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Neumann MT 48 Test

Erst vor einem Jahr übernahm Neumann das Schweizer Unternehmen Merging Technologies und schon steht das erste gemeinsame Produkt im Laden. Ganz neu ist es zwar nicht, denn es handelt sich im Prinzip „nur“ um den umgetopften Merging Technologies Anubis – mit neuem Namen Neumann MT 48, erweiterter Konnektivität und edlem champagnerfarbenem Gewand. 

Neumann MT 48 Test
Schick und verdammt gut: Neumann MT 48

So einfach ist die Geschichte dann aber doch nicht. In der Tat lief es folgendermaßen: Neumann strebte ein Interface an und hatte sich dahingehend schon vor Jahren auf dem Markt umgesehen – was dann ursprünglich als Kooperation begann, mündete im Laufe der zweijährigen Entwicklungsphase in einer Fusion mit dem Mutterkonzern, der Sennheiser Group. 

M&A mit der Sennheiser Group

Kein unbekannter Vorgang – holte sich Sennheiser 2005 bereits Klein und Hummel und in den 90ern dann Neumann. Die Consumer-Sparte, mit Soundbars, Kopfhörern usw. hat Sennheiser bereits letztes Jahr an den Schweizer Hörgerätehersteller Sonova in Lizenz verkauft. Die Marschrichtung lautet damit klar: Pro Audio, jetzt erst recht!

Merging_Technologies_Anubis_Review_Test Bild
Der Anubis von Merging Technologies – fast identisch, nur in den Details anders!

Mit „Powered by Merging Technologies“ schließt das Neumann MT 48 Interface die Lücke zwischen Neumann Mics und Neumann Speakern. Schön auch: das MT im Produktnamen setzt seiner ursprünglichen Herkunft ein Zeichen – so wie das Kürzel KH an den Neumann-Speakern, das an Klein und Hummel erinnert.

Fun Fact: Als Neumann „unbekannt“ war und noch von Telefunken vertrieben wurde, waren die Mikros für den Export aus ähnlichen Gründen nicht mit einem Neumann-, sondern mit einem Telefunken-Logo versehen. 

Neumann bald Systemhaus?

Der Zukauf beinhaltet aber nicht nur ein USB-Audiointerface, sondern bringt gleich sämtliche Lösungen von Merging Technolgies mit. Darunter auch das Mastering-System Pyramix für Klassikaufnahmen und Bearbeitung. Die Entwicklung bleibt weiterhin in der Schweiz und die Produkte werden unter der Marke Merging Technologies weitergeführt. 

Der betriebswirtschaftliche Teil geht auch zu Neumann, die mit ihren AES67 Speakern bereits in den Startlöchern stehen. Mit Merging hat sich Neumann/Sennheiser jedenfalls absolute Expertise ins AoIP-Boot geholt: Aus Rundfunk und noch mehr aus Klassikaufnahmen ist Ravenna als AoIP-Protokoll nicht mehr wegzudenken – sozusagen die Open-Source-Variante zu Dante. Beide Formate sind übrigens vollständig AES67-kompatibel.

Checkliste zum Kauf von Neumann MT 48

  • USB-C Interface mit ADAT & AES67 

  • State-of-the-Art AD/DA Wandlung mit 
zwei hochwertig-neutrale Preamps
  • hervorragende Verarbeitungsqualität zwei hochwertige HP-Amps mit Crossfeed
  • umfangreiches Monitoring: vier Mixer mit EQs, Dynamics & Send-Reverb 

DETAILS

USB: 32 Ins und 16 Outs

Beim Neumann MT 48 handelt es sich um ein USB-Audiointerface mit 32 Ins und 16 Outs. Es unterstützt Auflösungen bis 192 kHz 32 Bit und bringt zwei äußerst hochwertige Preamps mit. DSD/DXD gibt es hier nicht, das bleibt dem Anubis SPS Premium vorbehalten, der wiederum keinen USB-Anschluss hat. 

Neumann MT 48 Anschlüsse
Vier Mono-Ins, vier Stereo-Outs inkl. zwei HP-Amps, ADAT I/O, AES67, GPIO/MIDI und USB-C – alles dabei!

Das MT 48 bietet vier analoge Stereo-Ausgänge sowie vier analoge Mono-Eingänge mit reichlich Vorverstärkungsoptionen. Hinzu kommt ein TOSLink I/O für ADAT oder SPDIF, der RJ45-Ethernet-Anschluss für AoIP mit Ravenna/AES67. Aktuell ist dieser nur zur Erweiterung gedacht, direkte Verbindungen mit dem Computer sind (noch) nicht ohne weiteres möglich.

Power-House

Strom gibt es entweder per PoE oder über den zweiten USB-C Anschluss in Verbindung mit dem mitgelieferten USB-C 12-Volt-Netzteil – oder auch über jedes andere, halbwegs aktuelle Apple-Laptop-Ladegerät.

Netzteilloser Betrieb über USB-Bus-Powering wird nicht unterstützt, auch nicht, wenn man beide Ports mit dem Computer verbindet. Der Power-Schalter ist außerdem ein wenig versteckt, dennoch nicht 100% gegen versehentliches Ausschalten gesichert.

Neumann MT 48 AES67 und USB-C
ADAT und USB sind gern gesehene Ergänzungen, die das Handling des MT 48 deutlich einfacher machen als beim Anubis.

MT 48: acht analoge Outs

Die analogen Ausgänge teilen sich am Neumann MT48 wie folgt auf: einmal Stereo-Out auf XLR, einmal Stereo-Out auf TRS und zwei vollständig unabhängige Kopfhörerausgänge mit erstklassigen Amps und Crossfeed. Jeder I/O ist mit eigenen Wandlern ausgestattet und muss sich nichts teilen.

MT48 Analog: viermal mit 66 und 78 dB Gain

Zweimal Line/Instrument als große Klinke auf der Stirnseite und zweimal Mic/Line als XLR/TRS-Combos mit Verriegelung auf der Rückseite. Das sieht nach zwei Preamps aus, oder?

Tatsächlich handelt sich aber um vier unabhänige Eingangskanäle mit eigenen Wandlern und Preamps. Sogar die frontseitigen Inputs verfügen über Preamps mit bis zu 66 dB Gain, Low Cut (40/60/80 Hz), Cut (Stummschaltung ) und Phasendrehung.

Die „richtigen“ Mic-Preamps in Input 1/2 bringen zusätzlich Phantompower, ein zweistufiges Pad (0, -12, -24 dB) und stattliche +78 dB Gain mit, können aber auch Line mit bis zu 66 dB Gain verdauen. Ein weiterer Unterschied ist die Impedanz, die in den Combos 10 kΩ und in den Front-Ins 1 MΩ unsymmetrisch bzw. 2 MΩ symmetrisch beträgt. Dennoch: Vorne kann man so auch mal ‘n SM7B reinstecken! 

Neumann MT 48 Preamp Settings
Der Bildschirminhalt der Preamp-Sektion.

Bemerkenswert ist außerdem der Aufbau mit zwei A/D-Wandlern pro Kanal, die unterschiedliche Gain-Bereiche übernehmen. Ferner wurde die Boost-Option aus dem Anubis hier anders umgesetzt, sodass diese nun grundsätzlich aktiv ist und über das -12dB-Pad abgeschaltet werden kann. Erst mit dem -24-dB-Setting kommt dann das „richtige Pad“ hinzu. Damit erreicht das MT 48 ein besseres Rauschverhalten in der Praxis.

Zahlenfetisch

Die „großen Mic-Pres“ des MT48 haben somit einem Dynamikumfang von 136 dB(A). Das Eigenrauschen ist mit -128 dBu(A) EIN bewertet, der THD+N für Preamp und AD-Wandlung beträgt unter -110 dB (0,0003%). 

Der Line-In liegt mit 138,5 dB(A) Dynamik darüber, sein THD+N mit unter -105 dB (0,0006%) indes minimal darunter. So oder so: Das alles sind Traumwerte – kein Wunder, dass Merging-Preamps bei puristischen Klassikaufnahmen dermaßen geschätzt werden!

Vier fette DSP-Mixer

Zusätzlich gibt es On-Board-Effekte mit 4-Band EQ, Compressor/Gate/Limiter und einem Reverb-Send – faktisch latenzfrei. Die Lautstärkeregelung erfolgt unter Zuhilfenahme vier interner Monitor-Mixer. Einen Direct-Mode zur Umgehung dieser gibt es ebenfalls, bearbeitetes sowie unbearbeitetes Signal kann man außerdem gleichzeitig aufnehmen. 

Gruppen, Stereo-Link, Colors, Strips ein- und ausblenden – alles erlaubt. Sämtliche Einstellungen sind am Gerät mit dem hochauflösenden Touch-Screen gut zu bewerkstelligen, wobei es übersichtlich bleibt. Ein kleiner Sprung vom Anubis, welchen ich an einigen Ecken schon auch etwas umständlich empfand.

Der 4-Band-EQ im MT 48.

Das bedeutet hier teilweise auch „weniger Freiheiten“ – von Einschränkungen kann man aber dennoch nicht sprechen: Je ein Mixer pro analogem Stereo-Out reicht, um vier Künstler getrennt, aber trotzdem gleichzeitig aufzunehmen – dabei helfen vier unabhängige Monitor-Mixe und vier individuelle Inputs. 

Man könnte eine kleine Band sogar vollständig am Gerät mischen, wenn man es darauf ankommen lässt. Die Mixer sind gut bedienbar und mit dem großen Encoder bei Bedarf sehr präzise regelbar, beispielsweise Gain und Mix-Volume.

Fotostrecke: 3 Bilder Compressor

Avocet“ zu mitnehmen

Außerdem gibt es große Gummitaster zur direkten Auswahl von Mix 1 bis 4 bzw. zur Anwahl der Stereo-Outs 1 bis 4, die man dann komfortabel mit dem großen Encoder im Pegel regelt. Ein Menu-Button sowie Mute- und Talk-Taster bekommt man auch, selbstverständlich realisiert die Software dabei unterschiedlichste Talk-Szenarien. Ein kleines Talkback-Mic ist ebenfalls eingebaut – das kleine Loch zwischen Menü- und A-Speaker-Taster verrät es.

Neumann MT 48 Encoder und Display
Die Kombination auf Touch-Bedienung und präzisen Encoder funktioniert wunderbar!

Der MT 48 fungiert damit nicht nur als seriöser Monitor-Controller sondern auch als dicke Breakout-Box. Im Zweifelsfall nur mit Ethernet und über größere Strecken verbunden. Remote lassen sich auch alle Funktionen regeln – auch die vieler MT 48 gleichzeitig. Und wer mag, kann sogar wireless über das iPad bedienen. Dazu muss das MT 48 allerdings direkt mit dem Netzwerk verbunden sein.

Neumann MT 48 Content
Maßanzug: Das Soft-Case gehört dazu!

Und das alles erreicht der MT 48 bei schlanken 1,6 kg und Maßen von 370 x 100 x 170 mm. Ein robustes Softcase-Etui gibt es dazu. Reisende Musiker, die öfter im Hotel aufnehmen, finden m. E. nach aktuell kein dickeres Paket auf kleinen Raum – mit zwei hochwertigen Kopfhörer-Outs schon gar nicht. 

Eine weitere, nette Idee von Neumann sind die fetten TRS auf MIDI-Adapter, die direkt aktiv sind, sobald man sie in den GPIO steckt. Alternativ passt hier auch ein Fußschalter rein oder die Relais-Fernsteuerung von Studio-Red-Light dran. Schade nur, dass die Adapter optional sind.

Ferner gibt es einen Lüfter, der allerdings mehr als Sicherheit-Maßnahme für Extrem-Situationen wie Bühnen zu verstehen ist und im Low-Setting nicht zu hören ist. Heiß wird das Gehäuse dennoch ordentlich! Gut zu wissen: Stop on Talk als Option für den Lüfter gibt es ebenfalls.

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PRAXIS

Neumann MT48 Handling

Das Neumann MT48 macht eine tolle Figur: flach, leicht angewinkelt, große Buttons, hochwertiges Display, Touch-Bedienung und für das Feingefühl ist immer der große Encoder zur Stelle. Grundsätzlich verbindet sich das MT48 Class-Compliant und funktioniert auch mit dem iPad und iPhone.

Mit spezifischen Treibern verbessert sich die Low-Latency aber nochmal (ca. – 2.3ms) und der Zugang zu den FW-Updates und dem Mixer im Browser wird frei. Die Remote Control App gleicht dem Bildschirm des MT 48 optisch, nur dass sie eben viel größer ist. 

Fotostrecke: 5 Bilder Effektiv und flink!
Fotostrecke: 3 Bilder Die Kanalzuweisung ist simpel und bietet verschiedene Optionen.

Unkomplizierter dank USB

Das war mit dem Anubis und dem exklusiven AoIP-Konzept nicht ganz so einfach. Stichwort Aneman für das Management der „Networked Audio Devices“. Hier hingegen heißt es anstecken und los! Da hat Neumann guten Einfluss gehabt – die Zielgruppe anspruchsvoller Musiker ohne IT-Studium wird es danken, genau wie diese ein simple ADAT-Erweiterung schätzen werden. Ich persönlich hätte AES besser gefunden, aber nun gut.

Mit dem MT48 hat man meines Erachtens dennoch aktuell die beste Wahl: USB oder AoIP, oder bald auch einfach beides! Der Netzwerkanschluss bietet sich aktuell zum einfachen Kaskadieren an, was als Peering bezeichnet wird und exklusive Vorteile für Merging und Neumann Produkte bietet: einfach zwei MT 48 per Netzwerkkabel verbinden und los geht es! Selbstverständlich können auch Mergings HAPI und HORUS angeschlossen werden, Computerverbindung mit VAD sind indes ohne weiteres noch nicht möglich. 

Neumann MT 48 Test
Kompakt und dennoch umfangreich: MT 48 von Neumann, Powered by Merging Technologies.

Der MT48 dient somit nicht nur als eleganter Netzwerkzugang via USB oder als High-End-Break-Out-Box am Künstler, sondern auch als netzwerkfähiger Monitor-Controller. Mittels Switch können so auch reichlich Neuman-AES67-Lautsprecher immersiv eingebunden werden. Der Anubis hielt dafür verschiedene Bedienoberflächen, sogenannte Missions, bereit. 

Der Neumann kennt allerdings aktuell nur die optimierte Version der Stereo-Music-Mission. Farben sind ruhiger, das Layout organisierter, die Funktionen sortierter bzw. weniger umständlich – siehe Boost/Pad.

Ob eine Art Monitoring-Mission für das MT48 kommt oder ob die Music-Mission immersiv wird, das ist ungewiss. Somit bleibt es spannend, wie sich das Netzwerk-Speaker-Konzept von Neumann entwickelt. Sonarworks Profile unterstützt er hier jedenfalls – im Gegensatz zum Anubis – nicht. 

Fotostrecke: 14 Bilder 7,8 ms mit CC-Treiber bei 32 Samples / 44,1

Speaker, Speaker an der Wand

Mit Hinblick auf Neumanns eigenes Speaker-Management mit Kalibrierung, dem „Automatic Monitor Alignment MA 1“, dürfte das nicht weiter überraschen – die Multichannel-Variante dürfte dann aber auch gern bald kommen – sowie Laufzeitausgleich, Bass-Management und Crossover-Funktionalität im Interface. Aber hey, die Nerds kaufen eh den Anubis, oder?

Man bedenke: Mit Ravenna sind grundsätzlich bis zu 256 Kanäle möglich! Und somit können wir uns wohl sehr bald an ein Bild gewöhnen, das unseren Laptop zusammen mit dem MT 48 via USB verbunden zeigt und bei dem das komplette 7.1.4-System nur über ein einziges Netzwerkkabel an den Subwoofer/Switch angebunden ist.

Schön wären für das MT 48 auch die optionalen Plugins für den Monitoring-Mixer, die Merging gerade beim Anubis einführt – Blackhole als Reverb beispielsweise oder noch besser: Auto-Tune! Die einfachste Anubis Variante, und zwar die mit nur einem RJ-45, wird übrigens eingestellt, sodass es künftig nur noch die Anubis SPS Variante mit zwei Buchsen gibt, da im Broadcast-Bereich ohnehin immer Redundanz gefordert ist. Außerdem spart man sich den Switch. Und den SPS gibt es dann noch mit und ohne DSD/DXD Support (Premium).

Einziger Kritikpunkt: Das Display lagged bei der Bedienung hin und wieder ein wenig. Es ist nicht wirklich schlimm, aber mit iPad und iPhone ist es eben nicht vergleichbar. Das Webinterface hingegen ist total flink, und auch der Monitor-Mix selbst ruckelt überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: Mit den richtigen Filter-Settings im Wandler erreicht man hier nahezu analoges Feeling ohne „gefühlte Latenz“ beim Monitoring. Viele Interfaces behaupten das zwar auch über ihr digitales Direct-Monitoring, nur stimmt das in den wenigsten Fällen so wie hier. Anspruchsvolle Künstler werden es dem MT 48 mit tighten Grooves danken! 

Filter DAC MT 48
Die Filter-Settings der DAs haben keinen unerheblichen Einfluss auf die Latenz und Smoothness. Und wo kann man das denn schon mal umstellen ?

Klang des MT48: präzise, weich & edel

Das Neumann MT 48 klingt wie der Anubis: Die Preamps und A/Ds sind eine Einheit und als solche äußerst fein aufgelöst, mit absolut authentischen Mitten sowie einem sehr tiefen Klang, der aber kein bisschen aufgesetzt wirkt. Selbst die High-Gain-Beispiele auf den dünnsten Saiten offenbaren tiefsten Druck.

Im Höhenbereich zeigt sich ebenfalls eine tolle Präzision, die beeindruckend detailliert und natürlich offen ist, aber dennoch nicht aufgesetzt wirkt, und schon gar nicht betont bzw. spitz/hart wirkt. Im Gegenteil der Klang ist immer seidig, fein, weich und sehr edel.

Was wir hören sind tatsächlich nur die Charaktere der Mics, die schon teils auch ordentlich rauschen – aber wann zieht man ein SM57 bitte schon mal 74 dB Gain ?! Ich bin jedenfalls beeindruckt, so präzise hat mein SM57 bisher nicht gezeichnet.

Audio Samples
0:00
Strumming – Stereo Strumming – SM57 53dB Gain Strumming – UT FET47 39dB Gain Picking – Stereo +20dB Picking – SM57 73dB Gain Picking – UT FET47 59dB Gain Strumming II – Stereo XY Strumming II – X Gefell MV692/M94 Strumming II – Y Gefell MV692/M94

Im D/A-Bereich sind für mich die Merging Wandler einfach Referenz – egal welche Musikrichtung man hört: der Wandler fällt immer durch seine Transparenz positiv auf und liefert jede Menge Details, wird dabei aber nie überanalytisch, zu fokussiert oder überkritisch. Er “passt” einfach immer.

Meine Apogee Symphony mk2 beispielsweise löst ähnlich sauber auf, hat aber immer den dicken Ami-Bass – was meiner Musik durchweg gut tut, bei filigraner Geschichten aber im Vergleich auch etwas “prollig” wirken kann. Das Neumann MT 48 ist somit wieder der perfekte Mittelweg: nie zu viel, aber auch nie zu wenig.

Was denn sonst?

Schauen wir uns doch mal die „Alternativen“ an: 

Apogee Symphony Desktop – top Wandler, keine Frage! Die Preamps sind ebenfalls sehr gut. Die Verarbeitung ist allerdings nicht so kompromisslos wie beim MT 48. ADAT haben beide – allerdings gibt es bei Apogee jeweils nur ein Stereo-Out und -In sowie auch nur einen HP-Amp.

Für 500 Euro mehr gibt es hier beim MT 48 schon auch das Doppelte: zwei Stereo-Outs, vier Mono-Ins und vor allem ZWEI richtig geile HP-Amps. Ach ja, und eine Erweiterung mit AES67 gibt es am Apogee ebenfalls nicht, genauso wenig wie MIDI.

Prism Lyra 2 –  Prism ist auch sehr geil. Das Lyra 2 ist anschlussmäßig sogar in etwa vergleichbar, hat aber auch nur ein HP-Out und ist dabei 700 Euro teurer! Und es gibt es kein fettes Display, kein ergonomisches Desktop-Design, kein AES67, kein MIDI …

Neve 88M – Fette Preamps mit Colour dank Übertrager – richtig gut! Aber: sehr einfaches Monitoring, keine Effekte, kein Mixer, kein MIDI, kein Display, kein zweiter HP-Amp und auch leider keine Übertrager im Ausgang. Das Neve 88M ist für mich eher sehr guter Charakter-Preamp mit einfachem USB-Interface. Es kostet aber auch 800 Euro weniger als das MT 48. Wer nur solo unterwegs ist, fährt damit schon richtig gut!

Neumann MT 48 MIDI Outs
MIDI gibt es bei Neumann mit dicken GPIO/TRS Adaptern!
Neumann MT 48 TestApogee Symphony DesktopPrism Lyra 2 Neve 88M
Analoge I/OS4-In/4-Out2-In/2-Out4-In/4-Out2-In/2-Out
Kopfhörer-Ausgänge2111
ADAT I/OJaJaJaJa
MIDI I/OJaNeinNeinNein
Other I/OsAES67USB-PortWC-I/OInserts
Preamp2(+2)222
Gain78 dB75 dB65 dB68 dB
Input EIN (A-gew.)-128 dBuA-122 dBA-127,8 dBA-125 dBA
Preis/Thomann1995,-1492,-2699,-1199,-
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FAZIT: Neumann MT 48

Das Neumann MT 48 verfügt über die absolute Vollausstattung und stellt die Referenzklasse mit State-of-the-Art AD/DA-Wandlern von Merging Technologies. „Kompakt und ohne Kompromisse“ ist das Attribut, das es auf den Punkt bringt. Die extrem rauscharmen Preamps für Line und Mic sind mit bis zu 78 dB Gain ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, hinzu kommen weitere Inputs für Line/Instrument mit Gain. Vier unabhängige Monitor-Wege bzw. Line-Outs inklusive ZWEI erstklassiger Kopfhörer-Ausgänge stellen einen soliden Monitoring-Werkzeugkoffer zur Verfügung. Diesen kann man mit ADAT, SPDIF und AES67 jederzeit ordentlich aufblasen, falls man vielleicht doch noch die größere Kapelle aufnehmen will.

Mit an Bord sind ein parametrischer 4-Band EQ, Dynamics mit einem Gate/Compressor/Limiter pro Kanal und einem globalen Send-Reverb. Aktuell geht fast nicht mehr, und sobald klar ist, wie Surround hier konkret gelöst wird, gibt es von mir bestimmt auch die vollen 5 Sterne! Aber auch für Stereo ist das Paket stand jetzt mehr als zu empfehlen. Qualität hat bekanntlich immer ihren Preis, aber das hier ist schon auch wirklich die Oberklasse. Der Preist ist in Anbetracht der Möglichkeiten sowie im direkten Marktumfeld damit als absolut fair zu bezeichnen.

Features

  • 12 x 16 Desktop-Audiointerface mit USB-C
  • 4x Stereo-Out, 4x Mono-in, ADAT I/O, AES76/Ravenna
  • Mikrofonvorverstärker mit bis zu 78 dB und 136 dB(A) Dynamikbereich
  • integrierter DSP-Mixer mit EQ- und Dynamik-Bearbeitung auf jedem Kanal sowie Hall Effekt
  • Dual Output Technology (Pre-FX- und Post-FX-Aufnahmen gleichzeitig)
  • Touchscreen-Benutzeroberfläche
  • Stativmontage möglich, Gewinde auf der Unterseite
  • TRSOut: 2x XLR, 2x TRS sym., 2x TRS Stereo-HP
  • MIDI Adapter Ein- und Ausgang via 6,3 mm Klinke – Adapter nicht im Lieferumfang enthalten
  • USB-C Anschluss für Datentransfer, USB-C Anschluss für externes Netzteil
  • inkl. Softcase, USB-A und USB-C Datenkabel sowie externes Netzteil mit USB-C Anschluss
  • Abmessungen (B x H x T): 370 x 100 x 170 mm
  • Gewicht: 1,58 kg
  • PREIS: EUR 1998,- (Straßenpreis m 22.6.23)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • State-of-the-Art AD/DA Wandlung
  • 
zwei hochwertig-neutrale Preamps
  • USB-C Interface mit ADAT & AES67
  • 
hervorragende Verarbeitungsqualität
  • zwei hochwertige HP-Amps mit Crossfeed
  • vier Mixer mit EQs, Dynamics, Send-Reverb 
Contra
  • Displayreaktion bei Bedienung etwas lahm
  • (noch kein Surround Monitoring)
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Neumann MT 48 Test
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Profilbild von Kevin

Kevin sagt:

#1 - 09.07.2023 um 13:19 Uhr

0

Danke für den tollen Testbericht. Ich selbst besitze eine Apogee Symphony Desktop und bin extrem zufrieden damit. Meine Frage wäre, ob das MT 48 bezüglich der DA Konversion und Soundqualität wirklich hörbar besser ist. Du schreibst ja transparenter als die Symphony mk2. Aber mich wundert beim Marketing vom MT48 schon ziemlich warum nirgends außer in den Produktdetails von der Dynamic Range und THD+N der DA Konversion gesprochen wird. Diese ist nämlich im Vergleich zu allen anderen großen Namen wie Apogee, UA, Antelope, etc. um einiges schlechter. Klar, letztlich sind das nur Werte, aber gleichzeitig wirbt Neumann mit ihren Spitzenwerten bei der AD Wandlung, die ja anscheinend einen Rekord aufstellt, bei der DA Wandlung hingegen siehts ziemlich mau aus und keiner spricht davon und ich habe viele Testberichte gesehen. Daher macht mich das ein wenig stutzig. Vielleicht kannst du mich aufklären. :)

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 11.07.2023 um 15:14 Uhr

    0

    Grüß dich Kevin, die Werksangaben verschiedener Hersteller sind leider schwer vergleichbar. Ich wette, dass da jeder praktisch anders misst und somit immer andere Zahlen rauskommen. Nervig. Der goldene Spruch der Messtechnik lautete nicht ohne Grund: "Wer misst, misst Mist." Praktisch sind Unterschiede jenseits der 100 dB Marken für mich nicht mehr direkt hörbar und von nachfolgenden Geräten maßgeblicher beeinflusst. Dennoch höre ich Unterschiede in den Wandlern – insbesondere auch bei den DAs – und da sind Sachen dabei, die mir außerdem schwerfallen würden in Zahlen zu bemessen. Bei Merging habe ich beispielsweise allerfeinste Räume auf Hintergrund-Instrumenten gehört, die sonst nirgends erkenntlich waren. Verzerrungen im Promillebereich und Dynamikumfang hingegen sind Parameter die für meine Ohren überhaupt nicht übersetzbar sind, Kurz und knackig: Keiner von beiden – Apogee oder Neumann – klingt wirklich besser, sind klingen einfach nur minimal "anders" – obwohl sie beide äußerst transparent und musikalisch sind. MT sicherlich noch puristischer und einen Ticken feingeistiger im Ansatz, aber eben das ist auch wieder nur Geschmackssache. Beide stechen aber im Gesamtumfeld mit anderen Bewerbern meiner Meinung nach besonders gut hervor. Der größte Unterschied liegt bei diesen beiden allerdings im Handling: Währen bei MT/Neumann fast alles geht und super flexibel ist, neigt es zum Umständlichen und Komplizierten – Apogee hingegen ist recht idiotensicher, teils sehr slick, aber hinsichtlich nur etwas "anspruchsvolleren Workflows" ziemlich dumm. 100% – sie existieren leider noch nicht. Mehr kann ich dir da leider nicht helfen und so bleibt nur wieder zu sagen: Versuch macht klug. :-) LG; Felix

    +1
    Profilbild von Peter Muller

    Peter Muller sagt:

    #1.2 - 11.05.2024 um 08:21 Uhr

    0

    Das Apogee Symphony Desktop hat ebenfalls zwei Kopfhöreranschlüsse. Der zweite ist hinten am Gehäuse mit Miniklinke ausgeführt und kann ein unabhängiges Mix bereitstellen. Die Info hier im Test ist somit falsch. Das Mt48 ist sicher interessant, aber wenn man bereits ein Apogee Symphony Desktop hat, bringt ein Wechsel keine wirklichen Verbesserungen.

Profilbild von Giselher Punaske

Giselher Punaske sagt:

#2 - 24.03.2024 um 09:52 Uhr

0

ich versteh die ganze fusionsgeschichte im ersten absatz nicht - ist neumann mit sennheiser fusioniert, oder nur MT? und wessen consumersparte ist da verkauft worden, die von sennheiser selbst, oder hatte neumann auch eine? (die von K+H wahrscheinlich nicht, die haben sie ja wohl schon in den 70ern eingestellt...) leider alles sehr unpräzise formuliert, wäre aber interessant gewesen.

    Profilbild von Nick Mavridis

    Nick Mavridis sagt:

    #2.1 - 25.03.2024 um 08:26 Uhr

    0

    Hallo Giselher, es gibt die Sennheiser Group, zu der die "Profi"-Sparte Sennheiser gehört, die wir hier kennen (also Mikrofone, Profi-Kopfhörer, Funken und so weiter), der aber auch Neumann angehört. Und diese Sennheiser Group hat Merging Technologies gekauft. Die Consumerspare Sennheisers (Consumer-Kopfhörer, Soundbars und so weiter) wurde an ein Unternehmen aus der Schweiz verkauft, die Sonova. https://www.bonedo.de/artikel/sennheiser-an-sonova-verkauft/ https://www.bonedo.de/artikel/sennheiser-expandiert-wieder-neumann-und-merging-technologies-ab-sofort-unter-einem-dach/ Unter https://www.sennheiser.com/de-de/uber-uns/unsere-geschichte kann man die Firmengeschichte genauer nachlesen, besser aber unter https://de.wikipedia.org/wiki/Sennheiser. Hoffe, das bringt etwas Licht ins Dunkel! Beste Grüße, Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #2 von Giselher Punaske

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