Kali Audio IN-5 Test

Kali Audio IN-5 ist die verkleinerte Version des Aktivlautsprechers Kali Audio IN-8, für den wir bereits einen Testbericht veröffentlich hatten.

Kali_IN_8_Test_3

Das Prinzip ist bei der Kali IN-5 das gleiche, es gibt also einen Mittel- und einen Hochtontreiber in koaxialer Anordnung. Allerdings ist der bei Lautsprechern oft im Produktkürzel genannte Tieftöner kleiner, denn er misst statt acht Zoll in der IN-8 in der IN-5 nur… ok, das muss man jetzt nicht kompliziert ausrechnen.

Details

Innovation – ein bisschen

Dass die Kali IN-Serie „zu den innovativsten Studiomonitoren“ gehört, die „jemals gebaut wurden“, ist natürlich ein Marketing-Claim der Webseite, welches bei den meisten Personen, die sich schon einmal einen Lautsprecher gekauft haben, ein kleines Lachen (oder ein wenig Entrüstung) hervorrufen wird. Ich musste nach dem Lesen der Zeilen auch tatsächlich überlegen, welche der Eigenschaften der Speaker wohl gemeint ist. Das Koaxialprinzip ist vielleicht das exklusivste Feature, aber darauf lässt sich die Angabe nicht unbedingt anwenden, wie Geithain, Tannoy, KEF, Genelec und viele andere Hersteller zeigen. Die Bestückung der IN-5-Koaxialeinheit ist identisch mit der des IN-8. So etwas ist üblich, denn die Bestandteile müssen damit nicht erneut entwickelt und hergestellt werden. Der 1“-Hochtöner ist eine Gewebekalotte, der 4“-Radial-Mitteltöner aus Papier ist im Gegensatz zu dem des IN-8 beim IN-5 aber nicht „poly coated“. Die Trennung der Einheit zum LF-Speaker erfolgt mit 280 Hz aber etwas tiefer als beim IN-8 (330). Und sogar die HF-MF-Trennung ist mit 2,8 kHz geringfügig geringer (IN-8: 3 kHz). Betrieben werden die drei Lautsprecher von der Weiche nachgeschalteten Class-D-Amps mit insgesamt 160 Watt Leistung. Üppige 115 dB SPL gibt Kali als maximalen Schalldruckpegel der IN-5 an.

Fotostrecke: 3 Bilder Mittel-Hochton-Treibereinheit

IN-5-Filterfunktionen wie bei IN-8

Dem grafischen Frequenzgang lässt sich entnehmen, dass die Kali IN-5 bei 50 Hz den Pegel generiert, den sie bis über 20 kHz recht eben beibehält. Um hier Veränderungen vorzunehmen, stellt Kali der IN-5 einige Filterfunktionen zur Seite. Die richten sich im Wesentlichen nach der Aufstellart, was grafisch schön eindeutig und einsteigerfreundlich umgesetzt ist. Zudem sind zwei Shelving-Filter für die Höhen und Tiefen über die DIP-Schalter auf der Rückseite einstellbar. Die Anschlüsse sind durchweg analog: RCA („Cinch“), TRS („symmetrische Klinke“) und XLR stehen zur Verfügung. Funktionell ist die Kali Audio IN-5 also mit der größeren Koax-Box identisch.

Fotostrecke: 3 Bilder Rückplatte der IN-5

Zehn Kilogramm

Ein einzelner IN-5 wiegt gut zehn Kilogramm und misst 38 Zentimeter in der Höhe, ist 20,5 Zentimeter breit und 29 tief. Das Bassreflexgehäuse besteht aus MDF und ist recht mit einer recht einfach wirkenden Beschichtung überzogen. Die komplette Front ist aus Plastik, Reflexöffnung und das Waveguide ist dort beinhaltet. Kali ist zwar eine US-amerikanische Firma, die Produkte werden jedoch in China gebaut.

Praxis

Material und Verarbeitung: okay

Wie schon bei Kali LP-6, LP-8, IN-8 und dem Sub WS-12 ist nachvollziehbar, dass die bei einem derart geringen Preis auch die Kali Audio IN-5 keine allerbesten Gehäusematerialien verwendet und die Umsetzung recht einfach ist. Die Membranen und die Sicken wirken jedoch durchaus ordentlich. Gespart wurde auch auf der Rückseite, wo die kleinen DIP-Switches die Regelungen übernehmen müssen – schlimm ist das aber überhaupt nicht, denn im Regelfall wird am Anfang etwas mit Einstellungen und Positionen von Speakern experimentiert und dann werden mit diesem Zustand Hörerfahrungen gesammelt, um gut beurteilen zu können.

Der geringe Preis wird auch über ein einfach konstruiertes Gehäuse erreicht. Das erscheint sinnvoll.
Der geringe Preis wird auch über ein einfach konstruiertes Gehäuse erreicht. Das erscheint sinnvoll.

Leise und laut

Die Amps in den beiden IN-5 arbeiten schön rauscharm, aber dennoch zeigen die Kali, dass sie ganz schön laut sein können, wobei erst bei wirklich hohen Pegeln ein Breakup spürbar wird, das sich erst in indifferent werdendem Bass und dann in Kratzen der Höhen äußert. Dass das Rauschen der IN-5 geringer ist als bei der etwas älteren IN-8, ist auch eine wichtige Voraussetzung für das, was ich im nächsten Absatz anführen will.

Bühnendarstellung eine der Stärken

Ich dachte mich verlesen zu haben, dass Kali als minimale Abhörposition 20 Zentimeter angibt. Doch tatsächlich: Durch das Koaxialsystem kann man den Speakern wirklich recht nah sein, wenngleich es schon ein halber Meter sein sollte, da die Schallfronten eine recht große Ausdehnung besitzen. Bei einem knappen Meter ist die Ortungsschärfe schon perfekt – einer der wesentlichen Vorteile eines MF-/HF-Koaxsystems. Und dennoch kann man sich weit bewegen, ohne starke Klangfärbungen zu bekommen. Das Waveguide macht offensichtlich einen guten Job. Und insgesamt ist wie zu erwarten die Bühnendarstellung eine der großen Stärken der Box. Das gilt nicht nur für die Links-Rechts-Ortung, sondern durchaus auch für die Tiefe.

Klangeigenschaften nach Spektrum

Die Höhenwiedergabe entspricht in weiten Teilen der der größeren Ausgabe (Kunststück…). Auch die Kali IN-5 spielen auffallend schnell und transparent, sind präzise, aber nicht schneidend. Die vorsichtige Rücknahme des Schärfebereichs steht auch den IN-5 gut zu Gesicht, ist aber nicht so stark HiFi-geprägt, dass man beim Mischen mit den S-Lauten und anderen Vorkommnissen zu stark aufzutragen geneigt ist. Einen Übergang zwischen HF und MF kann ich klanglich nicht vernehmen. Es bleibt also festzuhalten: Das wichtigste Kaufkriterium für eine Box der Kali IN-Serie, das Koaxsystem, ist dem Unternehmen auch bei der IN-5 gut gelungen.

"Obenrum" machen die Speaker eine gute Figur.
“Obenrum” machen die Speaker eine gute Figur.

Während der Mittenbereich ab der oberen Hälfte erstaunlich hochwertig wiedergegeben wird, präzise Schlüsse über das Material zulässt und bei der so wichtigen Stimmen-Instrumenten-Balance hilft, bin ich von Tiefmitten bis Oberbass nicht ganz so begeistert. Besonders ab mittleren Pegeln neigt die Kali IN-5 dazu, etwas „boxy“ zu werden, klingt eng und bildet damit einen Kontrast zum so wundervoll offenen Hochmitten- und Hochtonbereich. Arbeitet man mit wirklich hohen Pegeln, beginnt der Lautsprecher dazu zu neigen, in den unteren Mitten resonierend-dröhnig zu klingen und sich zu „verschlucken“: Linearität, Detailauflösung und Timing werden dann schlechter. Dieses Frequenzband beherrscht die IN-8 deutlich besser!

Im Tiefbass zeigt sich das etwas kleinere Volumen der Box, welches es im Zusammenspiel mit dem kleineren Treiber, der immerhin nur 40% der Membranfläche des 8“-Treibers besitzt, deutlich schwerer hat, einen satten und trockenen Bass zu generieren. Das gilt besonders bei hohen Pegeln. Natürlich haben die Kali-Ingenieure die untere Grenzfrequenz etwas heraufsetzen müssen, doch ist es mit ihr weniger gut möglich, Tonhöhen im Frequenzkeller genau zu erkennen, Timing-Eigenschaften zu bestimmen und Details zu analysieren. Sie sind noch ein wenig weicher und wattiger als die IN-8. Das klingt schön warm und wohlig, zur besseren Beurteilung paart man die IN-5 vielleicht lieber mit dem Subwoofer WS-12.

Tieftöner der IN-5
Tieftöner der IN-5

Fazit

Wer besonders auf hervorragende Bühnendarstellung Wert legt, aber ein begrenztes Budget besitzt, der wird nicht viele Alternativen zur Kali Audio IN-5 finden. Außer vielleicht die IN-8, welche nicht nur kaum mehr kosten, sondern auch einen etwas konkreteren Bass- und problemärmeren Tiefmittenbereich liefern. Es ist also umgekehrt wie bei LP-6 und LP-8, bei denen die kleinere Box etwas besser ist: Hier scheint es mir umgekehrt. Für die IN-5 im Vergleich zur größeren spricht allerdings auch, dass sie rauschärmer arbeitet, sehr nah am Ohr stehen kann, etwas kleiner ist und auch ein Stückchen preiswerter.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • 3-Wege-Box für wenig Geld
  • gutes Stereobild
  • gute Grobdynamik
  • drei analoge Anschluss-Möglichkeiten (Cinch, Klinke und XLR)
  • DSP-Features zur Aufstellungs-Optimierung
Contra
  • Tiefmitten fallen gegenüber Hochtonbereich qualitativ ab
Artikelbild
Kali Audio IN-5 Test
Für 322,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • aktiver Nahfeldmonitor
  • Class-D-Verstärker, tri-amped, 1 x 80 Watt, 2 x 40 Watt
  • Gesamtleistung: 160 Watt
  • Basstreiber: 5 Zoll
  • Mitten-/Hochtöner: koaxial, 4 Zoll und 1 Zoll
  • Bassreflex-Öffnung vorderseitig
  • Frequenzgang: 47 Hz – 21 kHz (+/- 3 dB) / 39 Hz – 25 kHz (+/- 10 dB)
  • Übergangsfrequenz Bass zu Mitten: 280 Hz
  • Übergangsfrequenz Mitten zu Höhen: 2800 Hz
  • max. SPL (peak @ 1 m): 115 dB
  • unsymmetrischer Eingang: Cinch (RCA) -10 dBV
  • symmetrische Eingänge: Klinke & XLR jeweils +4 dBu
  • HF Trim: -2 dB, +/- 0 dB, +2 dB
  • LF Trim: -2 dB, +/- 0 dB, +2 dB
  • 8 Boundary EQ Settings
  • 44,1 x 25,4 x 28,5 cm (H x B x T)
  • Gewicht: 10,4 kg
  • Preis: € 349,– (Straßenpreis am 29.3.2021)
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