Marleaux Spock 4-String Test

Gemeinsam mit dem Institut für Polymer- und Kunststofftechnik (PuK) der TU Clausthal wagte sich die deutsche Bassbau-Legende Gerald Marleaux mit dem Marleaux Spock auf vollkommen neues Terrain. Ziel war es, Naturfaser-Verbundstoffe erstmals im Bassbau einzusetzen. Unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie entstand ein kompakter Medium-Scale-Fünfsaiter, der futuristische Linien mit einem Hauch Vintage-Flair vereint – irgendwo zwischen Science Fiction und Höfner-Vibes. Der Erfolg gibt Marleaux Recht: Im Mai 2025 wurde das Projekt mit dem IHK-Technologietransferpreis geehrt (wir berichteten) und setzte sich dabei gegen hochkarätige Entwicklungen aus der Luftfahrttechnik und Quantenforschung durch. Kaum war der fünfsaitige Spock erschienen, wurde in der Szene lautstark eine Version mit vier Saiten gefordert. Gerald Marleaux hat mittlerweile reagiert bietet das außergewöhnliche Modell nun auch in viersaitiger Ausführung an. Wir freuen uns sehr, dass Gerald Marleaux uns ein besonders schickes Exemplar für diesen Test zur Verfügung gestellt hat.

Marleaux Spock 4-String
Der Marleaux Spock in viersaitiger Ausführung im ausgiebigen Test

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Marleaux Spock 4-String – das Wichtigste in Kürze

  • Viersaiter mit 32“ Medium-Scale-Mensur
  • Rahmenkonstruktion aus Esche
  • Decke aus Faserverbundstoff (Logic Mesh)
  • Ahorn-Hals mit Palisandergriffbrett und 28 Bünden
  • Marleaux/Häussel Humbucker (seriell, single, parallel schaltbar)
  • Marleaux BC-3-Elektronik mit Dreiband-EQ und passiver Tonblende

Ungewöhnliche Optik

Der Marleaux Spock hebt sich schon durch seine ungewöhnliche Optik deutlich vom Gros der E-Bässe ab, vor allem durch die markante Decke und seine spezielle Konstruktion. Natürlich besteht die Decke beim Viersaiter ebenfalls aus dem speziellen Verbundstoff, der überhaupt erst zur Entstehung des Spock geführt hat. Dieser wird mit einem Vakuumverfahren (also mit Unterdruck) aus Faser und Kunstharz – Polymer auf natürlicher Basis – hergestellt. Welche Faser bei unserem Testmodell zum Einsatz kam, ist mir nicht bekannt. Prinzipiell können aber Fasern wie Hanf, Leinen oder Flachs dafür verwendet werden.

Die besondere Gewebestruktur des Verbundmaterials ist nicht nur optisch auffällig, sondern auch deutlich spürbar und verleiht dem Spock eine einzigartige Haptik. Trotz der nur rund einen Millimeter dünnen und deutlich gewölbten Decke wirkt die Konstruktion äußerst robust und leicht – der Bass verlangt also keine vorsichtigere Behandlung als ein herkömmlicher halbakustischer Bass.

Unser Testmodell präsentiert sich mit einer matten, orangefarbenen Lackierung mit feinen Punkten (Orange Point), die dem Viersaiter richtig gut zu Gesicht steht. Selbstverständlich sind auch andere Farbtöne möglich, und sogar ungewöhnliche Materialien (wie z. B. ein T-Shirt) können in die Decke eingebracht werden. So sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt und jeder kann seinen ganz persönlichen Traum-Spock gestalten.

Marleaux Spock 4-String
Fotostrecke: 3 Bilder Zum Lieferumfang des Marleaux Spock …

Außergewöhnliche Konstruktion

Die schicke Decke sitzt nicht etwa auf einem klassischen Korpus, sondern in einer Art Rahmenkonstruktion mit geschwungenen Seitenteilen und einem etwa 11 cm breiten Block in der Mitte. Er ähnelt in der Form dem Singlecut-Modell Mbass von Marleaux und besteht bei unserem Testbass aus attraktiv gemasertem Escheholz.

Die Halskonstruktion fällt hingegen deutlich klassischer aus als der Korpus. Sie besteht aus drei Teilen Ahorn, die mit dünnen dunklen Furnieren voneinander abgesetzt sind, und wurde mithilfe von fünf Schrauben fest mit dem Mittelblock der Rahmenkonstruktion verbunden.

Aus Stabilitätsgründen fällt der Hals beim Spock ziemlich lang aus, sodass auf dem Palisandergriffbrett Platz für sage und schreibe 28 Bünde sowie einen zusätzlichen Nullbund ist. Wirklich komfortabel lässt sich auf dem 32“ Medium-Scale-Bass allerdings nur noch der 24. Bund erreichen, für die höchsten Töne müsste man – ähnlich wie beim Kontrabass – in die Daumenlage wechseln.

Marleaux Spock 4-String
Fotostrecke: 6 Bilder Ungewöhnliche Bauweise: Der Spock verfügt über eine …

Headstock

Aufgrund der Ausstattung mit einem Nullbund dient der Sattel des Marleaux Spock lediglich zur Führung der aufgezogenen Saiten zur Marleaux-typischen kompakten und leicht nach hinten abgewinkelten Kopfplatte. Diese passt optisch durch den Palisander-Aufleimer hervorragend zum Griffbrett und beherbergt natürlich vier Stimmmechaniken aus dem Hause Schaller.

Verbaut wurden schwarze, gekapselte Mechaniken von Schaller mit kompakten Flügeln. Sie arbeiten äußerst präzise und lassen sich trotz ihrer geringen Größe erstaunlich leicht und angenehm bedienen.

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Fotostrecke: 3 Bilder Hier erkennt ihr den nach hinten abgewinkelten Headstock, der …

Brücke

Die Brückenkonstruktion wurde von Gerald Marleaux eigens für den Spock entwickelt und ist alles andere als konventionell. Sie besteht aus einem Steg und einem Saitenhalter, der aus Palisander gefertigt und im Inneren mit einer Metallplatte verstärkt wurde. Die Saiten lassen sich ganz unkompliziert von hinten in die vorgesehenen Öffnungen einhängen.

Der eigentliche Steg sitzt auf einem Ebenholz-Chassis und trägt eine Metallauflage, über welche die Saiten geführt werden. Anders als bei vielen halbakustischen Bässen lassen sich hier Höhe und Intonation jeder einzelnen Saite individuell mit kleinen Inbusschrauben justieren – eine clevere minimalistische Lösung, die in der Praxis hervorragend funktioniert!

Für grobe Anpassungen lässt sich der Steg zusätzlich über zwei größere Schrauben von der Rückseite aus einstellen. In der Regel dürfte das aber kaum nötig sein – das Setup übernimmt Marleaux selbst vor dem Versand.

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Fotostrecke: 4 Bilder Die Brückenkonstruktion …

Elektronik

Dass der Spock mit einer üppigen und klanglich flexiblen Elektronik ausgestattet ist, sieht man von vorne nicht. Auf der Vorderseite ist nämlich lediglich der Tonabnehmer zu erkennen, der mittig zwischen Griffbrettende und Steg installiert wurde. Zum Einsatz kommt ein Marleaux/Häussel-Humbucker, der (passend zu Griffbrett und der Kopfplatte) in einem Holzgehäuse aus Palisander sitzt.

Die komplette Elektronik mitsamt der Regler und Schalter wurde auf der Rückseite des Basses untergebracht. Im Mittelblock des Bodies hat Gerald Marleaux dafür ein separates Fach eingefräst, das den firmeneigenen BC-3-Preamp beherbergt. Die Bedienelemente sind seitlich entlang der aufgeschraubten Abdeckung aus Ahorn angeordnet: Oben finden sich Lautstärke, passive Höhenblende sowie ein Mini-Schalter, mit dem der Humbucker wahlweise seriell, parallel oder als Singlecoil (hintere Spule) betrieben werden kann.

Auf der Unterseite sitzen die drei Klangregler für Bässe, Mitten und Höhen sowie der Schalter zum Umschalten zwischen aktivem und passivem Betrieb – letzterer funktioniert übrigens selbst ohne eingelegte Batterie, was leider in der Szene keine Selbstverständlichkeit ist.

Für den aktiven Betrieb benötigt die Elektronik eine 9V-Batterie, die unter einer passgenauen Ahornabdeckung in einem separaten Fach auf der Rückseite Platz findet. Der Deckel wird magnetisch gehalten und lässt sich durch leichten Druck am Rand im Handumdrehen öffnen. Eine ebenso elegante wie praktische Lösung, wie sie inzwischen häufiger bei hochwertigen Instrumenten zum Einsatz kommt.

Marleaux Spock 4-String
Fotostrecke: 6 Bilder Von vorne unsichtbar: Preamp und …

Klinkenbuchse versetzt

Als wir anlässlich des Erscheinens des Spock als erstes Fachmagazin überhaupt einen Fünfsaiter unter die Lupe nehmen durften, war Gerald Marleaux noch nicht 100%ig zufrieden mit der Lösung für die Klinkenbuchse. Diese war damals noch auf der Abdeckung des Elektronikfaches montiert.

Der detailversessene Bassbauer aus dem Harz tüftelte weiter, um eine stimmigere und unauffälligere Lösung zu finden. Und siehe da: An der Stelle, wo sich zuvor die Klinkenbuchse befand, prangt nun ein kleines, schickes Spock-Emblem, das aus dem Material der Decke besteht. Die Buchse selbst wurde an den Rahmen verlegt, wo sie nun nicht nur deutlich unauffälliger, sondern auch angenehm erreichbar positioniert ist.

Marleaux Spock 4-String
Fotostrecke: 2 Bilder An dieser Stelle saß in den Spock-Anfangstagen der Klinkenausgang.
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