Koch Studiotone Test

Details

Beim Studiotone handelt es sich um einen Class-A Röhrenverstärker, der mit zwei 12AX7 und einer ECC83 Röhre in der Vorstufe und zwei EL84 in der Endstufe aufwarten kann. Der Amp leistet 20 Watt, die er hervorragend ausschöpft. Kräftemäßig bewegt er sich damit jedoch in einer Grenzregion, denn mit seiner Leistung ist der Studiotone perfekt fürs Wohnzimmer, das Studio und für moderate Proben geeignet, zu leise aber für Gigs ohne PA-Verstärkung. Eine Info vorab: Diesen Amp gibt es auch in einer stärkeren 40-Watt-Ausführung unter dem Namen Studiotone XL, mit denselben Features, nur eben mit mehr Kraftreserven.

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Seine zwei Kanäle werden per Relais umgeschaltet, hier kastriert kein Halbleiter den Signalweg des zarten Gitarrensignals.
Im Inneren des Chassis herrschen absolute Ordnung und sauberer Platinenaufbau. Es kommen nur ausgesuchte Bauteile zum Einsatz, Porzellansockel zum Beispiel, goldkontaktierte Buchsen und großzügig dimensionierte Trafos und Ausgangs-Übertrager. Die offene Bauweise ermöglicht nicht nur einen großen, dreidimensionalen Klang, sondern auch einen ungehinderten Einblick in die Eingeweide des kleinen Riesen (abgesehen davon, dass man bei einem offenen Gehäuse beim Recording auch mal von der Rückseite mit Mikrofonen experimentieren kann). Die Endstufenröhren stecken kopfüber im Chassis und sind mit einem Schutzgitter gesichert. Auf dem Boden befindet sich die Accutronics-Hallspirale, die bei Erschütterungen den charakteristischen Schepperton erzeugt. Sie ist mittels Cinch-Kabeln direkt mit dem Verstärkerteil verbunden und kann dem Signal bei Bedarf stufenlos beigemischt werden. Das Holzgehäuse ist mit einem grob strukturierten Kunstleder bezogen, die Ecken sind mit sechs Metallkappen geschützt. Ein robuster Tragegriff auf der Oberseite und vier Gummifüße auf der Unterseite runden das Bild ab.

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Der Kleine ist im Grunde mit zweieinhalb Kanälen ausgestattet. Zweieinhalb Kanäle deswegen, weil der OD+ im Gegensatz zum regulären OD-Kanal eine Schippe mehr Gain besitzt. Das resultiert daraus, dass hier eine Zerrstufe mehr im Signalweg Dienst tut. Außerdem bietet sich die Möglichkeit, in diesem Modus zusätzlich den Low-, Mid-, oder High-Bereich zu featuren. Aber dazu später mehr. Die Kanäle werden über den mitgelieferten Zweifach-Fußschalter gewechselt. Beim Umschalten von High-Gain zu clean ist ein Knacken zu hören, das ich zunächst als Defekt identifiziert hatte. Dieses Phänomen erklärt der Hersteller auf seiner Homepage jedoch als völlig normalen Effekt, verursacht durch die Relais-Schaltung. Alle Kanäle teilen sich ein und dieselbe Klangregelung, bestehend aus den Klassikern Bass, Mid und Treble. Zur weiteren Klanggestaltung finden sich zwei Kippschalter auf dem Frontpanel. Mit ihrer Unterstützung lassen sich der Mitten- und Obertonbereich weiter veredeln. Auch diese beiden Mini-Schalter beeinflussen alle Kanäle, was sich jedoch nicht nachteilig auswirkt. Das Konzept ist sehr gut durchdacht und man findet schnell seinen eigenen Sound. Dank seiner ausgeschlafenen Features  ist der Verstärker äußerst vielseitig einsetzbar. Der Bedienoberfläche des Clean-Kanals besteht nur aus einem Volume-Regler, während der Overdrive-Bereich mit einem Gain- und Volume-Poti ausgestattet ist – klare Sache, denn wie sollte man sonst auch den Verzerrungsgrad regeln. Der Gain-Regler ist für beide Zerrkanäle zuständig. Man kann also keinen leicht angezerrten Rhythmus-Sound einstellen und dann auf das Mörderbrett umschalten, deshalb meine Rede von zweieinhalb Kanälen. Aber seien wir doch mal ehrlich, mit dem Volume-Poti an der Gitarre kriegt man sowieso die besten angezerrten Sounds hin, oder?

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Schauen wir uns die Rückseite des Studiotone Combos einmal genauer an. Hier sitzt der Special Design Speaker von Koch in einer 60 Watt an acht Ohm Ausführung. Der Aufkleber weist auf den Hersteller „Sica“ hin, der in Italien Jensen Speaker fertigt. Ich will ja nichts sagen, aber ich frage mich doch, wie der Amp erst mit einem G12H oder dem Tonetubby klingen würde. Es juckt zwar in den Fingern, aber ich bastele grundsätzlich nicht an Testgeräten herum! Bis auf den Gitarreneingang auf der Front sitzen alle verbleibenden Buchsen auf der Rückseite des Chassis. Neben dem Anschluss für das Netzkabel findet sich dort auch die Buchse für den mitgelieferten Fußschalter. Es folgt der serielle Effekteinschleifweg, der so ausgelegt ist, dass sowohl 19“-Prozessoren als auch Bodengeräte angeschlossen werden können. Die folgende Recording-Sektion dürfte für Homerecording-Freaks sehr interessant sein, denn hier steht ein frequenzkorrigiertes Ampsignal zu Aufnahmezwecken oder für den FOH-Mixer zur Verfügung. Dieses Signal wird an den Lautsprecherausgängen abgegriffen, sodass alle bei Röhrenverstärkern klangformenden Eigenschaften der Endstufenröhren erhalten bleiben. Zum Feintunen stehen sowohl zwei simulierte Mikrofonstellungen als auch die Simulation einer 4×12“ bzw. einer 1×12“ Box zur Verfügung. Sollte der Amp zu leise sein, besteht die Möglichkeit, eine weitere Endstufe oder den Clean-Kanals eines zweiten Gitarrenverstärkers anzusteuern. Klasse Sache und wirklich gut durchdacht. Weiter geht es mit den Lautsprecherausgängen. Hier werden drei Klinkenbuchsen angeboten, je eine für 4, 8 und 16 Ohm. Die Buchsen dürfen jedoch nicht dazu benutzt werden, mehrere Lautsprecher gleichzeitig zu betreiben. Neben der 16 Ohm Speaker-Buchse befindet sich ein Mini-Switch, der den internen Lastwiderstand, den sogenannten „Dummy-Load“ aktiviert und den Speaker gleichzeitig ausschaltet – ideal, will man den Amp zu Recordingzwecken stummschalten.

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Profilbild von olaf

olaf sagt:

#1 - 30.12.2021 um 21:31 Uhr

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"... der mit zwei 12AX7 und einer ECC83 Röhre in der Vorstufe [...] aufwarten kann" - bisher war ich ja davon ausgegangen, dass das die gleichen Röhren sind.

Profilbild von Alex

Alex sagt:

#2 - 13.03.2024 um 12:57 Uhr

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Ich habe selber die XL-Version und kann auf jeden Fall bestätigen, dass der Amp äußerst vielseitig ist. Der Mid Shift und die dritte Stellung beim Bright-Schalter (statt nur ein/aus) bringen im Zusammenspiel mit dem deutlich zupackenden EQ sehr viele Varianten. Vor allem klingen die für mich alle auf ihre Art sehr gut, und nicht nur an dem einen "Sweet Spot" wie bei vielen Röhrenamps. Ein paar Sachen aus dem Text muss ich aber doch korrigieren: Der Schalter für den OD+ hat NICHT die Funktion, "zusätzlich den Low-, Mid-, oder High-Bereich zu featuren", sondern er ersetzt quasi einen zweiten Gain-Regler. Es ist also ein geringer, mittlerer oder starker Gain Boost vorwählbar. Der Classic-Rocker dürfte mit "M" gut bedient sein. Hat man schon eher Metal-Gain im OD-Kanal, lässt sich mit "L" ein Overkill vermeiden, und spielt man nur angezerrt-bluesig, ermöglicht die "H"-Einstellung schon noch einen richtig singenden Leadsound im OD+. Zum XL darf ich noch sagen, dass der nicht exakt die gleichen Features hat, sondern zusätzlich einen eigenen Volumeregler für den OD+. Das war mir tatsächlich auch wichtiger als die Extra-Leistung, denn so kann man gerade Soli halt doch feiner in der Lautstärke anpassen. Auch das etwas größere Gehäuse tut dem Sound gut, das klingt gleich etwas erwachsener, weniger "boxy". Wer viel Headroom braucht, etwa für glasklare Cleansounds und runtergestimmten Metal, ist sicher mit der 40 Watt-Version besser aufgestellt. Die Anmerkung "der Fender Deluxe, der zwar auf unzähligen Produktionen zu hören ist, mit seinen 22 Watt jedoch kaum im Live-Betrieb auftaucht" halte ich allerdings für ein Gerücht. Nach dem, was ich jedenfalls so auf Bühnen sehe, ist das einer der meistgespielten Live-Amps überhaupt. In Sachen Lautstärke wird man von Behörden und Veranstaltern ja eh immer mehr eingebremst.

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