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Mapex No.1 Thomann Special Edition Test

Dazu, dass China uns als Exportweltmeister überholt hat, haben nicht zuletzt auch viele hiesige Musiker beigetragen. Kunststück, denn für 100 Euro erhält man heute höchstens noch Ersatzteile “Made In Germany”, aus China hingegen komplette Instrumente. Es ist nachvollziehbar, dass Snares mit einem nur zweistelligen Preisschild nicht in allen Aspekten mit Top-Linien der namhaften Hersteller mithalten können, doch erhascht man bei Drummer-Gesprächen im Internet und im “real existierenden Social Network” (also der Wirklichkeit, vielleicht erinnert sich noch jemand daran) nicht selten auch positive Beurteilungen. Zeit also für uns, einen aktuellen Vertreter im Studio auf den Snareständer zu verfrachten.

Wird sich das Budget-Instrument behaupten können? Es geht dabei natürlich um den Grundsound und die Realisierbarkeit verschiedener Stimmungen, aber Handling, Verarbeitung und Optik spielen ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle.

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Details

Das schwarze Instrument besitzt mit 14 Zoll Durchmessern die absolute Standardgröße für Snaredrums – aus gutem Grund: Schließlich hat sich diese Dimension als flexibel hinsichtlich der durch Stimmung und Fellwahl erreichbaren Stimmung erwiesen. Nur wenige Instrumente sind mit einem um ein oder zwei Zoll geringeren Durchmesser erhältlich. Diese werden dann auch in erster Linie als Zweitsnares eingesetzt. Mit sechseinhalb Zoll Tiefe (das sind etwas mehr als 16 Zentimeter) zählt der Kessel zu den eher tiefen Instrumenten. Wobei “tief” noch keine Aussage über die Stimmlage ist: Denn auch ein derartiges Instrument lässt sich ziemlich hoch stimmen. Das im Vergleich zu flacheren Instrumenten höhere Volumen wird im Regelfall durch eine etwas schlechtere Teppichansprache und höhere Attackzeiten erkauft.

Als Kesselmaterial kommt Ahorn zum Einsatz. Ahorn gehört neben Birke zu den beliebtesten Hölzern im Trommelbau, da es gut verfügbar, nicht sehr teuer und leicht zu verarbeiten ist und über vernünftige Klangeigenschaften verfügt. Im Gegensatz zur Birke klingt Maple etwas wärmer und dafür weniger “knallig”, allerdings trägt die Holzart zum Sound weniger bei, als die Werbung uns oft suggerieren möchte. Mit einem halben Zentimeter gehört der in sechs Lagen aufgebaute Kessel nicht zu den dicksten, was sich deutlich im geringen Gewicht des Instruments niederschlägt. Die auf der äußersten Lage liegende Gratung, auf der das Fell aufliegt, ist scharf und mit 45° steilflankig genug, um das Fell frei und somit mit ausreichenden Obertönen schwingen zu lassen. Der Kessel ist außen schwarz glänzend lackiert und wirkt auf der Innenseite unbehandelt, sodass sich die Struktur des Holzes erfühlen lässt. Je zehn kleine, schwarze Einzelböckchen pro Fellseite übertragen die Zugkraft der ebenfalls schwarzen Stahlspannreifen auf den Kessel. Durch die Schlitze im unteren Hoop laufen die Plastikbänder, die den Spiralteppich mit seinen 16 Strängen halten. Die Teppichabhebung funktioniert denkbar einfach: Ein kleines Hebelsystem simpler Bauart mit einem Plastikdrehknopf verrichtet auf der Bedienungsseite seinen Dienst, ein angeschraubtes Butt-End im bei der Mapex allgegenwärtigen Schwarz hält auf der gegenüberliegenden Seite dagegen. Sowohl auf der Unter- als auch der Oberseite ist die Snare mit Remo-Fellen chinesischer Produktion ausgestattet – jeweils einlagig, auf der Schlagseite wie üblich aufgeraut, auf der Resonanzseite dünn und klar.

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Praxis

Der Wechsel von der Kupfersnare zum Mapex-Testgerät an meinem Kit macht mir den Gewichtsunterschied deutlich: Nachdem ich das schwere Metallinstrument abgelegt habe, werfe ich die Holzsnare aus Versehen fast in die Luft – so leicht ist sie! Nun, dies ist noch keine Qualitätsaussage, nur ein klangliches Leichtgewicht sollte sie nicht unbedingt sein. Das Handling macht keinen negativen Eindruck, denn die Abhebung läuft gut und das Stimmen wird nicht durch übermäßiges Knacken begleitet. Die Unterlegscheiben aus Plastik scheinen mit ordentlich geschnittenen Gewinden und vernünftiger Fettung ihren jeweiligen Teil dazu beizutragen, dass das Instrument seine Stimmung auch beibehält. Ohne Stimmsicherung hält kaum ein Instrumente Rimshot-Dauerfeuer aus – vor allem dann nicht, wenn die „Shots“ den Spannreifen häufig auf Höhe einer Spannschraube treffen. Hier gibt es also nichts zu mosern, denn das macht so manches teurere Instrument deutlich schlechter.

Die Verarbeitung der Mapex-Snare ist wirklich ordentlich bis hervorragend. Unabdingbar für einen vernünftigen Sound ist ein absolut runder Kessel mit mackenlosen Gratungen. Beides liefert die Trommel ohne Abstriche. Die Kesselnaht der innersten Lage ist sogar über ihre gesamte Länge perfekt, das, was man von den anderen Lagen an der Gratung erkennen kann, ebenso. Wermutstropfen: Die Innenseite lässt erkennen, dass nicht überall das feinste Holz ausgesucht werden konnte, denn dieses ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht “astrein”. Astwuchs im Holz kann – etwa beim als Furnier verwendeten Vogelaugenahorn – wunderschön aussehen, sollte beim eigentlichen Kessel aber nicht vorkommen, kann er doch negative Auswirkungen haben. Es bleibt also die Frage, ob dieser perfekt runde Kessel dies auch noch in fünf Jahren ist. Die Hardware ist innen mit Metall-Unterlegscheiben und Muttern gekontert, möglicherweise wären Gummis hier nicht fehlplatziert gewesen. Die Außenseite des Kessels ist ohne Makel. Schön, dass hier vernünftiger Lack verwendet wurde und keine Folie! Die Mapex wirkt wirklich nicht wie eine Hundert-Euro-Snare, sondern sieht deutlich teurer aus. Die Stahlspannreifen sind ebenfalls präzise geformt, die schwarze Lackierung der gesamten Hardware müsste mich allerdings im Langzeittest von ihrer Dauer-Haltbarkeit überzeugen. Da ich jedoch die Leasingraten für meine Zeitmaschine nicht mehr bezahlen konnte, kann ich darüber leider keine Aussagen treffen. Die mehrtägige Malträtierung durch recht dicke Sticks und ordentlich Schwung konnte aber weder dem Lack noch der Rundheit der Hoops etwas anhaben. Auch das Phänomen, sich schnell in Böckchen rasselnde Federn zu “erprügeln”, gehört mittlerweile glücklicherweise in die Geschichtsbücher des Instrumentenbaus. 

Bewaffnet mit zahlreichen Mikrofonen rücke ich der Snare nun im Studio auf den Leib. Schließlich sollt ihr euch nicht nur auf Ergebnisse verlassen müssen, die das Signal über den Umweg meiner Ohren, meines Gehirns und meines Textverarbeitungsprogrammes gegangen sind. Nach der Belastung meines rechten Handgelenkes durch den dankenswerterweise mitgelieferten Stimmschlüssel habe ich nach geschätzten 973 Umdrehungen eine völlige High-Pitch auf beiden nun brettharten Fellen erreicht. Mit einem Ring bedämpft und wieder ein klein wenig heruntergestimmt, stellt sich schnell ein wirklich angenehmer Sound ein.

Audio Samples
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Hoch, gedämpft Hoch, ungedämpft Mittelhoch 1 Mittelhoch 2 Low Top, high Bottom Mittelhoch 3 Mittel, ungedämpft Tief Sehr tief

Es stört kein unangenehmes Singen, der Teppich reagiert schnell und kurz, sodass im Signal des Bottom-Mikrofons auch bei Pressschlägen und schneller Abfolge jeder einzelne Schlag auf das Fell differenziert herausgehört werden kann. Die Trommel klingt in hoher Stimmung generell scharf, knackig und “kritzelig”, verfügt dabei aber über recht wenig Holzanteil – was ich hier nicht unangenehm finde. Offen gespielt (und vor allem auf der Resonanzseite etwas tiefer gestimmt) ist aus der Mapex ein schön “dengeliger” Sound herauszubekommen, der in der Ausklingphase leider ein wenig unruhig ist: Amplitude und Frequenz des wesentlichen Tons laufen nicht linear, sondern verändern sich trotz langer Stimmarbeit kontinuierlich. Es zeigt sich, dass dies vor allem bei dem Spiel ohne Dämpfung eine möglicherweise etwas unangenehme Klangkomponente sein kann, der man mit einem Equalizer mittlerer Breite zu Leibe rücken möchte. Bei kürzeren Sounds klingt die Ahorn-Snare jedoch tatsächlich überraschend frisch und lebendig. Sie lässt sich dynamisch spielen, reagiert also auf Änderungen der Power entsprechend und ist glücklicherweise nicht allzu sensibel, wenn sich der Schlagort verändert (ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich gehöre nicht zu den Trommlern, die bei jedem Schlag den gleichen Quadratmillimeter auf dem Fell erwischen). Bei mitteltiefen und sehr tiefen Stimmungen ist es ein Leichtes, der Snare einen patschigen, und schwerfälligen Sound zu entlocken: Sie schreit geradezu nach dicken Gitarren! Für eine 6,5” tiefe Trommel verfügt sie glücklicherweise über eine sehr sensible Ansprache, allerdings wirkt sie auch klanglich generell eher wie eine 5,5”: Eine kleine Schippe mehr “Bauch” wäre ihr nicht abträglich. Für einen fetten Sidestick-Sound à la Rock-Ballade ist der Stahlhoop zu fragil, es klingt eher nach “klick” als nach dem fetten “PLOCK!”. Dafür sollte man lieber auf Gussreifen zurückgreifen, würde das Instrument aber möglicherweise etwas zu leblos machen.

Audio Samples
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Side-Stick Mit viel Raum

Die Snare zwischen meinen Knien möchte bewertet werden, daher kann ich festhalten: “Yes, it can”. Es kann allerdings nicht immer alles und benötigt vor allem eines, um sein Können auch auszuspielen: ein vernünftiges Schlagfell. Keine Diskussion! Ein gutes (und häufig gewechseltes!) Schlagfell gehört nun einmal zu den wichtigsten “Soundmachern” einer Snare. Mit dem, was die Unterseite der Snare an Mikro und Ohren weiterleitet, kann man mehr als zufrieden sein. Dies ist wirklich eine positive Überraschung. Dennoch wird im Vergleich zu Drei-, Vier- oder sogar Achtundert-Euro-Snares deutlich, dass die Hersteller für teure Instrumente keine Mondpreise verlangen, sondern diese auch klanglich gerechtfertigt sind. Wer viel will, muss nun leider auch sehr viel bezahlen.

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Für einen grünen Schein bekommt man mit der Mapex No.1 ein wirklich vernünftiges Instrument. Die wesentlichen Anforderungen an eine Holzsnare sind erfüllt und so ganz nebenbei sieht diese Trommel wirklich gut aus! Wie leider fast immer bei preiswerteren Trommeln sollte man das Schlagfell auch bei der No.1 Snare von vornherein durch eine hochwertigere Variante ersetzen. Resonanzfell und Teppich hingegen sind bei der Thomann Special Edition erfreulicherweise keine Kandidaten für den gezielten Wurf in die Tonne, sondern kommen gut mit dem Instrument klar. Im Billig-Segment kann der Mapex ein außergewöhnliches Preis-Leistungsverhältnis attestiert werden. Sie ist demnach als Ersatz für die vielleicht minderwertige oder verzogene, alte Set-Snare geeignet, als Side-Snare im Kit oder natürlich, wenn man im Studio auch vielleicht einmal eine preiswerte Alternative zur Metallsnare anbieten möchte. Denn Snares kann man fast nicht genug haben…

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis-Leistungsverhältnis
  • Optik
  • Holzverarbeitung
  • Ansprache
Contra
  • Werksausstattung Schlagfell
  • kleinere klangliche Unsauberkeiten (vor allem bei ungedämpfter Spielweise)
Artikelbild
Mapex No.1 Thomann Special Edition Test
Für 13,90€ bei
Mapex_Snare_Thomann_Edition_9
TECHNISCHE DATEN
  • Maße: 14 x 6½ Zoll
  • Kesselmaterial: Ahorn
  • Kesseldicke: 5 mm
  • Anzahl Lagen: sechs
  • Böckchen: zehn Einzelböckchen pro Fellseite
  • Finish: Lackierung schwarz
  • Strainer: Throw-Off
  • Teppich: Stahl, 16 Spiralen
  • Spannreifen: Stahl geflanscht
  • Hardware schwarz lackiert
  • Werksbefellung: Remo UX einlagig, Batter aufgeraut
  • Preis 229,- EUR (UVP), 99,- EUR (Straße)
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