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Ludwig Club Date SE Drumset Test

Praxis

Das ja schon fix und fertig im Karton befindliche Rack-Tom muss nur kurz aus der Plastiktüte genommen werden und kann sofort bespielt werden. Zu meiner großen Verwunderung ist diese Trommel geradezu perfekt gestimmt und klingt wunderbar. Ich stelle mir vor, dass in einer riesigen Trommelfabrik in Taiwan hunderte von überqualifizierten Tuning-Genies mit verbundenen Augen und für eine lauwarme Erbsensuppe am Tag im Akkord und ohne Akkuschrauber diese Trommeln zusammenbauen und fühle mich sofort schlecht, bis mir einfällt, dass es sich wahrscheinlich doch um einen Zufall handelt. Der Klang des jazzig hoch gestimmten Zwölfzöllers jedenfalls hat ihn, den allseits beliebten Ludwig-Twang: warm und ausgewogen im Ton, sensibel in der Ansprache und von großer dynamischer Präzision. Irgendwie luftig schön, denke ich und hoffe, dass sich die anderen Trommeln an diesen ersten Eindruck anpassen lassen. Schnell finde ich heraus, dass man gar keine taiwanesische Stimmkoryphäe sein muss, um das Club Date in wohlige Schwingungen zu versetzen. Auch das Standtom ist im Nu so eingestellt, dass es sämtliche Klangeigenschaften des Hängetoms aufweist. Beide Toms harmonieren prächtig miteinander. Nachdem auch die Felle der Basstrommel faltenfrei aufliegen und die gute alte Supraphonic-Snare und ein paar alte Becken dazu gestellt sind, können die ersten Gesamteindrücke gesammelt werden. Et voila, auch die große Trommel fügt sich mit ihrem warmen Ton und moderaten Punch nahtlos in das Ensemble ein.

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hohe Stimmung hoch Groove Mallets

Trotz des geschlossenen Resonanzfelles und des einlagenfreien Innenraumes klingt die Bass differenziert und kontrolliert, was hauptsächlich an den Dämpfungsringen der Evans Felle liegt, die leider nicht ohne Gewalt zu entfernen sind. Mit diesen relativ dicken und gedämpften Fellen klingt die Trommel zwar sehr gut, ist aber bis auf die Tonhöhe wenig variabel. Deshalb ziehe ich unter größter Anstrengung ein einfaches, geschlossenes Resonanzfell auf und freue mich, das sich der gewünschte Effekt sofort einstellt. Sobald das Fell gleichmäßig aufliegt, erklingt ein sauberer, offener Sound mit einem langanhaltenden, sonoren Grundton. Grundsätzlich wären dünnere, einfache Heads angebrachter, wenn es denn darum geht, dem guten alten Vintage-Sound so nah wie möglich zu kommen. Trotzdem wird deutlich, dass das Konzept für dieses Set aufgegangen ist. Die Verwendung der im Schlagzeugbau noch nicht so weit verbreiteten Gummi- und Kirschbaumhölzer scheint in Verbindung mit der komplett abgerundeten Gratung und der geringen zusätzlichen Gewichtsbelastung durch die Hardware ein perfektes Schwingungsverhalten zu ermöglichen. Beide Hölzer sind im Möbelbau aufgrund ihrer guten Verarbeitungseigenschaften sehr beliebt und machen auch hier eine sehr gute Figur. Gerade bei folierten, relativ dünnen Kesseln ist der Eigenklang des verwendeten Holzes von eher geringer Bedeutung. Entscheidend bleibt die Art und die Qualität der Verarbeitung und beides ist in diesem Fall extrem stimmig. Ein großer Vorteil der exakten, maschinellen Herstellung ist die Stimmbarkeit, die beim hier vorliegenden Testset wirklich keine Wünsche offen lässt. Ausgehend vom luftig-jazzigen Anfangstuning ist es ein Kinderspiel, dieses Drumset tiefer zu stimmen und damit einen herrlich voluminösen Sound zu erzeugen, der dem Klang meines Super-Classic-Sets aus dem Jahre 1960 (selbe Kesselgrößen) wirklich erstaunlich nahe kommt. Was die Wahl der Felle angeht, gibt es hier noch von einem merkwürdigen Phänomen zu berichten, das ich schon bei einem Catalina Club von Gretsch beobachten konnte. Auch dort waren die Toms mit aufgerauhten Evans Produkten versehen, bei denen sich das weiße Oberflächenmaterial sehr schnell an den Sticks festsetzte und wirklich schwer zu entfernend auf den Becken wiederfand. Dieser Sache sollte einmal auf den Grund gegangen werden. Absolut keinen Grund zur Beanstandung liefert die verbaute Hardware. Sowohl die Beinhalterungen an Stand-Tom und Bass als auch die Consolette sind bestens und robust verarbeitet. Wie schon in den Details erwähnt, lässt sich das Rack-Tom mit dem Rim-System unkompliziert und bombenfest in jeder erdenklichen Position fixieren. Der einzige Nachteil ist, dass die Bassdrum mit montierter Consolette nicht mehr in ein 20″ Case passt.

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Toms tief Groove
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