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Lang PEQ-2 Test

Klingt der Lang PEQ-2 wie das Original?

Leider sind originale Lang-EQs so selten, dass mir eine ganz direkte Beantwortung der Frage, ob der Clone wie das Original klingt, in diesem Rahmen nicht möglich ist. Ich bin aber im Besitz einiger sehr hochwertiger passiver Vintage-EQs, sowohl auf Röhren- als auch auf Transistorbasis und werde hier auf dieser Basis einschätzen, ob man dem „besserer Pultec“-Anspruch einigermaßen gerecht wird, der da aus dem Netz weht. Meine beste Möglichkeit, einzuschätzen, wie viel der neue Lang PEQ-2 mit seinem Mid-Century-Original gemein hat, ist aber ein Plug-in von Antelope Audio. Das ist zwar kein belastbarer Vergleich mit dem Original, aber immerhin ein Hinweis auf den Charakter.

Der Lang fällt im Vintage-Rack nicht unbedingt als Neugerät auf.

Klingt wie ein sehr guter EQ – aber nicht nach Pultec

Das Bild, dass sich mir nach umfangreichen Vergleichen entfaltet, ist das eines sehr guten EQs. Also, ja, der PEQ-2 klingt wirklich gut. Allerdings möchte ich dringend vor der Erwartung warnen, dass der EQ auch nur ansatzweise wie ein Pultec klingt. Das tut er nicht. Wirklich nicht. Überhaupt fehlt ungefähr alles, was ich von passiven Equalizern kenne und erwarte: Anhebungen klingen nicht besonders offen und weich, es geschieht wenig räumliche Vertiefung, von „samtig“ oder „groß“ kann nicht unbedingt die Rede sein. Also ganz klar: Nein. Das hier ist kein „besserer Pultec“, es ist aber auch kein schlechterer. Es ist aber, wenn man sich von diesem Anspruch erst einmal lösen mag, ein sehr guter, praktischer und überaus musikalischer EQ.

Bei breiten Einstellungen angenehm frische Mitten und Höhen

Zwar wirken Bassanhebungen etwas spröder als erwartet, aber immer noch sehr klar und druckvoll. Die Anhebung von Mitten und Höhen ist nur bei sehr schmaler Filtergüte etwas giftig, bei breiterer Filterkurve angenehm frisch und unaufdringlich. Ganz allgemein fällt ein minimales, aber hörbares Rauschen auf. Ein Rauschabstand von 86 dB ist nicht schlimm, aber auch nicht glorreich und man mag es mit Humor sehen, dass das in der Produktbeschreibung als „noise-free“ gilt.

Drumloop und Klavier profitieren

Mein Drumloop freut sich offenbar am meisten über breite Anhebungen in den Mitten, hier tritt die Grundsubstanz der Aufnahme klarer hervor, nichts daran wirkt verdreht oder künstlich, hier kann ich bestätigen, dass der PEQ-2 eine der Kernkompetenzen passiver EQs beherrscht. Anhebungen im Bassbereich empfinde ich dagegen als etwas eng. In den Höhen ereignet sich eine leichte Verhärtung, die manchmal aber durchaus nützlich sein mag. Einen Pultec-Trick, also eine drastische Anfettung des Klangs durch gleichzeitiges Anheben und Absenken derselben Frequenz, bekomme ich nicht zufriedenstellend hin. Offenbar weicht das Design in punkto Phasenlage des Tiefenbandes stark vom Original ab, zumindest hat man sich beim Antelope-Plug-in offenbar recht viel Mühe gemacht, eine extrem starke Phasenverschiebung nachzubilden. Mit dem modernen Klon ist das nicht im Ansatz zu erreichen.

Audio Samples
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Drumloop unbearbeitet Drumloop, +7,5 dB broad bei 2,5 kHz Drumloop +10 dB broad bei 5 kHz Drumloop +10 dB broad bei 10 kHz Drumloop +8 dB medium bei 40 Hz Drumloop à la Pultec-Trick Drumloop à la Pultec-Trick, Antelope-Plug-in
Audio Samples
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Klavier unbearbeitet Klavier +10 dB broad bei 3,7 kHz, -8 dB bei 20kHz Klavier +8 dB broad bei 240 Hz, -12,6 dB bei 50 Hz

Kein Wunder, dass eine Klavieraufnahme sehr stark von dem wunderbar musikalischen Klang des Equalizers profitiert, sowohl die unteren als auch die oberen Mitten wirken auch nach einer drastischen Anhebung noch warm und klar.

Besonders in EDM und Hip-Hop beliebte Vocal-Sounds gelingen gut

Gesang ist ein wichtiges Einsatzgebiet für passive EQs, gerade dessen Höhen- und Präsenzbereich. Auch wenn nicht alle Klone hier eine gute Figur machen, erwarte ich natürlich, dass ein guter passiver EQ diese Nagelprobe meistert. Hier stellt sich heraus, dass Sounds sehr gut gelingen, die im EDM und Hip-Hop-Bereich sinnvoll sind: Eher überpräsente und harsche Treble-Boosts klingen mit dem PEQ-2 hervorragend und rund. Gerade schmalbandig lässt sich das etwas kratzige und stabile Air-Band, das für viele moderne Vocalsounds wichtig ist, sehr gut erzeugen. Im Vergleich mit anderen passiven EQs klingt das sehr präsent und wenig weich. Der Vergleich mit dem Antelope-Plug-in lässt erahnen, dass das Original der 1960er etwas weicher anmutete, was jedoch nicht unbedingt heißt, dass es auch besser geklungen hat. Der Sound des Nachbaus wirkt moderner und auf eine durchaus angenehme Art fokussierter. Das Vorhaben, der Stimme mit einer schmalen Anhebung um 7 kHz einen Hauch von Glanz zu spendieren, gelingt dem Heritage-Lang bravourös. 

Audio Samples
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weibliche Stimme unbearbeitet weibliche Stimme +16,5 dB bei 10kHz und -8 dB bei 20kHz weibliche Stimme +16 dB narrow bei 5 kHz weibliche Stimme +16 dB narrow bei 7,5 kHz weibliche Stimme +9 dB broad bei 3,75 kHz

Gerade bei tiefen Männerstimmen lässt sich mit ein paar Handgriffen ein „larger-than-life“ Effekt zaubern, der beeindruckt. Klassische Präsenzanhebungen bei eher 4 k klingen allerdings für meinen Geschmack eher lahm.

Audio Samples
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männliche Stimme unbearbeitet männliche Stimme +8dB@240Hz, -9dB@200Hz, +12,5dB@ 7,5kHz, -9,6dB@20kHz
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