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Native Instruments Traktor Kontrol S2 MK2 Test

Native Instruments Traktor Kontrol S2 MK2 im bonedo.de-Test: Wenn mich jemand fragen würde, welche DJ-Controller mir in den letzten Jahren am meisten gefallen haben, dann landet der Native-Instruments Kontrol S4 klar auf einem der vorderen Plätze. Umso erfreuter bin ich, dass ich auch diesmal wieder in den Genuss eines Produkttests aus der Reihe Traktor Kontrol komme, und zwar mit dem S2 MK2. Anno Domini 2011 lieferten Native Instruments die ersten Versionen ihrer „Kassenschlager“ S4 und S2 aus. Nun sind zwei Jahre ins Land gezogen und die Software hat in dieser Zeit einige spannende Updates erhalten.

Native_Instruments_Traktor_Kontrol_S2_MK2_1

 
Und als im Herbst auf einmal die Preise für die „alte Garde“ purzelten, überschlug sich die Fangemeinde mit Mutmaßungen, was wohl alles in die augenscheinlich anstehende Revision der Berliner Vorzeigeobjekte einfließen würde. Da war die Rede von Farbdisplays, USB- oder SD-Einschüben, Touch-Streifen, einer vollständigen Remix-Deck-Matrix, einem USB-Hub, WLAN, einem iPod-Dock und anderen Hausnummern. Umso verwunderlicher scheint es da, dass kein einziges der gerade aufgezählten Features in das Endprodukt Einzug gehalten hat, sondern das Controller-Layout in Bezug auf die Bedienelemente und deren Anordnung nahezu identisch ist. Lediglich die Farbgebung und einige Beschriftungen sind anders als beim Vorgängermodell und es gibt nun eine buntere LED-Beleuchtung. Selbst die Ausstattung von Front- und Backpanel wirkt wie gehabt. Warum schreiben wir also diesen Testbericht, wenn auf den ersten Blick alles gleich geblieben ist. Nun, zum einen liegt es daran, dass der Controller partiell andere Funktionen dirigiert, als dies sein Vorgänger zum Auslieferungszeitpunkt zu tun pflegte. Zum anderen, weil obendrein der neu hinzugekommenen Kompatibilität zum iOS-Device auf den Zahn gefühlt werden will.  
Nicht neu ist hingegen der Preis, denn das „2+1 Channel DJ System“ kostet nach wie vor 499 Euro im gut sortierten Fachhandel. Das sind knapp 300 Euro weniger, als der ebenfalls beim Schönheitschirurgen unterm Messer gewesene große Bruder S4 MK2 aufruft. Natürlich muss der Besitzer der Schmalspurversion dafür ein paar Einschränkungen gegenüber dem Spitzenmodell hinnehmen, die wir im Einzelnen allerdings nicht in diesem Testbericht auflisten wollen. Wieso nicht? – Nun, erstens gibt es hier ein Bonedo-Review zur Vierkanal-Variante und zweitens ist die Vergleichstabelle auf der NI-Website optimal geeignet, um die Komponenten der vier bisherigen Modelle gegeneinander abzugleichen. Ob man vom MK1 zum MK2 wechseln sollte oder nicht, wie die Performance unter iOS und auf dem Rechner ist und ob und für wen der jüngste Spross der Berliner Soft- und Hardwareschmiede eine lohnenswerte Investition sein könnte, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Details

Das Auge isst mit: Nach der Befreiung aus seiner „appetitanregenden“ Umverpackung landet der S2 mit folgendem Begleitmaterial auf dem DJ-Tisch:   Steckernetzteil
30-Pin-Kabel
USB-Kabel
Traktor Aufkleber-Bogen
Faltblatt Sicherheitshinweise
Keyboard Shortcuts
Serial Card
Farbposter  
Wie ihr der vorausgegangenen Auflistung entnehmen könnt, ist ein gedrucktes Handbuch nicht an Bord. Dafür aber ein zweiseitiges A2-Farbposter, das sämtliche Funktionen des Controllers sehr (!) anschaulich erklärt. Find´ ich gut. Nicht gut finde ich hingegen, dass kein Lightning Adapterkabel für die letzten beiden Generationen der iOS-Portables beiliegt. Dies umfasst das iPad4, iPad Air, iPad Mini 1 und 2 sowie das iPhone 5, 5C und 5S. Besitzer eines dieser Geräte müssen somit weitere knapp 20 Euro für die Verbindungsstrippe oder einen Adapter drauflegen. Mal ehrlich: Ein kompletter Kabelsatz (30-Pin, USB, Lightning, Audio …) liegt selbst bei einem Numark iDJ-Live für 99 Euro bei. Das hätte doch auch hier drin sein dürfen. Ferner finde ich, dass das 30-pin-Kabel mit rund 70 Zentimetern „Länge“ etwas kurz geraten ist. Was die Investition von 17,99 Euro für die Traktor DJ iPad-App (4,49 Euro iPhone-App) angeht, denke ich, dass manch einer, der das Programm bereits zum Release gekauft oder kostenlos während der Promo-Aktion bekommen hat, auf eine zusätzliche Lizenz lieber verzichten wird. Womöglich würde diese ja den Preis in die Höhe treiben, zumal es obendrein auch noch zwei unterschiedliche Fassungen gibt. Warum dann aber nicht für Sparfüchse und Newbies eine abgespeckte Version „servieren“, wie es beispielsweise Algoriddim mit DJAY LE for iPad tun?

Fotostrecke: 5 Bilder Design beginnt bei der Verpackung.

Der MK2 fällt mit 6,7 Zentimetern nun etwas höher als der MK1 aus, misst jedoch in der Breite und Tiefe weniger als zuvor (43,8 x 30,8 Zentimeter) und ist zudem mit 2,6 Kilogramm Gewicht fast 800 Gramm leichter. Da freut sich der Wander-DJ. Zum Vergleich: Der Hauptkonkurrent aus dem Serato Lager – Pioneer DDJ-SR1 – wiegt bei 553,6 x 319,1 x 65,3Millimetern
satte zwei Kilo (gerundet) mehr. Ein Gewicht, das sich im Backpack sicherlich bemerkbar machen würde, wenngleich ich prognostizieren möchte, dass Rückenschmerzen hier wohl nicht aufgrund von Gewicht, sondern eher von der Größe her bedingt sein dürften. Und das mit dem Rücken wäre dann auch nochmal abzuklären: Ich jedenfalls habe keinen passenden Rucksack vor Ort (selbst das Namba Remix-Backpack ist zu klein). Die Hersteller werden aber wohl nicht lang auf sich warten lassen, um dem Mix-Apparat was passendes auf den Leib zu schneidern.  
Ein erfreutes Schmunzeln huscht mir ob der hohen Qualität der Bedienelemente, der allgemeinen Verarbeitung und des „ergonomischen“ Layouts über die Lippen. Dies beinhaltet die handlichen, gut eingestellten Jogwheels mit der neuen Alu-Faceplate im oberen Arbeitsbereich, die frei zugänglichen Pads unten, die im Regelverhalten passend eingestellten Fader und nun erfreulicherweise etwas schwergängigeren Potis. Im Übrigen können diese gegen DJTechtools Chroma Caps ausgetauscht werden, um dem Gerät eine individuelle Note zu verpassen. Auch die versenkbaren Regler am Frontpanel zeigen einen gewissen Grad an Detailverliebtheit. Die nun halbtransparenten und bunt leuchtenden Pads unterstützen den visuellen Workflow noch besser als die kleinen Aussparungen beim Vorgänger. Der dezent frische Wind beim Finish gefällt mir ebenfalls, obschon die Mixer-Platte natürlich Fingerabdrücke in einer Detailstufe einfängt, bei denen sogar die Tatort-Spusi ins Schwärmen geraten dürfte. Wen es stört, der greift zum Poliertuch.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Kontrol S2 setzt auf ein bewährtes Layout und …

Schaue ich mir Front- und Backpanel an, bleiben eigentlich keine Wünsche offen, denn dank Cinch- und Klinkenausgängen ist das Gerät in der Lage, die Profi-PA und Monitoranlage gleichermaßen zu beschallen, wobei ich mir für den Cinch-Output aussuchen kann, ob dieser als separat regelbarer Kabinenausgang fungiert oder ein Parallelabgriff des Masters wird. Rechts sind der Power-Schalter und daneben die Strombuchse untergebracht. Die Versorgung über das Netzteil ist Pflicht, möchte man den S2 mit „i“-Peripherie bespielen. Eine Kensington-Schlossvorrichtung schützt das Gerät vor ungewollten Abhandenkommen auf Parties oder Messen, wo der DJ zwischendurch mal seinen Platz verlassen muss. Moderatoren dürfen hinten ein Mikrofon anschließen. Der Einschaltknopf befindet sich praktischerweise vorn neben dem Kopfhörerausgang mit seinen Begleitern „Cuemix und Level“.

Fotostrecke: 2 Bilder Regelbare Cue-Sektion mit Mike Engage vorn …
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Praxis

Für den Test ist der Download einer Traktor-Version ab 2.2.6.4 (413,2 MB Mac) erforderlich, welche die neuesten Gerätetreiber gleich mitbringt und gewaltige 1,25 GB Daten samt Sample-Content auf die Festplatte schaufelt. Mein lieber Herr Gesangsverein, Serato DJ mit seinen 20 Loopmaster Samples kommt komplett auf nicht einmal 50 MB. Wie dem auch sei, die Registrierung erfolgt wie immer über das Service-Center mittels eines anzulegende Benutzerkontos, so noch nicht vorhanden. Nach dem Start der Software ist die Einrichtung der Hardware mit drei Klicks erledigt.

Fotostrecke: 2 Bilder Installationsvolumen Traktor Pro

Bedienlayout für Traktor

Die Zentrale bildet ein klassischer Zweikanalmixer mit Channel- und Line-Fadern nebst Pegel-LEDs (wahlweise Kanäle oder Master) und variablem Dreiband-EQ, der auf fünf unterschiedliche Emulationen aus Traktor zurückgreifen kann. Im Zentrum sitzt der Browser-Encoder und ein Regler für die Lautstärke der „+1Kanal“-Subgruppe der Remix-Decks. Zwei Schalter machen diese in der Transportsektion anstelle der Hotcues verfügbar. Darüber sitzt der Knopf für die Hauptlautstärke, flankiert von einem gemeinschaftlichen Regler für Filter und Gain. Keine Bange: Wer Autogain nutzt, kann das Filter in den Software-Preferences dauerhaft zuweisen. Allerdings sollte hier Erwähnung finden, dass der gerasterte Encoder Filterfahrten in vier Prozent Sprüngen veranlasst. Ich persönlich finde dies etwas grob gerastert und stehe mehr auf die prozentgenauen „Fattys“ am S4. Die beiden Taster darunter schalten die Effekt-Racks dem Kanal zu.  
Wie gehabt sitzen in den Deck-Sektionen oben die Effekte: Makro, Chained, Single und Effektauswahl – alles ist möglich. Der Modus-Wechsel verlangt allerdings den Griff zur Maus. Mit dem Pitchfader, der auch ohne das Tempo zu ändern über „Shift“ verschoben werden darf, und dem Jogwheel, das sich auch zum Browsen verwenden lässt, „beatmatcht“ man manuell. Automatisch geht’s nach erfolgreich analysiertem Musikbestand mittels „Sync“-Button. Dieser sitzt in der Transportsektion, wo sich neben „Shift“ auch „Cue“ und „Play“ niedergelassen haben. Als Zweitfunktionen stehen hier „Master“, „Keylock“ und „Cue Back“ zur Verfügung. Die obere Zeile springt die optional quantisierbaren Hotcues 1-4 an, was vielleicht etwas zu wenig für manchen „Juggler“ ist, wobei farblich visualisiert wird, um welche Art Marker es sich handelt (z.B.: gelb = „Load“-Marker, blau = Hotcue, grün= Loop). Alternativ lassen sich diese Tasten zum Spielen der Remix-Decks verwenden. Dazu gehören die Funktionsaufrufe „Play“, „Mute“, „Delete“, „Record“ und „Load“.  
Darüber residiert die Loop-Sektion für manuelle und einstellbare automatische Schleifen samt Cutter und Beat-Jumper in nur vier Bedienteilen (zwei Encoder, zwei Tasten). Die Flanken der Wiederholschleifen lassen sich zudem über das Jogwheel justieren. Flux schaltet den gleichnamigen Modus ein, bei dem der im Hintergrund unhörbar weiterlaufende Titel nach Beendigung eines Loops oder Hotcue-Manövers an eigentlicher und nicht aktueller Position weiterspielt. Praktisch, wenn man einen Titel nicht durch Loops in die Länge ziehen will, Schleifenstakkatos zur Dramaturgie einsetzen möchte oder zwei synchrone Tracks durch die Schleifenmangel dreht. Nachstehend einige Bilder und Hörbeispiele.

Fotostrecke: 5 Bilder Ob die Remix-Sektion Hotcues oder Samples dirigiert entscheiden …
Audio Samples
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Playout Internal-Recording Fluxmode Filter Keylock Plus Keylock minus Mikrophonkanal

Workflow, Interface und Performance

Was mir beim (Re-) Mixen mit der S2-Hardware gefällt, ist der wohldosierte, für Einsteiger schnell zu erlernende und effektive Zugriff auf die Basis- und Kreativsektionen der Software. Beim Handling kommt einem der gut proportionierte Abstand der Bedienelemente zueinander gelegen, denn so lassen sie sich gut greifen, schubsen drehen und triggern, ohne dass man Angst haben muss, den Nachbarn mitzureißen. Das visuelle Feedback der Buttons wirkt äußerst unterstützend, sodass meist immer gleich klar ist, welche Funktion gerade den Track „durch die Mangel dreht“. Ein LED-Kranz für die Drehregler, vor allem in den Effekt-Racks, wäre für mich das i-Tüpfelchen dabei. Die Haptik der „Scratch-tauglichen“ Teller ist angenehm und die Buttons schrecken vor wildem Gehämmer nicht zurück.  
Wer aber ernsthaft mit den Remix-Decks remixen möchte, tut gut daran, sich den Kontrol F1 zuzulegen, denn mit einer Viererreihe Samples, die vom Controller aus abzufeuern sind, reicht es in meinen Augen eher für das eine oder andere tolle Break oder ein bisschen „Eigenwerbung“ (Stichwort: „Bad Boy Bill is in the mix“). Sicher hätte ich auch gern die Loop-Displays aus dem S4 hier gesehen, einen eigenständigen fetten Filterknopf und die Zeile Buttons mehr, aber der S2 ist gewissermaßen auch eine Art „gut bestücktes Einsteigermodell“ unter den Remix-Controllern, das den Anwender nicht überfordern soll.  
Dieser Controller ist ideal für all diejenigen, die sich auf zwei Decks mit Traktors kreativen Bordmitteln auseinandersetzen wollen, ohne dabei die ultimative Remix-Action mit detaillierter Kontrolle von bis zu vier Playern abzufackeln. Oder eben auch gar nichts mit Track-Verwurstung zu tun haben wollen, sondern eine gut durchdachte Kombination aus Software und All-in-One Konsole ihr eigen nennen wollen. Dies umfasst Beach-, Bar- und Bedroom-DJs, Clash- und Club-Virtuosen, aber auch Musikdienstleister und Event-Strategen, ganz gleich, ob sie dem beatsynchronen Mix huldigen oder Tracks “on the rocks” spielen. Für das (Hobby-) Webcast-Studio für auflegende Studiogäste, besonders in engen Räumlichkeiten, ist ein S2 sicherlich auch vor dem Hintergrund intuitiv bedienbar, dass der Gast erstmalig daran arbeitet. Einzig der etwas leise, ohne Talkover und EQ ins Rennen ziehende Mikrofoneingang, der zudem durch die Software geschleift werden muss, könnte manchem Discjockey vielleicht ein Dorn im Auge sein. Bei den Wandlern setzt NI weiterhin auf Cirrus Logic AD/DAs mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit und 96 kHz, deren qualitativ hochwertigen Sound (Originaldatei/Playout) ihr nachstehend hören könnt. Der Mastersound klingt gut, der Kopfhörerausgang hat meiner Meinung nach für die zuvor genannten Anwendungsszenarien genug Saft und klingt in allen Frequenzbereichen durchsichtig.  
Im Punkt Performance gaben sich Traktor 2.6.4 und der S2 bei einem Puffer von 128 Samples auf meinem MacBook Pro Late 2009 mit Core2Duo und acht Gigabyte RAM keine Blöße. Weder traten softwarebedingte Probleme auf noch gab es was an der Audioqualität zu beanstanden. Zum Sound möchte ich noch anmerken, dass ich entgegen mancher Darstellung im www keine durch das Netzteil bedingte Audiostörungen feststellen konnte, und zwar auf drei unterschiedlichen Systemen und Stromkreisen. Reproduzieren konnte ich Störungen (vor allem beim LED blinken) allerdings durch den Anschluss des alten 9-Volt-Nettzteils der S4 MK1, das nicht mehr kompatibel ist (aktuell: 12V, 1,2 A).

Performance-Plus mit dem Kontrol F1
Performance-Plus mit dem Kontrol F1

Rekonfiguration

… ist auch nicht zu verachten und gar nicht so selbstverständlich, wie es eingefleischten Traktor-Usern auf den ersten Blick erscheinen mag. Wieso? – Nun, bei Serato beispielsweise kann ein nativ unterstützter Controller nicht ansatzweise „umprogrammiert“ respektive „gemappt“ werden. In Traktor darf der User gleich mehrfach Einfluss nehmen. Einerseits kann er beliebige angestammte Befehle mit der Option „Override Factory Settings“ austauschen oder neu zuweisen. Andererseits gibt es zudem noch einen MIDI-Mode mit einer zweiten Befehlsebene (Shift+Shift), wo er Funktionsaufrufe ablegen kann, die er nicht immer im Direktzugriff benötigt. Hier ließe sich demnach auch grundsätzlich ein Mapping für zwei weitere Trackdecks anlegen. Ich finde, auch wenn der Traktor-Mapper einige seit Jahren seitens der Community vorgetragene Verbesserungen vertragen könnte, dass Native Instruments dem User, sehen wir mal von vertikalen Wellenformen und anderen Layout-Angelegenheiten ab, wirklich viel Freiheiten bei der Gestaltung seiner Arbeitsumgebung lässt und ziehe dafür meinen imaginären Hut. Aber der Mapper wäre in Traktor Pro 3 wirklich mal an der Reihe.

Traktor DJ iOS-App

Internetaffine Traktorianer, die wohl die Mehrzahl unter den Anwendern bilden sollten, haben vielleicht schon mitbekommen, dass es dicke Probleme mit iOS7 gibt. Wer sich nun fragt, warum wir mit dem Test des Gerätes dann nicht länger gewartet haben und stattdessen schon jetzt damit rauskommen, dem sei gesagt: iOS ist sicherlich im kommen und die Traktor DJ App auch, aber bei vielen Erst- und Zweitkäufern ist iOS sicherlich nicht der ausschlaggebende Grund für den Griff zum S2. Zwar kommt laut Aussagen diverser Internetmedien iOS7 auf über 200 Millionen Downloads in der ersten Woche und läuft auf zwei Drittel aller verfügbaren Devices. Doch ich denke bei den iOS-Musicians und Deejays haben ein nicht unwesentlicher Teil der User – abseits der neuen Gerätegeneration – nach wie vor iOS6 auf ihrem Device und denken gar nicht daran, up-zu-daten. Zu Recht? – Nun, Apple hat kurz vor den Release der NI-MK2s sein IOS7 unters Volk gebracht, das sich in der Folge als „nicht ganz kompatibel“ mit manchen Audioprogrammen oder Hardware erwies. Traktor DJ jedenfalls erkennt den MK2 am iPad4 unter IOS7 und richtet alles automatisch ein. Im Mix kommt es aber verstärkt zu Audioaussetzern, vor allem auch im Multi-App-Betrieb. Zum Unmut der Anwender versperrten die Herren aus Cupertino leider auch gleich die Türchen zum Downgrade auf iOS6. Wer also mit dem flinken Finger auf Update gedrückt hat, hat Pech gehabt, denn anders als bei einer PC-Neuinstallation kann man ein altes iOS nicht aufspielen, selbst wenn das Gerät auf „Werkseinstellungen“ gebracht werden soll. Irgendwie eine „dreiste“ Vertriebspolitik. Das Audio-Problem hatte ich unter iOS7 auch mit dem Pioneer Weego 2, den der Hersteller per Firmware „Update“ von 24 Bit auf 16 Bit runterstufte, damit alles glatt lief. Ich werde also den „richtigen“ iOS7-Test hier nachreichen und einen halbe Bewertungsstern drauflegen, sobald alle Ungereimtheiten beseitigt sind, mache ich an dieser Stelle Schluss mit dem Thema und mache mit iOS6 weiter. 

Fotostrecke: 3 Bilder Traktor DJ iOS erkennt den verbundenen Controller und …

Wie gesagt die Traktor DJ-App möchte, sobald der S2 mit dem iPad verbunden ist, automatisch den Betrieb aufnehmen – so man dies zulässt – und will auch gleich den Controller hinsichtlich des Audioroutings und der Steuerbefehle konfigurieren. Auf potenziell zur Verfügung stehende Updates (bei meinem Test eines für die Firmware) weist Traktor DJ mit einem Popup-Fenster hin. Im Wesentlichen deckt sich die Belegung mit der vorausgegangenen Schilderung, hat aber einige kleine und feine Unterschiede zu bieten. In der Mixersektion, die kompetent Hauptlautstärke, Navigation, Fader und Equalizer bedient, ist beispielsweise von Haus aus der Filter vorgemappt und Gain über Shift regulierbar. Die Remix-Regler haben (noch) keine Funktion. In der Effektsektion dürfen drei aus sechs FX bedient werden, über Shift auch temporär und sie lassen sich gemeinschaftlich (de-) aktivieren.  
In der Loop- und Hotcue-Sektion gibt es Autoloops diverser Größen nebst Cutter, Move-Werkzeug und Flux-Modus sowie vier Standard-Hotcues und den Freeze-Mode, auszulösen über Niederdrücken des linken Encoders. Daraufhin lassen sich vier Slices über die Hotcue-Tasten triggern. Dies dürfen natürlich auch Loops sein, die sich „on the fly“ per Fingerswipe in ihrer Länge stauchen und strecken lassen, wobei vier exakt gleiche Abschnitte erhalten bleiben, bei denen der User die Quantisierung (Abspielverhalten) einstellen darf. Es kommt aber noch dicker, denn das Filter kann in Kombination mit dem Finger auf dem iPad in einem zweiten Parameter justiert werden, dazu sind z.B. EQ-Jumps zwischen Finger und tatsächlicher Reglerposition möglich.  
Scratchern sei gesagt, dass NI neben der Schnellsuche auch an das Scratching per Wheel gedacht haben, und das funktioniert für meine Begriffe ganz gut. Mix-DJs dürfte interessieren, dass auch der Keylock zufriedenstellend staucht und streckt. Ebenso ist das Editieren eines Beatgrids während des laufenden Betriebs ist möglich. Dass die Vorzüge einer alphabetische Titelsuche via Pad für sich sprechen, ist denke ich klar. Oder um es kurz zu machen: Traktor DJ und S2 sind das am besten ineinander verzahnte Gespann für iOS-Jockeys, das mir bisher unter die Finger gekommen ist. Die Betonung liegt hierbei aber auf Gespann, was nicht verwundert, wenn beide Komponenten aus dem gleichen Stall kommen. Wer mehr über Traktor DJ lesen möchte, hier ist unser Test auf dem iPhone/Pod.   

Fotostrecke: 3 Bilder Screen Traktor DJ iOS mit Native Instruments Traktor Kontrol S2 MK2
Audio Samples
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Playout Internal-Rec Loopslicing Filter EQ Cut & Boost Keylock minus Keylock plus

Performance

Auf einem iPad3 (A5x-CPU mit 2 x 1 GHZ Cortex ARM 9) unter iOS6 läuft Traktor DJ stabil und die Software ist schlank genug programmiert, um das Tablet selbst dann nicht zu überfordern, wenn Keylock, Slicer und Effekte gemeinschaftlich auf die CPU niederprasseln. Alles läuft flott und die Kombination aus iPad und Hardware-Controller gefällt im Handling sehr gut. Ein weiter Test erfolgte auf einem iPod Touch 4.Gen (A4 CPU 776 – 1000 Mhz, Single Core ähnlich iPhone 4) unter iOS6, der grundsätzlich ebenso funktioniert, wobei der „MP3-Player“ deutlich länger braucht, um aus den Puschen zu kommen (Titel laden, analysieren, allgemeine Reaktionszeit). Auf die Audioausgabe hat dies indes keinen Einfluss.

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Fazit

Der Kontrol S2 geht in die nächste Runde und darf sich fortan mit dem Zusatz MK2 schmücken. Nach wie vor ist das Design und Farbkonzept zeitlos elegant, der Workflow effizient und die Soundqualität gediegen. Die einschneidende Neuerung ist sicher die Kompatibilität zu Traktor DJ iOS. Die Konstrukteure setzen in der Revision ferner auf ein stärkeres visuelles Feedback und verbauen milchige, beleuchtete Buttons. Zudem gibt es leichte Abwandlungen in der Optik und bei den Funktionsaufrufen. Der erwartete große Wurf mit radikalen Änderungen ist zwar ausgeblieben, daher können Besitzer des Vorgängers in meinen Augen, so sie nicht mit iOS-Devices mixen wollen und auf die „neuen Funktionen“ verzichten können, ruhig noch eine Runde warten. Nichtsdestotrotz hat NI mit dem S2 eine sinnvolle Produktpflege betrieben, ihn auf Traktors neue Funktionen getrimmt und durch die Kompatibilität zu iPhone, iPad und Konsorten obendrein die Tür zum App-Verkauf noch ein großes Stück weiter aufgestoßen. Welcher S2-Käufer, der zudem noch ein iOS-Device, das auch gleich vom S2 aufgeladen wird, sein Eigen nennt, ist wohl nicht neugierig auf die Traktor App mit ihren Exklusiv-Funktionen wie dem Slicer.
Ich habe auch einige Kritikpunkte, wie den ziemlich grob aufgelösten Filter-Encoder, den etwas leise Mikrofonkanal oder das kurze 30-Pin-Kabel ohne Lightning-Adapter. Dennoch: in der Summe bin ich sehr angetan vom neuen S2 und vergebe für alle angehenden „gemäßigten“ Traktorfahrer jenseits iOS7 eine Kaufempfehlung und sobald hier die Audiofehler beseitigt sind, auch für diese und lege dann gern noch einen halben Stern drauf. Hardcore-Remixern ist nach wie vor der S4 zu empfehlen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gute Integration der Traktor DJ-App
  • Einsteigerfreundlicher Workflow mit Traktor
  • Cue-, Loop- und Sample-Handling
  • Umfangreiche Rekonfigurations-Optionen (PC/Mac)
  • Komplette zweite Befehlsebene durch MIDI-Modus (PC/Mac)
  • Übersichtliches Layout
  • Solide Audioeigenschaften
  • Betrieb am Computer ohne Netzteil möglich
  • Lädt das iOS-Device auf
  • Traktor Pro 2 im Lieferumfang
Contra
  • Filter-Encoder ziemlich grob aufgelöst
  • Karg ausgestatteter & etwas leiser Mikrofonkanal
  • Lightning-Kabel für aktuellere iOS-Portables nicht im Lieferumfang
  • Kabel für iOS-Geräte zu kurz
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Native Instruments Traktor Kontrol S2 MK2 Test
Für 344,00€ bei
Native_Instruments_Traktor_Kontrol_S2_MK2_1
Kommentieren
Profilbild von mindno

mindno sagt:

#1 - 19.03.2014 um 19:16 Uhr

0

sehr schöner test! ich habe mir heute das teil bestellt, da laut ni-webseite ios 7.1 ab sofort voll unterstüzt wird. ich werde das die tage alles mal durchtesten. es ist also die zeit gekommen, den beitrag mit ios 7 zu vervollständigen.viele grüße

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Dynamite sagt:

#2 - 02.05.2014 um 14:25 Uhr

0

Hallo Zusammen!
Wann kommt das Kabel für das iPad Air auf den Markt, hat da jmd. schon eine Info darüber.
MfG Dyna

Profilbild von Franco

Franco sagt:

#3 - 19.09.2014 um 12:55 Uhr

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moinhabe mir auch das ipat Air besorgt und 1 Adapter für das kabel aber es geht net kann ir da einer weiter helfen?lg.

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#4 - 19.09.2014 um 18:11 Uhr

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Hallo,mit dem Original-Apple Adapter sollte dies funktionieren, nur mit Drittherstellerware klappt es aus meiner Erfahrung mit dem iPad-Lightning-Anschluss nicht.

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