Livid Instruments Base im Test: „Livid“ hat sich in den letzten Jahren einen Namen mit professionellen MIDI-Controllern gemacht, die sich nicht nur gut in DAWs integrieren, sondern auch live gut bespielen lassen. Richie Hawtin ist dabei sicherlich nur einer der namhafteren Protagonisten. Mit dem BASE hat die Firma aus Austin, Texas, nun jedenfalls einen preiswerteren Controller auf den Markt gebracht. Und das Gerät sieht dennoch ähnlich gut aus wie seine Kollegen: bunt, robust und wertig.
Dabei wird viel Wert auf Roadtauglichkeit gelegt: der Base hat fast keine mechanischen Fader oder Taster, ist gerade mal 4 cm tief und belegt noch nicht mal die Fläche eines 13-Zoll Laptops. Auf dem Papier und vom Aussehen her ist er also ideal! Der Praxis-Test soll nun zeigen, ob das Teil auch genauso viel abliefert, wie es verspricht.
Details
Das Livid Instruments BASE ist 26 x 28 cm groß, und steht gerade mal 3 cm hoch, was heißt, dass man es sich fast quadratisch und sehr flach vorstellen muss. Die Seiten und der Boden sind aus schwarzem Aluminium, die etwas vertiefte Oberfläche ist gummiert.
Der Livid BASE in seiner ganzen, farbenfrohen Pracht.
Die Oberfläche des Base teilt sich in einen großen Bereich auf der linken Seite und ein kleineres Segment auf der rechten Seite. In dem größeren Bereich findet man 4x acht Pads, die auf Velocity und polyphonen Aftertouch reagieren, darüber acht Touchfader und ganz oben acht Touchbuttons.
Die Touchfader und -buttons muss man sich dabei als berührungsempfindliche Panels vorstellen, ähnlich wie denen, die Akai im Max 49 verbaut hat . In dem kleineren Bereich auf der rechten Seite finden sich acht Taster, ein kleines zweistelliges Display und ein weiterer Touchfader.
Das Gerät steht solide auf vier verschraubten Gummifüßen und besitzt als einzigen Ein- und Ausgang einen USB-Anschluss an der linken oberen Seite.
Der USB-Anschluss im schicken Industrie-Design.
Vom Aufbau könnte man sich also an ein Mischpult mit acht Kanälen und einem Masterfader erinnert fühlen. Tatsächlich kann man aber allen Elementen (fast) völlig unterschiedliche Kommandos zuweisen, es gibt also keinen vorgeschriebenen vertikal/horizontalen Aufbau. Besonders erwähnenswert ist schließlich, dass bis auf das Display alle Pads, Fader, Taster und Buttons mit LEDs hintergrundbeleuchtet sind, wobei die Taster und Buttons tatsächlich zwei voneinander unterschiedliche LEDs bieten. Das Base leuchtet also in allen Farben fröhlich wie ein Weihnachtsbaum.
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Praxis
In der Praxis zeigt sich schnell, dass das BASE mit den vielen gleichförmigen MIDI-Controller-Keyboards, die es auf dem Markt so gibt, nicht viel gemein hat. Das zeigt sich zum einen darin, dass das BASE seine Eigenschaften als MIDI-Controller gar nicht hinter einer Automatisierungssoftware verstecken will, zum anderen aber auch durch ein paar andere – und zwar durchaus neue und überraschende – Konzepte.
1/2 Auch die spartanische „Öko-Verpackung“ ohne umweltschädlichen Hochglanzdruck unterstreicht diese Markenbotschaft klar.
2/2 Lorey hat bei meinem Base alles kontrolliert und eingepackt!
So ist der Editor als Webpage im Netz zu erreichen und auch die Bedienungsanleitung befindet sich online in einem sogenannten Wiki. Die Vorteile davon liegen den Programmierern unter euch sicherlich klar auf der Hand: Die Bedienungsanleitung ist immer auf dem neuesten Stand und der Editor funktioniert anstandslos mit jedem Betriebssystem, sofern es denn HTML-Seiten darstellen kann.
Andererseits muss man aber auch sagen, dass die Bedienungsanleitungen zum einen sehr technisch, vielleicht auch etwas umständlich und zum anderen ausschließlich auf Englisch geschrieben ist. Dass BASE kein Gerät zum einfach An-stöpseln und sofort Losspielen ist, sondern erst einmal programmiert werden muss, sollte spätestens jetzt klar sein.
So zeigt sich der Editor im Browserfenster – on- und offline
Der Editor ist auf jeden Fall wunderbar organisiert: auf der linken Seite globale Einstellungen, in der Mitte eine Abbildung des Instruments, und je nachdem welches Element man gerade anklickt, stehen auf der rechten Seite verschiedene Parameter zur Verfügung. Wir schauen uns die Möglichkeiten anhand der Touchfader einmal beispielhaft an. Hier kann man also einstellen, ob der Touchfader
CC-, PitchBend- oder Aftertouch-Befehle ausgeben soll, auf welcher CC# und mit welcher Präzision,
ob er einen Notenwert ausgeben soll und wenn ja welchen und ob mit fixer Velocity von 127,
und schließlich welche Farbe dieser Fader haben soll und die Auswahl aus vier Verhaltensmustern.
Die Farbkodierung der Fader.
Die vier Verhaltensmuster sind im Bild in den Farben rot, grün, gelb und magenta abgebildet und zwar jeweils als Minimal- und Maximalwert. Eine weitere Möglichkeit ist in Fader 9 über dem Display zu sehen: hier wird der ganze Faderzug mit blauen LEDs gefüllt und der aktuelle Wert ist mit einem roten Punkt angegeben. Was man allerdings auch sehen kann: das Display gibt die Werte nicht wieder. Wer höhere Präzision braucht, muss also in der Anwendung direkt nachschauen. In der Bedienung sind die Touchfader ganz wunderbar und reagieren sehr schnell und präzise. Da man auch schnell zwischen verschiedenen Auflösungen umschalten kann und die Fader auch interpolieren, sind die Kinderkrankheiten früherer Touchfader aus den 1980er Jahren gut gelöst worden. Ein weiterer Vorteil von Touchfadern ist übrigens, dass diese von einem Wert zum anderen springen können und nicht notwendigerweise von einem Wert zum anderen gleiten.
Ähnlich viele Einstellungen gibt es bei den Pads (fünf einstellbare Velocitykurven, und zwar pro Pad!), die ganz hervorragend auf Velocity und Aftertouch reagieren. Wie erwähnt, senden die Pads keinen Channel-Aftertouch (also “einer für alle”), sondern jedes Pad ist einzeln kontrollierbar. Auch hier kann man die Farben der LEDs unterschiedlichst einstellen, wobei man vielleicht erwähnen sollte, dass man die LEDs und das Pad, genauso wie bei den anderen Schaltern, entkoppeln kann. Das bedeutet, dass man mit einem Pad einen Ton und einen CC# spielen kann, aber nicht unbedingt diese Werte angezeigt bekommt, sondern z.B. das Laufband eines Sequencers.
Das wird auch bei den Touchbuttons und den Tastern zum Prinzip gemacht, denn diese haben sowieso zwei unterschiedliche LEDs zur Verfügung. So kann das BASE also mehr Informationen darstellen, als es im Augenblick senden kann. Das ist z.B. praktisch, wenn man doch mal kurz checken muss, ob die Spuren 1-8 doch auf Aufnahme stehen, die Augen aber nicht vom Controller nehmen will.
Aber wie bei jedem Gerät gibt es natürlich auch beim Base Einschränkungen, und die wichtigsten beiden sind vielleicht das Display, welches aufgrund seiner Beschränkung auf zwei Zeichen z.B. die MIDI-Daten nicht anzeigen kann. Welche Werte tatsächlich ausgegeben werden, kann bei den Fadern also nur durch die relativ grobe Rasterung von acht LEDs ausgegeben werden, bei den Pads durch die Beleuchtung. Die zweite Einschränkung betrifft die MIDI-Konfiguration, die bei weitem nicht so flexibel ist, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Zur Erläuterung: Die Belegung aller Bedienelemente des Base werden zu einer Bank zusammengefasst. Davon stehen sieben zur Verfügung, und jede dieser Bänke sendet auf einem anderen MIDI-Kanal. Das bedeutet in der Praxis, dass man nicht Fader 1 auf MIDI-Kanal 1 und Fader 2 auf MIDI-Kanal 2 legen und diese dann gleichzeitig spielen kann. Dazu muss man erst einmal zwischen den Bänken wechseln. Eine weitere Einschränkung gibt es dann dadurch, dass ein einzelnes Bedienelement immer nur einem MIDI-Parameter zugewiesen werden kann. Das bedeutet, dass der erste Fader in jeder Bank z.B. immer MIDI CC 10 ausgibt und nur der Kanal wechselt. Wer mit Hard- oder Software arbeitet, auf deren MIDI-Belegung man keinen Einfluss nehmen kann, z.B. alte Hardwaresynthesizer, kann hier schnell an Grenzen stoßen.
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Fazit
Die Firma Livid Instruments stellt tolle MIDI-Controller her, die Möglichkeiten und Designs abseits der üblichen MIDI-Keyboard-Controller bieten. Das Livid Instruments Base überzeugt hier durch seine hervorragende Bedienbarkeit einerseits, zum anderen aber auch durch das robuste und vor allem roadtaugliche Design, das auch als Lightshow auf der Bühne etwas hermacht. Wer mit den Einschränkungen der Displays und der MIDI-Konfiguration leben kann, bekommt hier einen der wenigen Controller, der durch den konsequenten Einsatz des MIDI-Rückkanals nicht nur in DAWs das Geschehen auf dem Computer eins zu eins abbildet, sondern außerdem auch hervorragend zu spielen ist.
Pro:
klein, stabil, robust
weitestgehend frei belegbar
sieht interessant und gut aus
Editor für alle Betriebssysteme, Anleitung als WIKI
gute Community, guter Kundenservice
Contra:
alles auf Englisch
Leichte Einschränkungen in der MIDI-Konfiguration
Features:
9 Touch Fader
32 anschlagsdynamische Pads mit Aftertouch
8 Touch Taster
8 Gummi Taster
Fader, Pads und Taster sämtlich variabel beleuchtbar
Masse: 260x279x19mm (mit Gumminoppen 30mm)
Gewicht: 1,4 kg - Online-Editor und Handbuch (Englisch)
Ich habe es selber nicht ausprobiert, aber es sieht gut aus: das Base ist class compliant und mit anderen Controllern von Livid Instruments funktioniert es auch.
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Igor sagt:
#1 - 26.06.2013 um 12:15 Uhr
Ist das class compliant, sprich kann ich es am iPad benutzen?
Sebastian sagt:
#2 - 27.06.2013 um 19:51 Uhr
Ich habe es selber nicht ausprobiert, aber es sieht gut aus: das Base ist class compliant und mit anderen Controllern von Livid Instruments funktioniert es auch.