Mackie CR3 und CR4 Test

Mackie ist eine Instanz im Bereich des günstigen Monitorings und hat für jeden Geldbeutel eine passende Lösung parat. Mit ihrer neuen CR-Reihe stoßen sie allerdings in noch tiefere preisliche Dimensionen vor, in denen man vor Jahren noch keinen vernünftigen Speaker finden konnte. Doch Marken wie Fluid Audio und ihre Fader-Serie bewiesen uns erst kürzlich das Gegenteil. Wo steht also Mackies „kreative Referenz“?

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Details

Die Mackie CR3 und CR4 sind kleine Studiomonitore, die preislich im unteren Einstiegssegment positioniert sind und als Paar verkauft werden. Mackie selbst bezeichnet sie als Multimedia-Monitore. Beide haben jeweils zwei Wege zu bieten, die in einem klassischen, rechteckigen Bassreflex-Gehäuse sitzen. Der Port findet sich dabei hinten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die CR4 von vorn …

Als Hochtöner kommt ein Ferrofluid-gekühlter 19 mm Silk-Dome-Tweeter zum Einsatz, welcher in einem Waveguide im Frontpanel eingelassen wurde. Getrennt wird zum Tief/Mitteltöner ab einer Frequenz von 3 kHz. Im Falle der CR3 hat der Woofer dabei einen Durchmesser von 3-Zoll zu bieten, während er bei der CR4 immerhin 4-Zoll misst. Die Zahlengebung der Modelle sollte sich also spätestens jetzt erschließen, das „CR“ hingegen steht für „Creative Reference“. 
Bei beiden Speakern kann man sich über einen vorderseitigen Lautstärkeregler freuen, welcher auch als Mute-Schalter fungiert und mit einem schicken, grün-leuchtenden Ring seinen Dienst quittiert. Das ist insofern schön gelöst, da auch Hoch- und Tieftöner von einem giftgrünen Zierring umgeben sind. Optisch machen die kleinen Kisten also einiges her – zumal die Gehäuse beider Speaker aus schwarz Vinyl-folierten MDF-Platten mit Kunststoff-Frontbaffel wirklich einwandfrei gefertigt sind. Pro Paar bringen sie es in etwa auf 4,1 kg (CR3) bzw. 5,4 kg (CR4). Die Gehäusegrößen unterscheiden sich weiterhin nur geringfügig (CR3: 208 x 140 x 158 mm / CR4: 224 x 156 x 185 mm HxBxT).
Nicht nur äußerlich sind sich also beide Speaker sehr ähnlich, sogar intern gibt es einige Gemeinsamkeiten. Jeweils nur ein Speaker verfügt über einen Stromanschluss und eine eingebaute Class AB-Endstufe, der andere Speaker hingegen wird – wie bei einer HiFi-Anlage – mit einem konventionellen Lautsprecherkabel und damit “passiv” angeschlossen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die passiven Speaker der CR4 und CR3 …
In beiden Geräten arbeiten grundsätzlich die gleichen Endstufen, welche mit 28 Watt RMS und 50 Watt Peak seitens des Herstellers beschrieben werden. Das sind gute, realistische Werte – vor allem die RMS-Angabe ist zu loben. Damit erzeugen die kleinen Boxen laut Handbuch in etwa 97 dB(SPL) bzw. 100 dB(SPL) Peak pro Paar, konkret: Die etwas größere Box ist deutlich lauter. Und um die Zahlenspielereien vollständig zu machen, sei noch der Übertragungsverlauf genannt, welcher erfreulicherweise innerhalb der „-3dB“-Marken angeben wurde. Beide Lautsprecher spielen somit hinauf bis zu 20 kHz, während nach unten hin einer Unterschied von 10 Hz besteht, und zwar von 80 Hz zu 70 Hz.
Hinsichtlich der Anschlüsse gibt es auch keine Unterschiede zu vermelden: Beide verfügen sowohl über unsymmetrische Anschlüsse auf der Rückseite (Cinch bzw. RCA) als auch auf der Vorderseite, wobei hier eine 3,5 mm Stereo-Klinkenbuchse zum Einsatz kommt. Direkt neben dieser gibt es auch noch eine weitere kleine Klinkenbuchse, welche allerdings für den Anschluss von Kopfhörern gedacht ist. Sollten hier Headphones eingesteckt werden, werden die Speaker natürlich stummgeschaltet und man kann dann den Lautstärkeregler für den Kopfhörer-Verstärker nutzen. Man muss dann nur aufpassen, den Stecker nicht herauszuziehen, wenn man die Kopfhörer gerade laut eingestellt hat!
Aber das ist noch nicht alles! Hinzukommen zwei „professionelle“ 6,35 mm Klinken-Buchsen, welche sich nicht nur mit symmetrischen, sondern auch mit unsymmetrischen Verbindungen verstehen. Im Gegensatz zu den -10dBV Cinch- und Miniklinken-Eingängen operiert die große TRS-Buchse auf +4dBu Level.
Abschließend gilt es noch, den Stromanschluss zu vermelden, welcher im Falle meines Testexemplars auf 220-240 V und 50 Hz geeicht ist. Im Leerlauf gönnen sich die Boxen in etwa 18 Watt Leistung, im „normalen“ Betrieb sind es hingegen in etwa 25 Watt. Eine Auto-Standby-Funktion gibt es leider nicht, was ich doch sehr schade finde, da der vorderseitige Drehregler die Speaker auch nicht vollständig vom Netzt trennt und sie damit immer noch rund 12 Watt Leistung aufnehmen. Wenn das das “Mackie-Männchen” wüsste …
Und nochmal die Anschlusssektion im Detail: Symmetrisch Klinke, Cinch und natürlich der Speaker-Anschluss.
Und nochmal die Anschlusssektion im Detail: Symmetrisch Klinke, Cinch und natürlich der Speaker-Anschluss.

Schön ist dafür, dass es einen Umschalter gibt, um die L- und R-Kanäle vertauschen zu können, sodass man nicht festgelegt ist, auf welche Seite der aktive Speaker mit den Audio- und Strom-Anschlüssen gestellt werden muss. Sicherlich hätte man das auch einfach mit dem „Vertauschen“ der meisten Anschlussleitungen (6,3mm TRS und RCA) realisieren können, spätestens bei einem Klinke-auf-Klinke-Kabel hätte man aber ein „Lötkolben-Problem“ gewonnen. Das Stromkabel ist übrigens fest mit dem Gehäuse verbunden.
Last but not least gibt es auch noch ein umfangreiches Zubehörpaket zu finden. Zum einen gibt es kleine und genau passende Schaumstoffkeile zum Unterlegen, sodass die Speaker nicht nur vom Untergrund entkoppelt werden, sondern auch schräg angestellt werden können. Das ist insofern praktisch, da, wenn die kleinen Speaker auf den Tisch kommen, die Hochtöner meist nicht die Ohren anpeilen. Hinzukommt ein dünnes Lautsprecherkabel, zur Verbindung mit dem passiven Speaker und noch zwei einfache Audio-Anschlusskabel.
Eines dieser Miniklinke-Kabel endet ebenfalls auf Miniklinke und ist damit ideal für eine frontseitige Verbindung mit iPhone und Co gemacht, das andere Kabel hingegen endet auf Cinch und ist damit wiederum bestens für die dauerhafte und rückseitige Verbindung mit Computer oder Laptop geeignet. Für die Verbindung mit anderen Consumer-Quellen, wie einem DVD-Player oder gar professionellen Audiointerfaces, muss man sich hingegen noch andere Kabel besorgen. In Anbetracht des geringen Preises ist dieses umfangreiche Zubehörpaket also besonders zu loben, nur ein paar Moosgummifüße zum Drunterkleben fehlen mir für das perfekte Glück! 

Fotostrecke: 2 Bilder Zum Lieferumfang gehören ein Paar Schaumstoffunterlagen, sowie ein Lautsprecherkabel und zwei Miniklinke-Kabel.

Praxis

Es folgt die Testroutine, und beide Speaker wandern auf meine Stative in das Stereodreieck. Diesmal habe ich das mit 60cm Kantenlänge allerdings recht klein gewählt, um der Größe beider Speaker besser gerecht zu werden. Außerdem habe ich beide Systeme gleichzeitig und versetzt aufgestellt, um sie so auch besser miteinander vergleichen zu können. Rechts außen findet sich also die CR3 und links außen die CR4.
Beide Systeme haben den typischen „Mackie-Sound“, was bedeutet, dass die Bässe stramm und die Höhen leicht betont sind, allerdings nicht so stark, als dass sie die Mitten überstrahlen und maskieren oder gar als HiFi-Box durchgehen – musikalisch und trotzdem analytisch sozusagen. Die ziemlich identisch ausgestattete Fluid Audio F4 klang beispielsweise im Gegensatz zur CR4 etwas bedeckt in den Höhen, sodass ich durchaus der Mackie CR4 den Vortritt lassen würde.
Bei genauerem Hinhören offenbaren sich weiterhin auch noch Unterschiede zwischen CR3 und CR4, wobei mir der Sound der CR4 eindeutig besser gefallen hat. Und das liegt nicht nur an dem Mehr an Leistung und den tieferen Bässen, sondern auch daran, dass die CR3 eine leicht „hohle Note“ hat sowie auch in den Höhen nicht ganz so sauber und präzise klingt wie die größere CR4. Das irritiert mich ein wenig und nährt den Verdacht, dass wohl beide Speaker auf der CR4 basieren und das Innenleben für die CR3 nur etwas mehr “limitiert” wurden.
Weiterhin war ich überrascht, wie laut beide Speaker-Systeme auffahren und das trotz ihrer kleinen Größe. Verzerrungen im Bassbereich hielten sich weitestgehend in Grenzen, wenn man denn die Monitore nicht ganz bis zur Belastungsgrenze aufreißt. Ganz im Gegenteil, ich war sogar verwundert, wie viel Druck die CR4 erzeugen konnte, ohne gequält zu klingen. Die CR4 ist der CR3 damit noch ein Stück weit überlegen, sodass ich die kleine Variante wirklich nur wählen würde, wenn ein echtes Platzproblem besteht. Port-Turbulenzen waren bei beiden Boxen nicht wahrzunehmen, was auch der rückseitigen Platzierung des Bassreflexrohres zu verdanken ist.
Wenn man die Speaker auf den Schreibtisch oder in ein Regal stellt, könnte der kräftige Bass allerdings ein Problem werden, insofern ist es doch etwas schade, dass es keine Filter gibt. Fairerweise muss man diesbezüglich auch dazu sagen, dass es in diesem Preisbereich so gut wie keine Box mit Filtern gibt, weshalb dies auch kein wirkliches Contra darstellt. Was ich allerdings doch wirklich gerne gesehen hätte, wäre eine Auto-Stand-By Funktion, um den Stromhunger im Leerlauf zu senken. Der Lautstärkeregler dient zwar augenscheinlich auch als Ausschalter und befindet sich glücklicherweise auf der Front und damit gut im Zugriff, allerdings trennt er die Boxen nicht vom Netz und sorgt somit für einen unnötigen Standby-Verbrauch, der mit 12 Watt leider überhaupt nicht klein ist.
Der Kopfhörerausgang klingt übrigens auch ziemlich gut, nur besonders laut ist er nicht. Immerhin verzerrt er nicht, selbst wenn man ihn bis zum Anschlag aufdreht.
Abschließend würde ich mir allerdings noch wünschen, dass die Werbungs-Aufkleber auf der Box mit einem weniger aggressiven Kleber fixiert würden. Nicht jeder möchte die Boxen so aufstellen, und wenn man den Aufkleber dann entfernt, sollte das auch ohne Kleberückstände möglich sein, die man nur mit Mühe entfernt bekommt.

Werbung ab, Kleber da: Das sollte nicht sein! Wenn man ein wenig reibt und rubbelt, bekommt man die Klebereste aber auch ab.
Werbung ab, Kleber da: Das sollte nicht sein! Wenn man ein wenig reibt und rubbelt, bekommt man die Klebereste aber auch ab.

Fazit

Mit den Mackie CR3 und CR4 präsentiert Mackie zwei gelungene Lautsprecher mit eingebauten Verstärkern für den Einsteiger und Multimedia-Arbeitsplatz. Ausstattungsmäßig haben beide grundsätzlich alles an Board, was man sich wünscht und benötigen könnte, lediglich der nicht richtig vom Netz trennende Frontschalter trübt das ansonsten sehr gute Bild. Auch ein Kopfhörerausgang ist mit an Board, was ich sehr praktisch finde. Aus meiner Sicht sind beide Modelle also ideal für Video- und Multimedia-Leute sowie für all diejenigen, die ein paar vernünftige Boxen am Computer, Fernseher oder iPod haben wollen und dafür aber nicht viel Geld übrig haben oder aber ausgeben möchten. Wer hingegen einen Nahfeldmonitor für das kleine Musikstudio sucht und darauf „richtige“ Mischungen machen möchte, sollte doch etwas tiefer in die Tasche greifen. Die kleine CR3 erhält 4 Punkte, die große CR4 5 Punkte.

Pro:
  • Gutmütiger Klang
  • Front-Lautstärkeregler
  • Viele Eingänge
  • Schaumstoffunterlagen inklusive
  • Preis/Leistung
Contra:
  • Front-Schalter trennt Box nicht vom Netz
  • (Kein Desktop/Bass-Filter)
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FEATURES CR4:
  • Bestückung: 4″ Tieftöner, 0.75″ Hochtöner
  • Leistung: 50 Watt
  • Frequenzbereich: 70 Hz – 20 kHz (- 3dB)
  • Speaker-Position Schalter
  • Kopfhörerausgang an der Vorderseite mit Lautstärkeregler
  • Analoge Eingänge: 6.3 mm Klinke, 3.5 mm Mini-Klinke, Cinch
  • Holzgehäuse
  • inkl. Isolations-Unterlagen zur akustischen Entkopplung
Features CR3:
  • Bestückung: 3″ Tieftöner, 0.75″ Hochtöner
  • Leistung: 50 W
  • Frequenzbereich: 80 Hz – 20 kHz (- 3dB)
  • Speaker-Position Schalter
  • Kopfhörerausgang an der Vorderseite mit Lautstärkeregler
  • analoge Eingänge: 6.3 mm Klinke, 3.5 mm Mini-Klinke, Cinch
  • Holzgehäuse
  • inkl. Isolations-Unterlagen zur akustischen Entkopplung
Preise:
  • EUR 165,41 (UVP, Paarpreis)
  • EUR 141,61 (UVP, Paarpreis)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gutmütiger Klang
  • Front-Lautstärkeregler
  • Viele Eingänge
  • Schaumstoffunterlagen inklusive
  • Preis/Leistung
Contra
  • Front-Schalter trennt Box nicht vom Netz
  • (Kein Desktop/Bass-Filter)
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Profilbild von monoplus

monoplus sagt:

#1 - 12.11.2014 um 16:58 Uhr

0

Immer wieder muss ich in Testberichten lesen »für Multimedia & Video gut, wer richtig mischen will braucht einen anderen Lautsprecher«. Aus meiner Praxis mit Film & Videoton kann ich diese Abwertung nicht verstehen. Wer schon einmal in einem Filmtonstudio war, weiss auch, das dort in der Regel sehr hochwertige Lautsprecher ihren Dienst tun. Ich kenne das gar nicht anders. Es ist auch notwendig bei den Surround-Filmen und bei den sehr vielen Ton-, Musik- Atmo- etc. Spuren.

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Felix Klosterman sagt:

#2 - 13.11.2014 um 02:20 Uhr

0

Hallo Monoplus,
du hast natürlich vollkommen Recht. Mit "Multimedia und Video" meinte ich auch keine Filmtonmischer, denn die brauchen natürlich mindestens genauso gute Speaker wie Musikstudios. Die Formulierung sollte sich eher auf Leute beziehen, die schneiden, vielleicht auch mal selber drunter sprechen oder einen Apple Loop einbasteln. Film und Kino ist natürlich eine andere Liga!

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Tee Eff sagt:

#3 - 30.09.2019 um 07:55 Uhr

0

Ich habe die CR4 und bin in Sachen Homestudio vollends damit zufrieden !
Eine Bassabsenkung setzte ich per Mischpult.
Danke Bonedo für diesen Test !

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