mit den Berliner Kreativabteilungen – die des NDX sind in dieser Betriebsart nicht verfügbar. Traktors Schleifenbaukasten kann auf manuelle Loops und automatische Pendants von acht, vier oder zwei Takten Länge zurückgreifen. Der Hebel unter dem Display dient analog als Loop-Cutter. Die Steuerung der drei implementierten Solo-FX in den fest zugeordneten Units unter Traktor LE funktioniert, wie man es erwartet. Je ein FX pro Deck kann in einem Parameter samt Mischungsanteil dirigiert werden. Für umfassendere Manöver stellt Native Instruments ein Mapping für Traktor Pro bereit.  
Zwar lassen sich grundsätzlich auch zwei Track-Decks mit einem Controller über Fokus-Selektion bedienen, allerdings hätte mir an dieser Stelle ein hardwareseitiger Shift-Layer, der einen komplett neuen Befehlssatz zur Verfügung stellt, besser gefallen. Auch dann wäre der Dual-Deck-Betrieb nur vernünftig einzusetzen, wenn ein zweites Interface an den Mischer angeschlossen wird, damit nicht beide Decks simultan auf dem Master ausgegeben werden. In der Praxis würde man daher eher zu einem zweiten NDX-900 oder einer mehrkanaligen Audiolösung greifen.  
Während der Traktor-Performance zeigt der Screen lediglich den Song-Fortschritt sowie den Loop, Cue und Abspielstatus an. Er blendet weder Titelinfos noch Laufzeiten, Pitch oder BPM ein. Das ist wirklich schade, denn es wäre doch toll, in der Traktor-Playlist zu browsen und sich die BPM, Pitch und Tag-Infos anzeigen zu lassen, ohne den Blick zum PC richten zu müssen. Meist muss der Kunde für einen HID-fähigen Screen aber deutlich tiefer in die Tasche greifen (Beispiel: Pioneer CDJ-900 UVP 1399, Denon S3700 UVP 1049).

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FAZIT

Numarks NDX-900 ist ein CD-Multiformat-Tabletop für Einsteiger, Semiprofis und Spezialisten. Design, Verarbeitung und das großzügige Layout geben nicht annähernd Anlass zur Kritik. Das mächtige Jogwheel liegt gut in der Hand und ist mit fünf innovativen Scratchmodi ausgestattet. Die Gesamtperformance ist prima, der Workflow fließend. NDX-900 akzeptiert optische Datenträger, USB-Sticks, Massenspeicher-kompatible MP3-Player und Festplatten. Sogar NTFS- und HSF-Dateisysteme werden eingebunden, was äußerst selten für diesen Produkttyp ist. Der Kandidat hat eine ansprechende Kreativabteilung mit Schleifenbaukasten, Loopcutter, 3-Bank-Sampler, Hotcues und temposynchronisierbarer Effektabteilung an Bord. Im Handumdrehen können so spontane Remix-Einlagen bewältigt werden. Ein weiteres Highlight ist das neu hinzugekommene USB-Interface, das sich nicht nur unter Traktor und Konsorten einsetzen lässt, sondern auch einen Gemischtbetrieb zwischen CD/Stick und Software sicherstellt – allerdings ohne HID-Unterstützung.  
Der Numark NDX-900 ist ein Tabletop für alle Fälle. Ganz gleich, ob er in einer mobilen Disco, einem Club, einer Bar oder im Hobbykeller steht. Ganz gleich ob der Deejay mit Stick, CD oder Laptop im Gepäck aufläuft. Knapp 400 Euro Street sind unter diesem Aspekt fast schon ein Kampfpreis – dem Endkunden wird’s recht sein.

Pro
  • Vollwertiger MIDI-Controller
  • USB Audio-Interface
  • Unterstützt HFS und NTFS (!)
  • Ergonomischer Aufbau mit viel Raum
  • Großes Scratch-taugliches Jogwheel
  • Fünf unterschiedliche Scratch-Modi
  • Gute Verarbeitung
  • Intuitive Effekt- und Loop-Sektionen
  • Große beleuchtete Tasten
  • Langer & präziser Pitchfader
Contra
  • Display zeigt keine Titelinformationen der DJ-Software an
  • Kein Shift-Layer für einen zweiten MIDI-Kanal
  • Physikalischer Jog-Widerstand nicht einstellbar
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