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KORG R3 Test

Bereits seit Mai 2007 steht der Korg R3 im Laden. Und die Verkäufer mussten mich damals nicht lange an die Tasten bitten, bildet der 3kg-Zwerg doch ein willkommenes Wellness-Programm für meinen Rücken, der sich ansonsten mit Rhodes und althergebrachtem 88-Tastigem herumplagt. Die Firma Korg, der bereits mit ihrem Microkorg ein immens großer Wurf gelungen ist, setzt mit dem R3 die lange Erfolgsstory der Bonsai-Synths fort. Diesmal allerdings wird auch an die Pianisten unter uns gedacht und eine Tastatur in normaler Größe, sowie ein paar universelle Standardsounds mitgeliefert.

Doch auch der Spaß kommt nicht zu kurz – dafür sorgen Vocodereffekt und diverse scheiß-heiße Elektrosounds. Leider gibt es von Korg kein passendes Case für den Kleinen, so dass ich mir einen Waffenkoffer(!) für Kleinkalibergewehre zugelegt habe. Der erscheint mir angemessen, passt genau und so macht’s auch am Flughafen immer viel Spaß…

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Äußerlichkeiten
Zunächst bestechen Größe und Gewicht des neuen Korgbabys. Mit knappen 3kg ist es nur ein halbes Kilo schwerer als der Microkorg, wartet aber mit diversen Zusatzfunktionen auf. Dem Gewicht geschuldet ist das Material: Rundherum Vollplastik, was dem Instrument eine gewisse Fischer-Price-Ästhetik verleit. Nicht cool, aber leicht. Perfekt durchdacht sind wiederum die Bedienelemente an der Oberfläche: Neben Pitch- und Modwheel befinden sich die Taster fürs Oktavieren, die bei den (nur) 37 Tasten relativ häufig zu benutzen sind. Dreh- und Angelpunkt für die Anwahl der Presetbänke ist ein großer Drehregler, mit dem  Soundkategorien wie Bass, Lead oder Vintage Poly angewählt werden können. Microkorg User kennen das bereits. Neben dem Rad befinden sich 2×8 Taster für die einzelnen Presets und weitere Steuerungsbefehle.

Auf der rechten Seite sind vier Drehpotis angebracht. Diese sind in freier Auswahl mit allen Parametern zu belegen, die einem griffbereit zur Verfügung stehen sollen. Geradezu genial ist dabei, dass die jeweils verwendete Funktion in vier kleinen Displays oberhalb der Potis angezeigt wird. Für den Live-Einsatz auf dunklen Bühnen ist ebenfalls die Ausstattung der Regler mit LED-Kränzen höchst bequem.
Auf der rechten Seite sind vier Drehpotis angebracht. Diese sind in freier Auswahl mit allen Parametern zu belegen, die einem griffbereit zur Verfügung stehen sollen. Geradezu genial ist dabei, dass die jeweils verwendete Funktion in vier kleinen Displays oberhalb der Potis angezeigt wird. Für den Live-Einsatz auf dunklen Bühnen ist ebenfalls die Ausstattung der Regler mit LED-Kränzen höchst bequem.

Unpraktisch hingegen ist, dass sich die Potis auf der rechten Seite des Gehäuses befinden. Meist möchte man ja mit ihnen gerade während des Spiels Filter, Delayzeiten etc. regeln. Da die Meisten ihre linke Hand für diese Aufgabe benutzen, hätte die Anordnung auf der linken Seite für eine einfachere Bedienung gesorgt. So jedoch ist ein Überkreuz-Griff leider nicht zu vermeiden.      

Innere Werte
Die Sounderzeugung des bis zu achtstimmigen Synthies basiert auf der Technologie des Radias und funktioniert klassisch subtraktiv. Zwei Oszillatoren sorgen für Sägezahn-, Pulse-, Dreieck- und Sinusschwingungen, sowie für 64 digitale Wellenformen. Wer will, kann hier bereits lustig kreativ werden und mit diversen Modulationen wie „Cross“, „Ringmodulator“ oder „Sync“ spielen. Die jeweilige funktionsspezifische Belegung der vier Drehpotis erleichtert dabei Vieles und erscheint mir sogar übersichtlicher als ein großes Display – Stichwort: Direkter Zugriff. Zur Verfeinerung der Klanggestaltung lassen sich jeweils zwei Filter einsetzten, die stufenlos zwischen Low-, High- und Bandpass einzustellen sind. Leider ist es beim Regeln des FilterCutoffs, zumindest bei hoher Resonanz, mit der Stufenlosigkeit der Einstellung hörbar dahin. Weiterhin kann dem Sound durch eine Waveshaping-Funktion, die wählbar vor oder hinter dem Filter angelegt werden kann, noch eine Portion Extrabiss hinzugefügt werden. Spätestens hier wird einem schon mal die Tür gezeigt – raus aus dem Kinderzimmer.

Envelopes stehen standardmäßig für Filter und Amp, sowie für einen frei zuweisbaren Parameter bereit. 2 Lfos und 3 Effekte pro Sound runden schließlich die Klanggenerierung ab. In der Effektsektion ist übrigens einiges Gutklingende zu holen. Neben Standards wie Hall, Delay, und Tremolo stehen diverse Amp-Simulationen zur Verfügung.
Praktischerweise wird man beim Verändern sämtlicher Werte stets durch eine kleine „Original value“ – Leuchte an die Originaleinstellungen erinnert.

Weiterhin kann man in jedem Programm einer Modulationsquelle sechs verschiedene Parameter zuweisen. Diese „Virtual Patch Funktion“ erlaubt es einem beispielsweise den Filter per ModWheel zu steuern oder per Velocity den Sound zu pitchen. Insgesamt stehen einem zwölf Modulationsquellen und 15 Modulationsziele zur Verfügung.
Weiterhin kann man in jedem Programm einer Modulationsquelle sechs verschiedene Parameter zuweisen. Diese „Virtual Patch Funktion“ erlaubt es einem beispielsweise den Filter per ModWheel zu steuern oder per Velocity den Sound zu pitchen. Insgesamt stehen einem zwölf Modulationsquellen und 15 Modulationsziele zur Verfügung.

Die hierbei vernachlässigten Funktionen, wie etwa das Expression-Pedal als Modulationsquelle, können nur per MIDI-Verknüpfung einem Ziel zugewiesen werden, was dann leider global gilt.  
Grundsätzlich lässt sich der R3 im Split- und im Layer-Modus bespielen. Wobei die Anzahl an Sounds auf zwei begrenzt ist. Dennoch: Diese Funktion hebt ihn doch schon ein ganzes Stück von anderen, kleinen Synths ab. Ein weiterer, großer Schritt Richtung Erwachsenenwelt.

Recht umfangreich ist der Arpeggiator ausgestattet. Hier lassen sich unter anderem sechs unterschiedliche  Arpeggio-Typen anwählen (Up, Down, Alt1, Alt2, Random, Trigger). Außerdem sind die einzelnen Schritte der höchstens achtstimmigen Phrasen mit den Programmtastern ein- und auszuschalten. Einfach, effektiv und abwechslungsreich. Da lassen sich schnell Phrasen bauen, die nach was klingen, fernab von sonstiger Arpeggio-Monotonie. Natürlich ist das Ganze per MIDI-Clock synchronisierbar und der BPM-Wert mittels extra angeschraubtem Temporegler zu verändern.

Im Arpeggiator des R3 kann man unter anderem zwischen sechs unterschiedlichen Arpeggio-Typen wählen.
Im Arpeggiator des R3 kann man unter anderem zwischen sechs unterschiedlichen Arpeggio-Typen wählen.

Der Stepsequenzer wartet ebenfalls mit hohem Spaßfaktor auf. Insgesamt 16 Schritte sind mit diversen Parametern zu belegen, während zwischen einem stufigen und einem smoothen Übergang der Steps gewählt werden kann. Als Besonderheit mit an Bord ist ein Feature, das es ermöglicht per Drehpoti vorgenommene Parameterveränderungen direkt aufzuzeichnen. So muss beispielsweise ein Filteraufreißen nicht für jeden Schritt einzeln programmiert werden, sondern kann als gleichmäßige Bewegung vom Stepsequenzer aufgenommen werden. So spart man Zeit und erreicht eine gewisse Natürlichkeit bei bestimmten Werteverläufen.        

Absolutes Sahnehäubchen des Macro-Microkorgs ist der super klingende Vocoder.
Absolutes Sahnehäubchen des Macro-Microkorgs ist der super klingende Vocoder.

Absolutes Sahnehäubchen des Macro-Microkorgs ist der super klingende Vocoder. Dieser kann zum einen über das mitgelieferte Schwanenhalsmikrophon, zum anderen über eine externe Quelle via Audio-Eingang angesprochen werden. Die eingespeisten Klänge lassen sich dann sogar abspeichern. Dabei wird das Obertonspektrum analysiert und als „Formant-Motion-Daten“ auf den jeweiligen Sound des R3 angelegt. Speicherbar sind 16 verschiedene Phrasen à 7,5 Sekunden. Außerdem sind verschiedene Filterwerte einzustellen, die jeweils den Klangcharakter des Vocodersignals verändern. Neben gesungenen Texten und rhythmischen, mouthpercussion-ähnlichen Effekten ist natürlich das mitgesungene Solo ein Klassiker, der seine Wirkung auf der Bühne nicht verfehlt.

Auch die Rückseite des R3 kann sich sehen lassen.
Auch die Rückseite des R3 kann sich sehen lassen.

Weiterhin kann der R3 per USB Schnittstelle an einen Rechner angeschlossen werden. Die mitgelieferte Software ermöglicht dann ein komfortables Editieren eigener Sounds am Bildschirm. Signalwege und Effekteinstellungen sind hier komfortabel zu besichtigen und zu bearbeiten. Außerdem  lassen sich so editierte Sounds auf dem Rechner sichern und bei Bedarf auf den Synthie übertragen.

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Sound und Live-Einsatz
Insgesamt stehen 128 Sounds zur Verfügung. Leider gibt es darüber hinaus keine Möglichkeiten Selbstkreiertes abzulegen. Da hilft einem dann nur die Möglichkeit zur Speicherung auf einem externen Rechner.
Wie bereits erwähnt, beschränkt sich der Korg bei seinen Presets nicht allein auf die Elektroschiene, obgleich moderne Sounds absolut in der Überzahl sind. Dennoch sind auch E-Pianos, Clavinet und diverse Analog-Emulationen, wie Oberheim Blechbläser und George-Duke-artige Leadsounds zu finden. All das klingt nicht ganz so wie bei den Originalen, ist aber dennoch völlig in Ordnung für einen schnellen Liveeinsatz. Mehr anzubieten hat der Kleine dann im Techno- und Ambient Bereich. Hier lassen sich ihm einige frische Klänge entlocken – geeignet für Chillout-Areas und für die erste Reihe in der Loveparade. Druckvolle Bässe, weiche Drogenrauschflächen und hohes Gefiepe. Mir sind es am Ende ein paar zuviel technoide Sounds, aber das ist wirklich reine Geschmackssache. Und außerdem ist es letztlich seine soundmäßige Vielseitigkeit, die den R3 auszeichnet. Ich nutze ihn sowohl als Zusatzgewürz in einem ansonsten akustischen Jazzkontext, als auch als Miniatur-Workstation bei nicht allzu komplexen Anforderungen. Ach ja, und das Jammen im Hotelzimmer nicht vergessen…

Im folgenden haben wir euch einen repräsentativen Querschnitt aus den angebotenen Sounds zusammengestellt. Viel Spaß.
 

Audio Samples
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Wurly ArpOrgan Strings Hypnotic SyncCity RingBass HooverBass JuicyBass WiredLd. UnisonoHP DigiHarp ChordHit MGBass PR5Sync OBJump VoicePerc X Tall Bell
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Fazit
Der Korg R3 kommt zwar als Carrera Bahn daher, ist aber eine höchst funktionale Universalwaffe. Äußerlich besitzt er nicht die Coolness eines Microkorgs, kann dafür aber mehr als ein reiner Leadsynth. Was der Kleine drauf hat, sind Funksoli (mit oder ohne Vocoder), Bläser- und Orgeleinwürfe, Tranceflächen und sonstige Elektrosounds. Dabei sorgen die vier frei belegbaren Potis für eine Flexibilität, die ein Livesynth braucht. Egal ob auf dem Rhodes im Jazzclub oder als Bestandteil der Keyboardburg auf einer Festivalbühne – die Sounds des Winzlings sind durchsetzungsfähig und überzeugend. Außerdem ist er im Verhältnis zu seiner Größe extrem anpassungsfähig. Wer High-End sucht, sollte Hi-End kaufen, wer es allerdings praktikabel mag, ist mit dem R3 gut beraten. Die Zeiten, in denen nur der Trompeter mit dem Fahrrad zur Probe kommt, sind endgültig vorbei.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Größe und Gewicht
  • frei belegbare Drehpotis mit eigenen Displays
  • Druckvoller Sound
  • Vocoder
  • Große Soundpalette möglich
Contra
  • Keine Möglichkeit den internen Soundspeicher über Speicherkarten zu erweitern.
SPECS KORG R3
    Kommentieren
    Profilbild von alex

    alex sagt:

    #1 - 01.05.2012 um 00:49 Uhr

    0

    eingetlich ein super synthesizer aber das programieren ist echt schlecht gelöst zu wenige regler zu viele menüs, und wenn ich eine software brauche um einen synthesizer zu programieren dann kann ich auch gleich ein vst nutzen.

    Profilbild von Maenfi Fred

    Maenfi Fred sagt:

    #2 - 27.03.2019 um 13:30 Uhr

    0

    Da ich schon diverse Synth per USB an meinem PC hatte, geht dass mit der korg software nicht mehr. Treiberproblem. Ich kann die Synth zwar per Midi spielen aber Editoren wie für das Kaos. den King korg etc. laufen nicht. es gibt zwar ein Drivertool von Korg, was nichts mehr bringt.

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