Kickstart Digital-DJing – Workshop DJ-Controller (Part 2)

Details

1. DJ-MIDI-Controller ohne Audio-Interface

DJ-Controller ohne Audiointerface beziehen ihre Spannungsversorgung üblicherweise über den USB-Port. Sie teilen sich in zwei Produkttypen auf: Die, die nur einen bestimmten Teil einer DJ-Software befehligen wollen, oder die, die sich auf die Fahne geschrieben haben, die komplette Mixsession zu dirigieren. Nicht untypisch sind Jogwheels, die den Plattenteller ersetzen, sowie Fader und Drehknöpfe für den MIDI-Mixer. Numark beispielsweise hat mit dem DJ2Go ein Produkt im Sortiment, das Greenhorns auf der Größe einer Schokoladentafel die Basiswerkzeuge für gelegentliche Mixversuche anheimstellt. Ihr Mixtrack MK2 ist schon ein erheblich größer dimensionierter Allrounder. Faderfox Mathias Fuchs setzt seit jeher auf Mikro-Controller, die fast schon im A6-Format dimensioniert sind. Gemeinsam ist ihnen, dass sie zum Teil preisgünstiger sind als ihre Interface-Kollegen und dem DJ ermöglichen, eine Audiolösung seiner Wahl zu betreiben (wer nun sagt, das geht auch bei einem Komplettsystem, hat natürlich ebenfalls recht). Hier ein paar aktuelle Beispiele: 

Fotostrecke: 3 Bilder DJ2Go Mini-Controller von Numark

Doch nicht nur das Budget ist ein wichtiges Kriterium, sondern auch der spezifische Verwendungszweck, Stellfläche und Transportgewicht oder modulare Erweiterungsmöglichkeiten. In einigen Punkten sind die reinen Steuerkonsolen gegenüber ihren großen Brüdern also im Vorteil. Und die Kehrseite der Medaille? Oftmals muss der DJ selbst Hand an die Konfiguration legen, und sei es nur, um die In- und Outputs des USB-Interfaces und die MIDI-Ein- und Ausgabe zu konfigurieren sowie die Steuereinheit zu aktivieren. Übergreifendes Plug´n´Play, wie es beispielsweise bei der Einrichtung von Native-Instruments-Hardware unter Traktor anzutreffen ist, kommt bei der Vielzahl an möglichen Setups nur selten zum Tragen. Je mehr Komponenten auf dem DJ-Tisch stehen, umso störanfälliger wird auch das Gesamtsystem – ganz zu schweigen vom Kabelsalat und den benötigten USB-Ports. Findige Hersteller integrieren daher auch schon mal einen Hub in ihr Gerät. Dann ist allerdings ein externes Netzteil zum Betrieb der Konsole selbst nötig, damit es nicht zu einer Überspannung am Notebook-USB Port kommt. Ein Beispiel hierfür ist das Stanton SCS3-System, das aus den beiden Decks SCS3D und dem Mixer SCS3M mit seinem Verteiler besteht. 

Fotostrecke: 4 Bilder Dieser MIDI-Touchmixer SCS3M …

Mancher Deejay möchte indes zurecht nicht auf das Arbeiten an seinem angestammten „Clubmixer“ verzichten und stellt sich daher einen Deck- oder Division-Controller auf (rechts, links, beides, davor, dahinter). Paradebeispiele dafür sind Allen&Heath Xones oder die Budget-Einsteigerlösung DJ-Tech Kontrol 1. Denon hat mit dem SC2000 ebenfalls ein Deckmodul im Sortiment. Ferner ist natürlich auch Native Instruments mit dem X1 am Ball. Hier der Nachschlag an Beweismaterial.

Fotostrecke: 4 Bilder Erweitertes Deckmodul Marke Denon

2. DJ-MIDI-Controller mit Audio-Interface

Immer häufiger anzutreffen sind die sogenannten „All-in-One-Controller“ mit eingebautem USB-Audio-Interface, die oftmals eine anwenderfreundliche Inbetriebnahme sicherstellen und eine nahtlose Auslegung auf die mitgelieferten Software garantieren. Die Bandbreite reicht in preislicher Hinsicht von knapp 100 Euro bis zu vierstelligen Investitionssummen – was letztlich auch dafür ausschlaggebend ist, welche Schnittstellen und Bedienelemente verbaut sind, wie es um die Qualität der Wandler oder Ausgabewege bestellt ist und mit welcher Auflösung die Maschinerie arbeitet. Ein großer Vorteil dieser Produktgattung ergibt sich aus der engen Verzahnung von Controller und Audio-Interface, wodurch im Idealfall die Software in der Lage ist, beim Aufruf die nötige Konfiguration einzuleiten. Das ist nicht nur den Platzhirschen Serato und Traktor vorbehalten, sondern funktioniert auch mit einem Hercules RMX2 unter Virtual DJ, einem Spin 2 mit Algoriddim Djay oder einem U-Control, der Mixvibes im Schlepptau hat. 

Fotostrecke: 2 Bilder Schnittstellen am Vestax VCI-400

Los geht’s bei knapp 100 Euro mit Einsteigermodellen wie Hercules DJ-Control Instinct oder Behringers BCD-3000. Eine Preisklasse höher erhält man bereits umfangreiche Effekt- und Loop-Sektionen, gepaart mit Mikrofoneingängen, einem Booth-Out oder einem Aux-Input. Jenseits der 500-Euro-Schallmauer kommen bereits professionelle XLR- und Klinke-Schnittstellen, Phono-Eingänge, iPod-Dock und vollausgestattete Mixer- und Deck-Sektionen zum Einsatz, teilweise mit „Notfall-Audiodurchgang“ direkt auf den Master. Wer keine Lust auf Verkabelungs-Hickhack hat, ist mit diesen Allroundern gut beraten.

Fotostrecke: 6 Bilder Einsteiger Controller für 99 Euro Street mit Interface

3. Hybrid-DJ-Controller mit Audio-Interface und klassischer Mischpult-Funktion

Hybrid-DJ-Controller wenden sich an DJs, die primär mit dem Laptop auflegen, zusätzlich aber externes Equipment anschließen wollen – und können somit auch „standalone“, also ohne Computer, ihren Dienst verrichten. Sie verzichten jedoch auf integrierte MP3-Player oder optische Laufwerke und werden daher nicht der Produktklasse Workstation zugerechnet. Am Backpanel finden sich Stereo-Cinch-Inputs ein (optional mit Phono-Vorverstärkern ausgestattet), sodass sich sowohl Geräte mit Linepegel, als auch Plattenspieler anklemmen lassen. Ist ein Computer beteiligt, erkennt dieser das USB-Audio-Interface, und der DJ kann bequem zwischen den einzelnen Kanälen (USB, Cinch) hin- und herschalten. Ist kein Notebook dabei, funktionieren die Externa noch immer, sodass man bei einem Laptop-Crash auch von einem CD-Player oder einem mitgeführten Smartphone weiterarbeiten könnte. Besonders beliebt sind diese Gerätschaften bei Anwendern, die über eine große Sammlung optischer und analoger Musikalien verfügen, sich aber zu einem Controller nicht auch noch ein zusätzliches Mischpult in den Partykeller stellen wollen und auch nicht bereit sind, mehrere 1000 Euro für ein „Club-Setup“ zu investieren. Auch für mobile Einsatzzwecke mit begrenztem Budget und bereits vorhandenen Zusatzgeräten ist eine derartige Lösung willkommen, weil man so sehr flexibel aufgestellt ist. Ein günstiges Produkt mit zwei Kanälen ist der VMS2 von American Audio. Populäre Vierkanäler sind zudem Numarks N4 oder American-Audios VMS4. Etwas spezieller, aber grundsätzlich der Klasse zuzurechnen, sind Vestax VCI-380/400, Numark NS6 oder 4Trak. Sie heben sich hinsichtlich der Qualität der Komponenten, dem erweiterten Funktionsumfang und der Softwareausstattung von den günstigeren kleinen Brüdern ab. 

Fotostrecke: 5 Bilder VMS2 – budgetorientierte Variante mit zwei MIDI-Log-Kanälen

4. Standalone-Workstations mit mit MIDI-Controller-Funktion

Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Produkten, die auf Laufwerke jedweder Art verzichten, gelten DJ-Workstations allgemein als Standalone-Lösungen. Der Einsatz eines Laptops über die USB-Buchse, MIDI-Controller-Funktionalität und das interne Audio-Interface sind Bestandteile des Konzeptes, jedoch erfolgt der Arbeitseinsatz auch losgelöst vom Computer. Workstations wie Geminis CDMP-7000, American Audios Encore 2000 oder Numarks Mixdeck (Quad, Express) setzen auf CD-Laufwerke, USB und/oder Kartenslots sowie iOS-Docks. American Audios Versadeck verzichtet gar auf mechanische Laufwerke zugunsten von USB-Ports. Da sie einen sehr speziellen Anwenderkreis fokussieren, sind sie nicht so zahlreich vertreten, jedoch verfügen die Produkte meist sehr wohl über die Möglichkeit, MIDI-Befehle an eine Software zu senden, weshalb wir diesen Typus hier ebenfalls vorstellen möchten. Die Standardausstattung schlechthin besteht aus zwei CD-Laufwerken, einem Mischpult, einem USB-Slot, einem Mikrofoneingang und einem integrierten USB-Audio-Interface. Zur Verkabelung mit der PA stehen in der Regel symmetrische und unsymmetrische Ausgänge zur Verfügung. Manche Workstations haben zudem direkte Line-Outs für die CD-Player sowie Phono-Inputs.
Besonders wenn der DJ über eine große Musiksammlung auf CD verfügt, sind die im Vergleich zu Einzelkomponenten ziemlich kompakten All-in-One-Stationen ein idealer Reisebegleiter – Wedding- und Working-DJs inbegriffen. Die Konsolen sind am Ort der Veranstaltung in Windeseile aufgebaut. Sie verfügen über Ausgänge für Haupt- und Nebenraumbeschallung oder zum Monitoring. Der Wechsel zwischen einem Silberling, einem Wechselspeicher oder den Softwaredecks kann nahtlos erfolgen. Der DJ kann auch auf seine Computer-MP3-Sammlung zugreifen und ist für alle Zwecke gewappnet, sollte ihn ein Partygast mit einem Songwunsch, den er sicherheitshalber im Vorfeld auf Stick und/oder CD gebannt hat, konfrontieren. Wer als Betreiber einer Tanzlokalität mit dem Budget „haushalten“ muss und sich so ein Teil in die Bar stellt, ist gut für den Fall gerüstet, dass der DJ mit einem Laptop anrauscht, denn er braucht sich lediglich in die USB-Buchse einstöpseln und kann, vorausgesetzt er hat ein passendes Software-Mapping parat, gleich loslegen.
Was bei diesen Geräten jedoch verständlicherweise oftmals sehr unterrepräsentiert ist, sind Bedienelemente zur Steuerung von Software-FX und den weiterführenden Kreativ-Abteilungen. Dort, wo beim DJ-Controller Effekt-Regler, Pad-Sektionen und Loop-Elemente sitzen, hat die Workstation ihr CD-Display mit den Navigationselementen für Silberling und Stick, wie beim Mixdeck Express. Numark hat zudem noch eine Variante mit iPod-Dock und eine mit vier Ausgabekanälen nebst iOS-Kompatibilität im Portfolio. 

Fotostrecke: 5 Bilder Numarks Mixdeck „Quad“ mit iOS Dock

5. Spezial-Controller

Zur Sparte der Spezial-Controller zähle ich in erster Linie solche Gerätschaften, die es sich zur Aufgabe machen, eine bestimmte Funktion innerhalb einer Software zu dirigieren – oder diese gar freischalten. Spontan fallen mir da Vestax VFX1 ein, der als Effekt-Board für die Software Serato Itch eben deren FX freischaltet und autokonfiguriert. Ein weiterer bekannter Vertreter dieser Art ist der Kontrol F1 von Native Instruments, seines Zeichens Pflicht-Bestandteil eines DJ-Sets, möchte der Traktor-Anwender Remix-Decks mit einer Steuerhardware benutzen. Ferner gehören zur Gruppe der Spezialcontroller auch unterschiedliche Faderboxen, Drehbänke oder Grid-Controller. Weitere Beispiele sind Numarks Orbit, Allen&Heath Xone, der Faderfox DX3 sowie Denons HC1000S oder Novations Dicer für Scratch Live.

Fotostrecke: 4 Bilder VFX-1 Effekt-Board für Serato

Neben den zuvor erwähnten Kontrollzentralen erblicken auch immer mal wieder einige „Gegen-den-Strom-Schwimmer“ das Licht der Welt. Ein Beispiel hierfür ist Wacoms Nextbeat, ein DJ-Mixer, der seine Musikdateien von einer Compact Flash-Karte bezieht, on-the-fly analysiert und auf einem grafischen Display nebst Wellenformen darstellt. Er verfügt über eingebaute Effekte und Loops, sein Bedienteil lässt sich abdocken und in bester Luftgitarrenmanier durch eben diese wirbeln. Jedoch spricht das Teil weder MIDI, noch kann es externe Signalquellen außer einem Mikrofon einspeisen. Warum es am Ende nicht zum Durchbruch gereicht hat? Ich persönlich sehe das Medienmanagement ohne Datenbankfunktion (jeder Track muss immer neu analysiert werden), den fehlenden Kopfhöreranschluss der Wireless-Unit (mixen, ohne vorzuhören?), die fummelige Line- und Crossfader-Touch-Funktion und den Ursprungspreis von über 1000 Euro als große Kritikpunkte. Auch von Stanton gibt es ein Gerät mit eingebautem Wellenformdisplay, das unabhängig von einem Computer arbeiten kann. Der SCS4DJ macht jedoch einiges besser. Er spielt Musik vom USB-Stick oder der Festplatte ab, besitzt grafische Wellenformanzeigen, analysiert und speichert in einer Datenbank ab, beherrscht Autosync und kann ebenso auf zeitgemäße, kreative Bordmittel zugreifen.

Fotostrecke: 2 Bilder Wacom setzte seinerzeit auf eine Compact Flash Card und Wireless-Unit

6. iOS-Controller

Und dann wäre da noch die wachsende Sippe der iOS-Controller, die vor allem mit den Gerätschaften Numark IDJ-Pro und Vestax Spin 2 in Richtung semiprofessionelles DJing vorstoßen. Beide haben sich der Steuerung eines Apple-Device verschrieben. Numark setzt hier konsequent aufs iPad (wenngleich sich auch ein iPhone ans Kabel anschließen ließe) und implementiert eine spezielle Aussparung im Zentrum des Gerätes, wo sich das Apple-Tablet bequem einschieben lässt, woraufhin sich der Anwender die Vorteile beider Bediensysteme zunutze macht – also zum Beispiel den Controller für Scratching, Fader/Poti-Bewegungen, EQ- und Parameterfahrten einsetzt und weitere Funktionen über das Touchpanel aufruft. Spin hingegen möchte sowohl als Standard-MIDI-Controller für Mac-Software dienen, ferner iPhone und Tablet bedienen. Zur Niederschrift dieser Zeilen setzen beide auf Algoriddim Djay als Softwarepartner.
Das war es fürs Erste zum Thema Controller-Typen. Im nächsten Teil möchten wir euch noch einige Geräte im Kurzüberblick vorstellen, die uns persönlich besonders gut gefallen. 

Fotostrecke: 2 Bilder iDJ-Controller mit iPad-Einschub
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