Mixed In Key Captain Plugins Test

Software-Hersteller Mixed In Key hat sich voll und ganz auf Tools spezialisiert, die beim DJing und Produzieren helfen sollen, den harmonischen Part im Griff zu behalten. Nach der Standalone-Software „Odesi“, welche bereits Chords und Basslines auf Knopfdruck abfeuerte, liefert der Hersteller nun ganze vier Kompositionshelferlein, und zwar im Plug-in-Format!

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Sie hören auf den Namen „Captain Plugins“ und generieren Akkorde, Melodien und Basslines passend zum gewünschten Grundton. Die Plug-ins gibt es derzeit für macOS im VST- und AU-Format, Windows-Versionen sind laut Mixed In Key in der Mache. Ist das Songwriting ab jetzt nur noch einen Knopfdruck entfernt? Wir haben die vier Ideenlieferanten in die DAW geladen und herausgefunden, welche Möglichkeiten sie im Vergleich zu Odesi bieten, um Kompositionen auf Knopfdruck zu liefern!

Details

Konzept

Das Kernkonzept der vier Plug-ins erinnert stark an Odesi, und das ist auch gut so. Schon der autarke „Vorgänger“ konnte uns mit einem einfachen Bedienkonzept überzeugen. Auf den ersten Blick wirkt das Interface wie ein Pianorollen-Editor. Allerdings werden die Noten nicht eingezeichnet, sondern von der Software vorgegeben, passend zu gewünschtem Key und Scale. Je nach Plug-in stehen unterschiedliche Parameter bereit, mit denen sich die Komposition an die eigenen Vorstellungen anpassen lässt. Schauen wir uns diese für jedes Plug-in im Einzelnen an.

Captain Chords

Für den Grundbaustein der Komposition dient Captain Chords, mit dem sich Akkorde auswählen und zu Akkordfolgen bilden lassen. Zudem stehen reichlich vorgefertigte Akkordfolgen bereit, die laut Mixed in Key aus etlichen Chart-Hits zusammengetragen wurden – der nächste Hit ist also praktisch vorprogrammiert. Standardmäßig wird jeder neue Akkord auf den nächsten Takt gelegt. Die Akkordwechsel lassen sich mit der Maus verschieben und weitere können hinzugefügt werden – dasselbe Konzept, das auch schon Odesi zu einer intuitiven Bedienbarkeit verholfen hat!
Zu Beginn werden bei jedem Akkordwechsel lang gehaltene Noten gespielt, was aber in der Rhythm-Sektion in den Kategorien Simple, Complex und New mit etlichen vorgegebenen Patterns änderbar ist. Hinzu kommen weitere Optionen für Notenlänge, Anschlagstärke, Umkehrungen, Oktave, Anzahl der Noten innerhalb eines Akkordes sowie „Flavor“ (7th, 9th, 11th, 13th). Die Parameter sind in Dropdown-Menüs auswählbar, was einen intuitiven Workflow ergibt.

Akkordfolgen auf Knopfdruck mit Captain Chords
Akkordfolgen auf Knopfdruck mit Captain Chords

Captain Melody

Wie der Name bereits verrät, gibt es auch einen Captain, der Melodien generiert: Captain Melody. Eben dieses Feature hatte ich noch im Testbericht zu Odesi vermisst. Auch dieses Plug-in bietet Settings, wenngleich weitaus weniger als Captain Chords. Festlegen lässt sich die Anschlagstärke, die Notenlängen und die Oktave, in der die Melodie spielen soll. Mit „Tension“ gibt man der Melodie vor, welche Noten verwendet werden sollen: Chords Notes Only, In Harmony, In Scale oder Unmodified. Hinzu kommen haufenweise Rhythm- und Pattern-Presets.

Captain Melody generiert Noten passend zu Key und Scale.
Captain Melody generiert Noten passend zu Key und Scale.

Captain Deep

Zum Generieren von Bassnoten dient Captain Deep! Er kommt mit denselben Funktionen, die auch schon in Odesi das automatische Erstellen von Basslines ermöglichten. Neben einstellbarer Oktave und Velocity hält er ebenfalls Rhythm-Presets bereit. Unter Shape lässt sich auswählen, ob die Bassline den Akkordfolgen von Captain Chords folgen oder stattdessen eine umgekehrte Abfolge durchlaufen soll. Weitere Optionen sind Minimum Adjustment Necessary und Don’t Change Melody.

Basslines passen sich mit Captain Deep den Akkordfolgen an.
Basslines passen sich mit Captain Deep den Akkordfolgen an.

Captain Play

Letzter Captain im Bunde ist Captain Play, der es erlaubt, mit der Computertastatur Noten und ganze Akkorde zu triggern – alles „in Key“, versteht sich. Sieben Töne stehen in jeweils vier Oktaven bereit. Captain Play eignet sich also als eine Art Spielhilfe, um Live immer den richtigen Ton zu spielen. Ein Feature, das man in ähnlicher Form bereits von einigen DAWs und Controller Keyboards kennt. Hinzu kommt eine Record-Funktion, die die gespielten Noten gleich in einer Region bereitstellt, um die live gespielten Noten und Akkorde ins Arrangierfenster der DAW zu laden.

Mit der Live-Spielhilfe Captain Play werden immer die richtigen Noten und umfangreiche Akkorde getriggert.
Mit der Live-Spielhilfe Captain Play werden immer die richtigen Noten und umfangreiche Akkorde getriggert.

Weiterer Captain in Sicht

Laut Mixed In Key ist in naher Zukunft ein Captain Beat verfügbar, der für Lizenzbesitzer der Captain Plugins kostenlos nachgereicht wird. Offizielle Infos über dessen Features gibt es noch nicht. Wer allerdings den Test zu Odesi gelesen hat, wird bereits erahnen können, was Captain Beat auf Lager haben könnte. Schauen wir uns im Praxisteil an, was sich mit den vier Captains anstellen lässt, die das Bundle bislang zu bieten hat.

Praxis

Einer für alle und alle für einen

Da es sich bei den Captain Plugins um MIDI-Effekte handelt, werden die Plug-ins entsprechend als MIDI-FX-Plug-ins in die zu triggernde Spur geladen. Hat man in einem Captain Plugin Key und Scale eingestellt, muss dies für die weiteren Captains nicht jedes Mal erneut eingestellt werden, da diese essentiellen Parameter-Werte untereinander verknüpft sind. Und auch bei spontanen Änderungen von Grundton oder Skala (was beim Komponieren und Arrangieren nicht selten vorkommt) bleiben alle Captains „in Key“ – der Hersteller macht seinem Namen also alle Ehre! Die nächsten Captain-Instanzen fragen nach dem Insertieren, ob dieselben Key- und Scale-Settings übernommen oder für diese Spur eigene vorgenommen werden sollen. So hat man immer die Option, parallele Tonarten zu verwenden – sehr gut!

Workflow-orientiertes Konzept

Im Vergleich zu Odesi bieten die Plug-ins einen besseren Workflow, da man gleich in der DAW arbeitet, statt erst MIDI-Files ex- und wieder importieren zu müssen. Da sich alles direkt in der DAW abspielt, kann gleich der gewünschte Klangerzeuger getriggert werden. In den Plug-in-Fenstern sind bereits Tabs für unterschiedliche Bereiche eines Arrangements gesetzt, als da wären: Verse, Pre-Chorus, Chorus und Drop (Wäre Intro nicht sinnvoller gewesen?). Das hat den Vorteil, dass man sich ein Mini-Arrangement bereits im Plug-in-Fenster vorbauen kann. Die Captains erstellen aus jeder Änderung immer gleich eine MIDI-Region, die sich via Drag and Drop in das „echte“ Arrangement der DAW ziehen lassen. In Logic Pro X ist das entsprechend das Arrangement-Fenster, in Ableton Live können die Regionen – wie gewohnt – ebenso in der Live-Ansicht ihren Platz finden, um fleißig weiter zu arrangieren. In folgendem Video seht ihr, wie die Captain Plugins in der DAW eingesetzt werden und beim Komponieren helfen können.

Odesi 2.0

Die Überschrift ist nur im übertragenen Sinne gemeint. Denn alles, was ich im Testbericht zu Odesi zu bemängeln hatte, ist bei den Captain Plugins im Vorhinein richtig umgesetzt worden: DAW-Plug-ins statt Standalone-Software, Tonhöhenquantisierung für Melodien und separate Songteile. Daher sind die Captain Plugins für mich ein verbessertes Odesi, das nun als ernst zu nehmendes Tool beim Produzieren genutzt werden kann! 
Ein Contra-Punkt aus dem Odesi-Test besteht allerdings weiterhin. Auch die Captain Plugins können nicht ohne eine Internetverbindung genutzt werden. Trennt man während der Nutzung die Internetverbindung, sind die Plug-ins für diese Zeit nicht nutzbar. Bis dahin generierte Kompositionen bleiben erhalten, weitere können jedoch nicht ohne Internetverbindung erstellt werden. Einen tieferen Sinn erkenne ich dabei nicht.

Achtung: Nicht alle DAWs werden unterstützt

Abgesehen davon, dass es bisher keine Windows-Version gibt (die in naher Zukunft verfügbar sein soll), können auch nicht alle Mac-User in den Genuss der Captain Plugins kommen, da Cubase und Studio One nicht unterstützt werden, schade. In Reason und FL Studio wiederum sollen die Captain Plugins funktionieren. Diese Infos sind zumindest den FAQs des Herstellers zum Zeitpunkt dieses Tests zu entnehmen. Scheint, als stecke das Ganze noch ein wenig in den Kinderschuhen.

Kein MIDI-Controller-Support

Was Captain Play ganz klar fehlt, ist die Möglichkeit, Noten zu verarbeiten, die man mit einem MIDI-Controller spielt. Jeder, der am Computer Musik produziert, wird ganz sicher eine Computertastatur besitzen, aber das bedeutet nicht, dass man damit komponieren möchte oder dass dabei Feeling aufkommt. Sicherlich kommt man mit einem Workaround dazu, aber offiziell werden die Noten und Chords nur über die Computertastatur getriggert.

Kein Noten-Editing

Beim Erstellen der Komposition bewegt man sich zu Beginn nur in den Plug-in-Fenstern, bevor man die MIDI-Region via Drag and Drop in die DAW zieht. Die generierten Akkorde, Basslines und Melodien haben zwar einige Parameter zum Justieren an Bord, manchmal möchte man jedoch reflexartig die Noten „anfassen“ und verschieben, was leider (noch) nicht möglich ist. Natürlich kann man sich die Region einfach in die DAW ziehen und deren Pianorolle bearbeiten, aber in den Plug-in-Fenstern wäre es etwas komfortabler. Laut Mixed In Key arbeitet man jedoch bereits an einem Update, das Noten-Editing ermöglichen soll.

Fazit

Mixed in Key hat das Kernkonzept von Odesi um sinnvolle Features ergänzt und daraus ein fortschrittlicheres Produkt entwickelt: Statt einer Standalone-Version lässt sich mit den Plug-ins workfloworientierter arbeiten. Die Plug-ins generieren Akkordfolgen, Basslines und Melodien auf Knopfdruck und können jeden beliebigen Klangerzeuger in der DAW triggern. Das erspart den eher unpraktischen Ex- und Import-Stress, der noch in Odesi vorzufinden war. Mit den Captain Plugins kommen nützliche Ideengeber und eine Spielhilfe, mit der sich Akkorde und einzelne Noten immer perfekt „in Key“ spielen lassen. Außergewöhnliche oder komplexe Kompositionen sollte man nicht erwarten, sondern solide Grundgerüste, die man in der DAW ausarbeiten kann. Die Konfiguration in der DAW ist ebenso benutzerfreundlich wie die Bedienoberflächen der Captains selbst. Noten-Editing gibt es zwar aktuell ebenso wenig wie eine Windows-Version, beides wird aber laut Hersteller nachgereicht. Wer beim Komponieren kleine Helfer gebrauchen kann, die Akkorde, Melodien und Basslines generieren, bekommt mit den Captain Plugins ein solides Gesamtpaket, das sich bequem in der DAW einsetzen lässt. Rundum ein geniales Konzept, das bislang nur für User von Logic Pro X, Ableton Live, Reason und FL Studio verfügbar ist – Cubase und Studio One werden bislang nicht unterstützt. 

Pro
  • solides Gesamtpaket
  • Plug-in statt standalone
  • automatische Generierung von MIDI-Files
  • Drag and Drop MIDI-Files
  • intuitives, übersichtliches Bedienkonzept
  • komplexe Akkordfolgen
  • Key und Scale werden in Instanzen übernommen
  • Live-Spielhilfe mit Captain Play
Contra
  • (noch) kein Noten-Editing
  • (noch) keine Windows-Version
  • nur mit aktiver Internetverbindung nutzbar
  • wenige Parameter in Captain Deep und Melody
  • Cubase und Studio One werden nicht unterstützt
  • Captain Play triggert nur Noten via Computertastatur
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Weitere Informationen findet ihr hier.

Features
  • Kompositions-Plug-ins
  • Captain Chords: generiert Akkorde und Akkordfolgen
  • Captain Deep: erzeugt Basslinien, basierend auf den Akkordfolgen
  • Captain Melody: erstellt Melodien, aufbauend auf Key, Scale und Akkordfolgen
  • Captain Play: triggert Noten und Akkorde als Live-Spielhilfe über die Computertastatur
  • Generierung von MIDI-Files, die via Drag and Drop in die DAW importiert werden
  • diverse Rhythms und Patterns
  • Systemvoraussetzungen: VST- oder AU-kompatible DAW, macOS 10.10
Preis
  • 79 Dollar (UVP am 06.03.2018)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • solides Gesamtpaket
  • Plug-in statt standalone
  • automatische Generierung von MIDI-Files
  • Drag and Drop MIDI-Files
  • intuitives, übersichtliches Bedienkonzept
  • komplexe Akkordfolgen
  • Key und Scale werden in Instanzen übernommen
  • Live-Spielhilfe mit Captain Play
Contra
  • (noch) kein Noten-Editing
  • (noch) keine Windows-Version
  • nur mit aktiver Internetverbindung nutzbar
  • wenige Parameter in Captain Deep und Melody
  • Cubase und Studio One werden nicht unterstützt
  • Captain Play triggert nur Noten via Computertastatur
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